Tây Kinh

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Tây Đô (chữ Hán: 西都), später Tây Kinh (西京), war während der Hồ- und Lê-Dynastie die „westliche Hauptstadt“ Vietnams in der Provinz Thanh Hóa.

Thăng Long (Hanoi), zuvor und später einzige Hauptstadt, war während dieser Zeit als „östliche Hauptstadt“ (Đông Đô 東都 bzw. Đông Kinh 東京) bekannt. Dabei bedeuten Tây (西) und Đông (東) „Westen“ bzw. „Osten“, während sowohl Đô (都) als auch Kinh (京) als „Hauptstadt“ gelesen werden können.

Bei der „westlichen Hauptstadt“ handelte es um drei (bzw. vier) unterschiedliche Orte, die zu verschiedenen Zeiten als Herrschaftssitz fungierten. Alle Orte waren primär leicht zu verteidigende Militärstützpunkte ohne größere Bevölkerung und lagen – nicht weit voneinander entfernt – im Landesinneren von Thanh Hóa, am Übergang von der Ebene ins Trường-Sơn-Gebirge. Die Begriffe Tây Đô und Tây Kinh wurden daher auch als Bezeichnung für die ganze Region verwendet.[1]

Zitadelle der Hồ-Dynastie

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Tor der Zitadelle der Hồ-Dynastie

Die erste „westliche Hauptstadt“, die Zitadelle Tây Đô, wurde 1397 im Auftrag von Hồ Quý Ly, dem faktischen Machthaber in der Endphase der Trần-Dynastie, innerhalb weniger Monate am Oberlauf des Mã-Flusses errichtet.

Thăng Long (Hanoi) war in den Jahrzehnten zuvor dreimal von den Cham unter Chế Bồng Nga erobert und geplündert worden und galt daher als nicht mehr verteidigbar. Der Hauptgrund für die Verlagerung dürfte aber gewesen sein, dass Hồ Quý Ly selbst aus der Provinz Thanh Hóa stammte und sich dort wesentlich sicherer fühlte als in der Ebene des Roten Flusses, wo er von einer feindseligen Bevölkerung und politischen Rivalen umgeben war. Im Jahr 1400 usurpierte er schließlich den Thron und begründete so die kurzlebige Hồ-Dynastie, was ihn in Konflikt mit Ming-China (als Suzerän der bisherigen Trần-Monarchie) brachte. Bereits ein Jahr später danke er zugunsten seines Sohnes ab, blieb aber weiterhin der faktische Regent. Die vorgesehene militärische Bedeutung erlangte die Zitadelle jedoch nie – während der chinesischen Invasion wurde sie 1407 ohne nennenswerte Kampfhandlungen eingenommen und mit Ausnahme der steinernen Tore zerstört.[2]

Die Überreste der Zitadelle (Lage) befinden sich im Gemeindegebiet von Vĩnh Tiến im Bezirk Vĩnh Lộc und zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Lam Sơn / Lam Kinh

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Tempelgelände Lam Kinh

Im Jahr 1418 startete Lê Lợi, ein Landbesitzer aus der niederen Aristokratie Thanh Hóas, eine Rebellion gegen die Ming-Fremdherrschaft, die nach seinem Heimatort Lam Sơn (gelegen am Mã-Nebenfluss Chu) als Lam-Sơn-Aufstand bekannt wurde. Während des Krieges diente Lam Sơn als Basis der Rebellen und stellte somit eine Art Hauptstadt des unabhängigen Vietnams dar. Lê Lợi kämpfte zunächst im Namen der gestürzten Trần-Dynastie, bestieg aber schließlich 1428 als erster Kaiser der Lê-Dynastie selbst den Thron.

Im Jahr 1430 verkündete er die Umbenennung von Lam Sơn in Lam Kinh und erklärte den Ort zur westlichen Hauptstadt (Tây Kinh). Lam Kinh diente allerdings nicht als Verwaltungszentrum oder Regierungssitz, sondern hauptsächlich als Ahnentempel und Mausoleum der Lê-Dynastie. Der historische Ort – nun eine weitläufige bewaldete Tempelanlage mit den Gräbern der Lê-Monarchen – liegt auf dem Gebiet von Xuân Lam, das inzwischen in der modernen Gemeinde Lam Sơn aufgegangen ist, im Bezirk Thọ Xuân (Lage).[3][4]

Vạn Lại und An Trường

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Nach der Usurpation des Kaiserthrons durch die Mạc-Familie im Jahr 1527 flohen die verbliebenen Anhänger der Lê-Dynastie, angeführt von Nguyễn Kim, von Thanh Hóa über die Berge ins laotische Sam Neua. Dort proklamierten sie 1533 einen Lê-Prinzen zum Gegenkaiser, was als Beginn des Lê-Mạc-Krieges gilt.

Nach der Rückeroberung der Provinz Thanh Hóa wählte Nguyễn Kims Nachfolger Trịnh Kiểm 1546 das Dorf Vạn Lại – nur wenige Kilometer von Lam Kinh entfernt – als Ort für seinen Regierungssitz und ließ dort einen Palast für den machtlosen Lê-Gegenkaiser errichten. Im Jahr 1553 verlegte man den Palast ins Nachbardorf An Trường (auch bekannt als Yên Trường), so dass die Doppelresidenz Vạn Lại-An Trường entstand. 1573 kehrte der Lê-Monarch jedoch nach einem Mạc-Angriff wieder nach Vạn Lại zurück. Der Ort besaß – zumindest in rudimentärer Form – sämtliche repräsentativen Gebäude einer kaiserlichen Residenz, so etwa einen Himmelstempel und ein Examensgelände für die konfuzianischen Beamtenprüfungen (die hier sieben Mal abgehalten wurden).

Nach der Rückeroberung der „östlichen Hauptstadt“ Đông Kinh (Hanoi) kehrten die Trinh-Regierung und der Lê-Monarch 1593 dorthin zurück. Vạn Lại-An Trường spielte daraufhin keine Rolle mehr. Ende des 18. Jahrhunderts wurde die einstige Hauptstadt schließlich von Tây-Sơn-Truppen ausgeplündert und völlig zerstört. Heute sind im Gebiet der Gemeinden Thuận Minh und Thọ Lập (beide im Bezirk Thọ Xuân) neben einigen Bruchstücken nur noch je zwei steinerne Elefanten und Pferde erhalten (Lage).[5][6][7]

Einzelnachweise

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  1. Pierre Huard, Maurice M. Durand: Viet Nam, Civilization and Culture (englische Übersetzung von Connaissance du Viêt-Nam). École française d'Extrême-Orient, Imprimerie nationale, Paris/Hanoi 1990, S. 47 („In a larger manner Tây Đô designated Thanh Hoá, and in a restricted manner, the ancient Hồ citadel situated in this province. But the emperor who took refuge at Thanh Hoá resided either at Lam Sơn, at An Trường or at Vạn Lại, localities that then became provisional capitals“).
  2. Keith W. Taylor: A History of the Vietnamese. Cambridge University Press, Cambridge 2013, S. 157–174.
  3. Hoàng Thị Vân: The Lam Kinh historical complex, Thanh Hoa Provincial Museum, 29. Januar 2016.
  4. Trinh Bo: Lam Kinh, a historical destination. Vietnam Pictorial, Vietnam News Agency, 20. Oktober 2021.
  5. Xuân Ba: Vạn Lại & Cao Bằng, kinh đô thời loạn („Vạn Lại & Cao Bằng, die Hauptstädte während der Kriegszeit“). Zeitung Tiền Phong, 18. Februar 2010.
  6. Mạnh Cường: Khảo sát khu di tích Kinh đô Vạn Lại - Yên Trường („Besichtigung der Reliktstätte der kaiserlichen Hauptstadt Vạn Lại-Yên Trường“). Thanh-Hóa-Zeitung, 18. Januar 2021.
  7. Dấu tích còn lại của Vạn Lại - Yên Trường („Verbleibende Überreste von Vạn Lại-Yên Trường“, mit Bildern). Bezirk Thọ Xuân, 8. April 2021.