(218) Bianca

Asteroid des Hauptgürtels

(218) Bianca ist ein Asteroid des mittleren Hauptgürtels, der am 4. September 1880 vom österreichischen Astronomen Johann Palisa an der Marine-Sternwarte Pola entdeckt wurde.

Asteroid
(218) Bianca
Berechnetes 3D-Modell von (218) Bianca
Berechnetes 3D-Modell von (218) Bianca
{{{Bild2}}}
{{{Bildtext2}}}
Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 31. März 2024 (JD 2.460.400,5)
Orbittyp Mittlerer Hauptgürtel
Asteroidenfamilie
Große Halbachse 2,667 AE
Exzentrizität 0,116
Perihel – Aphel 2,356 AE – 2,977 AE
Perihel – Aphel  AE –  AE
Neigung der Bahnebene 15,2°
Länge des aufsteigenden Knotens 170,6°
Argument der Periapsis 62,3°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 23. März 2023
Siderische Umlaufperiode 4 a 130 d
Siderische Umlaufzeit {{{Umlaufdauer}}}
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit km/s
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 18,18 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 60,6 ± 1,4 km
Abmessungen {{{Abmessungen}}}
Masse Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo 0,17
Mittlere Dichte g/cm³
Rotationsperiode 6 h 20 min
Absolute Helligkeit 8,7 mag
Spektralklasse {{{Spektralklasse}}}
Spektralklasse
(nach Tholen)
S
Spektralklasse
(nach SMASSII)
Geschichte
Entdecker Johann Palisa
Datum der Entdeckung 4. September 1880
Andere Bezeichnung 1880 RA
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

Der Asteroid wurde von den Wiener Astronomen zu Ehren der berühmten Koloratursopranistin Bianca Bianchi (Künstlername von Bertha Schwarz (1858–1947), geboren in Mannheim, Deutschland) benannt, Primadonna des Wiener Hof-Operntheaters.

Die Umstände der Namensgebung wurden im Frühjahr 1882 in mehreren Wiener Zeitungen ausführlich veröffentlicht. Im Fremdenblatt, Abendblatt, 36. Jahrg., Nr. 74 (15. März 1882) hieß es: „Bianca Bianchi unter den Sternen. Vor Kurzem fand auf der Sternwarte eine recht interessante Sitzung der Mitglieder dieses Institutes statt. Auf der Tagesordnung derselben stand die Taufe jener Asteroiden, welche der fixige Herr Adjunkt Palisa in der letzten Zeit wieder entdeckt, ja sozusagen aus dem Aermel des Weltenraumes geschüttelt hat. Die Adjunkten und Assistenten der Sternwarte zerbrachen sich ihre gelehrten Köpfe… Da erhob sich Dr. Hepperger, ein junger Astronom, und stellte in Anbetracht der Verdienste, welche sich die Primadonna Bianca Bianchi um die schöne Kunst des Gesanges erworben, den Antrag, einen der neuentdeckten Asteroiden Bianca zu taufen. Der Antrag wurde unter stürmischer Akklamation zum Beschlusse erhoben, und so schwebt denn der erste Stern unserer Oper als kleiner Stern in unendlichen Sphären.“ Siehe dazu auch bei (212) Medea.

Aus Ergebnissen der IRAS Minor Planet Survey (IMPS) wurden 1992 erstmals Angaben zu Durchmesser und Albedo für zahlreiche Asteroiden abgeleitet, darunter auch (218) Bianca, für die damals Werte von 60,6 km bzw. 0,17 erhalten wurden.[1] Eine Auswertung von Beobachtungen durch das Projekt NEOWISE im nahen Infrarot führte 2011 zu vorläufigen Werten für den Durchmesser und die Albedo im sichtbaren Bereich von 56,8 km bzw. 0,20.[2] Ein Vergleich von Daten, die von 1978 bis 2011 an der Sternwarte Ondřejov in Tschechien und am Table Mountain Observatory in Kalifornien gesammelt wurden, mit den Daten von NEOWISE führte 2012 zu einer Korrektur der Werte für den Durchmesser und die Albedo auf 56,7 km bzw. 0,20.[3] Nach neuen Messungen von NEOWISE wurden die Werte 2014 auf 57,3 km bzw. 0,19 geändert.[4]

Erste photometrische Beobachtungen des Asteroiden wurden am 24. März 1979 am La-Silla-Observatorium in Chile durchgeführt. Während der etwa achtstündigen Beobachtung konnte eine vollständige Periode der Lichtkurve beobachtet werden, so dass auf eine Rotationsperiode von etwa 6,43 h geschlossen wurde.[5] Weitere photometrische Messungen am selben Observatorium erfolgten vom 19. Juli bis 20. September 1980. Aus der gemessenen Lichtkurve wurde nun ein genauerer Wert für die Rotationsperiode von 6,337 h abgeleitet.[6] Am 17. September 1993 konnte (218) Bianca am Observatorium Belogradtschik in Bulgarien beobachtet werden. Aus der Lichtkurve, die nur etwa 3 Stunden überspannte, konnte aber keine Rotationsperiode bestimmt werden.[7] Weitere photometrische Beobachtungen des Asteroiden erfolgten am 30. Oktober und 11. November 1994 am Pic-du-Midi-Observatorium in Frankreich. Es konnte hier eine Rotationsperiode von 6,337 h festgestellt werden. Außerdem konnte die Position der Rotationsachse mit prograder Rotation und die Achsenverhältnisse eines dreiachsig-ellipsoidischen Gestaltmodells bestimmt werden.[8] Messungen vom 8. Februar bis 6. April 2005 am Evelyn L. Egan Observatory der Florida Gulf Coast University ergaben erneut eine Rotationsperiode von 6,337 h.[9]

Aus einer Auswertung dieser und anderer photometrischer Daten vom Januar 1996 bis April 2005 konnten in einer Untersuchung von 2007 ein Modell der Form des Asteroiden erstellt sowie zwei alternative Möglichkeiten für die Orientierung der Rotationspole (eine für prograde und eine für retrograde Rotation) abgeleitet werden. Die Rotationsperiode wurde zu 6,3372 h bestimmt.[10] Vom 23. April bis 13. Mai 2018 wurden am UnderOak Observatory (UO) in New Jersey neue photometrische Beobachtungen des Asteroiden durchgeführt. Die gemessene Lichtkurve ergab eine Rotationsperiode von 6,339 h.[11] Weitere Messungen erfolgten vom 22. April bis 3. Mai 2014 an mehreren Observatorien der Asociación Valenciana de Astronomía (AVA) in Spanien. Hier wurde eine Rotationsperiode von 6,338 h abgeleitet.[12]

Siehe auch

Bearbeiten
Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. E. F. Tedesco, P. V. Noah, M. Noah, S. D. Price: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 123, Nr. 2, 2002, S. 1056–1085, doi:10.1086/338320 (PDF; 398 kB).
  2. J. R. Masiero, A. K. Mainzer, T. Grav, J. M. Bauer, R. M. Cutri, J. Dailey, P. R. M. Eisenhardt, R. S. McMillan, T. B. Spahr, M. F. Skrutskie, D. Tholen, R. G. Walker, E. L. Wright, E. DeBaun, D. Elsbury, T. Gautier IV, S. Gomillion, A. Wilkins: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. I. Preliminary Albedos and Diameters. In: The Astrophysical Journal. Band 741, Nr. 2, 2011, S. 1–20, doi:10.1088/0004-637X/741/2/68 (PDF; 73,0 MB).
  3. P. Pravec, A. W. Harris, P. Kušnirák, A. Galád, K. Hornoch: Absolute magnitudes of asteroids and a revision of asteroid albedo estimates from WISE thermal observations. In: Icarus. Band 221, Nr. 1, 2012, S. 365–387, doi:10.1016/j.icarus.2012.07.026.
  4. J. R. Masiero, T. Grav, A. K. Mainzer, C. R. Nugent, J. M. Bauer, R. Stevenson, S. Sonnett: Main Belt Asteroids with WISE/NEOWISE. Near-infrared Albedos. In: The Astrophysical Journal. Band 791, Nr. 2, 2014, S. 1–11, doi:10.1088/0004-637X/791/2/121 (PDF; 1,10 MB).
  5. M. Carlsson, C.-I. Lagerkvist: Physical studies of asteroids. I: Photoelectric observations of the asteroids 38, 218, 268, 344, 485, 683, 690 and 792. In: Astronomy & Astrophysics Supplement Series. Band 44, 1981, S. 15–22, bibcode:1981A&AS...44...15C (PDF; 140 kB).
  6. A. W. Harris, J. W. Young: Asteroid lightcurve observations from 1979–1981. In: Icarus. Band 81, Nr. 2, 1989, S. 314–364, doi:10.1016/0019-1035(89)90056-0.
  7. P. Denchev, P. Magnusson, Z. Donchev: Lightcurves of nine asteroids, with pole and sense of rotation of 42 Isis. In: Planetary and Space Science. Band 46, Nr. 6–7, 1998, S. 673–682, doi:10.1016/S0032-0633(97)00149-9.
  8. A. Kryszczyńska, F. Colas, J. Berthier, T. Michałowski, W. Pych: CCD Photometry of Seven Asteroids: New Spin Axis and Shape Determinations. In: Icarus. Band 124, Nr. 1, 1996, S. 134–140, doi:10.1006/icar.1996.0194 (PDF; 148 kB).
  9. M. Fauerbach, T. Bennett: Photometric lightcurve observations of 125 Liberatrix, 218 Bianca, 423 Diotima, 702 Alauda, 1963 Bezovec, and (5849) 1990 HF1. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 32, Nr. 4, 2005, S. 80–81, bibcode:2005MPBu...32...80F (PDF; 274 kB).
  10. J. Ďurech, M. Kaasalainen, A. Marciniak, W. H. Allen, R. Behrend, C. Bembrick, T. Bennett, L. Bernasconi, J. Berthier, G. Bolt, S. Boroumand, L. Crespo da Silva, R. Crippa, M. Crow, R. Durkee, R. Dymock, M. Fagas, M. Fauerbach, S. Fauvaud, M. Frey, R. Gonçalves, R. Hirsch, D. Jardine, K. Kamiński, R. Koff, T. Kwiatkowski, A. López, F. Manzini, T. Michałowski, R. Pacheco, M. Pan, F. Pilcher, R. Poncy, D. Pray, W. Pych, R. Roy, G. Santacana, S. Slivan, S. Sposetti, R. Stephens, B. Warner, M. Wolf: Physical models of ten asteroids from an observers’ collaboration network. In: Astronomy & Astrophysics. Band 465, Nr. 1, 2007, S. 331–337, doi:10.1051/0004-6361:20066347 (PDF; 618 kB).
  11. K. B. Alton: CCD Photometry of Six Rapidly Rotating Asteroids. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 46, Nr. 2, 2019, S. 114–117, bibcode:2019MPBu...46..114A (PDF; 426 kB).
  12. G. Fornas, A. Carreño, E. Arce, P. Brines, J. Lozano: Lightcurve Analysis for Seventeen Main-Belt and Two Mars-Crossing Asteroids. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 50, Nr. 4, 2023, S. 271–277, bibcode:2023MPBu...50..271F (PDF; 1,95 MB).