(2577) Litva ist ein Asteroid des inneren Hauptgürtels, der am 12. März 1975 vom sowjetischen Astronomen Nikolai Stepanowitsch Tschernych am Krim-Observatorium in Nautschnyj bei einer Helligkeit von 15 mag entdeckt wurde. Nachträglich konnte der Asteroid bereits auf Aufnahmen gefunden werden, die am 3. November 1934 am Union-Observatorium von Johannesburg in Südafrika und am 6. Mai 1954 am Goethe-Link-Observatorium in Indiana gemacht worden waren.

Asteroid
(2577) Litva
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Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 31. März 2024 (JD 2.460.400,5)
Orbittyp Marsbahngrazer
Asteroidenfamilie
Große Halbachse 1,904 AE
Exzentrizität 0,138
Perihel – Aphel 1,642 AE – 2,167 AE
Perihel – Aphel  AE –  AE
Neigung der Bahnebene 22,9°
Länge des aufsteigenden Knotens 182,5°
Argument der Periapsis 284,0°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 15. September 2024
Siderische Umlaufperiode 2 a 229 d
Siderische Umlaufzeit {{{Umlaufdauer}}}
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit km/s
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 21,48 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser
Abmessungen {{{Abmessungen}}}
Masse Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo
Mittlere Dichte g/cm³
Rotationsperiode 2 h 49 min
Absolute Helligkeit 13,0 mag
Spektralklasse {{{Spektralklasse}}}
Spektralklasse
(nach Tholen)
EU
Spektralklasse
(nach SMASSII)
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Geschichte
Entdecker Nikolai Stepanowitsch Tschernych
Datum der Entdeckung 12. März 1975
Andere Bezeichnung 1934 VY, 1954 JD, 1975 EE3, 1976 SA2
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

Der Asteroid wurde am 1. Dezember 1982 nach dem russischen Namen Литва des baltischen Staates Litauen benannt, der früher Mitglied der Sowjetunion war und heute eine unabhängige Republik ist.

Die Bahn des Asteroiden besitzt eine Periheldistanz (sonnennächster Punkt), die größer ist als das Perihel, aber kleiner als das Aphel (sonnenfernster Punkt) des Mars. Er wird daher zu den Marsbahngrazern gezählt. Durch die Schrägstellung der Bahn des Asteroiden gegenüber der Marsbahn können sich die Bahnen der beiden Himmelskörper derzeit aber nicht näher kommen als bis auf etwa 24,2 Mio. km (0,16 AE). Mit einer 9:2-Bahnresonanz mit Jupiter und anderen Bahneigenschaften gehört der Asteroid darüber hinaus zur Hungaria-Gruppe.[1]

Eine spektroskopische Untersuchung von 820 Asteroiden zwischen November 1996 und September 2001 am La-Silla-Observatorium in Chile ergab für (2577) Litva eine taxonomische Klassifizierung als S- bzw. Sl-Typ.[2] Aus der Helligkeit und Albedo wurde ein Durchmesser von 6,8 km abgeschätzt.[3]

Als Asteroid der seltenen Tholen-Spektralklasse E besitzt er durch eine mineralische Oberfläche eine hohe Albedo. Aus polarimetrischen Messungen an der Astronomischen Einrichtung Leoncito in Argentinien wurde 2007 ein Wert von 0,17 ± 0,08 bestimmt.[4] Spektren im sichtbaren und infraroten Bereich, die am 29. Februar und 1. März 2004 am Telescopio Nazionale Galileo (TNG) auf La Palma erhalten wurden, zeigten für (2577) Litva, ursprünglich als E-Typ klassifiziert, ein Verhalten, das eher mit den olivinreichen Asteroiden der Klasse A übereinstimmt.[5]

Bereits bei einer photometrischen Untersuchung am 20./21. März 1988 am Mount-Lemmon-Observatorium in Arizona war bei (2577) Litva eine ungewöhnliche Lichtkurve mit einer dreifachen Periodizität aufgefallen. Als Rotationsperiode wurden damals 5,62 h bestimmt.[6] Bei einer erneuten Beobachtung vom 15. bis 17. April 2004 am Santana Observatory in Kalifornien wurde versucht, die ungewöhnliche Lichtkurve durch eine Rotationsperiode von 2,82 h zu erklären.[7] Weitere Beobachtungen erfolgten vom 28. Februar bis 1. April 2009 am Palmer Divide Observatory (PDO) in Colorado sowie an anderen Observatorien in Tschechien, USA und Australien. Sie zeigten, dass es sich bei (2577) Litva um einen binären Asteroiden handelt. Die Lichtkurve zeigte Bedeckungen und Verfinsterungen, aus denen auf die Rotationsperiode des primären Körpers von 2,813 h sowie die Umlaufperiode eines etwa ein Drittel so großen Begleiters von 35,81 h geschlossen werden konnte. Darüber hinaus wurde noch eine zusätzliche Periode von 5,684 h gefunden, für die noch keine eindeutige Erklärung gegeben werden konnte.[8] Diese Ergebnisse wurden durch Beobachtungen vom 16. Juli bis 31. August 2010 am PDO bestätigt, für die Umlaufperiode des Begleiters wurden nun 35,88 h abgeleitet und für die Ursache der Periodizität von 5,683 h wurde eine nicht-gebundene Rotation des Begleiters angenommen.[9]

Nach heutigem Kenntnisstand verfügt (2577) Litva über zwei Monde:

  • Wie oben beschrieben wurde der erste Satellit durch eine Auswertung der durch Beobachtungen an verschiedenen Observatorien erhaltenen Lichtkurve gefunden, die Okkultationen durch einen engen Begleiter zeigte, der den Asteroiden auf einer Bahn mit einer Großen Halbachse von 21 km in 35,88 Stunden umkreist. Mit einem angenommenen Durchmesser für (2577) Litva von 4 km ergab sich für den Durchmesser des Begleiters ein Wert von 1,4 km, seine Rotationsperiode liegt bei 5,684 Stunden. Dieser Begleiter hat bisher keine Benennung.
  • Die dritte Komponente des Systems wurde am 22. Juni 2012 entdeckt bei der Auswertung von Beobachtungen mit dem Teleskop II des Keck-Observatoriums auf Hawaiʻi. Dieser zweite Satellit umkreist den Asteroiden auf einer Bahn mit einer Großen Halbachse von 378 km in 214 Tagen. Er hat vermutlich einen Durchmesser von 1,2 km und erhielt die vorläufige Benennung S/2012 (2577) 1.[10]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. C. E. Spratt: The Hungaria group of minor planets. In: Journal of the Royal Astronomical Society of Canada. Band 84, 1990, S. 123–131, bibcode:1990JRASC..84..123S. (PDF; 137 kB)
  2. D. Lazzaro, C. A. Angeli, J. M. Carvano, T. Mothé-Diniz, R. Duffard, M. Florczak: S3OS2: the visible spectroscopic survey of 820 asteroids. In: Icarus. Band 172, Nr. 1, 2004, S. 179–220, doi:10.1016/j.icarus.2004.06.006 (arXiv-Preprint: PDF; 3,49 MB).
  3. C. A. Angeli, D. Lazzaro: Spectral properties of Mars-crossers and near-Earth objects. Results of the S3OS2 survey. In: Astronomy & Astrophysics. Band 391, Nr. 2, 2002, S. 757–765, doi:10.1051/0004-6361:20020834. (PDF; 503 kB)
  4. R. Gil-Hutton, D. Lazzaro, P. Benavidez: Polarimetric observations of Hungaria asteroids. In: Astronomy & Astrophysics. Band 468, Nr. 3, 2007, S. 1109–1114, doi:10.1051/0004-6361:20077178. (PDF; 94 kB)
  5. S. Fornasier, A. Migliorini, E. Dotto, M.A. Barucci: Visible and near infrared spectroscopic investigation of E-type asteroids, including 2867 Steins, a target of the Rosetta mission. In: Icarus. Band 196, Nr. 1, 2008, S. 119–134, doi:10.1016/j.icarus.2008.02.015. (PDF; 867 kB)
  6. W. Z. Wisniewski, T. M. Michałowski, A. W. Harris, R. S. McMillan: Photometric Observations of 125 Asteroids. In: Icarus. Band 126, Nr. 2, 1997, S. 395–449, doi:10.1006/icar.1996.5665.
  7. R. D. Stephens: Photometry of 1196 Sheba, 1341 Edmee, 1656 Suomi, 2577 Litva, and 2612 Kathryn. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band. 31, Nr. 4, 2004, S. 95–97, bibcode:2004MPBu...31...95S (PDF; 364 kB).
  8. B. D. Warner, P. Pravec, A. W. Harris, D. Higgins, C. Bembrick, J. W. Brinsfield, D. P. Pray, J. Pollock, D. Reichart, K. Ivarsen, J. Haislip, A. Lacluyze, A. Galad: 2577 Litva: A Hungaria Binary. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band. 36, Nr. 4, 2009, S. 165–166, bibcode:2009MPBu...36..165W (PDF; 600 kB).
  9. B. D. Warner: A Quartet of Known and Suspected Hungaria Binary Asteroids. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band. 38, Nr. 1, 2011, S. 33–36, bibcode:2011MPBu...38...33W (PDF; 1,08 MB).
  10. W. R. Johnston: (2577) Litva, second component, and S/2012 (2577) 1. In: Asteroids with Satellites Database – Johnston’s Archive. 21. September 2014, abgerufen am 14. März 2024 (englisch).