Das Wirtschaftsforum (polnisch Forum Ekonomiczne ) fand seit 1991 jährlich Anfang September, zuerst im polnischen Kurort Krynica-Zdrój und findet seit 2020 in Karpacz (in der Nähe von Breslau), statt. Die Konferenz wurde von dem polnischen Politiker Zygmunt Berdychowski ins Leben gerufen und wird durch die von ihm geleitete Stiftung Institut für Osteuropa-Studien organisiert.[1] Das Forum richtet sich an Politiker, Geschäftsleute, Wissenschaftler sowie Vertreter von Medien und NGOs. Es gilt als die bedeutendste Wirtschaftskonferenz der Region und wird häufig als "Davos Ostmitteleuropas"[2][3] oder "polnisches Davos"[4][5][6] bezeichnet.

Geschichte und Inhalt

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In den Jahren 1992–2019 war Krynica-Zdrój der Austragungsort. Im Jahr 2020 fand die Veranstaltung, aufgrund der vorherrschenden Covid-19-Pandemie, in Karpacz statt. Seit 2021 ist Karpacz offiziell der neue Sitz des Forums[7].

Während des Forums wird die "Persönlichkeit des Jahres" gekürt, was gewöhnlich auf großes Medieninteresse stößt. Der Titel wird von einem etwa 30-köpfigen Gremium verliehen, welches aus namhaften Vertretern aus Politik und Wirtschaft besteht.[8]

Die Podiumsdiskussionen werden simultan in den Sprachen Englisch, Polnisch und Russisch gedolmetscht.

Nach Angaben des Veranstalters nahmen im Jahr 2016 über 3.500 Tagungsgäste und fast 600 Journalisten aus der ganzen Welt am 26. Wirtschaftsforum in Krynica-Zdrój teil.[9]

An der Konferenz nehmen nicht nur regelmäßig polnische Regierungsvertreter teil, sondern auch Staats- und Regierungschefs aus ganz Europa.[10][11][12]

Zu den bedeutendsten Gästen der Stiftung Institut für Osteuropa-Studien zählten bisher Valdas Adamkus, José Manuel Barroso, Joachim Bitterlich, Elmar Brok, Emil Constantinescu, Roland Dumas, Robert Fico, Dalia Grybauskaitė, Alfred Gusenbauer, Rebecca Harms, Václav Havel, Danuta Hübner, Sergei Jastrschembski, Wiktor Juschtschenko, Andreas Kaplan, Gediminas Kirkilas, Gunther Krichbaum, Thomas de Maizière, Giorgio Napolitano, Dirk Niebel, Viktor Orbán, Andris Piebalgs, Petro Poroschenko, Viviane Reding, Micheil Saakaschwili, Jorge Sampaio, Karel Schwarzenberg, Bohuslav Sobotka, László Sólyom, Mirek Topolánek, Donald Tusk, Lech Walęsa sowie José Luis Zapatero.

Pressestimmen

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"Damit hatte niemand gerechnet: Polen will schon 2011 der Euro-Zone beitreten, verkündete Premier Donald Tusk auf dem Wirtschaftsforum im Kurort Krynica. Vielleicht haben ihn die dynamischen Manager im „Davos des Ostens“ animiert – jedenfalls fällt sein Ziel überraschend ehrgeizig aus."[13]

- Die Presse, 2008

"Glückliche Kühe auf saftigen Weiden, wo schon die Heustöcke für den Winter bereitstehen, klare Bergbäche, die durch waldige Täler murmeln, eine anmutige Postkartenlandschaft, die zum Verweilen einlädt – der Bergzug der polnischen Beskiden erscheint dem Betrachter als Ort, wo die Welt in Ordnung ist. Doch in Ordnung ist die Welt nicht, das wissen die rund 2500 Politiker, Wirtschaftsführer, Experten und Journalisten, die sich Anfang September im hübschen Badestädtchen Krynica-Zdroj nahe der polnisch-slowakischen Grenze einfanden. Denn die 22. Ausgabe des seit dem Zusammenbruch des Kommunismus alljährlich stattfindenden Wirtschaftsforums, das sich mitunter ambitiös als «Davos Ostmitteleuropas» bezeichnet, trug ein Motto, das es mit der Lieblichkeit der Umgebung nicht aufnehmen konnte: «Europa und die Welt im Angesicht der Krise – neue Visionen für schwierige Zeiten.»"[14]

- Neue Zürcher Zeitung, 2012

"Hier, in dem Kurort in den polnischen Westkarpaten, findet zum 24. Mal ein einzigartiges Treffen von Politikern, Wirtschaftsvertretern und Wissenschaftlern aus Mittel- und Osteuropa statt. In den Medien hat das Treffen in Anlehnung an die Schweizer Veranstaltung den Beinamen „Davos des Ostens“ erhalten. Zygmunt Berdychowski mag diesen Vergleich nicht. „Unsere Veranstaltung hat ihren eigenen Charakter“, sagt der Veranstalter und beschwört „den Geist von Krynica“. Wer Osteuropa verstehen wolle, der müsse hierherkommen und zwischen Heilwasserquellen und Berghütten das Gespräch suchen."[15]

- Frankfurter Allgemeine Zeitung, 2014

"Die Gästeliste des dreitägigen Wirtschaftsforums liest sich wie ein "Who is who" osteuropäischer Politik und Wirtschaft. Staatspräsidenten, Regierungschefs und Minister geben sich die Ehre, außerdem die Chefs der größten polnischen Unternehmen, nebst einer Reihe prominenter Ökonomen und Experten."[16]

- MDR.de, 2016

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Einzelnachweise

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  1. Warum es in Polen keine Oligarchen gibt. In: DiePresse.com. (diepresse.com [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  2. Rudolf Hermann: Diversifikation im Energiemix: Polen rüstet sich für das «Jahrzehnt des Erdgases». In: Neue Zürcher Zeitung. 3. Januar 2013, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  3. Bundesinnenminister beim Wirtschaftsforum in Krynica. In: Bundesministerium des Innern. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 14. Oktober 2016; abgerufen am 14. Oktober 2016.
  4. Osteuropa: Im „polnischen Davos“ herrscht Krisenstimmung – WELT. In: DIE WELT. Abgerufen am 14. Oktober 2016.
  5. Michał Kokot, Paweł Wroński, Bartosz T. Wielinski, Roman Imielski: Polen: Ein großer Erfolg. In: Die Zeit. 7. Oktober 2016, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  6. Wirtschaftsforum zwischen Mineralquellen und Kurgästen: Keine Sicherheitsprobleme in Polens «Davos». In: Neue Zürcher Zeitung. 12. September 2005, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  7. Od najbliższej edycji Forum Ekonomiczne będzie organizowane w Karpaczu, bankier.pl (polnisch).
  8. mdr.de: "Davos des Ostens" liegt in Polen | MDR.DE. (mdr.de [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  9. 26th Economic Forum (2016) | Forum Ekonomiczne | Economic Forum. In: www.forum-ekonomiczne.pl. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 2. Juni 2017; abgerufen am 14. Oktober 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.forum-ekonomiczne.pl
  10. Jan-Werner Müller: Victor Orbáns Politik: Pferde stehlen im eigenen Stall. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 18. September 2016, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  11. Nachrichten. In: Wirtschaftsblatt.at. Archiviert vom Original am 14. Oktober 2016; abgerufen am 14. Oktober 2016.
  12. Forum von Ukraine-Krise überschattet. In: Wirtschaftsblatt.at. (Forum von Ukraine-Krise überschattet (Memento vom 18. Oktober 2016 im Internet Archive) [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  13. Mittel- und Osteuropa: Der Euro rollt nur langsam in den Osten. In: DiePresse.com. (diepresse.com [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  14. Rudolf Hermann: Ostmitteleuropa-Wirtschaftsforum Krynica sucht Wege zur ökonomischen Gesundung: Krisen-Rezepte aus den polnischen Beskiden. In: Neue Zürcher Zeitung. 10. September 2012, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  15. Sven Astheimer: Osteuropa: Zwischen Kriegsangst und Tagesgeschäft. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 6. September 2014, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 14. Oktober 2016]).
  16. mdr.de: "Davos des Ostens" liegt in Polen | MDR.DE. (mdr.de [abgerufen am 14. Oktober 2016]).