1,2,4-Triazol
1,2,4-Triazol ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Triazole. Sie liegt in Form von farblosen Schuppen vor.
Strukturformel | |||||||||||||||||||
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Allgemeines | |||||||||||||||||||
Name | 1,2,4-Triazol | ||||||||||||||||||
Andere Namen |
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Summenformel | C2H3N3 | ||||||||||||||||||
Kurzbeschreibung |
brennbare, farblose Schuppen mit schwachem Geruch[1] | ||||||||||||||||||
Externe Identifikatoren/Datenbanken | |||||||||||||||||||
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Eigenschaften | |||||||||||||||||||
Molare Masse | 69,07 g·mol−1 | ||||||||||||||||||
Aggregatzustand |
fest[1] | ||||||||||||||||||
Dichte |
1,39 g·cm−3[2] | ||||||||||||||||||
Schmelzpunkt | |||||||||||||||||||
Siedepunkt | |||||||||||||||||||
Löslichkeit |
gut in Wasser (700 g·l−1 bei 22 °C)[1] | ||||||||||||||||||
Sicherheitshinweise | |||||||||||||||||||
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Toxikologische Daten | |||||||||||||||||||
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). |
Vorkommen
BearbeitenIn der Natur kommt die Verbindung in Form der Minerale Chanabayait (Cu2Cl(N3C2H2)2(NH3,Cl,H2O,◻)4[4]) und Triazolit (NaCu2(N3C2H2)2(NH3)2Cl3·4H2O[4]) vor. Es sind zudem die ersten bekannten Minerale mit Triazol-Anion.[5]
Gewinnung und Darstellung
Bearbeiten1,2,4-Triazol kann durch weitere Nitrierung von Imidazol bzw. Einhorn-Brunner-Reaktion oder Pellizzari-Reaktion[6] gewonnen werden.
Eigenschaften
BearbeitenFür 1,2,4-Triazol können zwei tautomere Strukturen formuliert werden. In der Gasphase und in Lösung ist allerdings praktisch nur das 1H-Tautomer präsent.[7][8]
1,2,4-Triazol bildet farblose Kristalle, die bei 120 °C schmelzen. Die Schmelzenthalpie beträgt 16,1 kJ·mol−1.[9] Die Wärmekapazität des Feststoffs beträgt bei 25 °C 78,7 J·K−1·mol−1 bzw. 1,14 J·K−1·g−1[10] Die Verbindung zersetzt sich bei Temperaturen oberhalb von 250 °C. Die mittels DSC bestimmte Zersetzungswärme beträgt −135 kJ·mol−1 bzw. −1960 kJ·kg−1.[11] Als Zersetzungsprodukte wurden Cyanwasserstoff und Methan gefunden.[12]
Verwendung
Bearbeiten1,2,4-Triazol wird als Zusatzstoff in Düngemitteln[13] und als Zwischenprodukt zur Herstellung von Fungiziden durch eine Additionsreaktion mit Epoxiden oder anderen elektrophilen Verbindungen für verwendet. Triazolderivate wie Nitrotriazolon oder ANTA finden als neuartige, unempfindliche Sprengstoffe Anwendung.
Sicherheitshinweise
BearbeitenBei hohen Temperaturen zersetzt sich 1,2,4-Triazol, wobei Stickoxide entstehen und Explosionsgefahr (Flammpunkt 170 °C, Zündtemperatur etwa 490 °C) gegeben ist. Es ist im Anhang VI der Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) als reproduktionstoxisch der Kategorie 2 aufgeführt[14] und seine Verwendung in Kosmetika verboten (Anhang II der Verordnung (EG) Nr. 1223/2009 über kosmetische Mittel[15]).
1,2,4-Triazol wurde 2015 von der EU gemäß der Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 (REACH) im Rahmen der Stoffbewertung in den fortlaufenden Aktionsplan der Gemeinschaft (CoRAP) aufgenommen. Hierbei werden die Auswirkungen des Stoffs auf die menschliche Gesundheit bzw. die Umwelt neu bewertet und ggf. Folgemaßnahmen eingeleitet. Ursächlich für die Aufnahme von 1,2,4-Triazol waren die Besorgnisse bezüglich Umweltexposition, hoher (aggregierter) Tonnage, anderer gefahrenbezogener Bedenken und weit verbreiteter Verwendung sowie der Gefahren ausgehend von einer möglichen Zuordnung zur Gruppe der CMR-Stoffe. Die Neubewertung fand ab 2015 statt und wurde von Belgien durchgeführt. Anschließend wurde ein Abschlussbericht veröffentlicht.[16][17]
Derivate
Bearbeiten- Amitrol C2H4N4
- Epoxiconazol C17H13ClFN3O
- Propiconazol C15H17Cl2N3O2
- Guanazol (1H-1,2,4-Triazol-3,5-diamin) C2H5N5
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b c d e f g h i Eintrag zu 1,2,4-Triazol in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 8. Februar 2024. (JavaScript erforderlich)
- ↑ Datenblatt 1,2,4-Triazol bei Merck, abgerufen am 1. April 2024.
- ↑ Eintrag zu 1,2,4-triazole im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 7. Dezember 2022. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
- ↑ a b Malcolm Back, Cristian Biagioni, William D. Birch, Michel Blondieau, Hans-Peter Boja und andere: The New IMA List of Minerals – A Work in Progress – Updated: July 2024. (PDF; 3,6 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Marco Pasero, Juli 2024, abgerufen am 13. August 2024 (englisch).
- ↑ Chanabayaite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 13. März 2024 (englisch).
- ↑ Potts K. T.: The Chemistry of 1,2,4-Triazoles. In: Chemical Reviews. Band 61, Nr. 2, 1961, S. 87–127, doi:10.1021/cr60210a001.
- ↑ Cox, J.R.; Woodcook, S.; Hillier, I.H.; Vincent, M.A.: Tautomerism of 1,2,3- and 1,2,4-Triazole In the Gas Phase and In Aqueous Solution: A Combined ab Initio Quantum Mechanics and Free Energy Perturbation Study in J. Phys. Chem. 94 (1990) 5499–5501.
- ↑ Shneine, J.K.; Alaraji, Y.H.: Chemistry of 1, 2, 4-Triazole: A Review Article in Int. J. Sci. Res. 5 (2016) 1411–1423, pdf.
- ↑ Hilgeman, F.R.; Mouroux, F.Y.N.; Mok, D.; Holan, M.K.: Phase Diagrams of Binary Solid Azole Systems in J. Chem. Eng. Data 34 (1989) 220–222.
- ↑ Jimenez, P.; Roux, M.V.; Turrion, C.: Thermochemical properties of N-heterocyclic compounds II. Enthalpies of combustion, vapour pressures, enthalpies of sublimation, and enthalpies of formation of 1,2,4-triazole and benzotriazole in J. Chem. Thermodyn. 21 (1989) 759–764.
- ↑ Chenyang Pu; Zhi Wang; Boren Zheng; Bin Zhang: Thermal safety effect of three alkaline impurities on 1,2,4-triazole in J. Loss Prev. Proc. Ind. 91 (2024) 105388, doi:10.1016/j.jlp.2024.105388.
- ↑ Kumasaki, M.; Miyasaka, R.; Hiuchi, H.; Wada, Y.; Atai, M.; Tamura, M.: The properties of azole-copper complexes in Kayaku Gakkaishi 62 (2001) 109–116.
- ↑ SKW Stickstoffwerke Piesteritz GmbH: Alzon ( vom 15. April 2016 im Internet Archive) (PDF; 29 kB), abgerufen am 23. Januar 2016.
- ↑ Verzeichnis krebserzeugender, erbgutverändernder oder fortpflanzungsgefährdender Stoffe ( vom 22. September 2010 im Internet Archive).
- ↑ Verordnung (EG) Nr. 1223/2009
- ↑ Europäische Chemikalienagentur (ECHA): Substance Evaluation Conclusion and Evaluation Report.
- ↑ Community Rolling Action Plan (CoRAP) der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA): 1,2,4-triazole, abgerufen am 6. März 2022.