Étienne-Nicolas Méhul

französischer Komponist

Étienne-Nicolas Méhul (* 22. Juni 1763 in Givet, Provinz Champagne; † 18. Oktober 1817 in Paris) war ein französischer Komponist.

Étienne-Nicolas Méhul
Méhuls Grab in Paris
 
Étienne-Nicolas Méhul, Stich von Heinrich Eduard Winter

Der Vater war Erster Diener (maître d’hôtel) des Grafen von Montmorency und gründete später eine kleine Weinhandlung. Étienne-Nicolas Méhul begann seine musikalische Ausbildung als Organist im Franziskanerkloster seines Heimatortes. Später studierte er bei dem Organisten Wilhelm Hanser und wurde 1778 dessen Assistent oder Hilfsorganist im Benediktinerkloster Laval Dieu in Monthermé in den Ardennen.

Im Jahr 1779 übersiedelte er nach Paris, wo er bei dem Straßburger Komponisten und Cembalisten Jean Frédéric Edelmann Kompositionsunterricht nahm. Möglicherweise verdiente er seinen Lebensunterhalt als Organist, wofür es aber bisher keine Beweise gibt. In den 1780er Jahren arbeitete er als Lehrer und veröffentlichte in dieser Zeit zwei Bände mit Klaviersonaten. Der zweite Band war mit einer sogenannten „überlegten“ Violinstimme erschienen, die die Thematik im Klavier verdoppelt.

Neben François-Joseph Gossec galt er als der Komponist der Französischen Revolution. Sein Chant national du 14 Juillet 1800, der von Napoleon nach der Schlacht von Marengo bestellt worden war, bekam fast den Rang einer Nationalhymne, und 1794 entstand seine Revolutionsoper Horatius Coclès. 1795 wurde er Inspektor des Conservatoire und Mitglied der Académie des beaux-arts.

Méhul wurde vor allem durch seine mehr als vierzig Opern bekannt, von denen Joseph auch gegenwärtig noch aufgeführt wird. Die Oper entstand vor dem Hintergrund der Ägypten-Mode nach dem Ägyptenfeldzug von Napoleon und zu dessen Krönung. Das Thema nahm auf den Vornamen der Kaiserin, Joséphine, Bezug.[1] Carl Maria von Weber leitete eine Aufführung des Werkes 1817 anlässlich der Gründung der deutschen Hofoper in Dresden. Die bekannteste Melodie aus dieser Oper, die Romanze des Joseph A peine au sortir de l’enfance (dt. Ich war ein Jüngling noch an Jahren) wurde fälschlich als Vorlage für das Horst-Wessel-Lied ausgegeben, dieses geht jedoch vermutlich auf das deutsche Bänkellied Ich lebte einst im deutschen Vaterlande zurück.

Neben den Opern komponierte Méhul sechs große Klaviersonaten, drei Ballette, sechs Sinfonien, Bühnenmusiken und Messen.

Er hat sich – neben seinem Zeitgenossen und Rivalen Jean-François Lesueur – um die Erweiterung der Stoffe in der Oper sehr verdient gemacht. Auf ihn gehen einige kühne Neuerungen in der Orchestrierung zurück, und Méhul gilt als Pionier in der Verwendung von Leitmotiven. Méhuls Meisterschaft im Umgang mit sinfonischen Formen und rein orchestralen Werken kommt bereits in den Ouvertüren zu seinen Opern zum Ausdruck. Aus Ludwig van Beethovens Briefen ist zu ersehen, dass er den Kompositionen Méhuls großes Interesse entgegengebracht hat; der Einfluss des Franzosen auf seine Oper Fidelio ist unverkennbar.

Werke für Orchester

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  • 1794: Ouverture burlesque
  • 1797: Ouverture zu La Chasse du Jeune Henri
  • 1797: Symphonie [Nr. 0] C-Dur (vorhanden: III. Andante IV. Presto)
  • 1808: Symphonie Nr. 1. g-Moll (I. Allegro, II. Andante, III. Menuetto, IV. Finale. Allegro agitato)
  • 1809: Symphonie Nr. 2. D-Dur (I. Adagio – Allegro, II. Andante, III. Menuetto. Allegro, IV. Finale. Allegro vivace)
  • 1810: Symphonie Nr. 3. C-Dur (I. Allegro. Ferme et Modéré, II. Andante, III. Finale. Allegro)
  • 1810: Symphonie Nr. 4. E-Dur (I. Adagio – Allegro, II. Andante, III. Menuetto. Allegro, IV. Finale. Allegro)
  • 1810: Symphonie Nr. 5. A-Dur

Werke für Blasorchester und Revolutionshymnen

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  • 1794: Ouverture pour instruments à vent
  • 1794: Le Chant du départ (Lied des Aufbruchs) Text von Marie-Joseph Chénier
  • 1794: Le Chant des victoires
  • 1808: Le chant du retour pour la Grande Armée. Text von Marie-Joseph Chénier
  • 1811: Chant lyrique pour l’inauguration de la statue de Napoléon
  • Chant national du 14 Juillet 1800
  • Chant Funebre à la Memoire de Feraud. Text von Louis-Pierre-Marie-François Baour-Lormian
  • Hymne pour la Fête des Epoux. Text von Jean-François Ducis
  • Hymne du IX thermidor. Text von Marie-Joseph Chénier
  • Hymne des vingt-deux. Text von Marie-Joseph Chénier
  • 1804 Messe Solennelle für Soli, Chor und Orgel

Bühnenwerke

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Chorwerke

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  • L'Infortunée Lyonnaise

Werke für Klavier

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  • 1783 3 Sonaten für Klavier op. 1
  • 1788 3 Sonaten für Klavier op. 2

Literatur

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  • René Brancour: Méhul (= Les musiciens célèbres: collection d’enseignement et de vulgarisation, 1912:2). H. Laurens, Paris, 1912, OCLC 902123027.

Aufnahmen (Auswahl)

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Commons: Étienne Nicolas Méhul – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Erich Hubala: Das alte Ägypten und die bildende Kunst im 19. Jahrhundert. In: Wektkulturen und moderne Kunst. Die Begegnung der europäischen Kunst und Musik im 19. und 20. Jahrhundert mit Asien, Afrika, Ozeanien, Afro- und Indo-Amerika: Katalog zur Ausstellung veranstaltet vom Organisationskomitee für die Spiele der XX. Olympiade München 1972. Bruckmann, München 1972, ISBN 3-7654-1464-6, S. 36–41, hier S. 36.