Industrieofen
Ein Industrieofen (auch Thermoprozessanlage) ist nach VDMA 24202 definiert als ein „von Wänden umschlossener Raum […], [in dem] einem Gut […] Wärme zugeführt wird, um bestimmte Vorgänge […] im Gut oder an seiner Oberfläche ablaufen zu lassen.“ Ohne Ofenraum spricht man von einer „industriellen Erwärmungseinrichtung“.
Industrieöfen werden im Ofenbau, der verschiedene Zweige des Anlagenbaus bezeichnet, hergestellt. Wie im Sondermaschinenbau werden diese meist speziell nach Kundenwunsch konstruiert und gefertigt oder zumindest mit kundenspezifischen Anpassungen versehen.
Eingeteilt werden die Industrieöfen nach der Ofenbauart, der Aufnahme des zu erwärmenden Gutes, der Art der Beheizung, dem eingesetzten Hüllmittel, den verwendeten Verfahren und dem Produktionsbereich, in dem sie zum Einsatz kommen.
Einteilung nach Ofenbauart
BearbeitenStandofen
BearbeitenZu den Standöfen gehören der Kammerofen, Mulden- bzw. Wannenofen, Schachtofen, Herdwagenofen, Haubenofen, Hubherdofen, Rennofen (ca. 3000 Jahre und auch nach der industriellen Revolution genutzt zur Produktion von Eisen; ab dem Spätmittelalter nach Weiterentwicklung auch Stückofen genannt) und der Retortenofen.
Durchlaufofen
BearbeitenZu den Durchlauföfen gehören der Schachtofen, Niederschachtofen, Drehrohr- bzw. Drehherdofen, Trommelofen, Stoß- bzw. Ziehofen, Schüttelherdofen, Rollen- bzw. Walzenherdofen, Tunnelofen, Hubbalkenofen, Förderband- bzw. Förderkettenofen, Paternosterofen, Durchziehofen und Fallschachtofen.
Einteilung nach Gutaufnahme
BearbeitenGefäße
BearbeitenDie Gutaufnahme erfolgt in Gefäßen wie Tiegel, Wannen, Muffel und herausnehmbare oder feste Töpfe. Ebenso in einem Herd oder fester Wanne, Rohrbündel für flüssiges Gut sowie Behälter und Gestelle.
Feste Unterlage
BearbeitenZu den festen Unterlagen gehören der Festherd, die Schienen-Lagerung, die Horden-, Steg- und Rost-Lagerung sowie Muffel und Rohre (siehe Muffelofen).
Bewegliche Unterlage
BearbeitenZu den beweglichen Unterlagen gehören der Rollherd, Gleitherd und Tragherd.
Sonstiges
BearbeitenMöglich sind ebenfalls keine Lagerung, eine schwebende Gutaufnahme sowie andere Methoden.
Einteilung nach Beheizung
BearbeitenElektrische Heizung
Bearbeiten- Lichtbogen → Lichtbogenofen
- Induktiv → Induktionsofen, Tiegelofen
- Kapazitiv
- Widerstandserwärmung
- Konduktiv
- Infrarot
- Elektronenstrahl
Brennstoffheizung
BearbeitenDie Brennstoffheizung erfolgt direkt mittels Brenner oder indirekt über Strahlrohr oder Strahlflächen mit Gas, Öl oder Feststoffen (siehe Kupolofen).
Gemischt
BearbeitenWeiterhin gibt es kombinierte Beheizungen.
Andere
Bearbeiten- Gasförmig
- Thermalöl
- Warmwasser
- Dampf
- Sonstige
- Ohne Heizung
Einteilung nach Hüllmittel
Bearbeiten- Gasförmig: Luft, Schutzgas, Vakuum, Dampf
- Flüssig: Öl, Salz, Metall, Wasser
- Fest: Pulver, Erz
Einteilung nach Verfahren
Bearbeiten- Schmelzen → Kupolofen, Lichtbogenofen, Induktionsofen
- Trocknen
- Erwärmen
- Warmhalten
- Warmbehandeln (Anlassen, Härten, Tempern)
- Sintern
- Verdampfen
- Rösten
Einteilung nach Produktionsbereich
Bearbeiten- Erz → allgeimen Schmelzofen
- Stahl, Eisen → speziell Hochofen
- NE-Metalle
- Glas, Email, Keramik → Hoffmannscher Ringofen
- Zement, Kalk, Gips
- Anorganische Stoffe
- Gummi
- Kunststoff
- Faserstoff
- Holz
- Nahrungsmittel, Genussmittel, Futtermittel
- Organische Stoffe
- Gase
- Flüssigkeiten
- Mineralöl
- Brennstoffe
- Abfall, Müll
Literatur
Bearbeiten- J. Henri Brunklaus: Industrieöfen: Bau und Betrieb, Brennstoff- und elektrisch-beheizte Öfen – Brennerkonstruktionen. 6., neubearb. und erw. Aufl. von F. Josef Stepanek; Vulkan-Verl., Essen 1994, ISBN 3-8027-2906-4.
Weblinks
Bearbeiten- Hochtemperaturwolle im modernen Industrieofenbau (PDF; 1,1 MB)