Sepik-Waran

Art der Gattung Warane (Varanus)
(Weitergeleitet von Varanus jobiensis)

Der Sepik-Waran (Varanus jobiensis) ist eine nur wenig erforschte Echse aus Neuguinea. Er bewohnt den Tiefland-Regenwald der Insel und ernährt sich vorrangig von Insekten.

Sepik-Waran

Sepik-Waran im Zoo Leipzig

Systematik
ohne Rang: Toxicofera
ohne Rang: Schleichenartige (Anguimorpha)
Familie: Varanidae
Gattung: Warane (Varanus)
Untergattung: Euprepiosaurus
Art: Sepik-Waran
Wissenschaftlicher Name
Varanus jobiensis
Ahl, 1932

Merkmale

Bearbeiten

Der Sepik-Waran ist ein mittelgroßer, recht schlanker Waran, mit einem auffallend kantigen Kopf, großen Augen und einem langen Hals. Der seitlich abgeflachte, nicht greiffähige Schwanz weist den Sepik-Waran innerhalb der Untergattung Euprepiosaurus als Mitglied der Varanus indicus-Gruppe aus. Die Art erreicht eine Länge von maximal etwa 1,2 m, der Schwanz ist 1,48–1,83 mal so lang wie Kopf und Rumpf zusammen.

Die Körperoberseite ist dunkel-oliv bis schwarz, mit zahlreichen kleinen, hellen Flecken. Diese sind mehr oder weniger deutlich als Querbänder angeordnet. Der Schwanz is blau-türkis gebändert. Die Kopfoberseite ist schiefergrau, oft leicht blau getönt; ihr fehlt jegliche Zeichnung. Die Zunge ist rosa. Die Körperunterseite ist weißlich, bis auf die auffallend rosa, rötlich oder orange gezeichnete Kehle. Die Beine sind dunkeloliv, und leicht blau bis grün gesprenkelt. Diese Sprenkelungen treten auf den Hinterbeinen intensiver vor. Die Zeichnung der Jungtiere ist intensiver als die der Alttiere, und die Punkt-Bänder auf dem Rücken sind weiter voneinander entfernt.

Verglichen mit verwandten Arten hat der Sepik-Waran sehr kleine Schuppen. Er besitzt 164–201 Schuppenreihen um die Körpermitte, zwischen Hinterkopf und Hinterbeinen befinden sich 163–196 Schuppenreihen.

Verbreitung und Lebensraum

Bearbeiten

Der Sepik-Waran bewohnt Neuguinea und die vorgelagerten Inseln Yapen, Biak, Salawati und Weigeo. Die bisherigen Nachweise dieser Art lassen vermuten, dass der Sepik-Waran in weiten Teilen des neuguineischen Flachlandes verbreitet ist; er wurde bis in 900 m Meereshöhe gefunden[1]. Er bewohnt Regen- und Auenwald und bevorzugt Gebiete mit dichter Vegetation; Mangrovenwälder werden gemieden[1].

Lebensweise

Bearbeiten

Wie alle Warane ist der Sepik-Waran ein tagaktiver Einzelgänger. Er ist meist am Boden aktiv und flüchtet bei Störungen auf Bäume. Oft wird die Art beobachtet, wie sie an Baumstämmen gekrallt ihre auffällig gefärbte Kehle aufbläht und den Kopf hebt. Im recht einfarbigen Flachland-Regenwald könnte dies ein Mittel zur inner- oder zwischenartlichen Kommunikation sein. Aufgrund des gleichmäßigen Klimas ist die Art das ganze Jahr über aktiv.

In Westneuguinea wurden Sepik-Warane oft dabei beobachtet, wie sie nahezu ausgetrocknete Bachufer abliefen, und leicht zu fangende kleine Fische oder Krebse erjagten. Bei der Untersuchung der Mageninhalte von sechs konservierten Museumsexemplaren hingegen machten Insekten wie Schaben, Heuschrecken, Schnabelkerfe, Käfer, Bienen und Schmetterlinge nahezu drei Viertel der Beuteobjekte aus. Daneben wurden auch Vogelspinnen, Frösche und Reptilieneier als Mageninhalte identifiziert.[2] In Gefangenschaft gehaltene Sepik-Warane nehmen Insekten, Kücken, Mäuse, Frösche, kleine Echsen und Fisch an.

Zur Fortpflanzung in der Natur ist nichts bekannt. In Gefangenschaft glückte die Nachzucht mehrmals.

Systematik

Bearbeiten

Die Erstbeschreibung erfolgte 1932 durch den deutschen Zoologen Ernst Ahl (1898–1943). Ahl beschrieb die Art als Varanus indicus jobiensis, also als Unterart des Pazifikwarans. In seiner klassischen Monographie der Warane von 1942 erklärte deutsche Herpetologe Robert Mertens (1894–1975) die Unterart jobiensis als ungültig und der Nominatform V. i. indicus gleich. 1991 wiederum bewies der deutsche Zoologe Wolfgang Böhme, dass der Sepik-Waran eine eigenständige Art darstellt. Der Name V. karlschmidti ist ein Synonym von V. jobiensis; diese Art wurde 1951 von Mertens anhand eines Belegexemplares beschrieben, welches tatsächlich ein V. jobiensis ist. Der ältere Name jobiensis genießt Priorität. Laut Analysen mitochondrialer DNA und der Hemipenismorphologie wird Varanus jobiensis der Untergattung Euprepiosaurus innerhalb von Varanus zugeordnet; dort gehört er zur Varanus indicus-Gruppe.[3]

Gefährdung

Bearbeiten

Von den Einheimischen wird die Art mit Schlingenfallen bejagt und gegessen, gelegentlich erbeuten professionelle Jäger auch lebende Exemplare für den internationalen Heimtierhandel.[1] Die CITES-Behörden genehmigten zwischen 1975 und 2005 den Export von 5538 lebenden Exemplaren zu diesem Zweck. Die Dunkelziffer könnte höher liegen.[4] In der Zukunft könnte auch die Rodung des Regenwaldes die Art gefährden. Aktuell wird die Art jedoch als nicht gefährdet eingestuft, da sich der Druck durch Jagd in Grenzen hält, und Schutzmaßnahmen scheinen noch unnötig.[1]

Literatur

Bearbeiten
  • K. M. Philipp, T. Ziegler & W. Böhme (2004): Varanus jobiensis. In: E. R. Pianka & D. R. King (Hrsg.): Varanoid Lizards of the World, S. 189–192. Indiana University Press, Bloomington & Indianapolis, ISBN 0253343666
Bearbeiten
Commons: Varanus jobiensis – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. a b c d Varanus jobiensis in der Roten Liste gefährdeter Arten der IUCN 2010. Eingestellt von: Bennett, D. & Sweet, S.S., 2009. Abgerufen am 3. Februar 2011.
  2. K. M. Philipp, T. Ziegler & W. Böhme (2007): Preliminary Investigations of the Natural Diet of Six Monitor Lizard Species of the Varanus (Euprepiosaurus) indicus Group. Mertensiella 16 (Advances in Monitor Research III), S. 336–346
  3. T. Ziegler, A. Schmitz, A. Koch & W. Böhme (2007): A review of the subgenus Euprepiosaurus of Varanus (Squamata: Varanidae): Morphological and molecular phylogeny, distribution and zoogeography, with an identification key for the members of the V. indicus and the V. prasinus species groups. Zootaxa 1472, S. 1–28
  4. A. P. Pernetta (2009): Monitoring the Trade: Using the CITES Database to Examine the Global Trade in Live Monitor Lizards (Varanus spp.). Biawak 3(2), S. 37–45 (Volltext; PDF-Datei; 1,94 MB)