Świecino
Świecino (deutsch Schwetzin, kaschubisch: Swiecëno[2]) ist ein Dorf in der Landgemeinde Krokowa (Krockow), Powiat Pucki (Powiat Putzig), der polnischen Woiwodschaft Pommern. Zum Ortsamt Świecino gehört ebenfalls die Siedlung Grünthal (poln. Zielony Dół/Zielony Dwór).
Świecino | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Pommern | |
Powiat: | Puck | |
Gmina: | Krokowa | |
Geographische Lage: | 54° 44′ N, 18° 10′ O | |
Einwohner: | 219 (31. März 2011[1]) | |
Postleitzahl: | 84-111 (Postamt Karlikowo) | |
Telefonvorwahl: | (+48) 58 | |
Kfz-Kennzeichen: | GPU | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Straße: | Karlikowo–Kłanino | |
Nächster int. Flughafen: | Danzig |
Geographische Lage
BearbeitenDer Ort liegt in der historischen Landschaft Westpreußen, am nördlichen Rand des Darsluber Forstes (poln.: Puszcza Darżlubska), etwa 17 Kilometer nördlich der Stadt Wejherowo (Neustadt in Westpreußen) und sieben Kilometer südlich des Dorfs Krockow.
Die landwirtschaftlich geprägte, geschlossene Ortschaft in der Kaschubei befindet sich in der von Hügeln und Seen durchsetzten Moränenlandschaft Kaschubische Schweiz, die in der Vorzeit durch den zurückweichenden Ostseegletscher gestaltet worden war. Südwestlich des Orts entspringt die Czernau (poln. Czarna Woda).
Geschichte
BearbeitenIm XIII. Jh. war das heutige Dorf noch ein Vorwerk, das damals zum Zisterzienserinnenkloster Zarnowitz (poln. Żarnowiec) gehörte. Im Jahr 1785 wird Sweczin als ein königliches Erbpachts-Vorwerk mit sechs Feuerstellen (Haushaltungen) bezeichnet.[3] In den Jahren 1772–1920 und 1939–1942 trug das Dorf den Namen Schwetzin. Von 1942 bis 1945 hieß es Raueneck.[4][5]
Am 17. September 1462 fand in der unmittelbaren Umgebung von Schwetzin eine der entscheidenden Schlachten des Dreizehnjährigen Kriegs statt.[6] In der Schlacht bei Schwetzin trafen die Truppen des Deutschordens unter Fritz von Raveneck auf die verbündeten Kräfte des Preußischen Bundes, zu dem Danzig und andere westpreußische Städte gehörten, und des Königreichs Polen unter de Führung von Piotr Dunin auf einander. Der Sieg der Bündnispartner führte für rund 300 Jahre zur Zweiteilung Preußens, in einen autonomen westlichen Teil, der sich freiwillig unter die Schirmherrschaft der Krone Polens begeben hatte, einerseits und den dem Deutschen Orden verbliebenen östlichen Teil andererseits. Vereinbart wurde diese Zweiteilung im Thorner Frieden von 1466.
Durch die Erste Teilung Polen-Litauens 1772 wurde das westliche Preußen mit dem Gebiet um Putzig und Neustadt unter Friedrich II. von Preußen mit dem östlichen Teil des Königreichs Preußen in dem Maße vereinigt. Schwetzin gehörte seither zum preußischen Staat.
Im 19. Jahrhundert wurde hier der Boden parzelliert.
Vor 1919 gehörte Schwetzin zum Kreis Putzig im Regierungsbezirk Danzig der Provinz Westpreußen des deutschen Reichs.
Nach dem Ersten Weltkrieg musste das Dorf aufgrund der Bestimmungen des Versailler Vertrags zum Zweck der Einrichtung des Polnischen Korridors an Polen abgetreten werden, mit Wirkung vom 20. Januar 1920 und ohne Volksabstimmung. Durch den Überfall auf Polen 1939 kam das entnommene Territorium des Polnischen Korridors an das Reichsgebiet zurück. Es wurde dem Reichsgau Danzig-Westpreußen zugeordnet, zu dem Schwetzin bis 1945 gehörte.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Region im Frühjahr 1945 von der Roten Armee besetzt. Soweit die deutschen Einwohner nicht geflohen waren, wurden sie in der darauf folgenden Zeit vertrieben.
In den Jahren 1975–1998 gehörte das Dorf administrativ zur Woiwodschaft Danzig.
Bevölkerungsentwicklung
BearbeitenJahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1818 | 52 | [7] |
1864 | 264 | [8] |
1871 | 228 | in 24 Wohnhäusern[9] |
1905 | 341 | [10] |
1910 | 287 | [11] |
2011 | 219 | [1] |
Persönlichkeiten
Bearbeiten- Alojzy Budzisz (1874–1934), kaschubischer Volksdichter, Lehrer und Publizist, wurde in Schwetzin geboren.[12]
Sehenswürdigkeiten
Bearbeiten- Denkmal zur Erinnerung an die Schlacht bei Schwetzin im Jahre 1462 zwischen den Streitkräften des Deutschordens und den verbündeten Kräften der Danziger und des Königreich Polen,[4] errichtet 1962.
- In der Nähe befindet sich ein Naturschutzgebiet "Schwarzwasserquellen" (poln.: "Źródliska Czarnej Wody")
- In der Nähe des Dorfes befinden sich die sagenumwobenen Findlinge "Boża Stopka" und "Teufelsstein" (poln. "Diabelski Kamień").[4]
- Südlich vom Dorf befindet sich der 20,8 Hektar große See "Jezioro Dobre" mit Bootsverleih.
- Im Sommer finden hier regelmäßig Rekonstruktionen der Schlacht bei Schwetzin von 1462 statt.[13]
Literatur
Bearbeiten- Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872 (Digitalisat).
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b GUS 2011: Ludność w miejscowościach statystycznych według ekonomicznych grup wieku (polnisch), 31. März 2011, abgerufen am 1. Juli 2017
- ↑ F. Lorentz: Polskie i kaszubskie nazwy miejscowości na Pomorzu Kaszubskiem ISBN 83-60437-22-X ISBN 978-83-60437-22-3
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preußen. Teil I, Königsberg/Leipzig 1785, Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, S. 221.
- ↑ a b c Franciszek Mamuszka, Ziemia Pucka, Warszawa, PTTK "Kraj", 1989, ISBN 83-7005-170-7
- ↑ Familienforschung in Westpreußen; Westpreußisches Ortsverzeichnis in: westpreussen.de, abgerufen am 8. April 2023
- ↑ Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 68–76.
- ↑ August Alexander Mützell: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des Preussischen Staats. Band 4, Halle 1823, S. 295.
- ↑ Preußisches Finanzministerium: Die Ergebnisse der Grund- und Gebäudesteuerveranlagung im Regierungsbezirk Danzig. Berlin 1867, 7. Kreis Neustadt, S. 26, Nr. 167.
- ↑ Hans Prutz: Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreußen. Danzig 1872, S. 230, Nr. 178.
- ↑ Schwetzin, Świecino in: gov.genealogy.net, Verein für Computergenealogie, abgerufen am 8. April 2023
- ↑ https://www.gemeindeverzeichnis.de/gem1900/gem1900.htm?westpreussen/rb_danzig.htm, siehe Kreis Putzig
- ↑ Władysław Pniewski: Budzisz Alojzy, in: Polski Słownik Biograficzny. Band 3: Brożek Jan – Chwalczewski Franciszek, Kraków 1937; Reprint: Zakład Narodowy im. Ossolińskich, Kraków 1989, ISBN 83-04-03291-0, S. 102–103
- ↑ Informationswebsite zur Rekonstruktion der Schlacht bei Schwetzin ( vom 6. August 2018 im Internet Archive)