Adamsit (Trivialnamen: Diphenylaminchlorarsin, Phenarsazinchlorid) ist ein Nasen- und Rachenkampfstoff mit sehr geringem Dampfdruck. Die Verbindung wurde 1913 von dem deutschen Chemiker Heinrich Wieland und 1918 vom US-amerikanischen Kollegen Roger Adams unabhängig voneinander entwickelt. Nach Roger Adams wurde die Substanz benannt.[4]

Strukturformel
Struktur von Adamsit
Allgemeines
Name Adamsit
Andere Namen
  • 10-Chlor-5,10-dihydrophenarsazinin (IUPAC)
  • DM
  • Diphenylaminchlorarsin
  • Phenarsazinchlorid
Summenformel C12H9AsClN
Kurzbeschreibung

kanariengelber bis grüner, stechend riechender Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 578-94-9
EG-Nummer 209-433-1
ECHA-InfoCard 100.008.577
PubChem 11362
ChemSpider 10884
Wikidata Q233052
Eigenschaften
Molare Masse 277,58 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Dichte

1,65 g·cm−3 (bei 20 °C)[1]

Schmelzpunkt

195 °C[1]

Siedepunkt

Zersetzung ab 410 °C[1]

Dampfdruck

<0,00011 mmHg (25 °C)[2]

Löslichkeit

nahezu unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP),[3] ggf. erweitert[1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 331​‐​301​‐​410
P: ?
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Die arsenhaltige organische Verbindung reizt Nase und Rachen. Ihre Wirkung ist vergleichbar mit Diphenylarsinchlorid, übertrifft sie aber. Adamsit war daher im Ersten Weltkrieg als Maskenbrecher beim sogenannten Buntschießen vorgesehen, wurde aber im Gegensatz zu den verwandten Stoffen Diphenylarsinchlorid und Diphenylarsincyanid nicht eingesetzt, obwohl mehrere Kriegsparteien größere Mengen davon produziert hatten. Zuletzt wurde es in den 1960ern im Vietnamkrieg eingesetzt. Im Jahr 2003 wurde berichtet, dass Nordkorea größere Mengen des Stoffes produziere und einlagere.[5]

Adamsit hat eine kurze, aber deutlich ausgeprägte Latenzzeit zwischen Einwirkung des Stoffes und Auftreten der ersten Symptome. Diese Zwischenzeit von bis zu drei Minuten macht das Adamsit als Polizeiwaffe heutzutage nur noch bedingt interessant, da meist weiterentwickeltes Tränengas mit geringerer Latenzzeit von der Polizei eingesetzt wird. Dennoch wird Adamsit auch heute noch in einzelnen Staaten von der Polizei angewendet, um mithilfe der relativ intensiven Wirkung des Kampfstoffes Menschenmassen aufzulösen. Nach der Verzugszeit setzen zunächst Speichelfluss und Absonderung von Nasensekret ein, es folgen Husten und Niesen, Übelkeit und Erbrechen und schließlich Stirnhöhlenschmerzen, Atemnot und starke Schmerzen hinter dem Brustbein, die sich nach Entfernung des Betroffenen aus der vergifteten Atmosphäre oft noch verstärken, stundenlang anhalten und bei dem Vergifteten Angstzustände hervorrufen können.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Eintrag zu 10-Chlor-5,10-dihydrophenarsazin in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 16. Februar 2017. (JavaScript erforderlich)
  2. Aberdeen Proving Ground, Transportable Treatment Systems for Non-stockpile Chemical Warfare Materiel: Environmental Impact Statement. 2001 (books.google.de).
  3. Nicht explizit in Verordnung (EG) Nr. 1272/2008 (CLP) gelistet, fällt aber mit der angegebenen Kennzeichnung unter den Gruppeneintrag Arsenverbindungen, mit Ausnahme der namentlich in diesem Anhang bezeichneten im Classification and Labelling Inventory der Europäischen Chemikalienagentur (ECHA), abgerufen am 1. Februar 2016. Hersteller bzw. Inverkehrbringer können die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern.
  4. K. Schoene, H. -J. Bruckert, H. Jürling, J. Steinhanses: Derivatization of 10-chloro-5,10-dihydrophenarsazine (Adamsite) for gas chromatographic analysis. In: Journal of Chromatography A. Band 719, Nr. 2, 1996, S. 401–409, doi:10.1016/0021-9673(95)00751-2.
  5. North Korea Profile – Chemical Agents (Memento vom 29. Juli 2005 im Internet Archive).

Literatur

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  • Haas, R. et al. (1998): Chemisch-analytische Untersuchung von Arsenkampfstoffen und ihren Metaboliten. UWSF – Z Umweltchem Ökotox; 10, 289–293; PDF (freier Volltextzugriff)
  • M. Bäsig, H. Gorges, H. Kießlich-Köcher, B. Martin, R. Stohr: Chemische Kampfstoffe und Schutz vor chemischen Kampfstoffen, Militärverlag der DDR, Berlin 1977, S. 136 ff.

Siehe auch

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