United States Cyber Command
Das United States Cyber Command oder auch USCYBERCOM ist eine US-amerikanische, militärische Behörde und eines der elf Unified Combatant Command. Das US Cyber Command ist mit der elektronischen Kriegsführung, dem Cyberwar und der Internetsicherheit des US-Militärs betraut. Seit 29. Januar 2010 ist dem Kommando 10. US-Flotte (Fleet Cyber Command) in Fort Meade unterstellt, die bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges aktiv und im Juni 1945 aufgelöst worden war.
United States Cyber Command | |
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Emblem des USCYBERCOM | |
Aufstellung | 21. Mai 2010 |
Staat | Vereinigte Staaten von Amerika |
Streitkräfte | Streitkräfte der Vereinigten Staaten |
Teilstreitkraft | (übergreifend) |
Unterstellung | Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten |
Fort George G. Meade | Anne Arundel County, MD |
Commander, United States Cyber Command (DIRNSA) | |
Commander, U.S. Cyber Command, Director, National Security Agency/Central Security Service |
GEN Timothy D. Haugh, USAF |
Geschichte und Kontext
BearbeitenChronologie
BearbeitenDie Behörde wurde im Mai 2010 als Funktionalkommando des United States Strategic Command (STRATCOM) aktiviert und nahm im Oktober 2010 ihren Dienst vollständig auf.[1] Sie wird etatmäßig vom Direktor der National Security Agency geführt.
Bis in das erste Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts hinein nahm die Kriegsführung im Internet sowohl hinsichtlich des doktrinalen Stellenwertes als auch hinsichtlich der Laufbahnorientierung eine Nischenrolle innerhalb der US-Streitkräfte ein.[2]
Aus gesetzlichen Bestimmungen und traditionellen sicherheitspolitischen Dynamiken heraus ist die Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten einem regelmäßigen Rückblick unterworfen. Hierzu zählt die im Vierjahrestakt abgehaltene Quadrennial Defense Review (QDR), in der sich das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten einer verteidigungspolitischen Bilanzierung unterwirft. Die im Jahr 2006 veröffentlichte QDR legte eine anhaltende Unfähigkeit des Verteidigungsministeriums offen, seine seit Jahrzehnten vorgehaltenen Ressourcen effektiv und effizient einzusetzen. Die QDR 2006 erhob die Cyberabwehr daher zu einer sicherheitspolitischen Priorität und empfahl dem Verteidigungsministerium eine konzeptionelle, organisatorische und finanzielle Bündelung und Straffung seiner Ressourcen. Der Forderung nach einer verbesserten Konzeption kam das Verteidigungsministerium mit der Veröffentlichung der zunächst geheim gehaltenen[2] National Military Strategy for Cyberspace Operations nach, die den Cyberspace erstmals für die Gesamtheit der Streitkräfte definierte. Die Definition des Ministeriums widersprach der Definition der US Air Force, die im bis dahin dezentralen Aufbau von Kapazitäten zur Cyberabwehr eine relative Führungsrolle übernommen hatte, erheblich.[3]
Am 18. August 2017 ordnete US-Präsident Donald Trump an, das Cyber Command aus dem STRATCOM auszugliedern und in Zukunft gleichberechtigt als weiteres Unified Combatant Command aufzustellen.[4] Dieser Prozess wird seitdem durch das US-Verteidigungsministerium geleitet.[5] Dieser Prozess wurde am 4. Mai 2018 abgeschlossen.[6]
Sicherheitspolitischer Kontext
BearbeitenFür die Sicherheitspolitik der Vereinigten Staaten hat die Bedeutung der Cybersicherheit seit dem Ende des Kalten Krieges fundamental an Bedeutung gewonnen. Dabei stechen zwei Tendenzen besonders hervor. Diese umfassen die zunehmende Abhängigkeit der Vereinigten Staaten, insbesondere diejenige ihrer Streitkräfte, von Telekommunikationsnetzen einerseits und eine stetige quantitative und qualitative Zunahme der Angriffe auf sicherheitspolitisch bedeutende Elemente ihrer vernetzten Infrastruktur andererseits.
Die Streitkräfte der Vereinigten Staaten weisen einen sehr hohen Vernetzungsgrad auf, der fast alle Aspekte ihrer Operationsführung betrifft. Hierzu gehören die Führung, Versorgung und Beaufsichtigung der Streitkräfte in einem globalen Rahmen und eine faktisch in Echtzeit stattfindende Aufklärung. Diese Aufgaben leistet mit Stand vom Herbst 2010 eine aus knapp sieben Millionen vernetzten Geräten bestehende Infrastruktur, die sich in zirka 15.000 Netzwerke gliedert und von ungefähr 90.000 Personen betreut wird.[7] (Siehe auch Network-Centric Warfare)
Auftrag
BearbeitenDie Internetpräsenz des Cyber Command stellt den Auftrag der Institution folgendermaßen dar:[8]
„USCYBERCOM plans, coordinates, integrates, synchronizes and conducts activities to: direct the operations and defense of specified Department of Defense information networks and; prepare to, and when directed, conduct full spectrum military cyberspace operations in order to enable actions in all domains, ensure US/Allied freedom of action in cyberspace and deny the same to our adversaries.“
Das Auftragsspektrum des USCYBERCOM umfasst im Wesentlichen drei Ziele, die der Durchsetzung sowohl sicherheitspolitischer wie auch verteidigungspolitischer Interessen dient. Erstens gewährleistet das Kommando den alltäglichen Schutz der US-amerikanischen Verteidigungsinfrastruktur und berät Verbände der Streitkräfte bei der Umsetzung ihrer eigenen Aufgaben, beispielsweise in der elektronischen Terrorismusbekämpfung. Zweitens beaufsichtigt das Cyber Command alle dem Militär im Cyberkrieg zur Verfügung stehenden Ressourcen, um diese bei Bedarf planvoll zuzuteilen. Drittens berät das Kommando zivile Regierungsbehörden, vor allem das Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten, sowie Institutionen verbündeter Staaten.[9]
Art und Umfang der Aufgaben, die sich aus diesem dreigegliederten Auftrag ableiten, unterliegen der Geheimhaltung.[1]
Mark Young bemängelte im Jahr 2010, dass das Cyber Command den doktrinalen Rahmen seiner Möglichkeiten nicht hinreichend ausschöpfe.[10]
Kurz vor den Präsidentschaftswahlen 2020 reagierte das Cybercom mit einem Gegenschlag auf Manipulationsversuche iranischer Hacker.[11]
Gliederung
BearbeitenZur Verankerung operativer Kompetenzen in den vier regulären Teilstreitkräften des US-Militärs, die die Cyberkriegsführung betreffen, gliedert sich das Cyber Command, anderen Kommandogliederung ähnlich, in vier dementsprechende Unterkommandos:
Army Forces Cyber Command
BearbeitenDas Heer (USA) ist durch die Army Forces Cyber Command (ARCYBER) mit der Second Army beteiligt. Unter ihr sind folgende Einheiten für den Cyberkampf gebunden:
- Army Network Enterprise Technology Command, sowie 9th Army Signal Command
- United States Army Intelligence and Security Command
- 1st Information Operations Command
- 780th Military Intelligence Brigade
Fleet Cyber Command
BearbeitenDie Marine (USN) ist durch die Fleet Cyber Command/Tenth Fleet (10. US-Flotte) vertreten. Sie beinhaltet folgende Einheiten für die elektronische Kriegsführung:
- Naval Network Warfare Command
- Navy Cyber Defense Operations Command
- Naval Information Operation Commands
- Combined Task Forces
Air Forces Cyber Command
BearbeitenDie Luftwaffe (USAF) ist durch die Air Forces Cyber Command (AFCYBER) mit der Twenty Fourth Air Force (24. US-Luftflotte) vertreten. Folgende Einheiten sind auf die elektronische Kampfführung spezialisiert:
Marine Corps Forces Cyberspace Command
BearbeitenDie Marineinfanterie (USMC) wird durch das Marine Corps Forces Cyberspace Command vertreten.
Führung
BearbeitenKommandeure
BearbeitenNr. | Name | Bild | Beginn der Berufung | Ende der Berufung |
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4 | Gen Timothy D. Haugh (USAF) | 2. Februar 2024 | ||
3 | Gen Paul M. Nakasone (USA) | 5. Mai 2018 | 2. Februar 2024 | |
2 | Adm Michael S. Rogers (USN) | 2. April 2014 | 4. Mai 2018 | |
Interim | LtGen Jon M. Davis (USMC) | 29. März 2014 | 2. April 2014 | |
1 | Gen Keith B. Alexander (USA) | 21. Mai 2010 | 28. März 2014 |
Wappen
BearbeitenBei den 32 alphanumerischen Zeichen im Emblem "9ec4c12949a4f31474f299058ce2b22a" handelt es sich um den MD5 Hash-Wert, der sich aus dem obigen Text des Missionszieles ergibt.[12]
Siehe auch
Bearbeiten- Kommando Cyber- und Informationsraum in Deutschland
- Kommando Führungsunterstützung und Cyber Defence in Österreich
Literatur
Bearbeiten- William J. Lynn: Defending a New Domain: The Pentagon’s Cyberstrategy. In: Foreign Affairs. Volume 89, Number 5, September/October 2010, S. 97–108. (englisch)
- Robert L. Ramsden: What and Where? Considerations for Command and Control of Cyberspace Operations. (PDF; 482 kB) 2010. (englisch)
Weblinks
Bearbeiten- Offizielle Webseite des USCYBERCOM (englisch)
- Datenblatt zum USCYBERCOM des US-Verteidigungsministeriums, (englisch, PDF; 124 kB), 25. Mai 2010 (unterdessen durch ein überarbeitetes Dokument ersetzt)
- National Military Strategy for Cyberspace Operations (englisch)
- Matthias Rüb: Digitale Marschflugkörper. Amerikas Kampf gegen Hacker. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 21. Juli 2011, abgerufen am 21. Juli 2011 (Über die Strategie der USA gegen Angriffe auf sicherheitsrelevante Netzwerke).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Unternehmen und Staaten im Cyberkrieg. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 12. Oktober 2010, abgerufen am 12. Oktober 2010.
- ↑ a b vgl. Ali, Rizwan: Cyberpower and National Security (Rezension), in: Air Force Research Institute, 22. Februar 2011. Abgerufen am 12. März 2011.
- ↑ Schachtman, Noah: 26 Years After Gibson, Pentagon Defines ‘Cyberspace’ , in Wired.com, Danger Room, 23. Mai 2008. Abgerufen am 12. März 2011/
- ↑ Statement by President Donald J. Trump on the Elevation of Cyber Command. The White House, Office of the Press Secretary, 26. August 2017, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 26. August 2017; abgerufen am 26. August 2017 (englisch).
- ↑ Jim Garamone, Lisa Ferdinando: DoD Initiates Process to Elevate U.S. Cyber Command to Unified Combatant Command. DoD News, 18. August 2017, abgerufen am 26. August 2017 (englisch).
- ↑ Katie Lange: Cybercom Becomes DoD’s 10th Unified Combatant Command. 3. Mai 2018, archiviert vom am 19. Februar 2019; abgerufen am 15. Februar 2019 (englisch).
- ↑ Lynn III, William J.: Defending a New Domain: The Pentagon’s Cyberstrategy. In: Foreign Affairs, Volume 89, Number 5, September/October 2010, S. 98.
- ↑ U.S. Department of Defense, Cyber Command Fact Sheet, May 21, 2010 Archivierte Kopie ( vom 9. Februar 2014 im Internet Archive)
- ↑ Lynn III, William J.: Defending a New Domain: The Pentagon’s Cyberstrategy. In: Foreign Affairs, Volume 89, Number 5, September/October 2010, S. 102.
- ↑ vgl. Young, Mark D.: National Cyber Doctrine: The Missing Link in the Application of American Cyber Power (PDF; 124 kB), in: Journal of National Security Law and Policy, Vol. 4, No. 173.
- ↑ Christina A. Cassidy, Frank Bajak: US cyberwarriors thwarted 2020 Iran election hacking attempt. 25. April 2023, abgerufen am 3. September 2023 (englisch).
- ↑ Pauline Jelinek: A code you can hack: On CYBERCOM’s logo ( des vom 15. Juli 2010 im Internet Archive), Marine Corps Times, 8. Juli 2010