Sattelauflieger

beräderter Ladungsbehälter mit Königszapfen als Anhänger für Straßen-Zugmaschinen
(Weitergeleitet von Tankauflieger)

Sattelauflieger (oder kurz Auflieger sowie englisch Semitrailer oder nur Trailer genannt) sind Anhänger, die einen Teil ihres Gewichtes auf die Achsen einer Sattelzugmaschine verlagern, mit der sie über eine Sattelplatte samt Königszapfen verbunden werden.[1] Sattelauflieger sind meistens mehrachsig (2 bis 3 Achsen) und unterscheiden sich dadurch vom Einachsanhänger.

Ein für Europa typischer Sattelauflieger mit Schiebegardine, erkennbar an den unteren Spanngurten, hier verschlossen …
… und hier seitlich geöffnet; zusammengehalten an den Heck- und Frontportalen sowie Seitenpfosten
Sattelauflieger mit fester Kofferkonstruktion für Lebensmitteltransporte; an eine Sattelzugmaschine gekuppelt
Sattelauflieger in niedrigerer Ausführung und mit Ladebordwand; an einen Kleintransporter mit Sattelplatte gekuppelt
Ein Sattelauflieger als Muldenkipper mit Kipphydraulik
Sattelkupplungsplatte
EuroCombi mit Dolly und Sattelauflieger (60 t)
Königszapfen
Sattelaufliegerstütze mit Kurbel
Kranbarer Sattelauflieger
Sattelzugomnibus Typ APPA-4, Auflieger, einachsig, mit Längsbänken, für das Vorfeld am Flughafen der Ölfeld-Stadt Streschewoi, Russland (2013)

Geschichte

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Ihren Ursprung haben Sattelauflieger in den USA, obwohl bereits 1903 der Schmied Emil Jagenberg in Deutschland den ersten Anhänger für den Einsatz an motorisierten Nutzfahrzeugen erfand.[2] Im Jahre 1911 meldete Charles H. Martin ein Patent auf ein Fahrzeug mit Sattelauflieger an.[3] 1914 konstruierte in den USA der Kutschenbauer August Fruehauf den ersten Sattelauflieger, der primär für den Transport von Baumstämmen gedacht war. Bereits 1918 baute er seine Produktpalette für den Transport weiterer Spezialgüter aus, wodurch er den Grundstein für das Unternehmen Fruehauf legte.[4][5] In der Folge kamen verschiedene, von unterschiedlichen Erfindern entwickelte Komponenten hinzu, die die Grundlage für die heute eingesetzten Sattelauflieger bilden.[6]

1958 fertigte Kögel den „längsten Sattelzug der Welt“ mit einem Auflieger von geschätzt 30 Metern Länge aus zwei schmal nebeneinander liegenden Stahlträgern, mit Seil-Unterzug und lenkbarem zweiachsigem Dolly nahe dem hinteren Ende, zum Transport weniger langer Baumstämme.[7]

Anwendung

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Sattelauflieger gelten als unmotorisierte Nutzfahrzeuge und müssen im Straßenverkehr mit eigenem Kennzeichen geführt werden. Neben dem Einsatz im Güterkraftverkehr werden sie auch zunehmend in der Landwirtschaft genutzt. Sattelauflieger mit deutscher Zulassung haben standardmäßig Innenmaße von Länge × Breite × Höhe = 13,625 m × 2,48 m × 2,70 m sowie maximale Außenmaße von 13,68 m × 2,55 m × 4,00 m.[8] Damit bieten sie weniger Ladelängensumme als Hängerzüge, deren kombinierte Laderaumlänge über 15 m betragen kann. In Nordamerika sind Maße bis zu L × B = 16,15 m (53 Fuß) × 2,60 m (8 Fuß 6 Zoll) möglich.[9] Die Vorteile eines Sattelaufliegers gegenüber einem Hängerzug liegen jedoch in der durchgehenden sowie nicht auf zwei Fahrzeuge aufgeteilten Ladefläche und dem einfacheren Fahr- sowie Rangierbetrieb. Aufgrund des niedrigeren Eigengewichts liegt die Nutzlast eines Sattelzugs üblicherweise über der des Hängerzugs.

Varianten

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Es gibt verschiedene Varianten von Sattelaufliegern:

Teilweise werden Sattelauflieger mit zwei oder drei Achsen auch Tandem- sowie Tridemanhänger genannt, obwohl diese Bezeichnung eigentlich für Anhänger mit mittiger Achsaufhängung und Zugmaul gedacht ist.

Sattelauflieger werden auch im unbegleiteten kombinierten Verkehr eingesetzt. Dazu sind kranbare Sattelauflieger mit genormten Anhebepunkten nötig, die mit Hilfe von Portalkränen oder Reachstackern auf Taschenwagen verladen werden können. Der Unterfahrschutz, der bei Auffahrunfällen verhindern soll, dass niedrigere Fahrzeuge unter den Auflieger geraten, ist bei Sattelaufliegern für den kombinierten Verkehr einklappbar.

Besonders in der Vergangenheit gab es auch Sattelauflieger für die Personenbeförderung, u. a. als Flughafenvorfeldbusse. Siehe hierzu Sattelzugomnibus.

Rangieren, Schleppkurve

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Ein Vorteil eines Sattelaufliegers besteht im viel einfacheren Rückwärtsfahren als mit einem Hängerzug mit drehbarer Hängerdeichsel, der ja zwei Gelenke hat.

Die Schleppkurve eines Sattelzugs ist eher breiter (= im Kurveninneren enger) als die eines Hängerzugs. Ein Sattelzug wird eher mit starkem Knick gefahren als ein Hängerzug, sodass die Fahrbahn durch die Tandemachsen stark auf Schub belastet werden. Eine Solo-Achse kommt sehr selten, nur bei Möbeltransportern mit geringerer Nutzlast vor. Hat der Auflieger eine dritte Achse, ist diese oft als Hub- oder Lenkachse ausgeführt.

Der Sattelauflieger hat oft größere Reifendurchmesser als die Sattelzugmaschine. Mitunter werden Sattelauflieger leicht schräg, also vorne etwas höher als hinten gefahren.

Hersteller

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Sattelauflieger werden meist von mittelständischen Unternehmen hergestellt. Neben der Serienproduktion können so auch individuelle Konstruktionen umgesetzt werden. In den vergangenen Jahren hat sich der ursprünglich stark regionalisierte Anbietermarkt jedoch parallel zur Entwicklung des Güterkraftverkehrs durch rapide Wachstumszahlen, Internationalität und Markenzukäufe stark gewandelt.

Zu den drei größten Herstellern von Sattelaufliegern in Europa zählen Schmitz Cargobull und Krone aus Deutschland sowie Wielton aus Polen, die zusammen jährlich auf rund 120.000 fertiggestellte Einheiten kommen.[10] Als größte Hersteller von Sattelaufliegern weltweit zählen darüber hinaus CIMC aus China sowie Wabash National und Great Dane aus den USA mit zusammen rund 210.000 fertiggestellten Einheiten.[11] Weitere europäische Anbieter sind unter anderem Berger Fahrzeugtechnik,[12] Benalu, Chèreau, Faymonville, Feber, Fliegl, Gniotpol, Kässbohrer, Kögel, Legras, Schwarzmüller, SDC, Stas, Tirsan, Van Hool oder Zasław.

Laut Erhebungen des Global Trailer Magazines[13] sind die größten Hersteller von Sattelaufliegern (Stand 2016):

Hersteller Herkunftsland Jahresvolumen
CIMC China Volksrepublik  Volksrepublik China 100.300
Wabash National Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 63.450
Great Dane Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 60.850
Schmitz Cargobull Deutschland  Deutschland 50.000
Hyundai Translead Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 49.750
UTM Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 49.200
Krone Deutschland  Deutschland 49.000
Wielton Polen  Polen 16.500
Stoughton Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 16.000
Kögel Deutschland  Deutschland 13.000
Huajun China Volksrepublik  Volksrepublik China 10.750
Randon Brasilien  Brasilien 10.100
SDC Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 9.500
Tirsan Turkei  Türkei 9.300
Schwarzmüller Osterreich  Österreich 7.800

Durch unterschiedliche Marktanforderungen sowie gesetzliche Bestimmungen ist die Branche in weiten Teilen immer noch stark regionalisiert. Von den oben genannten und zur Top 15 zählenden Herstellern spielen in Europa grenzübergreifend nur Schmitz Cargobull, Krone, Wielton und Schwarzmüller eine Rolle, während sich andere europäische Hersteller in der Regel auf ihre Heimatmärkte konzentrieren. Mit Ausnahme von CIMC sind Hersteller aus Übersee in Europa in keiner Weise präsent, obwohl sie zahlenmäßig ein höheres Jahresvolumen aufweisen.[14]

Siehe auch

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Commons: Sattelauflieger – Sammlung von Bildern
Wiktionary: Sattelauflieger – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Fachpresse zu Themen rund um Sattelauflieger:

Einzelnachweise

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  1. Auflieger: Ein Fahrzeug ohne eigenen Antrieb zur Beförderung von Gütern, das zur Ankupplung an ein Kraftfahrzeug in der Weise vorgesehen ist, dass ein wesentlicher Teil seines Gewichts und seiner Last von dem Kraftfahrzeug getragen wird. (Begriffsbestimmung der Europäischen Konferenz der Verkehrsminister, BGBl. 2015 II S. 69, 72)
  2. Patent DE168659C: Verbindung eines Motorwagens mit einem auf diesen mittels Drehkranzes sich stützenden Lastwagen. Angemeldet am 21. August 1904, veröffentlicht am 15. März 1906, Erfinder: Emil Jagenberg Jun.
  3. Patent US1018248A: Vehicle. Angemeldet am 29. März 1911, veröffentlicht am 20. Februar 1912, Erfinder: Charles H. Martin.
  4. Patent US1351245A: Fifth-wheel. Angemeldet am 24. Dezember 1919, veröffentlicht am 31. August 1920, Anmelder: Fruehauf Trailer Co, Erfinder: Ernest F. Hartwick.
  5. Geschichte der Sattelauflieger in den USA (Memento des Originals vom 9. Dezember 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.amtrex.net
  6. Patent US3043628A: Semi-trailer frame and chassis. Angemeldet am 23. Juni 1960, veröffentlicht am 10. Juli 1962, Erfinder: Wilbur D. Hockensmith Jr.
  7. Chronik > 1950er Wiederaufbau und Vergrößerung (Memento des Originals vom 8. Januar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.koegel.com koegel.com, 2014, abgerufen am 8. Jänner 2018. – "Bild: 1958 – Der damals längste Sattelzug der Welt" (vor einem Wald)
  8. Maße der Sattelauflieger der Hersteller Schmitz Cargobull und Krone
  9. LKW in den USA mit Hintergründen der Längen und Größen von Sattelaufliegern
  10. Wielton – Von Platz sechs auf Platz drei in Europa, in: Transport, Ausg. 3/2016, Jg. 26, S. 17
  11. The World's Top 30 – Top Trailer Builders, in: Global Trailer, Ausg. 30/2016, Jg. 3, S. 42
  12. BERGERecotrail: Deine Zukunft ist leicht. Abgerufen am 11. Januar 2022 (österreichisches Deutsch).
  13. The World's Top 30 – Top Trailer Builders, in: Global Trailer, Ausg. 30/2016, Jg. 3, S. 42
  14. Marktprognose für Sattelauflieger bis 2022