Wallner-Theater

ehemaliges Theater in Berlin
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Das Wallner-Theater (1894–1918 Schiller-Theater O.) war ein Theater in Berlin-Mitte von 1864 bis 1939.

Wallner-Theater, 1864
Das Innere von Wallner’s Theater, 1860er Jahre
 
Lage Wallner-Theater
 
Stadtplan 1882

Das Theater lag in der Wallner-Theaterstraße 35, nordöstlich vom Bahnhof Jannowitzbrücke. Heute befindet sich dort ein Sportplatz des Neubaugebietes Holzmarktstraße. Das Gebäude war ein länglicher klassizistischer Bau mit Säulen an den Außenfassaden und einem Park neben dem Zuschauerraum.[1]

Das erste Wallner-Theater befand sich von 1855/58 bis 1864 in der nahegelegenen Blumenstraße 9b.

Geschichte

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Wallner-Theater 1855–1894

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Carl Mitell, 1859

Der österreichische Theaterdirektor Franz Wallner erwarb 1855 das Königsstädtische Vaudeville-Theater in der Blumenstraße 9b, die sogenannte Grüne Neune. Seit 1858 nannte er es Wallner-Theater. Dieses spielte Schwänke, Lustspiele und komische Opern mit einer schnell wachsenden Resonanz, besonders beliebt waren Berliner Possen von David Kalisch wie Berlin, wie es weint und lacht.[2]

1864 ließ Wallner ein neues größeres Theatergebäude durch den Architekten Eduard Titz in der Nähe entwerfen. Dieses wurde mit etwa 1200 Plätzen eines der größten in Berlin.[3] Dort setzte er seine erfolgreichen Programme fort.

Schiller-Theater O.

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Zuschauerraum, 1912

1894 übernahm Raphael Löwenfeld mit der Schiller-Theater Aktien-Gesellschaft das Theater.[4] Diese hatte sich zum Ziel gesetzt, klassische Schauspiele und Volksstücke zu niedrigen Preisen (von 1 Mark bis zu 25 Pfennig) für Mitglieder Berliner Vereine aufzuführen. Es hieß nun Schiller-Theater O[st]. Ab 1899 wurden auf Wunsch der Zuschauer auch regelmäßige Opernaufführungen gezeigt. 1902 entstand dazu in der Chausseestraße das Schiller-Theater N[ord] , das von dem Ensemble mit bespielt wurde. Seit 1907 gab es im Schiller-Theater O. nur noch Opernaufführungen, Sprechtheater wurde nur noch im neuen Schiller-Theater W. in Charlottenburg gezeigt.

1918 musste das Schiller-Theater O. von der Schiller-Theater A. G. wegen finanzieller Probleme aufgegeben werden.

Wallner-Theater 1919–1930

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Seit 1919 hieß das Haus wieder Wallner-Theater. Über die Betreiber ist kaum etwas bekannt. 1929 wurde hier ein Theaterstück von Joseph Goebbels uraufgeführt.

Piscator-Bühne

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Ende Oktober 1930 übernahm der linke Intendant Erwin Piscator das marode Haus und betrieb es als Dritte Piscator-Bühne bis März 1931.[5]

1939 wurde das Gebäude abgerissen, wahrscheinlich wegen Baufälligkeit.[6]

Persönlichkeiten

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In dem Theater wirkten verschiedene Theaterleiter, Dirigenten, Schauspieler und Sänger

Leiter

Dirigenten und Kapellmeister

Schauspieler Wallner-Theater 1855–1894

Schiller-Theater O.

Wallner-Theater 1919–1930

Aufführungen

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Wallner-Theater 1854–1894

  • David Kalisch: Actienbudiker, 1856, Uraufführung, 215 Mal gespielt, erfolgreichstes Theaterstück in Berlin in dieser Zeit
  • David Kalisch: Ein gebildeter Hausknecht, 2. Mai 1858, Uraufführung, häufig gespielt
  • David Kalisch, O. F. Berg: Berlin, wie es weint und lacht, 1858, häufig gespielt[7]
  • David Kalisch, August Weihrauch: Die Mottenburger, 1867, Posse mit Gesang, häufig gespielt[8]
  • Theodor Herzl: Seine Hoheit, 1888, Lustspiel, Uraufführung[9]
  • Pension Schöller, 1890, Uraufführung

Schiller-Theater O.

Wallner-Theater 1919–1930

  • Joseph Goebbels: Blutsaat, 10. März 1929, Uraufführung[13]

Piscator-Bühne

  • Karl Credé-Hoerder: § 218 – gequälte Menschen, , 29. Oktober 1930, Eröffnungsstück
  • Alfred Herzog: Krach um Leutnant Blumenthal, 1. November 1930, Gastspiel der Spielgemeinschaft Berliner Schauspieler
  • Ernst Ottwalt: Jeden Tag vier, 19. November 1930, Regie Friedrich Neubauer
  • Oskar Bendiener: Die Tat, 25. November 1930, Gastspiel Spielgemeinschaft Berliner Schauspieler
  • Wladimir Bill-Belozerkowski: Mond von links, 28. November 1930, Regie Martin Kerb
  • Friedrich Wolf: Tai Yang erwacht, 15. Januar 1931
  • Anatoli Glebow: Frau in Front, 17. Februar 1931, 22. März 1931, wahrscheinlich letzte Inszenierung der Piscator-Bühne

Literatur

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  • Hans-Rüdiger Merten: Vergessene Theater im alten Berlin. Eine Spurensuche. Trafo-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-89626-599-7
  • Otto Schneidereit: Berlin wie es weint und lacht. Spaziergänge durch Berlins Operettengeschichte. Lied der Zeit, Berlin 1976.
  • Erika Wischer: Das Wallner-Theater unter der Direktion von Franz Wallner (1855–1868). Das Berliner Lokalpossen-Theater des Nachmärz. Schoen, München. 1967.
  • Otto Franz Gensichen: Kulissenluft. Wallnertheater-Erinnerungen. Paetel-Verlag, Berlin 1909.
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Commons: Wallner-Theater – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Berlin und seine Bauten, herausgegeben vom Architekten-Verein zu Berlin, 1877, S. 338, mit Grundriss
  2. Ein neuer Tempel des Frohsinns. In: Die Gartenlaube. Heft 52, 1864, S. 820–822 (Volltext [Wikisource]).
  3. Wallner-Theater. In: Berliner Adreßbuch, 1878, Teil 6 (Preise und Sitzplan).
  4. Ruth Freydank: Der Fall Berliner Theatermuseum. Teil 1. Berlin 2011, S. 137–141 (kurz zur Geschichte des Schiller-Theaters O.)
  5. Inszenierungen von Erwin Piscator, Dritte Piscator-Bühne (unten)
  6. Wallner-Theaterstr. 35. In: Berliner Adreßbuch, 1940, IV. Teil, S. 937. „Abbruch“ (erste solche Erwähnung, auch in den Jahren bis mindestens 1943; Eigentümer waren bis 1939 Wallner’sche Erben (dann arisiert?)).
  7. digitale-sammlungen.de
  8. digitale-sammlungen.de
  9. Bevor der Wiener Theodor Herzl den „Judenstaat“ gründete, wollte er ein großer Dramatiker werden. Er debütierte in Berlin. In: Berliner Zeitung, 3. Juli 2004; berliner-zeitung.de
  10. Bericht über die Aufführung. In: Berliner Tageblatt, 31. August 1894, Morgenausgabe, S. 3; ZEFYS
  11. Bericht über die Erstaufführung. In: Berliner Tageblatt, 20. März 1898, S. 3. Bericht über die Erstaufführung. In: Vossische Zeitung; auch zu den meisten anderen Theater-Erstaufführungen Berichte am folgenden Tag, meist S. 3
  12. Brand Ibsen Stage, Schauspieler-Besetzung der Aufführung, Zuordnung irrtümlich nach Charlottenburg (dieses Theater gab es damals noch nicht)
  13. Karsten Schilling: Das zerstörte Erbe. Berliner Zeitungen der Weimarer Republik im Portrait. Norderstedt 2011, S. 106, Anm. 162.