Österreichische Rauke
Die Österreichische Rauke (Sisymbrium austriacum) ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Rauken (Sisymbrium) innerhalb der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae).
Österreichische Rauke | ||||||||||||
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Österreichische Rauke (Sisymbrium austriacum) | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Sisymbrium austriacum | ||||||||||||
Jacq. |
Beschreibung
BearbeitenDie Österreichische Rauke ist eine je nach Unterart und Standort sommer-,[1][2] winter- oder immergrüne[3], ein-, zweijährige bis ausdauernde,[4] krautige Pflanze[5], die Wuchshöhen von meist 15 bis 60,[2] selten bis zu 80 Zentimeter erreicht. Sie bildet im ersten Jahr eine grundständige Blattrosette. Die selbständig aufrechten, verzweigten Stängel sind fast kahl. Im unteren Bereich sind sie mit einzelnen, meist aufwärts gekrümmten Börstchen besetzt.[5] Die Laubblätter sind variabel: schrotsägeförmig, fiederspaltig, fiederteilig bis fast ganzrandig, glänzend und meist kahl. Die unteren Laubblätter sind gestielt, mehr oder weniger tief fiederteilig, mit breit-dreieckigen Blattabschnitten. Die obere Laubblätter sind sitzend und ihre Blattabschnitte sind länger.[2]
Die Blütezeit erstreckt sich von Mai bis Juni. Im traubigen Blütenstand stehen viele Blüten zusammen.[4] Die zwittrigen Blüten sind vierzählig. Die vier Kelchblätter sind 2,3 bis 4 mm lang[4] und ungehörnt. Über die vier goldgelben Kronblätter gibt es unterschiedliche Angaben, entweder sind sie 4 bis 6,5 mm[4] oder 6 bis 8 mm lang.[2] Die 1,2 bis 1,6 mm langen Staubblätter besitzen gelbe 0,6 bis 1 mm lange Staubbeutel.[4] Die Griffel sind 1 bis 3 mm lang.
Die meist 2 bis 4, selten bis zu 6 cm langen, 0,5 bis 1 mm dicken Schoten stehen mehr oder weniger aufrecht[2] auf dünnen, 5 bis 12 mm langen Stielen; die jungen Schoten überragen die Blütenknospen nicht.
Die Chromosomengrundzahl beträgt x = 7; es liegt Diploidie vor, also 2n = 14.[3]
Ökologie
BearbeitenDie Österreichische Rauke ist ein Hemikryptophyt, Therophyt[1][6] oder eine Halbrosettenpflanze[5].[3]
Blütenökologisch handelt es sich bei der Österreichischen Rauke um Scheibenblumen mit mehr oder weniger verborgenem Nektar und Nektarien, die sich an der Basis der Staubblätter befinden.[3] Es erfolgt Insektenbestäubung oder Selbstbestäubung.[1][3] Die Österreichische Rauke ist selbstkompatibel.[3]
Die Diasporen sind die Samen[3] und es erfolgt durch Selbstausbreitung und Windausbreitung[1].
Inhaltsstoffe
BearbeitenAnders als die übrigen Arten der Gattung Sisymbrium enthält die Österreichische Rauke Senföle und herzwirksame Glykoside und ist damit giftig.
Vorkommen
BearbeitenDas Verbreitungsgebiet weist große Lücken auf. Es erstreckt sich in Süd-, West- und Mitteleuropa von Spanien bis nach Mähren und den Wiener Raum nach Osten, nach Norden bis zum Süntel bei Hameln und nach Thüringen.
Am Mittellauf von Weser, Main und Rhein sowie auf der Schwäbischen und Fränkischen Alb, auch südlich des Genfersees, im Wallis und am Alpenostrand, im Wiener Becken und am Wiener Schneeberg sowie bei Krems tritt sie vereinzelt auf.
Sie besiedelt in Mitteleuropa Wegränder, Felsschutthalden und Mauern. Sie ist in Mitteleuropa gebietsweise eine Charakterart des Sisymbrio-Asperuginetum aus dem Verband Sisymbrion zusammen mit dem Scharfkraut (Asperugo procumbens), der Tauben Trespe (Bromus sterilis), der Dach-Trespe (Bromus tectorum) oder der Gewöhnlichen Besenrauke (Descurainia sophia)[7]. Sie kommt aber auch in Gesellschaften des Verbands Arction vor.[8]
Die Österreichische Rauke gedeiht auf kalkhaltigen, nährstoffreichen, steinigen Böden, die arm an Feinerde sein können, aber sommerwarm sein sollen. Sie gedeiht gern in Felsgrotten.[8] Sie steigt an der Frauenmauerhöhle in der Steiermark bis 1560 Meter und im Wallis bis 2500 Meter Meereshöhe auf.[7]
In Deutschland findet man nur die Unterart Sisymbrium austriacum subsp. austriacum.
Die ökologischen Zeigerwerte nach Landolt & al. 2010 sind in der Schweiz: Feuchtezahl F = 2+ (frisch), Lichtzahl L = 4 (hell), Reaktionszahl R = 4 (neutral bis basisch), Temperaturzahl T = 4+ (warm-kollin), Nährstoffzahl N = 4 (nährstoffreich), Kontinentalitätszahl K = 4 (subkontinental).[2]
Systematik
BearbeitenDie Erstveröffentlichung von Sisymbrium austriacum erfolgte 1775 durch Nikolaus Joseph von Jacquin in Florae Austriaceae, Band 3, S. 35. Synonyme für Sisymbrium austriacum Jacq. sind: Sisymbrium multisiliquosum Willk., Sisymbrium pyrenaicum (L.) Vill. nom. illeg., Sisymbrium pyrenaicum subsp. austriacum (Jacq.) Schinz & Thell.[9]
Von der Art Sisymbrium austriacum werden vier Unterarten beschrieben:[9]
- Sisymbrium austriacum Jacq. subsp. austriacum (Syn.: Sisymbrium acutangulum DC., Sisymbrium erysimifolium Pourr., Sisymbrium tillieri Willd., Sisymbrium villarsii Jord., Sisymbrium austriacum subsp. erysimifolium (Pourr.) Rouy & Foucaud, Sisymbrium austriacum subsp. tillieri (Willd.) Valbusa, Sisymbrium austriacum subsp. villarsii (Jord.) Rouy & Foucaud): Sie kommt heute im Gesamtverbreitungsgebiet der Art vor; ob sie ursprünglich auch auf der Iberischen Halbinsel beheimatet war, ist nicht gesichert. Es ist eine zweijährige krautige Pflanze.
- Sisymbrium austriacum subsp. chrysanthum (Jord.) Rouy & Foucaud (Syn.: Sisymbrium chrysanthum Jord., Sisymbrium acutangulum subsp. chrysanthum (Jord.) Cadevall): Sie ist in den Pyrenäen und auf der nördlichen Iberischen Halbinsel verbreitet. Es gibt Vorkommen in Andorra sowie Frankreich und sie kommt in Portugal nur in der Provinz Minho vor, im nördlichen Spanien ist sie weiter verbreitet. Die variable Unterart ist eine ausdauernde krautige Pflanze.[10]
- Sisymbrium austriacum subsp. contortum (Cav.) Rouy & Foucaud (Syn.: Sisymbrium contortum Cav., Sisymbrium matritense Pau, Sisymbrium pyrenaicum subsp. contortum (Cav.) Thell.): Sie kommt in Frankreich, Spanien und Portugal vor. Sie wächst als einjährige oder ausdauernde krautige Pflanze.
- Sisymbrium austriacum subsp. hispanicum (Jacq.) P.W.Ball & Heywood (Syn.: Sisymbrium hispanicum Jacq.): Sie ist nur in Spanien beheimatet. Sie wächst als einjährige oder zweijährige krautige Pflanze.
Literatur
Bearbeiten- Otto Schmeil, Jost Fitschen (Begr.), Siegmund Seybold: Die Flora von Deutschland und der angrenzenden Länder. Ein Buch zum Bestimmen aller wild wachsenden und häufig kultivierten Gefäßpflanzen. 95. vollst. überarb. u. erw. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2011, ISBN 978-3-494-01498-2.
- Henning Haeupler, Thomas Muer: Bildatlas der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 2). 2., korrigierte und erweiterte Auflage. Herausgegeben vom Bundesamt für Naturschutz. Ulmer, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8001-4990-2.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage, Ulmer-Verlag, 2001, ISBN 3-8001-3131-5.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 2: Spezieller Teil (Spermatophyta, Unterklasse Dilleniidae): Hypericaceae bis Primulaceae. Eugen Ulmer, Stuttgart 1990, ISBN 3-8001-3312-1.
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Bände 1–5, Franckh-Kosmos, Stuttgart 2000, ISBN 3-440-08048-X.
- Santiago Castroviejo Bolibar, César Gómez Campo, Ramón Morales Valverde, Gonzalo Nieto Feliner, Enrique Rico Hernández, Salvador Talavera Lozano: Cruciferae. In: Flora Iberica, Volume IV, 2003 – Sisymbrieae – Sisymbrium: Sisymbrium austriacum, S. 14 - Volltext-PDF.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d Österreichische Rauke. auf FloraWeb.de
- ↑ a b c d e f Sisymbrium austriacum Jacq. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 6. April 2021.
- ↑ a b c d e f g Datenblatt bei BiolFlor der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland. ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ a b c d e Datenblatt bei Flora Vascular.
- ↑ a b c Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland, Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, Berlin, 20. Auflage 2011, ISBN 978-3-8274-1606-3, Seite 548
- ↑ Datenblatt bei BIB dem Botanischen Informationsknoten Bayern.
- ↑ a b Friedrich Markgraf: Familie Cruciferae. In Gustav Hegi: Illustrierte Flora von Mitteleuropa. 2. Auflage, Band IV, Teil 1, Seite 104–106. Verlag Carl Hanser, München 1958.
- ↑ a b Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001. Seite 475. ISBN 3-8001-3131-5
- ↑ a b K. Marhold, 2011: Brassicaceae.: Datenblatt bei Euro+Med PlantBase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
- ↑ Flora Iberica, Volume IV - Cruciferae - Sisymbrieae - Sisymbrium: Sisymbrium austriacum, S. 14 - Volltext-PDF.
Weblinks
Bearbeiten- Österreichische Rauke. auf FloraWeb.de
- Verbreitungskarte für Deutschland. In: Floraweb.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben)
- Datenblatt mit Foto bei Botanik im Bild / Flora von Österreich
- Steckbrief mit Fotos
- Detailfotos
- Datenblatt bei Flora Catalana
- Steckbrief des DAV-Landesverband Baden-Württemberg, 2006
- Datenblatt bei Manual of the Alien Plants of Belgium