Tadschikische Sprache

moderne Varietät des Persischen
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Die tadschikische Sprache oder Tadschikisch (kyrillisch: тоҷикӣ, persisch تاجیکی, DMG tāǧīkī [tɔːdʒɪːˈkiː] und форсӣи тоҷикӣ فارسى تاجيكى, DMG fārsī-yi tāǧīkī, ‚tadschikisches Persisch‘) ist eine in Zentralasien gesprochene moderne Varietät (oder ein Ethnolekt) des Persischen. Tadschikisch hat aufgrund politischer Grenzen und nach der Umstellung vom persischen auf das kyrillische Alphabet, hinsichtlich der in Iran und Afghanistan gesprochenen persischen Varietäten einen gesonderten Entwicklungsverlauf genommen, bleibt jedoch auch in den genannten Ländern als gesprochene Sprache weiterhin verständlich.

Tadschikisch

Gesprochen in

Tadschikistan, Usbekistan, Xinjiang[1]
Sprecher ca. 8 Millionen (2012)[2]
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache in Tadschikistan
Sprachcodes
ISO 639-1

tg

ISO 639-2

tgk

ISO 639-3

tgk

Tadschikische Sprache (Lila)
Verbreitungsgebiet der persischen Sprache

Klassifikation

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Das Tadschikische gehört zur persischen Sprache, dem am weitesten verbreiteten Mitglied des iranischen Zweiges der indoiranischen Sprachen, einer Unterfamilie der indogermanischen Sprachen.[3] Der ISO-639-Code für Tadschikisch ist tg (ISO 639-2: tgk), der SIL-Code ist PET.

Die Klassifikation laut Ethnologue ist:

Sprecherzahl und Verbreitung

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Mangels exakter Bevölkerungsstatistiken existieren nur ungenaue Schätzungen über die Anzahl tadschikischer Muttersprachler. In Usbekistan wird die Zahl der Tadschikisch sprechenden Bevölkerung beispielsweise deutlich höher geschätzt als die offiziellen Zahlen der usbekischen Regierung angeben. In Tadschikistan sprechen knapp 3,2 Millionen (1991) Menschen diese Sprache, in Usbekistan rund 933.000. In Kirgisistan bekennen sich über 33.000 und in Kasachstan über 25.000 Menschen zur tadschikischen Sprache. In China leben in den westlichen Grenzgebieten noch rund 26.000 Tadschiken.

Tadschikisch zerfällt in zahlreiche Dialekte,[4] die laut der russischen Iranistin Wera Rastorgujewa vier Gruppen bilden.[5][6] Seit den 1920er Jahren hat sich das Tadschikische immer weiter vom Persischen des Iran entfernt. Die moderne tadschikische Schriftsprache unterscheidet sich vor allem durch die umfangreichen lexikalischen Übernahmen aus dem Russischen von der Schriftsprache des Irans oder jener Afghanistans, dem so genannten Dari. Auch Lautung und Sprechrhythmus sowie Teile der Grammatik differieren. Das Tadschikische ist seit alters auch von den benachbarten Turksprachen (Usbekischen und Turkmenisch) beeinflusst worden.

Grammatikalische Unterschiede zum iranischen Persisch sind vor allem eine anders gebildete Verlaufsform und der aus dem Usbekischen übernommene Fragepartikel -mi bei Ja-Nein-Fragen. Wie die benachbarten Turksprachen, und anders als das iranische Persisch, verwendet es in großem Umfang Partizipien statt Nebensätzen.

Hinsichtlich der gegenwärtigen Sprachsituation des Persischen muss vor allem zwischen der tadschikischen Standardsprache in Tadschikistan, Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan einerseits und den in Afghanistan und dem Iran üblichen Sprachformen andererseits unterschieden werden. Die Sprachbezeichnung Tadschikisch ist nur für die erstgenannte allgemein üblich, während in Afghanistan die größte persischsprachige Volksgruppe zwar als Tadschiken, ihre Sprache jedoch als Persisch oder Dari bezeichnet wird.

Alphabete

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Die in Tadschikistan sowie in Usbekistan, Kirgisistan und Kasachstan verbreitete tadschikische Standardsprache verwendet im Gegensatz zur persischen Sprache Irans und Afghanistans nicht das arabo-persische, sondern das kyrillische Alphabet.

Bis in die 1920er Jahre wurde das Persische auch in den Ländern des Russischen Reiches beziehungsweise der Sowjetunion mit dem persischen Alphabet geschrieben. Die in der Region verwendete Sprachform unterschied sich lediglich in einzelnen Punkten des Wortschatzes, der Syntax und der Aussprache der in der arabischen Schrift ohnehin nicht vollständig wiedergegebenen Vokale von der in den anderen persischsprachigen Ländern verwendeten Schriftsprache.

Im Rahmen der allgemeinen Umstellung der Schriften der zentralasiatischen Turksprachen in der Sowjetunion wurde zur Jahreswende 1928/29 auch für die nichttürkische tadschikische Sprache das lateinisch-basierte Einheitliche Alphabet eingeführt, das schließlich im Winter 1939/40 durch ein modifiziertes kyrillisches Alphabet ersetzt wurde. Die Umstellung hatte einerseits zum Ziel, durch die Einführung einer einfacheren, der Sprache angepassten Schrift den Analphabetismus zu bekämpfen, andererseits zielte die Reform darauf ab, die engen Bindungen der zentralasiatischen Völker zur persischen und arabischen Kultur und besonders zum Islam durch die Abschaffung der „Schrift des Koran“ zu lösen.[7]

Im Zuge des wachsenden tadschikischen Nationalismus wurde schon vor der Unabhängigkeit von der Sowjetunion 1989 ein Gesetz verabschiedet, das Tadschikisch zur Staatssprache erklärte und dazu aufrief, das kyrillische Alphabet wieder durch die arabische Schrift zu ersetzen. Die angestrebte Rückkehr zur arabischen Schrift konnte sich jedoch nicht durchsetzen, lediglich eine kleine Minderheit in Tadschikistan beherrscht heute neben dem kyrillischen auch das arabische Alphabet.[8]

Durch eine Rechtschreibreform wurden 1998 die vier Buchstaben Ц ц, Щ щ, Ы ы und Ь ь abgeschafft. Die ersten drei kamen nur in Lehnwörtern aus dem Russischen vor, der letztgenannte auch in redundanter Position in einheimischen Wörtern.

Tadschikische
Kyrilliza
Deutsche
Transkription
IPA
А a A a a
Б б B b b
В в W w v
Г г G g g
Д д D d d
Е е E e / Je je  1 e, je
Ё ё Jo jo
Ж ж Sch sch ʒ
З з S s z
И и I i i
Й й I i / J j  2 j
К к K k k
Л л L l l
М м M m m
Н н N n n
О о O o ɒ
П п P p p
Р р R r r
С с S s (ss)  3 s
Т т T t t
У у U u u
Ф ф F f f
Х х Ch ch x
Ц ц  4 Z z ʦ
Ч ч Tsch tsch ʧ
Ш ш Sch sch ʃ
Щ щ  4 Schtsch schtsch ʃ
Ъ ъ - ʔ / -  5
Ы ы  4 Y y i
Ь ь  6 - -
Э э  7 E e e
Ю ю Ju ju ju
Я я Ja ja ja
Ғ ғ Gh gh ɣ
Ӣ ӣ Ij ij i  8
Қ қ Q q q
Ӯ ӯ U u o, ɵ
Ҳ ҳ H h h
Ҷ ҷ Dsch dsch
1 
Am Wortanfang und nach Vokal Je je, nach Konsonant e.
2 
Am Wortende und vor folgendem Konsonanten I i, vor folgendem Vokal J j.
3 
Zwischen Vokalen ss, sonst S s.
4 
Diese Buchstaben kamen nur in Lehnwörtern aus dem Russischen vor. Durch die Rechtschreibreform von 1998 wurden sie abgeschafft.
5 
In Wörtern arabischer Herkunft nach Konsonant [ʔ], nach Vokal bewirkt es eine Dehnung des vorangehenden Vokals. In Wörtern russischer Herkunft nicht gesprochen.
6 
Zu sowjetischer Zeit wurde zwischen Konsonant und einem folgenden Ё ё, Ю ю, Я я in einheimischen Wörtern immer ь geschrieben. Außerdem kam es in Lehnwörtern aus dem Russischen vor. Durch die Rechtschreibreform von 1998 wurde es ersatzlos abgeschafft.
7 
Nur am Wortanfang und nach Vokalen, in anderen Stellungen wird Е е geschrieben.
8 
Wird nur am Wortende für betontes auslautendes [i] verwendet, um es von unbetontem zu unterscheiden.

Literatur

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  • Azim Baizoyev, John Hayward: A beginner’s guide to Tajiki. 1. Auflage. RoutledgeCurzon, London/New York, N. Y. 2004, ISBN 0-415-31597-2 (Scan – Internet Archive).
  • Raymond G. Gordon, Jr. (Hrsg.): Ethnologue. Languages of the World. 15. Auflage. SIL International, Dallas, Tex. 2005: Tajiki. In: Ethnologue.com. Archiviert vom Original am 9. März 2013; (englisch).
  • Vera Rastorgueva: A short sketch of tajik grammar (= International journal of American linguistics. Vol. 29, No. 4, Part 2). Hrsg. und aus dem Russischen übersetzt von Herbert H. Paper. Indiana University, Bloomington, Ind.; Mouton & Co., The Hague 1963, OCLC 1833840 (110 S.).
  • Lutz Rzehak: Tadschikische Studiengrammatik. Reichert, Wiesbaden 1999, ISBN 3-89500-107-4 (113 S.).
  • Lutz Rzehak: Vom Persischen zum Tadschikischen. Sprachliches Handeln und Sprachplanung in Transoxanien zwischen Tradition, Moderne und Sowjetmacht (1900–1956) (= Iran – Turan. Band 2). Reichert, Wiesbaden 2001, ISBN 3-89500-250-X.
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Wiktionary: Tadschikisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. I. Steblin Kamensky, J. Bečka: Tād̲j̲īkī. In: Encyclopaedia of Islam. 2. Auflage. Hrsg. von P. Bearman, Th. Bianquis, C. E. Bosworth, E. van Donzel, W. P. Heinrichs, doi:10.1163/1573-3912_islam_COM_1143 (Abruf eingeschränkt).
  2. Tajiki. In: Ethnologue.com. Archiviert vom Original am 9. März 2013; abgerufen am 31. März 2017 (englisch).
  3. Tadschikisch. (Memento des Originals vom 5. Februar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.sprachvermittler.com sprachvermittler.com, abgerufen am 1. Juli 2021.
  4. Z. B. Habib Borjian: KULĀBI DIALECT. In: Encyclopædia Iranica. online edition, 11. September 2014, abgerufen am 1. Juli 2021.
  5. Vera Sergeevna Rastorgueva: Mid Asia Farsi Language Grammar. Übersetzung von Walī-Allāh Šādān (V. Shadan). Iranian Culture Foundation Publishing, 1968, S. 56 (Originaltitel: Dastūr-i zabān-i fārsī-i miyāna, OCLC 165334641, OCLC 315263871; Srednepersidskij jazyk. Грамматика среднеазиатского фарси. In: VIAF).
  6. Abdolazim Hakimi (Ph.D): Comparative Phonetic Study of Frequently Used Words in Iranian Farsi versus Tajik Farsi. In: Journal of American Science. 2012, Vol. 8, Issue 4, ISSN 1545-1003, S. 6–16, doi:10.7537/marsjas080412.02.
  7. Mark Dickens: Soviet Language Policy in Central Asia. In: oxuscom.com. Mark Dickens, 1988, archiviert vom Original am 11. September 2019; abgerufen am 1. Juli 2021 (englisch): „Please note that this paper was originally written in the late eighties, before the breakup of the USSR, so it reflects the pre-independence situation in Central Asia.“
  8. Länderinformationen zu Tadschikistan in der Library of Congress, abgerufen am 1. Juli 2021.