Wilhelmine von Baden

deutsche Adelige, als Frau Ludwigs II., Großherzogin von Hessen und bei Rhein
(Weitergeleitet von Wilhelmine Luise von Baden)

Wilhelmine Luise von Baden, Großherzogin von Hessen und bei Rhein (* 10. September 1788 in Karlsruhe; † 27. Januar 1836 auf der Rosenhöhe) war Tochter des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden und dessen Frau Amalie von Hessen-Darmstadt.

Wilhelmine Luise von Baden
Wilhelmine von Baden, Großherzogin von Hessen und bei Rhein um 1830

Wilhelmine heiratete 1804 in Karlsruhe Ludwig von Hessen-Darmstadt. Sie war die jüngste Schwester der Kaiserin von Russland, der Königin von Schweden, der Königin Karoline von Bayern und des Großherzogs von Baden. Aufgrund von Ludwigs Affären entfernte sich das Paar bald voneinander, nachdem Wilhelmine zwei Kinder geboren hatte. Nachdem Ludwig 1830 seinem Vater auf den Thron des Großherzogs gefolgt war, nutzte sie die ihr nun zur Verfügung stehenden Mittel, um ihr Landgut auf dem Heiligenberg auszubauen und so möglichst oft und lang vom Darmstädter Hof fernbleiben zu können. Im Januar 1836 verstarb sie in ihrem Darmstädter Winterquartier auf der Rosenhöhe an Typhus; ihre letzte Ruhestätte fand sie dort bei ihrer 1826 an Scharlach verstorbenen Tochter Elisabeth im Alten Mausoleum.[1]

Zarewitsch Alexander, 1838 auf Brautschau in Deutschland, verliebte sich in die 14-jährige Tochter Marie und heiratete sie 1841, des möglichen Makels ihrer Geburt durchaus bewusst.

Sein Vater soll auf diesbezügliche Anspielungen geantwortet haben „Waren Sie dabei?“

Die Gärten

Bearbeiten

Im Jahre 1810 ließ sie auf dem Busenberg bei Darmstadt Rebstöcke und Obstbäume roden und einen weitläufigen Garten anlegen, den sie „Rosenhöhe“ nannte. 1815 beauftragte sie den Schwetzinger Gartenbaudirektor Zeyher, daraus einen Landschaftsgarten nach englischem Muster zu gestalten.[2] In der Folgezeit entstanden in den Anlagen ein Teehäuschen, eine große Schaukel, ein Rundtempel und ab 1817 ein zweigeschossiger Landsitz, vermutlich nach einem Entwurf von Hofbaudirektor Moller. Der Balkon über seinem Eingang war geschmückt mit einem nach Horaz ins Italienische übersetzten Zitat: „Quest’ angolo di terra mi ridepiu d'ognialtro d'intorno“ („Dieser Erdenwinkel lächelt mir vor allen anderen ringsherum“).[3] Dieses Lächeln hatte für Wilhelmine 1826 ein jähes Ende, als ihre Tochter Elisabeth im Alter von fünf Jahren in Lausanne an Scharlach starb. Entgegen den Konventionen ließ sie ihre Tochter aber nicht in der Großherzoglichen Gruft in der Darmstädter Stadtkirche beisetzen, sondern beauftragte 1826 Moller mit dem Bau eines 1831 fertiggestellten Mausoleums im Park der Rosenhöhe, die dadurch nicht mehr nur Sommersitz war, sondern auch Friedhof wurde.[4]

1827 erwarb sie das Gut Heiligenberg oberhalb von Jugenheim an der Bergstraße von August Konrad Hofmann, das sie in Anlehnung an die geliebte Rosenhöhe gestaltete und ausbaute, was vor allem ab 1830 mit den Mitteln einer Großherzogin deutliche Formen annahm. So wurde nach Plänen von Moller aus dem Landsitz ein kleines Schloss, und der es umgebende Heiligenberg wurde zu einem großzügig angelegten Englischen Garten, der nahtlos in die ihn umgebende Landschaft der Bergstraße überging. Auch hier hatte es bald einen Rosenhang, eine große Schaukel, einen türkischen Pavillon und eine später von ihrem Sohn Alexander erweiterte Sammlung von Exoten. Die Klosterruine auf dem eigentlichen, westlich des Schlosses gelegenen Heiligenberg ließ sie nach dem romantischen Geschmack der Zeit ergänzen und mit mittelalterlichen Fundstücken aus der Ruine, gotischen Sandsteingewänden von Fenstern der 1827–1834 modernisierten Kirche in Bensheim-Gronau und einem ursprünglich aus der Jugenheimer Bergkirche stammenden Taufstein ausschmücken. In dieser Zeit holte sie ihren Geliebten, den Großherzoglich Hessischen Oberstallmeister August Freiherr von Senarclens de Grancy in ihre Nähe, der später (1848)[5] ins 1828 von Wilhelmine erworbene ehemalige Pfarrhaus neben der Jugenheimer Bergkirche einzog[6].

Das „Goldene Kreuz“

Bearbeiten
 
Offizielle Bekanntgabe des Todes der Großherzogin im Großherzoglich Hessischen Regierungsblatt[7]
 
Erinnerungskreuz für Großherzogin Wilhelmine sowie das Mausoleum und davor letzte Ruhestätte ihres Sohnes, des Prinzen Alexander und dessen Gemahlin Gräfin Julia Hauke, Prinzessin von Battenberg

Ihre vier überlebenden Kinder errichteten 1865/66 das an sie erinnernde Goldene Kreuz an ihrem Lieblingsplatz im heutigen Kreuzgarten auf dem Heiligenberg über Jugenheim, das bald schon zum Wahrzeichen der Gemeinde wurde und heute noch an diese warmherzige und gartenverliebte große Dame erinnert.

Vorfahren

Bearbeiten
 
 
 
 
 
Friedrich Erbprinz von Baden (1703–1732)
 
 
 
 
Karl Friedrich Großherzog von Baden (1728–1811)
 
 
 
 
 
Anna von Nassau-Dietz-Oranien (1710–1777)
 
 
 
Karl Ludwig von Baden (1755–1801)
 
 
 
 
 
 
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768)
 
 
 
Karoline Luise von Hessen-Darmstadt (1723–1783)
 
 
 
 
 
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726)
 
 
 
Wilhelmine von Baden
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Ludwig VIII. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1691–1768)
 
 
 
Ludwig IX. Landgraf von Hessen-Darmstadt (1719–1790)
 
 
 
 
 
Charlotte von Hanau-Lichtenberg (1700–1726)
 
 
 
Amalie von Hessen-Darmstadt (1754–1832)
 
 
 
 
 
 
 
 
Christian III. von Pfalz-Zweibrücken (1674–1735)
 
 
 
Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1721–1774)
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Karoline von Nassau-Saarbrücken (1704–1774)
 
 

Anmerkung: Durch interfamiliäre Heiraten sind Landgraf Ludwig VIII. von Hessen-Darmstadt und seine Frau Charlotte gleich zweifache Ur-großeltern von Wilhelmine.

Nachkommen

Bearbeiten
  • Ludwig III. (1806–1877), Großherzog von Hessen und bei Rhein
  • Tochter (1807–1807)
  • Karl (1809–1877)

mit August von Senarclens de Grancy:

Literatur

Bearbeiten
  • Günter Baisch, Claudia Schäfer, „Jugenheim Der Heiligenberg und die Battenberger“, Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim 1863 e. V., Seeh.-Jugenheim 2011, 128 S. ohne ISBN
  • Hans Buchmann: Jugenheim, Balkhausen und der Heiligenberg – Aus der Chronik der Gemeinden Jugenheim und Balkhausen, Hg. Verkehrs- und Verschönerungsverein Jugenheim a.d.B. 1863 e. V., 1. Auflage, Handelsdruckerei Horn, Jugenheim 1978, 488 Seiten ohne ISBN
  • Egon Caesar Conte Corti: Unter Zaren und gekrönten Frauen. Schicksal und Tragik europäischer Kaiserreiche an Hand von Briefen, Tagebüchern und Geheimdokumenten der Zarin Marie von Rußland und des Prinzen Alexander von Hessen. Salzburg und Leipzig, Pustet 1936, 448 S.ohne ISBN.
  • Annelore Dahlinger, „Die Darmstädter Rosenhöhe – Führung durch Geschichte und Botanik“ Darmstadt, Weststadt Verlag 2014, 112 S. ISBN 978-3-940179-23-4
  • Eckhart G. Franz: Wilhelmine Großherzogin von Hessen und bei Rhein. In: Roland Dotzert et al.: Stadtlexikon Darmstadt. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 2006, ISBN 978-3-8062-1930-2, S. 991 (Digitalisat).
  • Eckhart G. Franz (Hrsg.): Haus Hessen. Biografisches Lexikon. (= Arbeiten der Hessischen Historischen Kommission N.F., Bd. 34) Hessische Historische Kommission, Darmstadt 2012, ISBN 978-3-88443-411-6, Nr. HD 66, S. 341–342 (Eckhart G. Franz).
  • Rudolf Kunz, „Jugenheim und seine Kirche – Zur 700-Jahrfeier der Evangelischen Kirche Jugenheim an der Bergstraße“, hg. v. Kirchenvorstand, Handelsdruckerei Horn, Jugenheim 1963, 128 S. ohne ISBN
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Dahlinger: Die Darmstädter Rosenhöhe S. 21/22
  2. Dahlinger, Die Darmstädter Rosenhöhe S. 13/14
  3. Dahlinger, Die Darmstädter Rosenhöhe S. 20
  4. Dalinger, Die Darmstädter Rosenhöhe S. 21
  5. Kunz, Jugenheim und seine Kirche S. 60
  6. Buchmann: Jugenheim, Balkhausen und der Heiligenberg S. 316
  7. Bekanntmachung, das Ableben Ihrer Königlichen Hoheit, der Großherzogin von Hessen und bei Rhein betreffend vom 27. Januar 1836. In: Großherzoglich Hessisches Regierungsblatt Nr. 4 vom 28. Januar 1836, S. 33f.