Michelle (Sängerin)

deutsche Schlagersängerin
(Weitergeleitet von Tanja Gisela Hewer)

Michelle (* 15. Februar 1972 in Villingen-Schwenningen, bürgerlich Tanja Gisela Hewer) ist eine deutsche Schlagersängerin. Der Durchbruch gelang ihr 1993 mit dem Titel Und heut’ Nacht will ich tanzen. 2001 nahm sie mit Wer Liebe lebt am Eurovision Song Contest teil.

Michelle, 2009
Unterschrift Michelle (Autogramm) deutsche Schlagersängerin
Unterschrift Michelle (Autogramm) deutsche Schlagersängerin

In ihrer rund 30 Jahre andauernden Karriere verkaufte sie 4,5 Millionen Tonträger.[1] Ihre erfolgreichste Veröffentlichung ist die Single Idiot mit über 600.000 verkauften Einheiten, diese zählt in Deutschland zu den meistverkauften Schlagern des Landes. Darüber hinaus zählt ihre Single Nicht verdient, die sie zusammen mit Matthias Reim herausbrachte, zu den meistverkauften Schlagern der 2010er-Jahre.

Leben und Karriere

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Herkunft und Anfänge

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Michelle wuchs in Blumberg mit einem Bruder und einer Schwester auf. Als Neunjährige kam sie zu einer Pflegefamilie. Mit 14 sang sie in einer lokalen Band. Über den Kontakt zu einem Toningenieur kam sie zum Südwestfunk, wo sie ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte. Dort wurde sie von der Schlagersängerin Kristina Bach entdeckt. Der Komponist Jean Frankfurter schrieb und produzierte für Michelle 1993 die erste Single Und heut’ Nacht will ich tanzen. Die Single wurde ein Erfolg in den Schlagerparaden und brachte Michelle in die ZDF-Hitparade.[2] Danach folgten weitere Schallplattenaufnahmen und Auftritte bei Rundfunk und Fernsehen.

1994–2004: Durchbruch und Rückzug

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1994 bewarb sich Michelle mit Silbermond und Sternenfeuer bei den Deutschen Schlager-Festspielen und erreichte den zweiten Platz („Silberne Muse“). Bei der Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 1997 kam sie mit dem Titel Im Auge des Orkans auf den dritten Platz. Wenige Tage später stand sie bei den Deutschen Schlager-Festspielen 1997 wieder auf der Bühne und gewann mit ihrem Titel Wie Flammen im Wind die „Goldene Muse“. Im November 1999 brachte Michelle ihr Weihnachtsalbum Denk’ ich an Weihnacht’ heraus, in der sie bekannte deutschsprachige Weihnachtslieder wie Stille Nacht, heilige Nacht, Leise rieselt der Schnee und Süßer die Glocken nie klingen neu interpretierte.[3]

Im März 2001 gewann Michelle die deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest mit Wer Liebe lebt und vertrat Deutschland im Mai 2001 in Kopenhagen, wo sie den achten Platz belegte. Im April 2003 erlitt sie unmittelbar vor einem Konzertauftritt einen leichten Schlaganfall, von dem sie sich aber vollkommen erholte.[4] Sie litt einige Zeit unter schweren Depressionen und unternahm nach eigenen Angaben einen Suizidversuch. Am 25. Mai 2004 wurde Michelle von ihrem Kindermädchen ohnmächtig in der Wohnung aufgefunden. Die damals 32-Jährige wurde – so ihr Manager Jürgen Evers – sofort in eine Kölner Klinik gebracht, wo sie zur Sicherheit ins Koma versetzt wurde. Grund für den Zusammenbruch sei eine völlige Dehydrierung gewesen.[5] Deswegen zog sie sich vorübergehend aus dem Schlagergeschäft zurück und eröffnete einen inzwischen wieder geschlossenen Hundefrisör-Salon.

2005–2015: Comeback und erneuter Rückzug

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Michelle, 2011
 
Michelle, 2016

Im Frühjahr 2005 erschien das Album Leben, das binnen weniger Wochen vergoldet wurde. 2006 veröffentlichte sie als Tanja Thomas Coverversionen von Disco-Hits der 1970er Jahre. Ihr Album Glas konnte sich sechs Wochen in den deutschen Charts halten und erreichte den zwölften Platz. Im April zierte sie das Cover des deutschen Playboy, im Oktober trat sie mit dem Eiskunstläufer Jan Luggenhölscher bei der deutschen Version von Dancing on Ice auf. Von den Lesern der Männerzeitschrift Maxim wurde sie zur Woman of the Year 2006 gewählt und stand für die Februar-Ausgabe 2007 für erotische Fotos vor der Kamera.[6][7]

Im Januar 2007 erlitt sie während eines Konzertes in Erfurt einen Schwächeanfall. Die Tour wurde daraufhin abgesagt.[8] Im März desselben Jahres verkündete sie auf einer Pressekonferenz, dass das „Projekt Michelle“ beendet sei. Im August 2008 meldete sie Privatinsolvenz an.

Nach dem Rückzug ins Private veröffentlichte Michelle 2009 ein neues Studioalbum[9] und trat einen Tag später in der ARD-Show Das Herbstfest der Volksmusik auf.[10] Ende 2010 folgte das Album Der beste Moment. Im Sommer 2011 sowie im Frühjahr 2012 war sie Mitglied der dreiköpfigen Jury der RTL-2-Show My Name Is.[11] Im März 2012 folgte das Album L’amour.

2014 veröffentlichte sie das Album Die Ultimative Best of, ein Mix aus alten und neuen Songs. Mit dem Album belegte sie Platz 7 der deutschen, Platz 44 der Schweizer und Platz 2 der österreichischen Charts. Es wurde in Österreich mit Platin für über 15.000 Einheiten ausgezeichnet. Sie ging von Februar bis April 2015 in Deutschland und Österreich auf Solotournee.[12] Im Oktober 2015 erschienen das Live-Album und die DVD zur Tournee. Das Album erreichte Platz 18 der deutschen Charts, Platz 9 in Österreich und Platz 54 in der Schweiz.

2016–2021: Deutschland sucht den Superstar, Ich würd’ es wieder tun, Tabu und Anders ist gut

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2016 und 2017 saß sie in der Jury der 13. und 14. Staffel von Deutschland sucht den Superstar. Im April 2016 veröffentlichte sie das Studioalbum Ich würd’ es wieder tun. Im Mai 2018 folgte das Album Tabu, das auf Platz vier in die deutschen Charts einstieg.[13] Im Juni 2018 erschien mit Nicht verdient die zweite Singleauskopplung aus dem Album. Es handelt sich dabei um ein erneutes Duett mit Matthias Reim. Die Single erreichte die deutschen und Schweizer Singlecharts. In der Schweiz war es Michelles erster Single-Charterfolg.

Im Oktober 2020 wurde die Single Vorbei vorbei und ihr Studioalbum Anders ist gut veröffentlicht. Im Musikvideo spielte der Tänzer Christian Polanc mit. Seit Februar 2021 ist Markus Krampe ihr Manager, der zuvor für Michael Wendler tätig war.[14]

Seit 2022: Let’s Dance, 30 Jahre Michelle – Das war’s … noch nicht und Bühnenabschied

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Michelle, 2024

Im März 2022 zeigte Michelle sich erneut nackt im Playboy.[15] Im Frühjahr 2022 tanzte sie mit Polanc in der 15. Staffel der RTL-Tanzshow Let’s Dance und belegte den 10. Platz.

Im Mai 2022 erschien das Jubiläumsalbum 30 Jahre Michelle – Das war’s … noch nicht, das in den deutschen und österreichischen Charts Platz 6 und in der Schweiz Platz 12 belegte. In den deutschen Download-Album-Charts erreichte es Platz 4. In deutschen Schlager-Album-Charts kletterte das Album in der zweiten Woche auf Platz 1.[16]

Im Oktober 2023 veröffentlichte sie den Song Das war’s für mich und gab in Florian Silbereisens Show Schlagerbooom bekannt, ihre über 30 Jahre währende Karriere als Sängerin im kommenden Jahr mit einem autobiografischen Album und einer Abschiedstournee zu beenden.[17][18]

Ihr 17. und letztes Studioalbum Flutlicht erschien im Juli 2024 und erreichte in den deutschen und österreichischen Charts mit Platz 2 ihre höchste Chartposition ihrer gesamten Karriere; in der Schweizer Hitparade kam das Album auf Platz 10.

Privates

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Michelle hat drei Töchter:

  • Céline Oberloher (* 1997), Schauspielerin, aus ihrer Ehe (1995–1999) mit dem ehemaligen Wind-Sänger Albert Oberloher
  • Marie Reim (* 2000), Schlagersängerin, aus ihrer Beziehung (1999–2001) mit Matthias Reim
  • Die dritte Tochter Mia-Carolin (* 2008) stammt aus ihrer Ehe (2007–2010) mit Josef Shitawey[19][20]

Im Jahre 2010 trennte sich Michelle von Shitawey und nahm nach der Scheidung wieder ihren Geburtsnamen an.[21] Seit Juni 2024 ist sie mit dem Musiker Eric Philippi verlobt.[22][23]

Diskografie

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Studioalben

Jahr Titel Höchstplatzierung, Gesamtwochen, AuszeichnungChartplatzierungenChartplatzierungenTemplate:Charttabelle/Wartung/ohne Quellen
(Jahr, Titel, Plat­zie­rungen, Wo­chen, Aus­zeich­nungen, Anmer­kungen)
Anmerkungen
  DE   AT   CH
1993 Erste Sehnsucht DE97
(2 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 14. September 1993
1995 Traumtänzerball
Erstveröffentlichung: 13. März 1995
1997 Wie Flammen im Wind DE77
(5 Wo.)DE
Erstveröffentlichung: 4. März 1997
1998 Nenn es Liebe oder Wahnsinn DE24
(10 Wo.)DE
AT12
 
Gold

(24 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 7. September 1998
Verkäufe: + 25.000
2000 So was wie Liebe DE8
 
Gold

(18 Wo.)DE
AT5
(25 Wo.)AT
CH60
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 1. September 2000
Verkäufe: + 150.000
2002 Rouge DE5
 
Gold

(17 Wo.)DE
AT2
 
Gold

(24 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 30. August 2002
Verkäufe: + 170.000
2005 Leben! DE3
 
Gold

(14 Wo.)DE
AT4
 
Gold

(18 Wo.)AT
CH49
(4 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 4. Februar 2005
Verkäufe: + 115.000
2006 My Passion DE21
(3 Wo.)DE
AT26
(3 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 17. März 2006
Glas DE12
(6 Wo.)DE
AT9
 
×2
Doppelgold

(9 Wo.)AT
CH53
(4 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 14. September 2006
Verkäufe: + 30.000
2009 Goodbye Michelle DE6
(7 Wo.)DE
AT6
 
Gold

(8 Wo.)AT
CH53
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 16. Oktober 2009
Verkäufe: + 10.000
2010 Der beste Moment DE27
(2 Wo.)DE
AT17
(7 Wo.)AT
Erstveröffentlichung: 19. November 2010
2012 L’amour DE11
(5 Wo.)DE
AT6
(11 Wo.)AT
CH37
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 9. März 2012
Verkäufe: + 25.000[24]
2016 Ich würd’ es wieder tun DE6
(21 Wo.)DE
AT5
(22 Wo.)AT
CH15
(4 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 15. April 2016
2018 Tabu DE4
 
Gold

(25 Wo.)DE
AT3
(31 Wo.)AT
CH6
(8 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 25. Mai 2018
Verkäufe: + 100.000
2020 Anders ist gut DE6
(6 Wo.)DE
AT4
(3 Wo.)AT
CH19
(3 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 23. Oktober 2020
2022 30 Jahre Michelle - Das war’s… noch nicht! DE6
(18 Wo.)DE
AT6
(11 Wo.)AT
CH12
(5 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 13. Mai 2022
2024 Flutlicht DE2
(4 Wo.)DE
AT2
(3 Wo.)AT
CH10
(2 Wo.)CH
Erstveröffentlichung: 5. Juli 2024

Auszeichnungen

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  • Echo Pop
    • 1999: Kategorie „Schlager Künstlerin des Jahres“
    • 2002: Kategorie „Schlager Act des Jahres“
  • Goldene Stimmgabel
    • 1999: in der Kategorie „Erfolgreichste deutsche Schlagersängerin“
    • 2001: in der Kategorie „Erfolgreichste deutsche Schlagersängerin“
  • Sonstiges
    • 2006: „Maxim – Woman of the Year“
    • 2012: Smago! Award als „Erfolgreichste Sängerin des Jahres“
    • 2014: DJ Hitparade Award als „Dauerbrennerin“ (50 Wochen kontinuierlich in den Top 50, Große Liebe)
    • 2018: Smago! Award für „25-jähriges Tonträger Jubiläum“
    • 2019: DJ Hitparade Award als Dauerbrennerin (50 Wochen kontinuierlich in den Top 50, Tabu)
    • 2022: Apollo „Star des Jahres 2021“[25]
    • 2024: Schlager Radio, Preis fürs Lebenswerk[26]
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Commons: Michelle – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Laura Sophia Jung, Cora Wucherer: Schlagersängerin Michelle: „Ich hatte nie die Option, Kind zu sein“. In: Die Zeit. 5. Juli 2024, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 5. Juli 2024]).
  2. Sarah Höchel: Michelle im Porträt: Die Höhen und Tiefen ihrer Karriere. In: suedkurier.de. 19. Mai 2023, abgerufen am 19. Mai 2023.
  3. Michelle – Denk’ ich an Weihnacht. hitparade.ch, abgerufen am 1. November 2020.
  4. Lähmungserscheinungen: Michelle erleidet Schlaganfall auf n-tv vom 18. April 2003
  5. Kollaps: Michelle in künstliches Koma versetzt in Spiegel Online vom 27. Mai 2004
  6. Maxim präsentiert die Woman of the Year 2006 bei news aktuell vom 2. Januar 2007.
  7. Michelle: So sexy ist der deutsche Schlager auf stern.de vom 12. September 2002.
  8. Schwächeanfall: Michelle bricht auf der Bühne zusammen in Spiegel Online vom 31. Januar 2007
  9. Diskografie Michelle (Memento vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive) bei Universal Music
  10. Das Herbstfest der Volksmusik (2009) bei IMDb
  11. „My Name Is“ Jury (Memento vom 4. März 2013 im Internet Archive) auf RTL2.de
  12. Michelle Tour 2015: Konzerte und Tickets. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  13. Offizielle Deutsche Charts - Offizielle Deutsche Charts. Abgerufen am 11. Mai 2023.
  14. Markus Krampe übernimmt das Management von Michelle, auf Popschlager Aktuell vom 13. Februar 2021
  15. Michelle ist nackt für guten Zweck, In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 10. März 2022
  16. SCHLAGER CHARTS - Die Top 20 Schlager Hits der Woche. Abgerufen am 11. Mai 2023 (deutsch).
  17. Michelle: Schlagersängerin kündigt nach 30 Jahren letztes Album und Abschiedstour an. In: Der Spiegel. 21. Oktober 2023, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 26. Oktober 2023]).
  18. Jonas Erbas, Volker Reinert: „Ich höre auf“: Michelle beendet Karriere und rechnet mit der Schlagerbranche ab. In: tz.de. 24. Oktober 2023, abgerufen am 26. Oktober 2023.
  19. Die Schlagersängerin ist wieder vergeben. In: gala.de. 25. Juni 2023, abgerufen am 4. August 2023.
  20. elli: Schlagersängerin Michelle zeigt ihre jüngste Tochter Mia. t-online, 26. Juli 2018, abgerufen am 26. Dezember 2020.
  21. Interview (Memento vom 24. April 2014 im Internet Archive) bei Willkommen Österreich (im zweiten Teil der Folge) – Abgerufen am 23. April 2014
  22. Das Erste: Erster Auftritt als Paar: Michelle und Sänger Eric Philippi feiern ihre Liebe bei Florian Silbereisen. 20. August 2023, abgerufen am 27. August 2023.
  23. https://www.n-tv.de/leute/Schlagerstar-Michelle-und-Eric-Philippi-sind-verlobt-article25000814.html
  24. Jenny Rommel: Worüber singt eigentlich Schlagersternchen Michelle? In: schlagerplanet.com. 5. März 2014, abgerufen am 2. März 2020.
  25. Apollo – Star des Jahres 2021 für Michelle. 2. August 2022, abgerufen am 4. August 2022.
  26. dpa: Schlager Radio ehrt Sängerin Michelle für Lebenswerk. 4. Juni 2024, abgerufen am 9. Juli 2024.