Kleine Brennnessel
Die Kleine Brennnessel (Urtica urens) oder Eiternessel ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Brennnesseln (Urtica). Sie ist in Eurasien weit verbreitet und in einigen Gebieten der Welt ein Neophyt.
Kleine Brennnessel | ||||||||||||
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Kleine Brennnessel (Urtica urens) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Urtica urens | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
BearbeitenDie Kleine Brennnessel wächst als einjährige krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 10 bis 60 Zentimetern. Die einfache, dunkelgrüne Blattspreite ist meist weniger als 5 cm lang und eiförmig-elliptisch mit keilförmiger bis stumpfer Spreitenbasis. Der Blattrand ist eingeschnitten gesägt. Der Endzahn ist nicht länger als die Seitenzähne.[1][2]
Die Blüten der Kleinen Brennnessel sind getrenntgeschlechtig (monözisch) einhäusig. Die Blütenstände sind meist kürzer als der Blattstiel.[1][2] Es wird eine einsamige Nussfrucht gebildet.
Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 24.[3]
Etymologie
BearbeitenDie Kleine Brennnessel „brennt“ stärker als die Große Brennnessel (Urtica dioica). Ihr Trivialname „Eiternessel“ (auch „Heiternessel“ und älter „Habernessel“) beruht vermutlich auf althochdeutsch ait „Feuer“, in Bezug auf ihren „hitzigen brand“,[4] sowie auf mittelhochdeutsch eiter bzw. gleichbedeutend althochdeutsch aitar („brennendes Gift“).[5]
Ökologie
BearbeitenIn Mitteleuropa ist sie ein Archäophyt, aber heute in den gemäßigten und warmgemäßigten Gebieten weltweit verschleppt (Kulturbegleiter). Es findet Windbestäubung statt. Sie ist ein Wärmekeimer.[6] Die Kleine Brennessel ist u. a. eine Wirtspflanze für die Rüsselkäfer Taeniapion rufulum, Taeniapion atlanticum und Taeniapion urticarium. Von diesen Arten kommt nur T. urticarium auch an der Großen Brennessel vor.[7]
Standorte
BearbeitenDie Kleine Brennnessel kommt zerstreut in Unkrautfluren von Schuttplätzen oder in Gärten, in Gemüsekulturen, an Mistplätzen, vor allem in Dörfern vor. Sie bevorzugt nährstoffreiche, extrem stickstoffreiche Böden.[3]
Nach Ellenberg ist sie eine Halblichtpflanze, ein Frischezeiger, ein ausgesprochener Stickstoffzeiger und eine Klassencharakterart der Ruderalgesellschaften und verwandter Acker- und Garten-Beikrautgesellschaften (Chenopodietea).[8] In Mitteleuropa kommt sie oft im Urtico-Malvetum aus dem Verband Sisymbrion vor.[3] In den Allgäuer Alpen steigt sie bis zu einer Höhenlage von 1000 Metern auf.[9]
Verwendung
BearbeitenPharmakologie
BearbeitenDie Heilanzeigen sind ähnlich wie bei der Großen Brennnessel (Urtica dioica). Es werden die gleichen Pflanzenteile verwendet: Die Blätter, die Wurzel und in der Volksmedizin die Früchte (Brennnesselsamen), also die ganze Pflanze.[10][11]
Sie wird bei nesselsuchtartigen Erkrankungen der Haut, Gicht, Nierenleiden, Erkrankungen des Stütz- und Bewegungsapparates sowie bei Allergieneigung eingesetzt. In der Anthroposophie wird sie bei Verbrennungen, Insektenstichen und Sonnenbrand meist kombiniert mit Arnika verwendet.[12]
Ernährung
BearbeitenDie Kleine Brennnessel ist in der Küche vielseitig verwendbar. Die jungen Sprosse (Ernte: April/Mai) finden gegart in Gemüsegerichten, in frischem Gemüsesaft, roh und fein gehackt in Kräuterbutter, in Salaten, als Brotbelag, Spinat, in Kräutersaucen, in Ausbackteig sowie als Trockengewürz Verwendung. Die grünen Samen (Ernte: Juni/Juli) sind als Brotbelag oder geröstet einsetzbar und die reifen (September) als Zusatz zum Wein. Das Blättermehl kann wiederum als Streckpulver für Schnupftabak oder als Trockengewürz genutzt werden.[13]
Sonstige Nutzung
BearbeitenDie Kleine Brennnessel ist wie die Große Brennnessel zur Chlorophyllgewinnung geeignet und wurde deshalb auch früher dafür herangezogen. Sie ist allerdings nicht zur Fasergewinnung geeignet wie z. B. die Sibirische Hanfnessel, die Röhricht-Brennnessel oder die Große Brennnessel.[14]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Werner Rothmaler (Begr.), Eckehart J. Jäger (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Band 2. Gefäßpflanzen: Grundband. 19., bearb. Aufl., Spektrum Akademischer Verlag, München 2005, ISBN 3-8274-1600-0, S. 156.
- ↑ a b Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2. korrigierte und erweiterte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
- ↑ a b c Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2001, ISBN 3-8001-3131-5. Seite 322.
- ↑ Deutsches Wörterbuch. Band IV/2, S. 929 (Heiternessel).
- ↑ Heinrich Marzell: Unsere Heilpflanzen, ihre Geschichte und ihre Stellung in der Volkskunde. 2. Auflage unter dem Titel Geschichte und Volkskunde der deutschen Heilpflanzen. Stuttgart 1938, Neudruck ebenda 1967, S. 81 (Eiternessel).
- ↑ Ruprecht Düll, Herfried Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. Ein botanisch-ökologischer Exkursionsbegleiter zu den wichtigsten Arten. 6., völlig neu bearbeitete Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
- ↑ Bladmineerders.nl: Plant Parasites of Europe
- ↑ Heinz Ellenberg: Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer, dynamischer und historischer Sicht (= UTB für Wissenschaft. Große Reihe. Band 8104). 5., stark veränderte und verbesserte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1996, ISBN 3-8252-8104-3.
- ↑ Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 430.
- ↑ Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen. Die Flora von Deutschland interaktiv. Sehen – Bestimmen – Wissen. Der Schlüssel zur Pflanzenwelt. CD-ROM, Version 2.0. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
- ↑ Dietrich Frohne: Heilpflanzenlexikon. 7. völlig neu bearb. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1897-3.
- ↑ Wolfgang K. Fischer: Welche Heilpflanze ist das? Kosmos, Stuttgart, 2005, ISBN 3-440-10078-2, S. 188.
- ↑ Steffen G. Fleischhauer: Enzyklopädie der essbaren Wildpflanzen. 1500 Pflanzen Mitteleuropas. AT Verlag, Aarau 2003, ISBN 3-85502-889-3, S. 253f.
- ↑ Siegfried Schlosser, Lutz Reichhoff, Peter Hanelt: Wildpflanzen Mitteleuropas. Nutzung und Schutz. Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin 1991, ISBN 3-331-00301-8, S. 466.
Weblinks
Bearbeiten- Kleine Brennnessel. auf FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Urtica urens L. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Inhaltsstoffe der Kleinen Brennnessel.
- Datenblatt bei Botanik im Bild - Flora von Österreich, 2007.