Der Žumberak (kroatisch; bzw. slowenisch Gorjanci), deutsch Sichelgebirge oder Uskokengebirge, ist eine Hügel- bzw. Berglandschaft im Grenzgebiet zwischen dem südöstlichen Slowenien und dem nordwestlichen Kroatien. Der kroatische (auch Žumberačka Gora) und der deutsche Name leiten sich von der Burganlage und der gleichnamigen Ortschaft Žumberak (Sichelburg) ab. Die slowenische Bezeichnung Gorjanci stammt von dem Wort für Bergbewohner.[1]
Gorjanci / Žumberak
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Höhenzug von slowenischer Seite | ||
Höchster Gipfel | Sveta Gera/Trdinov vrh (Sichelberg, St. Geraberg) (1178 m. i. J.) | |
Lage | Jugovzhodna Slovenija und Posavska in Slowenien und Karlovačka županija und Zagrebačka županija in Kroatien | |
Teil der | Dinariden | |
Koordinaten | 45° 47′ N, 15° 23′ O | |
Gestein | Karst | |
Fläche | 212 km² |
Lage
BearbeitenDer sanfte Mittelgebirgszug befindet sich etwa 40 km westlich von Zagreb und 70 km südöstlich von Ljubljana. Er erstreckt sich entlang der slowenisch-kroatischen Grenze von Südwest nach Nordost.
Der kroatische Teil des Žumberak gehört im Wesentlichen zur Gespanschaft Zagreb, lediglich im Westen hat die Gespanschaft Karlovac Anteil am Bergland. Der slowenische Teil gehört zu den Regionen Posavska (Savetal) im Osten und Jugovzhodna Slovenija (Südost-Slowenien) im Westen des Berglands.
Nördlich des Höhenzuges verläuft das slowenische Tal des Flusses Krka von der Stadt Novo mesto im Westen bis dessen Mündung in die Save bei Brežice. Die Ausläufer im Osten reichen etwa bis zur kroatischen Stadt Samobor, jenseits der Save findet das Gebirge in der Medvednica seine östliche Fortsetzung. Im kroatischen Süden begrenzen die Städte Samobor, Ozalj und Jastrebarsko das Bergland. Im Westen reichen die Gorjanci bis zur Linie Novo mesto – Črnomelj, wo ein schmaler Höhenzug (bis 850 m) nördlich von Semič in das Karstplateau des Kočevski Rog (Hornwalds) übergeht. Bedeutende Stadt im Südwesten ist das slowenische Metlika.
Landschaft
BearbeitenGeografisch und geologisch ist Žumberak/Gorjanci ein ausgeprägtes Karstgebiet mit entsprechender Vegetation. Dieses wird durch Höhlen, Klüfte und Karstflüsse gekennzeichnet. Die dortigen Wälder sind überwiegend mit Buchen und Kastanien bewaldet.
Die höchste Erhebung des Gebirges mit 1178 m. i. J. befindet sich auf der Grenzlinie und heißt auf Kroatisch Sveta Gera, auf Slowenisch Trdinov vrh (1923 benannt nach dem Dichter Janez Trdina). Auf dem höchsten Gipfel steht ein 90 m hoher Sendeturm von Radio Televizija Slovenija und eine Station der slowenischen Funkamateure. Der Gipfel ist verhältnismäßig stark bewaldet und somit ist die Aussicht für Wanderer eingeschränkt. Grundsätzlich kann man aber weit in die slowenischen Regionen Dolenjska und Bela krajina blicken bzw. nach Novo mesto, Metlika und Zagreb sehen.
Geschichte
BearbeitenDer Höhenzug wurde schon zu Zeiten der Kelten und Römer besiedelt. Viele Ortschaften liegen auf einer Höhe von 400 m über dem Meeresspiegel. Die Besiedlung dieses Gebietes erfolgte durch Kroaten zwischen dem 7. und 8. Jahrhundert. Zunächst blieb es einen Teil Kroatiens. Seit der Gründung des Bistums Zagreb im Jahre 1094, unterstand dieses Gebiet der Gerichtsbarkeit des neuen Bistums. Durch den ungarischen König Andreas II. wurde es im 13. Jahrhundert in die slowenische Krain, mit den dazugehörenden Ortschaften von Metlika und Črnomelj, angeschlossen. Im 14. Jahrhundert kam es zu Gebietsstreitigkeiten zwischen dem Erzbistum Zagreb und dem Erzbistum Gorizia, dass zum Patriarchat von Aquileja gehörte. Diesbezüglich verblieb dieses Gebiet kirchenrechtlich bis zum Jahr 1784 Teil des Patriarchats von Aquileja. Ab dem Jahr 1784 wurde das Gebiet dem Erzbistum Zagreb erneut teilweise angegliedert.
Neuzeit
BearbeitenInfolge von Verwüstungen in den Türkenkriegen in der Mitte des 15. Jahrhunderts verloren das Gebiet des Žumberak sowie die angrenzende slowenische Bela Krajina einen großen Teil ihrer Bevölkerung. Um die Flucht der Landbevölkerung aufzuhalten, wurden durch die Habsburger Monarchie zum Schutz der neu entstandenen Militärgrenze erstmals im Jahre 1530 Uskoken angesiedelt. Diese Wehrbauern waren vor allem Kroaten aus den Gebieten Bosniens und der Herzegowina und verschiedene Volksgruppen orthodoxer Christen, zusammengefasst als Walachen[2][3] darunter auch Serben[4] aus den osmanisch besetzten Gebieten der Balkanhalbinsel die ab 1527 dorthin flohen. 1578 wurde der Žumberak eine Verwaltungseinheit des Kapitanats von Slunj und in die Kroatische Militärgrenze eingegliedert. Die Mehrheit der Bevölkerung in diesem Gebiet ist bis heute konfessionell griechisch-katholisch und gehört kirchenrechtlich dem Bistum Križevci an.[5] Die älteste griechisch-katholische Gemeinde im Žumberak, St. Nikolaus, befindet sich in der Ortschaft Badovinci und wurde im Jahre 1620 gegründet.
20. Jahrhundert
BearbeitenBedingt durch diesen wichtigen geografischen Standortvorteil betrieb die Jugoslawische Volksarmee (JNA) dort einen militärischen Beobachtungsposten. Nach dem Zerfall Jugoslawiens wurde dieser von der Slowenischen Armee übernommen und blieb ein Zankapfel (vgl. Internationale Konflikte der Nachfolgestaaten Jugoslawiens). Nach der Entscheidung des internationalen Schiedsgerichthofes in Den Haag Ende Juni 2017 muss dieser Posten wieder an Kroatien zurückgegeben werden.
Grenzüberschreitende Entwicklung
BearbeitenIm Allgemeinen kann man das slowenisch-kroatische Verhältnis an diesem Abschnitt der gemeinsamen Grenze als gut nachbarschaftlich bezeichnen. Dies gilt besonders für die slowenische Region Bela krajina. Davon zeugen viele gemischtsprachige Ehen aber auch die grenzüberschreitende Zusammenarbeit auf kulturellem und wirtschaftlichem Gebiet. Beispielsweise gibt es auf slowenischer Seite einen Verein der Žumberaker und Freunde des Žumberak, d. h. einen Verein, der die kroatische Kultur des gemeinsamen Gebirges pflegt.[6]
Naturschutz und Tourismus
BearbeitenAuf der kroatischen Seite wurde 1999 der Naturpark Žumberak-Samoborsko gorje gegründet. Ähnliche Pläne bestehen in Slowenien. Das Gebiet besitzt viele Naturschätze wie beispielsweise Quellen (Minutnik, Gospodična, Jordan) und Bäche (Kobila, Pendirjevka, Klamfer, Sušica), einen in Europa wegen seiner Urwaldreste einzigartigen Buchenwald auf dem Trdinov vrh, Karst-Höhlen (auf slowenischer Seite Kostanjeviška jama, Studena jama, Levakova jama und Jama v Šutni, auf kroatischer Seite Jazovka), bzw. verschiedenste Pflanzen- und Tierarten. Deswegen dienen die Gorjánci als bedeutendes Naherholungsgebiet mit zahlreichen Wanderwegen insbesondere für den Raum Novo mesto und Metlika.
Wanderer besuchen auf slowenischer Seite gerne die Quelle “Gospodična”, der Heilkräfte dahingehend nachgesagt werden, dass man jünger werde, wenn man sich mit dem Wasser wäscht. Dies soll einer Sage von Janez Trdina nach einer Burgdame geschehen sein. Laut einem Bericht der Wochenzeitung „Dolenjski list“, in dem sowohl Untersuchungen des Gesundheitsamtes von Novo mesto als auch einer Schule aus Novo mesto zitiert werden, ist das Wasser nicht für den menschlichen Verzehr geeignet. Das Wasser müsse vor dem Gebrauch desinfiziert werden. Eigentlich müsste eine entsprechende Warntafel an der Quelle angebracht werden. Die Wanderhütte bei der Quelle wird durch eine eigene Quelle versorgt. Dieses Wasser wird aber von Zeit zu Zeit desinfiziert.[7]
Kultur
BearbeitenEs gibt sehr viele Sagen und Überlieferungen aus diesem Gebiet, in dem die slowenische Bevölkerung einträchtig mit den Nachfahren der Uskoken zusammenlebt. Diese Geschichten hat der slowenische Historiker und Schriftsteller Janez Trdina (1830–1905) gesammelt.
Siehe auch
BearbeitenWeblinks
Bearbeiten- Ausführliche Geschichtsbeschreibung (kroatisch)
- Wappen des Žumberak (englisch)
- Der Žumberak (deutsch)
Quellen
Bearbeiten- ↑ Portal Fran, Wörterbuch des Instituts für slowenische Sprache Fran Ramoveš ZRC SAZU, abgerufen am 23. Februar 2018
- ↑ Archivlink ( vom 14. Dezember 2007 im Internet Archive), Uskoken, Artikel von Ruth Simon Humboldt-Universität zu Berlin, abgerufen am 23. Januar 2009.
- ↑ 1408 Zuerst kamen die Türken, danach die Uskoken, Ausstellungskatalog des Bela krajina Museums Metlika, 2008
- ↑ 1408 Zuerst kamen die Türken, danach die Uskoken, Ausstellungskatalog des Bela krajina Museums Metlika, 2008
- ↑ vgl. Uskočki vapaj za spasom ( vom 16. Februar 2008 im Internet Archive), Reportage über die griechisch-katholische Bevölkerung des Žumberak durch die Kirchenzeitung des Erzbistums Zagreb, Glas Koncila, Artikel vom 25. Juni 2006, abgerufen am 16. August 2008.
- ↑ M. Bezek-Jakše, "Pri Žumberčanih ni šlo brez čustev" (deutsch: Bei den Verein der Žumberakern ging es nicht ohne Gefühle), Dolenjski list, Novo mesto, 20. Februar 2014, S. 8.
- ↑ Irena Novak, "Izvir Gospodična-Za umivanje še, za pitje pa ne!" (deutsch: Die Quelle Gospodična: Fürs Waschen noch geeignet, nicht aber zum Trinken!), Dolenjski list, 27. Februar 2014, S. 4.