Mysterienvilla

Antike Villenanlage nahe Pompeji
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Die Mysterienvilla oder Villa dei Misteri (auch Villa Item in älterer Literatur) ist eine antike Villenanlage nahe Pompeji, die beim Ausbruch des Vesuv im Jahr 79 verschüttet wurde. Aufgrund der dort gefundenen Fresken mit Darstellungen dionysischer Mysterien ist die Villa einer der bedeutendsten Fundorte der klassischen Archäologie.

Fresko aus dem Mysteriensaal
Grundriss der Villa
Peristyl

Die Villa liegt etwa 300 m nördlich der Porta di Ercolano. Im Westen gelangte man von der Via Superiore zur Villa, östlich verlief die Straße nach Oplontis, es ist aber nicht bekannt, ob es von dieser zur Villa einen Verbindungsweg gab.

Die Villa suburbana (d. h. Villa in Stadtnähe) hatte im zweiten Jahrhundert v. Chr. einen klar gegliederten, achsensymmetrischen Grundriss, wurde aber später immer wieder vergrößert, umgebaut und aufgestockt. Nach dem Erdbeben von 62 n. Chr. wurde der landwirtschaftliche Teil der Villa vergrößert.

Die Malereien im Triclinium (im Grundriss Raum 5), beinhalten Szenen aus der griechischen Mythologie. Eingeordnet werden sie in die Zeit des „zweiten Stils“, des sogenannten Architekturstils in der römischen Wandmalerei.

Der gesamte Werkzyklus der an den Wänden befindlichen Fresken stellt Szenen aus der griechischen Mythologie dar. Das eigentliche Mysterium, das dieser Villa den heutigen Namen gibt, bleibt dem Betrachter jedoch zunächst verborgen und befindet sich in einem Raum. Die Deutung der Wandmalerei ist sehr schwierig. Eine Meinung ist, dass in den Bildern ein Einführungsritus in die Mysterien des Dionysos-Kultes dargestellt wird. Der Dionysoskult gehörte zu den bekanntesten Mysterienkulten.

So findet man demgemäß auch Satyrn bzw. Silene und Bacchantinnen, die als äußere Attribute auf den Dionysos-Kult hinweisen. Das Ende dieses Zyklus ist ein Dionysos, der aus einer Muschel trinkt. Eine der ihn umgebenden Figuren hält über sein Haupt eine Maske, mit der das eigentliche Mysterium angedeutet wird. An der Oberkante der großen Bilder findet sich ein in allen Räumen der Villa streng durchgezogener Doppelmäander. Der Hintergrund der Wände mit den mythologischen Szenen ist in Zinnober ausgeführt. Über dem Doppelmäander liegt noch ein Streifen, der ebenfalls mit Bildschmuck ausgemalt ist.

Einige Bilder der Villa zeigen aber auch sogenannte Scheinarchitektur wie z. B. Säulen, Scheinmauerwerk und Ähnliches, sowie Ausblicke auf illusionistische Landschaften, womit sie zugleich typische Elemente des sogenannten „zweiten Stils“ aufweist. Scheinarchitektur oder auch illusionistische Architektur meint architektonische Elemente, die in der Malerei vorkommen, jedoch in der realen Architektur nicht vorkommen können, weil schon allein die Baustatik die reale Ausführung verhindert. Es ist in der Malerei eher ein spielerischer Umgang mit den Architekturelementen. An eine reale Wiedergabe von Architektur wird hierbei nicht gedacht.

Das Laconicum (Schwitzbad) der Villa überwölbt eine kleine Kuppel, deren Mauerschale aus römischem Beton besteht.[1]

Literatur

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Chronologisch absteigend geordnet.

  • Paul Veyne: La Villa des mystères à Pompéi. Gallimard, Paris 2016. ISBN 978-2-07-017759-2. Deutsche Ausgabe: Das Geheimnis der Fresken. Die Mysterienvilla in Pompeji. Aus dem Französischen von Anna Leube und Wolf Heinrich Leube, Wissenschaftliche Buchgesellschaft/Philipp von Zabern, Darmstadt 2018, ISBN 978-3-8053-5176-8.
  • Antonio Virgili: Culti misterici ed orientali a Pompei. Gangemi, Rom 2008, ISBN 978-88-492-1409-3.
  • Linda Fierz-David: Mysterien in Rot. Die Individuation der Frau in Pompeji. Tiefenpsychologische Betrachtungen zu den Fresken der „Villa dei Misteri“. Pomaska-Brand, Schalksmühle 2007, ISBN 978-3-935937-39-9.
  • Oliver Grau: Virtual Art: From Illusion to Immersion, MIT-Press, Cambridge/Mass. 2002, S. 24–33, ISBN 9780262072410.
  • Bernhard Gallistl: Maske und Spiegel. Zur Maskenszene des Pompejaner Mysterienfrieses (= Studien zur Kunstgeschichte. Bd. 101). Olms, Hildesheim u. a. 1995, ISBN 3-487-10029-0.
  • Hans Eschebach, Liselotte Eschebach: Pompeji. Vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis 79 n. Chr. Böhlau, Köln u. a. 1995, ISBN 3-412-11594-0.
  • J. H. Immo Kirsch: Villa dei Misteri. Bauaufnahme, Bautechnik, Baugeschichte. Dissertation Freiburg (Breisgau) 1993. Online: [1] und [2].
  • Burkhardt Wesenberg: Zur Bildvorstellung im Großen Fries der Mysterienvilla. In: Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte. Bd. 24, 1991, ISSN 0075-6512, S. 67–72, online (PDF; 11,12 MB).
  • Giuseppina Cerulli Irelli und andere (Hrsg.): Pompejanische Wandmalerei. Belser, Stuttgart u. a. 1990, ISBN 3-7630-1949-9.
  • Otto J. Brendel: Der große Fries in der Villa dei Misteri. In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 81, 1966, ISSN 0931-7007, S. 206–260.
  • Günther Zuntz: On the Dionysiac fresco in the Villa dei Misteri at Pompeii. In: Proceedings of the British Academy. Bd. 49, 1964, ISSN 0068-1202, S. 177–201.
  • Karl Schefold: Vergessenes Pompeji. Unveröffentlichte Bilder römischer Wanddekorationen in geschichtlicher Folge herausgegeben (= Schweizerische Geisteswissenschaftliche Gesellschaft. Schriften. 4, ZDB-ID 1472639-7). Francke, Bern u. a. 1962.
  • Erika Simon: Zum Fries der Mysterienvilla bei Pompeij. In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 76, 1961, S. 111–172.
  • Reinhard Herbig: Neue Beobachtungen am Fries der Mysterien-Villa in Pompeji. Ein Beitrag zur römischen Wandmalerei in Campanien (= Deutsche Beiträge zur Altertumswissenschaft. Heft 10, ZDB-ID 525848-0). Grimm, Baden-Baden 1958.
  • Karl Schefold: Pompejanische Malerei. Sinn und Ideengeschichte. Schwabe, Basel 1952.
  • Leopold Feiler: Mysterion. Gedanken vor den dionysischen Fresken der Mysterienvilla in Pompeji. Rohrer, Wien 1946.
  • Amedeo Maiuri: Pompeji. Die Nuovi Scavi und die Villa dei Misteri (= Führer durch die Museen und Kunstdenkmäler Italiens. Bd. 3, ZDB-ID 1176769-8). Nach der 3., vermehrten und verbesserten italienischen Ausgabe. Libreria dello Stato, Rom 1937.
  • Amedeo Maiuri: La Villa dei Misteri. Liberia dello Stato, Rom 1931.
  • Jocelyn Toynbee: The Villa Item and a Bride’s Ordeal. In: Journal of Roman Studies. Bd. 19, 1929, S. 67–87, JSTOR:297316.
  • Margarete Bieber: Der Mysteriensaal der Villa Item. In: Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts. Bd. 43, 1928, S. 298–330.
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Commons: Mysterienvilla in Pompeii – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Jürgen Rasch: Die Kuppel in der römischen Architektur. Entwicklung, Formgebung, Konstruktion. In: Architectura. Bd. 15, 1985, ISSN 0044-863X, S. 117–139, hier S. 122.

Koordinaten: 40° 45′ 13,3″ N, 14° 28′ 38,8″ O