Volkspolizei-Bereitschaften (Struktur)

Überblick über die Organisationsstruktur der Volkspolizei-Bereitschaften

Eine Volkspolizei-Bereitschaft (kurz: VPB), auch VP-Bereitschaft, waren Teil der Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern.[1] Im Ministerium des Innern (MdI) der DDR unterstanden sie dem Stellvertreter des Ministers Bereitschaften/Kampfgruppen. Innerhalb der Bewaffneten Organe der DDR gehörten sie zum territorialen Bereich der Landesverteidigung der DDR. Oft kommt es zu Verwechselungen mit den VP-Bereitschaften der Kasernierten Volkspolizei, der militärischen Vorläuferorganisation der Landstreitkräfte der Nationalen Volksarmee.

VP-Bereitschaft
— III —


Hoheitsabzeichen Bereitschaften VP
Aktiv April 1955 bis 2. Oktober 1990
Staat Deutschland Demokratische Republik 1949 DDR
Streitkräfte Innere Truppen des MdI
Teilstreitkraft Territorialstreitkräfte
Stärke ca. je 500–800 Wehrpflichtige und 50 Zivilangestellte
Standort Bezirke in der DDR

Die Struktur einer Volkspolizei-Bereitschaft ab ca. den 1970er Jahren wird im nachfolgenden Teil beschrieben.Anmerkung

Führungsorgan 1

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Es bestand aus dem Kommandeur (vergleichbar OF-5), seinen Stellvertretern (Stv. OF-4) und den (Fach-)Offizieren (OF-3):

  • Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef (mit nachgeordnetem Stab)
  • Stellvertreter des Kommandeurs für Politische Arbeit (mit nachgeordnetem Politorgan)
  • Stellvertreter des Kommandeurs für Versorgung (mit nachgeordnetem Versorgungsdienst)
  • Stellvertreter des Kommandeurs für Ausbildung
  • Offizier für Kader (ihm unterstellt der Unterführer für Auffüllung und ab 1985 bei VP-Bereitschaften mit Unterführerausbildung ihm unterstellt der Unterführer für Org/Auffüllung)
  • Offizier Planung
  • Offizier Finanzen
Selbstständige
  • Parteisekretär (SED)
  • FDJ-Sekretär (FDJ)
  • Bis zu zwei für die jeweilige VPB zuständige Abwehroffiziere des MfS. Diesen waren sowohl der Kommandeur als auch die Stellvertreter nicht weisungsberechtigt, sie waren jedoch zumeist in speziell gesicherten Räumlichkeiten im Stabsbereich untergebracht.

Politorgan

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Stellvertreter des Kommandeurs für Politische Arbeit

  • Offizier für Propaganda (Stellvertreter)
  • Offizier für kulturelle Massenarbeit
  • Bibliothekar
  • Wiedergabetechniker (zugleich Kraftfahrer des Lautsprecherkraftwagens)

Stellvertreter des Kommandeurs und Stabschef

Funktion während der Ständigen Einsatzbereitschaft 2 Funktion ab Erhöhte Einsatzbereitschaft (EE)
Offizier für Planung Offizier Planung
Offizier für Einsatz/Ausbildung Offizier Aufklärung
Offizier für Artillerie- und Schießausbildung Offizier Artillerie
Offizier chemischer Dienst Offizier Kern-, chemische und biologische Waffenabwehr
Offizier Pionierdienst Offizier Pionierdienst
Offizier für Körperertüchtigung Verbindungsoffizier C-BDVP
Offizier für Nachrichten (im Sinne Fernmelde, IT) Offizier Nachrichten (VS-Stelle, SND (Spezialnachrichten/Kryptographie))
Oberfahrlehrer Kraftfahrer

Ein alarmierter Bereitschaftszug (1:3:24=28) hatte die Kaserne innerhalb von 10 Minuten, vollständig bewaffnet und ausgestattet mit Munition, verlassen zu haben.

Versorgungsdienste

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Stellvertreter des Kommandeurs für Versorgung

Offizier Organisation/Einsatz (Stellvertreter)
Offizier Quartiernutzung/Versorgung Intendantur
Feldscher (Garnison: zusätzlich Truppenarzt) Med.-punkt mit Sankra
Offizier Kraftfahrzeugwesen Werkstatt, Tanklager, Ersatzteillager
Offizier für Bewaffnung Waffenwerkstatt, Feuerwerker
Offizier für Verpflegung Küche, Einkauf
Offizier für Bekleidung/Ausrüstung B/A-Kammer

Einheiten

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1. Kompanie Schützenkompanie auf Mannschaftstransportwagen (MTW)
2. Kompanie
3. Kompanie Mechanisierte Kompanie auf Schützenpanzerwagen PSH (Herkunft Ungarn)
4. Kompanie Artilleriekompanie Panzer- u. Luftabwehr, Granatwerfer
5. Kompanie Stabskompanie Einsatzunterstützung, Versorgung, Aufklärungszug

Als Mannschaftstransportwagen wurden 2 × Robur LO 1800A, später Robur LO 2002A oder 1 × IFA W50 L/A, W 50 LA/A oder W 50 LA/A-1 genutzt, innerhalb der Kompanien meistens typenrein.

Schützenkompanie

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Kompaniechef persönliches Kfz UAZ-469
Stv. KC für polit. Arbeit
Innendienstleiter (Spieß),
mit Kompanie-Trupp
Schreiber, Waffenwart, Schirrmeister/Fahrlehrer, Funktruppführer, Kp.-Sanitäter, Koch und Fourier
2 Lkw IFA W-50 für Munition und Verpflegung, Anhänger für Munition, Feldküche, Trinkwasser im Wassertransportanhänger (WTA-1000), 2 Kräder
Zugführer 1. Zug je drei Gruppen (0:1:8),bis 1973 0:1:9 =10 auf MTW
einschl. sMG-Trupp mit 7,62-mm PK bis 1985, danach automatischer 30-mm-Granatwerfer AGS-17 Plamja
Zugführer 2. Zug je drei Gruppen (0:1:8), auf MTW
Zugführer 3. Zug je drei Gruppen (0:1:8), auf MTW

Eine nichtstrukturmäßige Aufklärungsgruppe wurde nur im 3. Zug der 1. Kompanie vorgehalten.

Bewaffnung und Ausrüstung

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im Kampfeinsatz: Felddienstanzug mit dunkelgrünen Schulterstücken, Stahlhelm, Maschinenpistole K, je Gruppe ein leichtes MG K, je Gruppe eine Panzerbüchse RPG-7, Zugführer und Schütze 1 RPG-7, hier als Zusatzbewaffnung, 9-mm-Pistole Makarow, weiterhin Truppenschutzmaske, Schutzumhang, ab 1975 Schutzbekleidungsanzug zweiteilig (SBA-2),Feldspaten und Sturmgepäck Teil 1 mit aufgeschnallter Zeltplane (Kochgeschirr, Eiserne Ration, Wasch- und Rasierzeug, Pullover). Das Teil 2, mit aufgeschnallter Decke (Polizeiuniform, Unterwäsche lang), wurde auf besonderen Befehl mitgeführt.im Ordnungs- und Sicherungseinsatz: Polizeiuniform, Pistole Makarow 9 mm, Schlagstock, Handfessel, Führungskette, MPi K als Abschussgerät für Reizwurfkörper.

zusätzlich: Doppelglas, je Zug 1 Funkgerät R-108 mit Leistungsverstärker UM-2, je Gruppe 1 UKW-Funkgerät R-126 bzw. UFT-721, später UFT-771, im Zug Leuchtpistole, später ersetzt durch Handleuchtzeichen, 1 Nachtsichtgerät NSPU für Nutzung auf lMG.

Mechanisierte Kompanie

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Kompaniechef 10 SPW PSH mit einem 14,5-mm-sMG Wladimirow KPWT und einem 7,62-mm-sMG Kalaschnikow PKT
bis 1975: 9 SPW BTR-152 und 1 SPW BTR-40
Stv. KC für polit. Arbeit
Innendienstleiter,
Kompanie-Trupp
Schreiber, Waffenwart, Schirrmeister/Fahrlehrer, Funktruppführer, Kp.-Sanitäter, Koch und Fourier
2 Lkw IFA W-50 für Munition und Verpflegung, Anhänger für Munition, Feldküche, Trinkwasser im Wassertransportanhänger (WTA-1000), 1 Krad
1. Zug
(2:3:21 =27) 4
je drei Gruppen (0:1:7)
je Gruppe ein SPW PSH, sowie ein MTW pro Zug
2. Zug je drei Gruppen (0:1:7)
je Gruppe ein SPW PSH, sowie ein MTW pro Zug
3. Zug je drei Gruppen (0:1:7)
je Gruppe ein SPW PSH, sowie ein MTW pro Zug

Artilleriekompanie

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Kompaniechef UAZ-469
Stv. KC für polit. Arbeit
Innendienstleiter,
Kompanie-Trupp
Schreiber, Waffenwart, Schirrmeister/Fahrlehrer, Funktruppführer, Kp.-Sanitäter, Koch und Fourier
2 Lkw IFA W-50 für Munition und Verpflegung, Anhänger für Munition, Feldküche, Trinkwasser im Wassertransportanhänger (WTA-1000), 1 Krad
1. Zug
Granatwerfer-Zug
4 × 82-mm-Granatwerfer M43 verlastet auf Lkw Robur LO 2002A
Stärke je Bedienung 1:3 plus Kraftfahrer
2. Zug
Flak-Zug
2 × 23-mm-Flak ZU-23-2 gezogen mit Lkw Robur LO 2002A
Stärke je Bedienung 1:4 + Kraftfahrer
3. Zug
Panzerabwehr-Zug
4 × Schwere Panzerbüchse SPG-9 verlastet auf Robur LO 2002A,
Stärke 1:4 + Kraftfahrer
4. Zug
Panzerabwehr-Zug
4 × SPG-9 und 1 × 7,62-mm-sMG PKS auf UAS-469B Speziallaffette

Der 4. Zug der 4. Kompanie wurde beginnend ab Oktober 1978 in festgelegten Bereitschaften aufgestellt[2] und bis November 1982 abgeschlossen.[3]

Stabskompanie

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Kompaniechef (Stabskommandant)
Stv. KC für polit. Arbeit (StPAKC)
Innendienstleiter,
Kompanietrupp
Schreiber, Waffenwart, Schirrmeister/Fahrlehrer, Funktruppführer, Kp.-Sanitäter, Koch, Fourier und Kraftfahrer /Kammerbulle

Lkw W 50 LA/A und Feldküche

1. ZF Aufklärungszug
1. Allgemeine Aufklärungsgruppe
2. Gruppe Kernstrahlungs- u. chem. Aufklärung
3. Regulierungsgruppe
4. Regulierungsgruppe
3 SPW PSH, Dragunow-Scharfschützengewehr
PSH mit Ausrüstung zur Kern- u. chemische Aufklärung, z. B. automat. Kampfstoffanzeiger
Kräder MZ ES 250, später TS 250 A, ETZ 250 A
wie 3. Gruppe
2. Zug
Nachrichtenzug
1. Funkgruppe
2. Fernmeldegruppe
.
PSH K-2 mit erweiterter Funkausrüstung R-1125, UAZ-469B Funkstelle R-1125
Nachrichtenzentrale (Draht), Robur LO 2002 Fernmeldebaufahrzeug
3. Zug
Pionierzug
1. GF Minenlegegruppe
2. GF
3. GF
.
Minenleger MLG-60M, gezogen vom SPW BTR-152
Wasseraufbereitung, Motortrenn- u. -kettensägen
Sturm- und Schlauchboote
4. Zug
Transportzug
drei Gruppen, Lkw W-50 verschiedene Varianten, Robur LO 2002 A, UAZ-469B, Werkstattwagen, Straßentankwagen IFA G5, Kanistertankwagen auf W 50 LA/A, Wasserwerfer IFA G5 und Star "Hydromil"
5. Zug – Technischer Pionierzug in ausgewählten VP-Bereitschaften 3

Literatur

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  • Wolfram Kempe, Die Rolle und Aufgaben der Einheiten der VP-Bereitschaften im System der sozialistischen Landesverteidigung der DDR, Vorlesung, Dresden 12. Juni 1980, VD X/82/8
  • Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, Ministerium des Innern, Dienstvorschrift Nr. 59/79 des Ministers des Innern und Chefs der Deutschen Volkspolizei über den Innendienst -Innendienstvorschrift-, Berlin 1979
  • Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, Ministerium des Innern, Dienstpflichten von Angehörigen der Volkspolizei-Bereitschaften und Kompanien der Transportpolizei, Berlin 1979
  • Ministerrat der Deutschen Demokratischen Republik, Ministerium des Innern, Ergänzung von Dienstpflichten für Angehörige der Volkspolizei-Bereitschaften mit Ausbildungskompanien für Unterführerschüler, Berlin 1985

Fußnoten

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  1. Anordnung des NVR der DDR über den Verlauf des Dienstes in den Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern - Dienstlaufbahnordnung - Kasernierten Einheiten des Ministeriums des Innern - vom 22. April 1982 (GBl. I Nr. 19 S. 389). In: Wehrdienstgesetz und angrenzende Bestimmungen, Staatsverlag der DDR, Berlin 1982, S. 62
  2. Quelle: BArch DO 1/58922 Befehl Nr. 77/77 des Ministers des Innern und Chefs der DVP vom 29. Juli 1977 Erhöhung der Kampf- und Einsatzbereitschaft von VP-Bereitschaften
  3. Quelle: BArch DO 1/59045 Befehl Nr. 69/80 des Ministers des Innern und Chefs der DVP vom 22. Oktober 1980 Erhöhung der Kampf- und Einsatzbereitschaft von VP-Bereitschaften
  • Anmerkung Quelle: Wolfram Kempe: Die Rolle und Aufgaben der Einheiten der VP-Bereitschaften im System der sozialistischen Landesverteidigung der DDR, Vorlesung, Dresden 12. Juni 1980, VD X/82/8, sowie persönliche Erinnerungen und Aufzeichnungen.
  • 1 fälschlich oft als Stab bezeichnet
  • 2 mindestens 75 % des Personalbestands einsatzbereit in der Kaserne
  • 3 Technischer Pionierzug neben einer tschechischen DOK-M noch weitere Stellungs- und Straßenbautechnik, wie Tatra-Lkw, Gruben- (MDK-2M) und Grabenaushubmaschine (BTM). Sie waren für Katastropheneinsätze vorgesehen und wären nach Mobilmachung der Zivilverteidigung (ZV) unterstellt worden.
  • 4 bis 1973: 2:3:27 =32