Halbwertsschicht

Dicke eines abschwächenden Materials, die den Anfangswert einer betrachteten Größe eines Strahls auf die Hälfte reduziert
(Weitergeleitet von Zehntelwertsdicke)

Als Halbwertsschicht oder Halbwertsdicke bezeichnet man diejenige Dicke eines durchstrahlten Materials, bei der die Strahlung um die Hälfte reduziert ist. In der Praxis besonders relevant ist das bei elektromagnetischer Strahlung wie etwa Gamma- oder Röntgenstrahlung, die bei Durchgang durch Materie kontinuierlich geschwächt wird. Ist die Dicke des durchstrahlten Materials genau eine Halbwertdicke, so ist die Strahlungsintensität und damit insbesondere die Dosisleistung um die Hälfte reduziert. Die Halbwertsdicke hängt wie der Absorptionskoeffizient von den spezifischen Eigenschaften des Materials und der Photonen­energie der auftreffenden Strahlung ab.

Die Halbwertsdicke kann nur zur überschlägigen Dimensionierung einfacher Abschirmungen dienen, da vielfältige physikalische Effekte (zum Beispiel Dosisaufbau, Streuung, Skyshine-Effekte) unberücksichtigt bleiben. Genaue Ergebnisse erfordern zum Beispiel Monte-Carlo-Simulationen oder Transportrechnungen (numerische Berechnungen auf der Grundlage der Boltzmannschen Transportgleichung).

Der Begriff Zehntelwertsdicke ist analog zu betrachten: das Durchlaufen dieser Dicke senkt die Intensität auf ein Zehntel des ursprünglichen Werts.

Exponentielle Abnahme mit der Eindringtiefe

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Alphastrahlung (α) wird durch ein Blatt Papier, Betastrahlung (β) durch ein Metallblech von einigen Millimeter Dicke vollständig absorbiert; zur hinreichenden Schwächung von Gammastrahlung (γ) braucht man – je nach Energie dieser Strahlung – mehrere Zentimeter bis Dezimeter eines Materials möglichst hoher Dichte (siehe Abschirmung (Strahlung)).

Im Gegensatz zu Alpha- und Betastrahlung besitzt Gammastrahlung keine maximale Reichweite. Die Intensität der Gammastrahlung wird beim Durchgang durch Materie kontinuierlich geschwächt.

Das Verhältnis aus der Dosisleistung  , die ohne Abschirmung im Strahlengang ermittelt wird, und der Dosisleistung   der ungestreuten Strahlung am gleichen Ort mit Abschirmmaterial der Dicke   wird als (materieller) Schwächungsfaktor   der ungestreuten Strahlung bezeichnet:

 

Für den reziproken Schwächungsfaktor gilt die Formel

 .

Hierbei bezeichnet   den Schwächungskoeffizienten. Für die Halbwertsschichtdicke   gilt definitionsgemäß

 .

Somit ergibt sich die Halbwertsschichtdicke   aus dem Schwächungskoeffizienten   nach

 

oder umgekehrt

 .

Für die Dosisleistung   hinter einer Abschirmung mit einer beliebigen Dicke   erhält man damit

 .

Halbwertsschichtdicke für Gammastrahlung

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Halbwertsschichtdicke d1/2 für Gammastrahlung[1][2]
Luft Blei Wasser Alu Eisen Graphit Beton Bleiglas Acryl
Eγ in MeV in Meter in Millimeter
0,1 35 0,107 41 15,2 2,4 20,3
0,2 44 0,62 51 21,1 6 25
0,3 50 1,56 58 24,8 8 28,8
0,4 56 2,65 65 27,8 9,4 32,4
0,5 62 3,85 72 30,5 10,5 35,4 33 13 70
0,6 67 4,92 77 33 11,5 38,3
0,8 76 6,9 88 37,7 13,2 44
1 84 8,7 108 42 14,7 48 50 24 90
1,5 101 11,7 121 51 18,1 59
2 121 13,4 141 60 20,8 69
3 145 14,6 175 73 24,4 87
4 174 14,7 204 83 26,7 101
5 196 14,4 230 91 28,1 115 100 45 200
6 213 14,1 251 97 28,9 125
8 242 13,4 286 106 29,7 144
10 265 12,6 315 112 29,7 158

Literatur

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  • Hans-Gerrit Vogt, Heinrich Schultz: Grundzüge des praktischen Strahlenschutzes. 6. Auflage. Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München 2011, ISBN 978-3-446-42593-4.

Einzelnachweise

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  1. Deutsch-Schweizerischer Fachverband für Strahlenschutz (FS) e. V.: Daten und Fakten zum Umgang mit Radionukliden und zur Dekontamination in Radionuklidlaboratorien, Loseblattsammlung, Teil 1.4 Abschirmung, Oktober 1997
  2. Andreas Kratzer (TU München): Physikalisches Praktikum für Maschinenbau: „Radioaktivität“ (Memento vom 26. Mai 2017 im Internet Archive)