Warenhaus Jandorf

Haus der deutschen Kaufhauskette Jandorf 1904-1927
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Das Warenhaus Jandorf (auch Warenhaus am Weinberg) wurde 1904 von Adolf Jandorf an der Brunnenstraße in Berlin-Mitte eröffnet. Bis 1945 war das Warenhaus in Betrieb, danach diente es ab 1953[2] in der DDR als Institut für Modegestaltung. Das Gebäude wurde in den 1980er-Jahren unter Denkmalschutz gestellt[3] und nach der Wende vom Berliner Landesdenkmalamt so weitergeführt.[4]

Warenhaus Jandorf
Warenhaus Jandorf (Brunnenstraße), 1904

Warenhaus Jandorf (Brunnenstraße), 1904

Daten
Ort Berlin-Mitte
Baumeister Louis Lachmann,
Carl Zauber
Baujahr 1903–1904
Grundfläche 10.000[1] m²
Besonderheiten
Stahlskelettbau mit Maßwerk und Kartuschen auf Natursteinfassade
Südseite, 2010

Das Haus ging ab 1991 an die Treuhandanstalt, von der es der Frankfurter Hotelier Jacob Schultz 1993 kaufte.[5] Trotz Sanierung konnte er es nur für kurzfristige Veranstaltungen vermieten, da neu erbaute Immobilien in der Umgebung ihm die Realisierung seiner Baupläne zunichtemachten.[6][7] Im Oktober 2017 wurde bekannt, dass seine Erben[8] einen langfristigen Mietvertrag mit der Daimler AG abgeschlossen haben.

Geschichte

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Das Architekturbüro Lachmann & Zauber [9][10][11] errichtete das Gebäude 1903/1904 in einer flexibel unterteilbaren Stahlskelettbauweise auf dem Grundstück an der Ecke Brunnen- und Veteranenstraße gegenüber dem Volkspark am Weinbergsweg.

Mit dem Verkauf des Unternehmens A. Jandorf & Co. ging auch dieses Haus 1927 an den Warenhauskonzern Hermann Tietz. Die neuen Eigentümer ließen den Lichthof in den 1930er-Jahren über dem 1. Obergeschoss mit Zwischendecken schließen, so dass nur ein großes Foyer übrig blieb.[12][1]

Als einziges der ehemaligen Jandorf-Warenhäuser überstand es den Zweiten Weltkrieg weitgehend unbeschadet. Nach einem rund sieben Jahre dauernden Leerstand zog dort Ende 1952[2] das Institut für Bekleidungskultur, später Modeinstitut[13] der DDR ein, dabei wurden zusätzliche Aufzüge eingebaut.[14] 1974 erfolgte ein Ausbau der Dachgauben für eine Büronutzung.[1]

Neben der Gestaltung und Produktion von Kleidung fanden auch Vorführungen und Ausstellungen statt.[15] Dort wurde unter anderem der internationale Modewettbewerb 1955 mit Modefachleuten aus ganz Osteuropa abgehalten. Zwei Kollektionen stellte das Modeinstitut jährlich vor.[2] 1963 wurde ein 25-köpfiges Kollektiv aus Einkäufern, Ökonomen und Modegestaltern gebildet, um ausschließlich Jugendmode zu entwerfen und um der zunehmenden westlichen Konkurrenz zu begegnen. 1969 versorgte die Arbeitsgruppe rund 40 auf Jugendmode spezialisierte Konfektionsbetriebe.[16] Die Modegestalter konnten ihre Kollektionen nicht direkt an die Betriebe übergeben, sondern mussten zunächst „den jeweiligen Ministern und dann den Vertretern der staatlichen Kleidungsbetriebe sowie den Partnern im Handel zur Genehmigung“ vorgestellt werden.[17]

Nach der Wende wurde das Modeinstitut aufgelöst, das Haus leergeräumt. Die Treuhandanstalt schrieb das denkmalgeschützte Haus zum Verkauf aus. So gelangte das ehemalige Warenhaus im Jahr 1993 in das Eigentum des Frankfurter Hoteliers Jacob Schultz.[18] Schultz ließ Fassade und Dach sanieren und baute eine Tiefgarage mit 25 Pkw-Stellplätzen. Pläne für einen Komplettumbau, um die Räume als Büros, Praxen, Konferenzsäle und Lofts vermieten zu können,[19] kamen nicht zur Ausführung. Nach dem Auszug einer Filiale der Hypo-Service-Bank[12] 1998[20] stand das Haus die meiste Zeit leer und wurde gelegentlich für Ausstellungen und Kunstprojekte genutzt.[21]

In den 2010er-Jahren erfolgte eine Zwischennutzung als temporäre Eventlocation[22] wie etwa für die Berlin Fashion Week 2017,[23] für „das begehbare Programm der CDU. #fedidwgugl Haus“ zur Bundestagswahl 2017[24] oder für die Berlin Food Week 2017.[25][26] Von Ende 2017[8] bis Sommer 2019 wurde das Gebäude von dem Berliner Ingenieurbüro Silver Construction Engineering generalsaniert und umgebaut, auf Basis umfangreicher planungstechnischer Vorarbeiten der Architekten Aukett und Heese.[27][28]

Nach Abschluss aller Arbeiten, im Juli 2019 zog der Automobilkonzern Daimler AG (gemeinsam mit BMW) als langfristiger Mieter ein und betreibt hier neben der Mercedes-Benz-Gallery in Unter den Linden eine weitere Hauptstadtrepräsentanz.[6] Nach Angaben einer Berliner Tageszeitung soll der Mietvertrag eine Laufzeit von vermutlich 30 Jahren haben. Seit der von Daimler geförderten Berlin Fashion Week 2017 befand sich bis zur Sanierung ein beleuchteter Mercedes-Stern über dem damaligen Haupteingang an der Ecke.[29] Im Februar 2019 bildeten Daimler und BMW das Gemeinschaftsunternehmen ShareNow [30] und bezogen im Juli 2019 das Haus.[31] Die bisherigen Car-Sharing-Angebote car2go (Daimler) und DriveNow (BMW) gingen in der neuen Marke ShareNow auf. Hier werden weltweit[32] als „globales Headquarters“[7] neben Carsharing weitere Dienstleistungen angeboten wie etwa Ride-Pooling (Personensammelbeförderung),[33] Mitfahrdienste (Free Now), Parken (Park Now) und Ladestationen für E-Mobil-Autos (Charge Now). Seit dem vollständigen Abschluss der Sanierung Ende des Jahres 2019 arbeiten hier rund 500[7] bis 700 Angestellte.[34][31]

Architektur

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Das Bauwerk mit einer abgerundeten Ecke hat fünf Etagen und bot ursprünglich eine Verkaufsfläche von etwa 10.000 m². Ein vom Straßenniveau nicht sichtbarer zurückspringender Aufbau bietet eine sechste Etage. Die Dächer sind als Pultdächer mit einigen auffälligen Spitzgiebelelementen versehen. Die Architekten orientierten sich bei der Gestaltung des Bauwerks als Mauerpfeilerbau an den Warenhausbauten des Architekten Alfred Messel.[35] Die Fassaden an den Straßenfronten wurden im Erdgeschoss mit Muschelkalk verblendet, darüber in Tuffstein (Weiberner Tuffstein). An den jeweils zwei Pfeilern, die die ursprünglichen Eingänge an beiden Straßenseiten flankieren, befinden sich Kartuschen mit Bienen als Symbole des Fleißes.[20] Die oberen Fenster ziert Maßwerk im geometrischen Jugendstil.[3] Auf der Dach-Ecke befindet sich ein verkupferter, achteckiger Turmaufsatz. Die beiden Baukörper zu den Straßen hin sind 15 m bzw. 18 m breit, der Schenkel zur Brunnenstraße ist etwa 57 m lang, derjenige zur Veteranenstraße etwa 47 m lang. Entsprechend dem vorgegebenen Straßenverlauf hat die Ecke einen Winkel von weniger als 90 Grad. Der entstehende Innere Eckbereich ist mit Ergänzungsbauten gestaltet. Eine größere Verkaufs- bzw. Nutzfläche entsteht durch einen schrägen Anbau in der Brunnenstraße, der in den Hof hineingeht und vom Nachbarhaus verdeckt ist.[36]

Literatur

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Commons: Kaufhaus Jandorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b c Die Brunnenstraße 19-21 in Zahlen & Daten. (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive; PDF; 35 kB). In: open-office-mitte.de; abgerufen am 4. Mai 2018.
  2. a b c Annett Heide: Kaufhaus Jandorf Brunnenstraße: Vom DDR-Mode-Institut zum „Fashion Circus“. In: Berliner Zeitung, 23. März 2014.
  3. a b Institut für Denkmalpflege (Hrsg.): Die Bau- und Kunstdenkmale der DDR. Hauptstadt Berlin I. Henschelverlag, Berlin 1984, S. 210 (496 S.).
  4. Kulturdenkmal Kaufhaus Jandorf, seit 1926 Warenhaus Tietz
  5. Uwe Aulich: Ein Kaufhaus für Design, Theater und Architektur. Neues Konzept in altem Haus an der Brunnenstraße. In: Berliner Zeitung. 16. Juni 2003 (berliner-zeitung.de).
  6. a b Dirk Jericho: Autokonzern Daimler zieht ins ehemalige Warenhaus Jandorf. In: Berliner Woche, 2. Mai 2018, mit Baustellenfotos.
  7. a b c Dirk Jericho: Autokonzern Daimler zieht ins ehemalige Warenhaus Jandorf am Weinbergspark. In: Berliner Woche. 17. Juli 2019 (berliner-woche.de [abgerufen am 11. November 2019]).
  8. a b Ingeborg Ruthe: Kaufhaus Jandorf. Berghain-Türsteher präsentiert vor Luxussanierung seine Fotografien. In: Berliner Zeitung. 25. Oktober 2017 (berliner-zeitung.de).
  9. Louis Lachmann (1860–1910): Rundgang 40: Mausoleum Familie Katz-Lachmann. Förderverein Jüdischer Friedhof Berlin-Weißensee; abgerufen am 4. Mai 2018.
  10. Neuere Grabstätten auf Friedhöfen in und bei Berlin: Grabanlage für die Familien Katz und Lachmann, Blätter für Architektur und Kunsthandwerk, 1906, Heft 5: beteiligte Fimren, Kosten der Anlage.
  11. Carl Zauber; Nachweis von Henning Schröder: Baumeister und Architekten. (Memento vom 7. November 2017 im Internet Archive). In: schroederniko.de; vgl. Carl Zauber Tiefbau GmbH, aufgerufen am 4. Mai 2018.
  12. a b Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Kaufhaus Jandorf. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
  13. Modeinstitut der DDR Einleitung. In: Das Bundesarchiv. Abgerufen am 21. Juni 2022.
  14. Peter Stürzebecher: Das Berliner Warenhaus. Bautypus, Element der Stadtorganisation, Raumsphäre der Warenwelt. Dissertation der TU Berlin. Archibook, Berlin 1979, ISBN 3-88531-000-7, S. 185.
  15. Konsum und Konsum in der Brunnenstraße. brunnenstrasse.de.
  16. DDR& / Mode. Mehr Mut. In: Der Spiegel. Nr. 19, 1969 (online).
  17. Anna Pelka: „Paris des Ostens“ oder „Paris der Industrie“? Modegestaltung im Spannungsfeld von Ästhetik und Politik. Das DDR-Modeinstitut und das polnische Moda Polska. (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive). In: Horch und Guck, 2008, Nr. 3, 61, S. 42–45.
  18. Uwe Aulich: Ein Kaufhaus für Design, Theater und Architektur. Neues Konzept in altem Haus an der Brunnenstraße. In: Berliner Zeitung. 16. Juni 2003 (berliner-zeitung.de).
  19. brunnenstrasse19.de (Memento vom 28. September 2017 im Internet Archive)
  20. a b Anne Haeming: Rückkehr ins Bienenhaus. In: Der Tagesspiegel. 20. August 2006, abgerufen im November 2019.
  21. Carmen Böker: Ein Tisch legt sich in Falten. In: Berliner Zeitung. 28. März 2001 (berliner-zeitung.de).
  22. Nina Apin: Event für Zwischendurch. In: Die Tageszeitung. 20. Dezember 2013, abgerufen am 11. November 2019.
  23. Nikolaus Bernau: Mercedes Benz Fashion Week. Kaufhaus Jandorf öffnet seine Pforten für die Mode. In: Berliner Zeitung. 16. Januar 2017 (berliner-zeitung.de).
  24. Birgit Baumann: Ein „Fedidwgugl“-Haus für Merkels Politik. In: Der Standard. 18. August 2017, abgerufen im November 2019.
  25. Maike Schultz: Berlin Food Week. Döner vom Spitzenkoch. In: Berliner Zeitung. 14. Oktober 2017 (berliner-zeitung.de).
  26. Berlin Food Week. 14.–21.10.2017 (Memento vom 25. Oktober 2017 im Internet Archive), ganz nach unten scrollen.
  27. Kaufhaus Jandorf, 2019. Büro- und Verwaltungsgebäude, abgerufen am 5. Dezember 2022.
  28. Daimler – BMW – JV - Kaufhaus Jandorf. silver-engineering.de; Diaschau; abgerufen am 8. November 2019.
  29. Martin Klesmann: Mercedes zieht ins Kaufhaus Jandorf. In: Berliner Zeitung. 2. Mai 2018, S. 12 (berliner-zeitung.de).
  30. Christina Kyriasoglou: Gemeinsames Mobilitätsunternehmen „Share Now“: „Wachstum ist zwingend“ – Daimlers Schulterschluss mit BMW. In: Manager Magazin. 25. Februar 2019, abgerufen im November 2019.
  31. a b Dominik Bath: Gemeinschaftsunternehmen. BMW und Daimler schaffen in Berlin 500 neue Jobs. In: Berliner Morgenpost. 14. März 2019, abgerufen im November 2019.
  32. pn.: Carsharing Aus DriveNow und Car2Go wird ShareNow. In: Berliner Zeitung, 22. Februar 2019 (dpa).
  33. Ben Schwan: Ridepooling: Fahrt zusammen, fahrt weniger. In: Technology Review. 11. September 2018, abgerufen im November 2019.
  34. Christian Latz: Historisches Kaufhaus: Kaufhaus Jandorf wird für BMW und Daimler zum Hauptquartier. In: Berliner Morgenpost. 16. Oktober 2019, abgerufen im November 2019.
  35. Kaufhaus Jandorf, seit 1926 Warenhaus Tietz
  36. Warenhaus Brunnen- Ecke Veteranenstraße. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 1, April 1905, S. 12–13 (zlb.de – Foto und Grundrissdarstellungen).

Koordinaten: 52° 31′ 58,5″ N, 13° 23′ 57,3″ O