(92) Undina

Asteroid des Hauptgürtels

(92) Undina ist ein Asteroid des äußeren Hauptgürtels, der am 7. Juli 1867 vom deutsch-US-amerikanischen Astronomen Christian Heinrich Friedrich Peters am Litchfield Observatory in New York entdeckt wurde.

Asteroid
(92) Undina
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Eigenschaften des Orbits Animation
Epoche: 17. Oktober 2024 (JD 2.460.600,5)
Orbittyp Äußerer Hauptgürtel
Asteroidenfamilie
Große Halbachse 3,184 AE
Exzentrizität 0,105
Perihel – Aphel 2,850 AE – 3,519 AE
Perihel – Aphel  AE –  AE
Neigung der Bahnebene 9,9°
Länge des aufsteigenden Knotens 101,4°
Argument der Periapsis 236,8°
Zeitpunkt des Periheldurchgangs 17. Februar 2022
Siderische Umlaufperiode 5 a 249 d
Siderische Umlaufzeit {{{Umlaufdauer}}}
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit km/s
Mittlere Orbital­geschwin­digkeit 16,65 km/s
Physikalische Eigenschaften
Mittlerer Durchmesser 126,4 ± 3,4 km
Abmessungen {{{Abmessungen}}}
Masse Vorlage:Infobox Asteroid/Wartung/Masse kg
Albedo 0,25
Mittlere Dichte g/cm³
Rotationsperiode 15 h 56 min
Absolute Helligkeit 6,8 mag
Spektralklasse {{{Spektralklasse}}}
Spektralklasse
(nach Tholen)
X
Spektralklasse
(nach SMASSII)
Xc
Geschichte
Entdecker C. H. F. Peters
Datum der Entdeckung 7. Juli 1867
Andere Bezeichnung 1867 NA
Quelle: Wenn nicht einzeln anders angegeben, stammen die Daten vom JPL Small-Body Database. Die Zugehörigkeit zu einer Asteroidenfamilie wird automatisch aus der AstDyS-2 Datenbank ermittelt. Bitte auch den Hinweis zu Asteroidenartikeln beachten.

Der Asteroid wurde benannt nach der Heldin des Romans „Undine“ aus dem frühen 19. Jahrhundert, geschrieben vom deutschen Romantiker Friedrich de La Motte Fouqué (1777–1843), der viele Ritterromane, Erzählungen und Theaterstücke auf der Grundlage der nordischen Mythologie schrieb. Undine gehört zu einer Gruppe weiblicher Wassergeister. Wenn eine Undine einen Sterblichen heiratete und ein Kind zur Welt brachte, erhielt sie eine Seele. Sollte sich ihr Geliebter jedoch als untreu erweisen, wäre sie gezwungen, ins Meer zurückzukehren. Der Entdecker erläuterte die Namensgebung: „Der Planet… hat den Namen Undina erhalten, welcher sich vielleicht nicht in den alten Classikern findet, aber jedenfalls klassisch richtig gebildet, und ausserdem durch die liebliche Dichtung von de la Motte Fouqué verherrlicht worden ist.“[1] Zwei romantische Opern von Albert Lortzing (1801–1851) und E. T. A. Hoffmann (1776–1822) basieren auf der Erzählung.

Aus Ergebnissen der IRAS Minor Planet Survey (IMPS) wurden 1992 Angaben zu Durchmesser und Albedo für zahlreiche Asteroiden abgeleitet, darunter auch (92) Undina, für die damals Werte von 126,4 km bzw. 0,25 erhalten wurden.[2] Radarastronomische Messungen wurden durchgeführt vom 11. bis 14. November 2011 am Arecibo-Observatorium. Die Abschätzungen des Durchmessers führten zu einen effektiven Wert von etwa 123 ± 6 km bei einer optischen Albedo von 0,26. Die Radarechos wiesen auf einen hohen Metallgehalt an Eisen und Nickel hin.[3] Eine Auswertung von Beobachtungen durch das Projekt NEOWISE im nahen Infrarot führte 2012 zu vorläufigen Werten für den Durchmesser und die Albedo im sichtbaren Bereich von 108,5 km bzw. 0,34.[4]

(92) Undina war ursprünglich als Asteroid der Tholen-Spektralklasse X klassifiziert und später aufgrund der hohen Albedo als M-Typ eingestuft. Spektroskopische Untersuchungen mit der Infrared Telescope Facility (IRTF) am Mauna-Kea-Observatorium auf Hawaiʻi am 1. Oktober 1987[5] und am 15. August 1993[6] zeigten jedoch bestimmte Absorptionslinien von Wasser im Spektrum, die ungewöhnlich für metallische Asteroiden der Spektralklasse M sind, weshalb die Einstufung in eine neue Klasse W vorgeschlagen wurde.[7] Neue spektroskopische Untersuchungen am 17. September 2005 an der IRTF im Infraroten und am 20. Januar 2007 mit dem New Technology Telescope (NTT) des La-Silla-Observatoriums in Chile im Visuellen bestätigten die Einstufung als M-Typ. Das Spektrum entsprach am besten einer Mischung aus Pallasit mit einem sehr geringen Anteil an Orthopyroxen.[8]

Photometrische Beobachtungen von (92) Undina fanden erstmals statt am 15. September 1976 durch einen Amateurastronomen in Michigan. Aus den unsicheren Beobachtungsergebnissen konnte nur eine mögliche Periodizität von etwa 8 h vermutet werden.[9] Eine weitere Beobachtung erfolgte vom 10. bis 16. Dezember 1977 am Observatoire de Haute-Provence in Frankreich. Aus der in vier Nächten aufgezeichneten Lichtkurve wurde für den Asteroiden allerdings eine doppelt so lange Rotationsperiode von 15,94 h abgeleitet.[10] Eine neue Messung vom 2. bis 9. März 2007 am Palmer Divide Observatory/Space Science Institute in Colorado bestätigte diesen Wert mit 15,941 h,[11] ebenso wie weitere Beobachtungen vom 14. bis 18. November 2011 am gleichen Ort mit 15,89 h.[12]

Eine dritte Kampagne zur Beobachtung von (92) Undina an der Palmer Divide Station des Center for Solar System Studies vom 20. April bis 2. Mai 2014 führte dann zu einer gemessenen Rotationsperiode von 15,933 h. Ein Versuch, aus den Daten der drei Beobachtungskampagnen in Verbindung mit archivierten Daten des United States Naval Observatory in Arizona und der Catalina Sky Survey die Lage der Rotationsachse und ein Gestaltmodell des Asteroiden zu berechnen, führte zu Ergebnissen, die zwar als ein guter Anfang, aber nicht als endgültig beurteilt wurden. Angesichts der geringen Amplitude der Lichtkurve des Asteroiden könnte es vielleicht nicht möglich sein, viel bessere Ergebnisse zu erzielen.[13]

Abschätzungen von Masse und Dichte für (92) Undina aufgrund von gravitativen Beeinflussungen auf Testkörper ergaben in einer Untersuchung von 2012 eine Masse von etwa 4,43·1018 kg, was mit einem angenommenen Durchmesser von etwa 124 km zu einer Dichte von 4,39 g/cm³ führte bei keiner Porosität. Diese Werte besitzen eine Unsicherheit im Bereich von ±9 %.[14]

Siehe auch

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Einzelnachweise

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  1. C. H. F. Peters: Elemente und Ephemeride der Undina (92). In: Astronomische Nachrichten. Bd. 69, Nr. 22, 1867, Sp. 349–350, doi:10.1002/asna.18670692203.
  2. E. F. Tedesco, P. V. Noah, M. Noah, S. D. Price: The Supplemental IRAS Minor Planet Survey. In: The Astronomical Journal. Band 123, Nr. 2, 2002, S. 1056–1085, doi:10.1086/338320 (PDF; 398 kB).
  3. M. K. Shepard, P. A. Taylor, M. C. Nolan, E. S. Howell, A. Springmann, J. D. Giorgini, B. D. Warner, A. W. Harris, R. Stephens, W. J. Merline, A. Rivkin, L. A. M. Benner, D. Coley, B. E. Clark, M. Ockert-Bell, C. Magri: A radar survey of M- and X-class asteroids. III. Insights into their composition, hydration state, & structure. In: Icarus. Band 245, 2015, S. 38–55, doi:10.1016/j.icarus.2014.09.016 (PDF; 3,69 MB).
  4. J. R. Masiero, A. K. Mainzer, T. Grav, J. M. Bauer, R. M. Cutri, C. Nugent, M. S. Cabrera: Preliminary Analysis of WISE/NEOWISE 3-Band Cryogenic and Post-cryogenic Observations of Main Belt Asteroids. In: The Astrophysical Journal Letters. Band 759, Nr. 1, L8, 2012, S. 1–8, doi:10.1088/2041-8205/759/1/L8 (PDF; 3,27 MB).
  5. T. D. Jones, L. A. Lebofsky, J. S. Lewis, M. S. Marley: The composition and origin of the C, P, and D asteroids: Water as a tracer of thermal evolution in the outer belt. In: Icarus. Band 88, Nr. 1, 1990, S. 172–192, doi:10.1016/0019-1035(90)90184-B.
  6. A. S. Rivkin, E. S. Howell, D. T. Britt, L. A. Lebofsky, M. C. Nolan, D. D. Branston: 3-μm Spectrophotometric Survey of M- and E-Class Asteroids. In: Icarus. Band 117, Nr. 1, 1995, S. 90–100, doi:10.1006/icar.1995.1144.
  7. A. S. Rivkin, E. S. Howell, L. A. Lebofsky, B. E. Clark, D. T. Britt: The Nature of M-Class Asteroids from 3-μm Observations. In: Icarus. Band 145, Nr. 2, 2000, S. 351–368, doi:10.1006/icar.2000.6354.
  8. S. Fornasier, B. E. Clark, E. Dotto: Spectroscopic survey of X-type asteroids. In: Icarus. Band 214, Nr. 1, 2011, S. 131–146, doi:10.1016/j.icarus.2011.04.022 (arXiv-Preprint: PDF; 842 kB).
  9. A. C. Porter, D. Wallentine: Minor Planet Rotation Report, June–December 1976. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 5, Nr. 2, 1977, S. 15–16, bibcode:1977MPBu....5...15P (PDF; 128 kB).
  10. H. J. Schober, F. Scaltriti, V. Zappalà: Photoelectric photometry and rotation periods of three large and dark asteroids: 49 Pales, 88 Thisbe and 92 Undina. In: Astronomy & Astrophysics Supplement Series. Band 36, 1979, S. 1–8, bibcode:1979A&AS...36....1S (PDF; 141 kB).
  11. B. D. Warner: Asteroid Lightcurve Analysis at the Palmer Divide Observatory – December 2006–March 2007. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 34, Nr. 3, 2007, S. 72–77, bibcode:2007MPBu...34...72W (PDF; 1,62 MB).
  12. B. D. Warner: Asteroid Lightcurve Analysis at the Palmer Divide Observatory: 2011 September–December. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 39, Nr. 2, 2012, S. 69–80, bibcode:2012MPBu...39...69W (PDF; 3,68 MB).
  13. B. D. Warner: Rotation Period, Spin Axis, and Shape Model for Main-belt Asteroid 92 Undina. In: The Minor Planet Bulletin. Bulletin of the Minor Planets Section of the Association of Lunar and Planetary Observers, Band 41, Nr. 4, 2014, S. 230–233, bibcode:2014MPBu...41..230W (PDF; 790 kB).
  14. B. Carry: Density of Asteroids. In: Planetary and Space Science. Band 73, Nr. 1, 2012, S. 98–118, doi:10.1016/j.pss.2012.03.009 (arXiv-Preprint: PDF; 5,41 MB).