Landsmannschaft Troglodytia Kiel

Studentenverbindung des Coburger Convents in Kiel
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Die Landsmannschaft Troglodytia ist eine Studentenverbindung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Ihr Stammhaus liegt an der Bartelsallee im Kieler Stadtteil Düsternbrook. Die 1864 offiziell gegründete Landsmannschaft ist die viertälteste Studentenverbindung in Kiel und war 1913, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs die stärkste Verbindung der Stadt.[1] Sie war 1958 Auslöser der Affäre Heyde-Sawade.[2] Die Troglodytia betreibt das Studentische Fechten.[3] Ihr Wahlspruch lautet „Ne feriare feri – Sei Hammer, nicht Amboss!“[1] Ihr bekanntestes Mitglied war Peter Harry Carstensen. Der spätere Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein von 2005 bis 2012 war bereits 1998 aus der Verbindung ausgetreten.[4][5]

Geschichte

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Gründung und frühere Jahre

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Erste belegte Quellen existieren für die Troglodytia aus dem Jahr 1837, die offizielle Gründung erfolgte am 14. Dezember 1864[6] in einer grottenähnlichen Kneipe, daher der Name (Troglodytia = Höhlenbewohner). Nachdem die Troglodytia als Schwarze Verbindung gegründet worden war, wurde sie 1873 farbentragend und schloss sich schließlich dem Coburger Landsmannschafter Convent, dem heutigen Coburger Convent an.[7]

Seit 1903 veranstaltet die Landsmannschaft Troglodytia als jährlichen Höhepunkt ein Grünkohlessen. In der Zeit des Nationalsozialismus kam es 1935 zur Schließung des Aktivenbetriebes, der nach dem Zweiten Weltkrieg 1948/1949 wieder aufgenommen wurde. Anfangs trafen sich die Mitglieder in der Mensa des Studentenheimes Seeburg am Düsternbrooker Weg an der Kieler Förde, bevor das Haus an der Bartelsallee bezogen werden konnte.[1]

Affäre Heyde-Sawade

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Im Jahr 1958 spielte die Landsmannschaft Troglodytia eine entscheidende Rolle bei der Enttarnung des untergetauchten Psychiaters und Euthanasie-Arztes Werner Heyde. Als Mitglieder der Landsmannschaft Troglodytia in ihrem Stammhaus in Kiel-Düsternbrook lautstark ihre Kneipen abhielten, beschwerte sich im Nachbarhaus der seinerzeit international bekannte Kieler Internist Prof. Helmuth Reinwein, der wegen der nächtlichen Ruhestörungen vor Gericht zog. Das Landgericht Kiel lud daraufhin zu einem Ortstermin ein und beauftragte 20 Referendare, ein Trinkgelage ohne Alkohol im Haus an der Bartelsallee durchzuführen, damit Sachverständige den Lautstärkepegel überprüfen konnten. Weil die schlafraubende Phonzahl über dem erträglichen Maß lag, verurteilte der Richter die Studenten der Landsmannschaft Troglodytia, „zwischen 22 und 6 Uhr außerhalb des Hauses und bei geöffneten Fenstern nicht zu singen und schon gar nicht zu grölen.“ Wegen des zögerlichen Verlaufs seiner Klage protestierte der Professor „gegen eine vermeintlich ungerechte Behandlung durch die Justiz“ und stellte seine Lehrtätigkeit ein. Im Auftrag des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Kai-Uwe von Hassel versuchte der Amtschef der Staatskanzlei ihn zur Wiederaufnahme seines Vorlesungsbetriebes zu bewegen. Doch der aufgebrachte Reinwein fühlte sich wegen seines Nachbarschaftsstreits mit der Troglodytia von der Justiz fortwährend im Stich gelassen und drohte im Oktober 1959 mit der Enttarnung eines „Anonymus“. Dabei brachte er die Affäre Heyde-Sawade[8] ins Rollen, indem er gegenüber dem Dekan der Medizinischen Fakultät „vieldeutige Bemerkungen“ über den Sportarzt „Dr. Fritz Sawade“ machte. Unter diesem Tarnnamen war Werner Heyde an der Marinesportschule in Flensburg-Mürwik angestellt.[2]

Mitgliedschaften

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Troglodytia ist als akademische Landsmannschaft Mitglied des Coburger Conventes der Landsmannschaften und Turnerschaften an deutschen Hochschulen (CC), dessen Präsidium es 1963 und 2011/2012 innehatte.[1] Außerdem ist es Mitglied des „Silberkartells“, eines sehr engen Zusammenschlusses mit den weiteren Landsmannschaften Neoborussia Halle zu Freiburg, Plavia-Arminia Leipzig, Thuringia Berlin, Verdensia Göttingen, Saxo-Suevia Erlangen und Hasso-Borussia Marburg. Freundschaftsverhältnisse bestehen zu der Akademischen Landsmannschaft Viruna Graz und der Landsmannschaft Ghibellinia Tübingen.

 
Einzug der Chargierten beim Stiftungsfest der Landsmannschaft im Kieler Rathaus (1964)

Troglodytia ist eine pflichtschlagende, farbentragende Verbindung. Als Couleur werden die Farben Schwarz-Weiß-Rot (von unten gelesen) getragen,[9] außerdem eine rote Mütze und zu hochoffiziellen Veranstaltungen des Sommersemesters ein weißer Seidenstürmer. Für die Mitglieder gilt das Examensprinzip, nach dem der Verbleib in der Landsmannschaft von einem erfolgreichen Abschluss des Studiums abhängt.

Bekannte Mitglieder

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Siehe auch

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Literatur

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  • Max Lindemann: Handbuch der Deutschen Landsmannschaft. 10. Aufl., Berlin 1925, S. 215–216.
  • Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände, Band 1, Würzburg 1981, S. 129–185.

Einzelnachweise

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  1. a b c d Über uns – seit 1864 eine starke Gemeinschaft. Landsmannschaft Troglodytia, abgerufen am 11. Juli 2016.
  2. a b Erich Maletzke: Untergetauchter SS-Arzt : Ein Streit um nächtliche Trinkgelage enttarnte Dr. Tod. In: shz.de. Schleswig-Holsteinischer Zeitungsverlag, 15. Dezember 2013, abgerufen am 10. Juli 2016.
  3. Das Fechten - eine einzigartige Herausforderung. Landsmannschaft Troglodytia, abgerufen am 11. Juli 2016.
  4. a b Nick Reimer: Nicht der Fleißigste unter den Politikern. In: taz.de. Die Tageszeitung, 23. Juli 2002, abgerufen am 10. Juli 2016.
  5. a b Politiker in Studentenverbindungen. In: Hamburger Abendblatt. 26. Juli 2010, abgerufen am 10. Juli 2016.
  6. Meyers Konversationslexikon. 5. Auflage, Leipzig 1896, Beilage zum Artikel Studentenverbindungen.
  7. Deutscher Universitäts-Kalender. Winter-Semester 1913/14. Leipzig 1913, S. 172.
  8. Anmerkung: Unter dem Titel Die Affäre Heyde-Sawade, eine Verfilmung von Walter Jupé und Friedrich Karl Kaul, hatte das DEFA-Studio für Spielfilme 1963 einen Film für den Deutschen Fernsehfunk hergestellt. Unter demselben Titel veröffentlichte der Rechtshistoriker Klaus-Detlev Godau-Schüttke 1998 ein Buch in erster Auflage.
  9. E. H. Eberhard: Handbuch des studentischen Verbindungswesens. Leipzig, 1924/25, S. 74.
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Koordinaten: 54° 20′ 23,1″ N, 10° 8′ 54,7″ O