Vermeide hohle Phrasen und unscharfe Formulierungen. Verwende keine Floskeln wie „Einige meinen, dass …“ oder „Kritiker sagen, dass …“, die Fakten lediglich vorgaukeln, ohne sie zu konkretisieren und zu belegen. Im Englischen heißen solche Formulierungen weasel words (dt. ‚Wieselwörter‘, sinngemäß Worthülsen); damit wird auf die angebliche Fähigkeit von Wieseln angespielt, ein Ei so auszusaugen, dass es völlig unbeschädigt wirkt. Durch hohle Phrasen wird lediglich suggeriert, der Satz habe eine greifbare Aussage. Tatsächlich sind die Behauptungen in solchen Sätzen derart unscharf, dass sie genauso wenig falsch sind wie ihr Gegenteil.
Beispiele
BearbeitenEin Artikelschreiber kann seine Meinung „Berlin ist die beste Stadt der Welt“ scheinbar neutral und enzyklopädisch fassen, indem er formuliert: „Einige Menschen behaupten, Berlin sei die beste Stadt der Welt“. Das stimmt: Einige Menschen behaupten tatsächlich, dass Berlin die beste Stadt der Welt sei. Allerdings ist das Gegenteil genauso richtig: Einige Menschen behaupten, Berlin sei nicht die beste Stadt der Welt, und einige behaupten sogar, sie sei eine der schlechtesten Städte der Welt oder die schlechteste Stadt überhaupt. Aussagen wie diese tragen zum Informationsgehalt der Artikel, in denen sie stehen, nichts bei. Artikel, die auf solchen „Fakten“ basieren, benutzen die Wikipedia, um Hörensagen, persönliche Meinungen und Propaganda zu verbreiten. Die Gefahr besteht darin, dass subjektive Ansichten künstlich mit Glaubwürdigkeit aufgeladen und von arglosen Lesern für bare Münze genommen werden können, wenn Phrasen wie „Fachleute geben an, dass …“ an ihren Anfang gestellt werden. Zugleich können belegbare Aussagen durch unscharfe Formulierungen in ein zweifelhaftes Licht gerückt werden – etwa, wenn man schreibt: „Einige Leute behaupten, die Beatles waren berühmt.“
Was tun gegen hohle Phrasen?
BearbeitenWird eine Aussage erst durch „Wieselwörter“ wahr oder plausibel, solltest du sie entfernen. Ist eine Aussage auch dann wahr, wenn man hohle Phrasen weglässt, dann entferne diese und präzisiere: Wer hat was wann, wo und warum gesagt? Welche Voreingenommenheit könnte derjenige haben? Wie viele sind einige? Auf der Seite „Belege“ findest du Vorgaben, auf welche Weise eine Aussage untermauert sein muss, um unangezweifelt im Artikel verbleiben zu können. Dort ist definiert, von welcher Qualität das Material sein muss, das in Artikeln verarbeitet werden kann. Durch hohle Phrasen wird diese Quellenvorgabe untergraben. Dies gilt auch für Formulierungen wie „Man kann sich streiten, ob …“; hier muss die Richtlinie beachtet werden, dass in einer Enzyklopädie keine eigenen Theorien aufgestellt werden, sondern anhand verlässlicher Quellen darzustellen ist, wer mit wem worüber streitet.
Variationen
BearbeitenEs gibt verschiedene Anwendungen für derartige Worthülsen. Allen ist gemeinsam, dass sie eine Behauptung aufstellen, ohne sie konkreten Quellen zuzuordnen.
- „Die meisten Wissenschaftler glauben …“ – Es gibt in der Regel keinerlei Anhaltspunkte, dass dies tatsächlich der Fall ist. Es wird auch nicht gesagt, wo zwischen 50 % und 100 % „das Meiste“ ist.
- Ähnliches gilt für „gemäß einigen Studien“ oder „entgegen landläufiger Meinung“, sie fallen ebenfalls durch Quellenlosigkeit auf.
- „Es ist erwiesen“ als Anspielung auf Prüfungen bildet keine Prüfung.
- „Die Wissenschaft sagt“, dass Wissenschaft ein abstraktes Konzept ist, das in Wirklichkeit nicht in Sprache zu fassen ist.
- „Man kann sich (darüber) streiten“, ob die Richtlinie, keine Theorien zu suchen, ein Grund für den Streit ist.
- …und so weiter.
Selbstverständlich ist es erlaubt, eine Meinung oder ein Faktum in Form eines Zitats einzuführen, zum Beispiel „Forschungen von Wong im Jahr 1996 zeigten, dass Tollwut durch Akupunktur geheilt werden kann“.
Und ganz unten:
- W.F. Wong: Acupuncture. An effective cure for rabies. J. Rabid Med., 1996, S. 33–67.
Zur Einarbeitung von Quellenangaben zu einzelnen Positionen der Forschung vergleiche genauer Hilfe:Einzelnachweise.
Weitere Probleme
BearbeitenDie Verwendung von hohlen Phrasen verursacht oft auch weitere Probleme im Text. Einige sind:
- Textwüsten: Vage Formulierungen verursachen Satzstau; sie verlängern Sätze, ohne Informationen zu enthalten.
- Verworrene Struktur: Je länger der Satz, desto komplizierter oft die Konstruktion. Hinter Formulierungen wie „Normalerweise werden Quadrate weitestgehend mit einer gleichen Anzahl an Seiten wahrgenommen, die von Experten auf diesem Gebiet auf zirka vier geschätzt wird.“ können sich einfache Wahrheiten verbergen wie: „Quadrate haben vier Seiten.“
- Passivkonstruktionen: Die Verwendung des Passivs erlaubt das Weglassen des handelnden Subjekts; aktivisches Formulieren zwingt dazu, Ross und Reiter zu nennen („Es wird gesagt, dass …“ → „XY sagt, dass …“).
- Unpersönliches Personalpronomen: „Man nimmt an, dass …“ → WER nimmt das an?
- Unterschwellige Bekräftigung fehlerhafter Logik:
- „Eindeutig“ und ähnliche Wörter dürfen nicht verwendet werden, um den Leser glauben zu machen, es gebe einen Konsens. Oft werden auf diesem Weg abweichende Fakten oder andere Erklärungen zugunsten einer Mehrheitsmeinung unterschlagen. Überlege immer, ob die dargestellte Position alternativlos oder der gezogene Schluss notwendig ist. Könnte man die Ansicht oder den logischen Schritt, den das Wort ausdrückt, anzweifeln? Wenn ja, wurde er angezweifelt, von wem und mit welcher Begründung?
- Formulierungen wie „Viele Menschen denken …“ zielen oft in verschleierter Weise auf einen Mitläufereffekt. Statt die folgende Aussage zu begründen, können sie einschüchternd auf den Leser wirken: „Wenn viele Menschen das denken, wird es schon seinen Grund haben.“