Die Bezeichnung Synaxarion (griech. Συναξάριον, lat. auch Synaxarium) begegnet in unterschiedlichen Bedeutungen:
1. Ein Synaxarion ist ein liturgisches Buch, das vor allem in den byzantinischen Ostkirchen Verwendung findet. Es verzeichnet die gottesdienstlichen Feiern im Verlauf des Kirchenjahres. Neben kalendarisch-heortologischen Notizen (Heortologie ist die Lehre von kirchlichen Feiertagen) beinhaltet es Angaben zu den Perikopen, zur Gottesdienstordnung und Kurzviten der Heiligen, deren Feiern begangen werden sollen. Damit entspricht es in etwa dem Martyrologium der römisch-katholischen Kirche.
Stärker um Rubriken erweiterte Synaxaria sind auch unter den Namen Typikon und Synaxarion-Typikon („Sinassario con rubriche liturgiche“) bekannt.
Vermutlich auf Kaiser Konstantin VII. (905–959) geht ein Synaxarion für die Kirche von Konstantinopel zurück[1]. Eine historische Rezension des Buches, den Codex Sirmondianus (heute Berlin, Staatsbibliothek gr. 219 [olim Phillipps 1622]), gab mit Zusatzmaterialien (synaxaria selecta) der Bollandist Hippolyte Delehaye heraus[2]. Eine andere Rezension ging in das griechische Menäon (das orthodoxe liturgische Monatsbuch) ein. Sie wurde etwa Mitte des 12. Jahrhunderts wohl in Konstantinopel von russischen und bulgarischen Geistlichen ins Altkirchenslawische übersetzt und mit den Viten slawischer Heiliger ergänzt. Diese slawische Version ist unter der Bezeichnung Prolog[3] bekannt.
Seit spätbyzantinischer Zeit hat sich das Synaxarion („Typikon“) des Klosters Mar Saba mit regionalen Adaptationen in der ganzen byzantinischen Orthodoxie durchgesetzt.
2. Als Synaxarion kann auch der Einzeltext bezeichnet werden, der am jeweiligen Fest- oder Gedenktag im Morgengottesdienst („Orthros“) aus dem Buch (oder den Menäen) vorgetragen wird.
3. In den Handschriften begegnet Synaxarion auch als ein Name von liturgischen Perikopenlisten, zum Teil in derselben Bedeutung wie Menologion. In der neutestamentlichen Textforschung werden speziell die Listen mit Angaben zu Begehungen im „beweglichen“ Kirchenjahr als Synaxarien bezeichnet, in der Liturgiewissenschaft zur Unterscheidung von den gleichnamigen hagiographischen Sammlungen synaxaria minora („kleine Synaxarien“) genannt. Verzeichnisse von Feiern an festen Kalenderdaten heißen dann Menologien oder menologia minora („kleine Menologien“).
Literatur
Bearbeiten- Jacques Noret: Ménologes, Synaxaires, Ménées. Essai de clarification d’une terminologie. In: Analecta Bollandiana 86 (1968) 21–24 (grundlegend).
- Peter Plank: Synaxarion. In: Lexikon für Theologie und Kirche. Band 9: San bis Thomas. 3., völlig neu bearbeitete Auflage. Herder, Freiburg (Breisgau) 2000, ISBN 3-451-22009-1, S. 1174.
- Andrea Luzzi: Studi sul Sinassario di Costantinopoli. Roma 1995.
- Andrea Luzzi: Status quaestionis sui Sinassari italogreci. In: André Jacob, Jean-Marie Martin, Ghislaine Noyé (Hrsg.): Histoire et culture dans l’Italie byzantine. Acquis et nouvelles recherches (= Collection de l’Ecole Française de Rome. Bd. 363). École Française de Rome, Rom 2006, ISBN 2-7283-0741-5, S. 155–175.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Bernard Flusin: L’empereur hagiographe. Remarques sur le rôle des premiers empereurs macédoniens dans le culte des saints. In: L’empereur hagiographe. Culte des saints et monarchie byzantine et post-byzantine. Actes des colloques internationaux „L’empereur hagiographe“ (13-14 mars 2000) et „Reliques et miracles“ (1-2 novembre 2000) tenus au New Europe College. Textes réunis et presentés par Petre Guran. Bucarest: Colegiul Noua Europa 2001, 29–54.
- ↑ H. Delehaye: Synaxarium Ecclesiae Constantinopolitanae e codice Simondiano (Propyleum ad Acta Sanctorum Novembris) (Brüssel 1902).
- ↑ russ. Prolog (Buch)