Retzbach (Main)

Fluss in Deutschland
(Weitergeleitet von Wiesleitnbrünnl)

Der Retzbach oder die Retz ist ein gut fünf Kilometer langer Bach im unterfränkischen Landkreis Main-Spessart, der aus östlicher Richtung kommend von rechts in den Main mündet.

Retzbach
Der linke Bacharm des Retzbachs an der Wallfahrtskirche Maria im grünen Tal

Der linke Bacharm des Retzbachs an der Wallfahrtskirche Maria im grünen Tal

Daten
Gewässerkennzahl DE: 24374
Lage Deutschland
Bayern
Unterfranken
Landkreis Main-Spessart
Flusssystem Rhein
Abfluss über Main → Rhein → Nordsee
Retzquelle am Südostrand von Retzstadt
49° 54′ 35″ N, 9° 53′ 6″ O
Quellhöhe ca. 239 m ü. NHN[1]
Mündung am Südrand von Zellingen-Retzbach in den MainKoordinaten: 49° 54′ 6″ N, 9° 49′ 19″ O
49° 54′ 6″ N, 9° 49′ 19″ O
Mündungshöhe 161,6 m ü. NHN[2]
Höhenunterschied ca. 77,4 m
Sohlgefälle ca. 15 ‰
Länge 5,3 km[3]
Einzugsgebiet 13,52 km²[3]
Der Retzbach (Retz) im Raum Würzburg (obere linke Mitte)

Der Retzbach (Retz) im Raum Würzburg (obere linke Mitte)

Das Gewässer wurde im Jahr 1360 („ad ripam que dicitur retzbach“) erstmals schriftlich erwähnt.[4] Der Name Retzbach ist auf das germanische Wort *wrati, das Strömung bedeutet, zurückzuführen. Der Bach gab den Orten Retzstadt und Retzbach ihre Namen.[5]

 
Die Retzquelle in Retzstadt

Der Retzbach entspringt der Retzquelle auf einer Höhe von etwa 239 m ü. NHN im Maindreieck auf den Wern-Lauer-Platten[6] westlich des Gramschatzer Waldes am Südostrand des Weinortes Retzstadt. Die Retzquelle schüttet 15,7 Liter pro Sekunde[7] und speist einen ummauerten Teich.

Der Retzbach verschwindet sogleich verrohrt in den Untergrund[8] und taucht dann nach gut siebenhundert Meter westlich des Mühlweges etwa achtzig Meter südlich der vor 1480 erbauten Kreuzkapelle[9] wieder an der Oberfläche auf. Auf seinem weiteren Weg durchs Retzbachtal bis zum Main wird er von der Kreisstraße MSP 7 (hier Retzbacher Straße) begleitet, welche sich erst zum Schluss kurz vor der Mündung von ihm trennt.

Er fließt zunächst südlich des mit Weinreben bepflanzten Hanges des Oberlangberges (308 m ü. NN) westwärts durch eine Streuobstwiese an einer kleinen Kläranlage vorbei und läuft danach gesäumt von einer Baumgalerie durch Felder und Wiesen am Fuße des Unterlangberges, dem Südsporn des Scheckenberges (341 m ü. NN) entlang. Südwestlich des Berges betrieb der Bach einst die Buchmühle. Danach läuft er knapp einen Kilometer zwischen Rebfeldern rechts und den bewaldeten Nordhang des Würmberges (326 m ü. NN) links südwestwärts durch ein enges Tal und passiert dann die Storleinmühle.[10]

Der Bach wird nun von einem Abfluss aus dem Wiesleitnbrünnl gespeist, von dem sich vorher rechts ein Mühlkanal abzweigt. Der Retzbach tritt dann über die Gemarkungsgrenze zwischen Retzstadt und Zellingen. Zwischen den beiden Wasserläufen liegen dort in einer Reihe vier kleinere Weihern. Das Retzbachtal, welches sich nun etwas weitet, grenzt weiterhin im Norden an Weinberge und im Süden an den bewaldeten Hang des Tiertalberges (341 m ü. NN). Unterhalb der Liebleinmühle vereinigt sich der Retzbach wieder mit dem Abzweigungsast. Etwas bachabwärts spaltet sich der Retzbach dann abermals. Der Bach fließt nördlich an der Wallfahrtskirche Maria im Grünen Tal vorbei, läuft dann am Südrand des Zellinger Ortsteiles Retzbach südlich des Pfarrer-Setzer-Weges, unterquert noch die B 27 und die Gleisanlagen der Main-Spessart-Bahn und mündet schließlich auf einer Höhe von etwa 167 m ü. NN in der Zellingen-Thüngersheimer Talweitung[6] von rechts in den von Süden heranfließenden Main.

Natur und Umwelt

Bearbeiten

Das Retzbachtal wird durch die Weinberge im Norden und den bewaldeten Hängen im Süden geprägt. Steile Muschelkalkfelsen und sanfte Hügel wechseln sich ab.

Das Tal ist ein reichhaltiges Biotop mit einer großen Vielzahl von Pflanzen und Tieren. So wachsen im Tale viele seltene Pflanzenarten wie z. B. das Johanniskraut, der Wegerich, die Malve, der Odermennig und die Wegwarte. Auch verschiedene Orchideenarten kann man in den Auen finden. In den Wäldern finden sich Buchen, Eichen, Ahornbäume, Eschen, Kiefern, Lärchen und Mehlbeerbäume.[11]

In den Trockenrasen kommt der Blaugrüner Faserschirm[12] am Ober- und Unterlangberg verstreut, bei der Liebleinmühle dagegen reichlich vor.

Die seltenen Kamelhalsfliegen wurden am Oberlangberg beobachtet.[13]

Kultur und Freizeit

Bearbeiten

Durch das Retzbachtal führt ein Wallfahrt- und Besinnungsweg.[11] Der Wanderweg dort ist auch Teil des Main-Tauber-Rad-Achters.[14] Durch das Retzbachtal werden auch Orchideen- und Weinlagenwanderungen[15] angeboten.

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. BayernAtlas der Bayerischen Staatsregierung (Hinweise)
  2. Stauziel des Mains zwischen den Staustufen Erlabrunn und Himmelstadt, an beiden übereinstimmend auf dem BayernAtlas in blauer Schrift vermerkt.
  3. a b Verzeichnis der Bach- und Flussgebiete in Bayern – Flussgebiet Main, Seite 85 des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, Stand 2016 (PDF; 3,3 MB)
  4. Albrecht Greule: Deutsches Gewässernamenbuch. Walter de Gruyter, Berlin / Boston 2014, ISBN 978-3-11-057891-1, S. 434, „²Retzbach“ (Auszug in der Google-Buchsuche).
  5. Wolf-Armin von Reitzenstein: Lexikon fränkischer Ortsnamen. Herkunft und Bedeutung. Oberfranken, Mittelfranken, Unterfranken. C. H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-59131-0, S. 142 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. a b Horst Mernsching, Günter Wagner: Geographische Landesaufnahme: Die naturräumlichen Einheiten auf Blatt 152 Würzburg. Bundesanstalt für Landeskunde, Bad Godesberg 1963. → Online-Karte (PDF; 5,3 MB)
  7. Gutachten vom 15. April 2021 im Mitteilungsblatt für die Verwaltungsgemeinschaft Zellingen (PDF; 2,6 MB)
  8. Ehemaliger Verlauf des Retzbaches in Retzstadt
  9. Kreuzkapelle
  10. Foto der Störleinsmühle (Memento vom 24. Oktober 2016 im Internet Archive)
  11. a b Besinnungsweg Retztal
  12. Michael Witschel: Die Trina glauca-reichen Trockenrasen in deutschland und ihre Entwicklung seit 1880. In: Berichte der Bayerischen Botanischen Gesellschaft. Berichtsband 62, 1991, S. 189–219 (PDF, 0,4 MB).
  13. Michael Achtelig: Kamelhalsfliegen (Ins. Raphidioptera) aus der Umgebung von Würzburg. In: Galathea, Berichte des Kreises Nürnberger Entomologen e.V. Tagungsbericht auf dem 4. Treffen deutschsprachiger Neuropterologen, 3. Supplement, Nürnberg 1997, S. 48–51 (zobodat.at [PDF; 3,6 MB]).
  14. Wanderwegeplan
  15. Orchideenwanderung, Mainpost, 3. Mai 2010