Kombinat Kraftwerksanlagenbau

Kombinat in der Deutschen Demokratischen Republik
(Weitergeleitet von VEB Atomkraftwerk)

Der VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau wurde 1969 gegründet und war ein Kombinat in der Deutschen Demokratischen Republik.[2] In den Tätigkeitsbereich des Kombinats fielen wesentlich die Planung und Projektierung von Großkraftwerken sowie die Herstellung von Kraftwerkskomponenten und Teilanlagen.

VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau Berlin
Rechtsform VEB Kombinat
Gründung 1969
Auflösung 1990
Sitz Berlin,
Deutschland Demokratische Republik 1949 Deutsche Demokratische Republik
Leitung Manfred Dahms (1975 – 1989) (Generaldirektor)
Mitarbeiterzahl 39.742[1]
Branche Kraftwerksanlagenbau

Das Kombinat unterstand dem Ministerium für Kohle und Energie. Weitere zentralgeleitete Kombinate des Energiesektors können in der Liste von Kombinaten der DDR eingesehen werden.

Ein Vorgänger des Kombinats war der VEB Atomkraftwerk, eine Anfang der 1950er Jahre geschaffene Institution zur Entwicklung, Planung und zum Bau von Atomkraftwerken.

Geschichte bis 1968

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Bereits Anfang der 1950er Jahre befasste sich die DDR mit der Entwicklung von Atomkraftwerken. Dies resultierte aus der Erkenntnis des steigenden Energiebedarfs bei gleichzeitigem Mangel an eigenen Rohstoffen wie Erdöl und Erdgas und dem Bedürfnis, von Lieferungen aus dem Ausland unabhängig zu werden.[3]

Als 1955 die Kernforschung für die DDR von der Sowjetunion freigegeben wurde, entstanden schnell mehrere Einrichtungen, die dieses Gebiet vorantreiben sollten:

In diese Zeit fällt die Gründung des VEB Atomkraftwerk (VEB AKW), welches einen Betriebsteil in Berlin und dort ein Rechenzentrum hatte.[6][7] Es unterstand dem Amt für Kernforschung und Kerntechnik (AKK).[8] 1963 gab es einen Betriebsteil Berlin Pankow des VEB Atomkraftwerk.[9]

In den Jahren 1964 bis 1966 führte der VEB Atomkraftwerk einen heftigen Streit mit dem Zentralinstitut für Kernphysik in Rossendorf um die weitere Orientierung der Nutzung der Kernkraft in der DDR. Dabei wollte der VEB AKW die Entwicklung des Druckwasserreaktors (DWR) weiter verfolgen.[10] Das ZfK hielt die Entwicklung des DWR für abgeschlossen und konzentrierte sich auf den Schnellen Brüter.[11][12]

Aufgaben

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Die Aufgaben des VEB Atomkraftwerk waren

  • Konzeption eines Kernenergieprogramms
  • Standortfindung für Kernkraftwerke
  • Entwicklung von Bautechnologien
  • Weiterentwicklung der Elektrotechnik
  • Vorbereitung des Imports sowjetischer Kernkraftwerksanlagen[13]
  • Bau von Gebäuden
  • Entwicklung, Montage und Inbetriebnahme von Hilfsanlagen des 1. Kreislaufs
  • Ausrüstungen für den 2. Kreislaufs
  • Wasseraufbereitung und -versorgung
  • Übertragungsleitungen, Straßen- und Verkehrswege[7]
  • Gesamtkoordination für die Entwicklung, Konstruktion, Fertigung und Erprobung von Ausrüstungen zur Herstellung von Brennstoffelementen; ab 1969, schon unter dem Namen VEB Kraftwerksanlagenbau.[14]
  • Koordination des Ausbaus des Kernkraftwerks Greifswald, Blöcke 5 und 6; ab 1976, schon unter dem Namen VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau.[15]

Geschichte ab 1969

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Ab Ende der 1960er Jahre ging der VEB Atomkraftwerk in den VEB Kraftwerksanlagenbau und ab April 1969 in den VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau Berlin über.[6][2] Im April 1969 wurden die Betriebe VEB Kraftwerksbau Radebeul, VEB Kernkraftwerksbau Berlin, VEB Energieprojektierung Berlin und VEB Wissenschaftlich-Technische Zentrum (WTZ) Kraftwerksanlagenbau Pirna zum „VEB Kombinat Kraftwerksanlagenbau“ zusammengeschlossen. Als im Mai 1978 die Vereinigungen Volkseigener Betriebe (VVB) aufgelöst und Kombinate gebildet wurden, erhielt es ab Juli 1978 den Namen Kombinat Kraftwerksanlagenbau.[2] Von 1969 bis 1983 war Karl Rambusch Bereichsdirektor im Kombinat Kraftwerksanlagenbau in Berlin.[5]

Im Zuge der Wende und der anschließenden Wiedervereinigung wurde das Kombinat 1990 aufgelöst und seine Betriebe wurden privatisiert. Unter anderem wurde die Kraftwerks- und Anlagenbau AG gegründet, die den Anlagenbau-Sektor des Kombinats übernahm.[16] Im Jahr 1992 wurde die KAB AG durch die Treuhandanstalt an das US-amerikanische Unternehmen Kaneb-Furmanite, ein Anlagenbauer im Energiesektor und Pipeline-Betreiber, veräußert. Anfang 1994 wurde dieser Verkauf jedoch rückabgewickelt und KAB musste erneut privatisiert werden.[17]

Zugehörige Kombinatsbetriebe

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Zum Kombinat Kraftwerksanlagenbau gehörten 1990 die folgenden Betriebe:

Literatur

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  • Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  • Peter Liewers: Reaktorphysikalische Forschungen in der DDR, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 89, 2007, 39–54 online, pdf
  • Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945 – 1965 Rahmenbedingungen, Politik der Staatspartei und Umsetzung, Dissertation, 2011 online, pdf

Einzelnachweise

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  1. „Die Wirtschaft – Unabhängige Wochenzeitung für Wirtschaft, Handel und Finanzen“ (Hrsg.): Kombinate: Was aus ihnen geworden ist. Reportagen aus den neuen Ländern. Verlag Die Wirtschaft, München 1993, ISBN 3-349-01041-5, S. 377–381. (Anhang: Zentralgeleitete Kombinate der Industrie und des Bauwesens nach Ministerien, Stand 30. Juni 1990, basierend auf Zahlen des statistischen Betriebsregisters der DDR)
  2. a b c KRAFTWERKSANLAGENBAU bei prenzlberger-ansichten.de/. Abgerufen am 28. März 2020.
  3. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 7, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  4. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 12, 13, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  5. a b Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945 – 1965 Rahmenbedingungen, Politik der Staatspartei und Umsetzung, S. 200, Dissertation, 2011 online, pdf
  6. a b Physiker spricht über Glaube und Naturwissenschaft. schwerin-lokal.de, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 28. März 2020; abgerufen am 28. März 2020.
  7. a b Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 26, 27, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  8. Olaf Strauß: Die Kernforschung und Kerntechnologieentwicklung in der DDR 1945 – 1965 Rahmenbedingungen, Politik der Staatspartei und Umsetzung, S. 563, Dissertation, 2011 online, pdf
  9. VEB Atomkraftwerk, Betriebsteil Berlin-Pankow.-Jahresbericht 1963 bei deutsche-digitale-bibliothek.de. Abgerufen am 28. März 2020.
  10. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 30, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  11. Peter Liewers: Reaktorphysikalische Forschungen in der DDR, S. 10, Sitzungsberichte der Leibniz-Sozietät 89, 2007, 39–54 online, pdf
  12. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 22–24, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  13. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 32, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  14. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 37, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  15. Johannes Abele: Kernkraft in der DDR, S. 62–64, Hannah-Arendt-Institut für Totalitarismusforschung e.V. an der Technischen Universität Dresden, Bericht und Studien Nr. 26, 2000, ISBN 3-931648-29-X online, pdf
  16. Ost-Kraftwerker wollen weitermachen bei taz.de/. Abgerufen am 15. Juni 2024.
  17. IG Metall warnt vor Verkauf der KAB-Anlagenbau bei berliner-zeitung.de/. Abgerufen am 15. Juni 2024.

Koordinaten: 52° 31′ 38,6″ N, 13° 25′ 23,6″ O