152-mm-Kanonenhaubitze M1955 (D-20)

sowjetische Haubitze
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Die 152-mm-Kanonenhaubitze D-20 (russisch 152-мм пушка-гаубица Д-20) ist eine 152,4-mm-Kanonenhaubitze, die ab 1953 in der Sowjetunion in Dienst gestellt wurde. GAU-Index der Waffe ist 52-P-546 (52-П-546) bzw. 52-P-546M (52-П-546М). Im Westen wurde sie unter dem Namen M1955 bekannt, da sie erstmals 1955 beobachtet wurde.

152-mm-Kanonenhaubitze M1955 (D-20)


D-20 im Artilleriemuseum in Sankt Petersburg

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung 152-mm-Haubitze D-20
Herstellerbezeichnung D-20
Entwickler/Hersteller OKB-9, Maschinenbaufabrik 172 Motowilichinskije sawody
Entwicklungsjahr 1947
Produktionsstart 1953
Modellvarianten D-20, Type 66, M84 Nora
Waffenkategorie Kanonenhaubitze
Mannschaft 8–10
Technische Daten
Gesamtlänge 8,69 m (fahrbereit)
Rohrlänge 5,19 m
Kaliber 152,4 mm
Kaliberlänge L/34
Gewicht in
Feuerstellung
5.650 kg
Kadenz 5–6 Schuss/min
Höhenrichtbereich −5° bis 63 Winkelgrad
Seitenrichtbereich ±29°
Ausstattung
Verschlusstyp Keilverschluss
Ladeprinzip manuell
Munitionszufuhr manuell

Entwicklung

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Die Entwicklung des Geschützes begann bereits kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs im Büro des Fjodor Fjodorowitsch Petrow. Die Waffe sollte die älteren D-1 und ML-20 ersetzen. Die D-20 wurde zusammen mit der 122-mm-Kanone D-74 entwickelt und verwendet dieselbe Lafette wie diese. Weil das Geschütz die Eigenschaften sowohl einer Haubitze (großer Höhenrichtwinkel) als auch einer Kanone (große Mündungsgeschwindigkeit und Rohrlänge in Kalibern) vereinte, wurde es als Kanonenhaubitze klassifiziert. Sie war das erste 152-mm-Geschütz der Sowjetarmee, welches in der Lage war, Geschosse mit Nukleargefechtskopf zu verschießen. Das Geschütz wurde erstmals 1955 auf der Maiparade in Moskau der Öffentlichkeit präsentiert. Später wurde die D-20 auch in der Panzerhaubitze 2S3 verbaut.[1][2][3]

Varianten

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Die D-20 ist eine Kanonenhaubitze mit Kraftzugsystem und ist eine robuste wie auch schwere Waffe. Sie zeigt das übliche Muster einer zweirädrigen Spreizlafette aus der Anfangszeit des Kalten Krieges. Das Geschütz wiegt in schussbereiter Stellung 5.650 kg und die Länge beträgt fahrbereit 8,69 m. Die Höhe variiert zwischen 1,93 m in gezogener und 1,22 m in feuerbereiter Stellung. Die Bodenfreiheit misst 380 mm und die Breite auf der Fahrbahn beträgt 2,4 m. Zum Straßentransport können Lastkraftwagen Ural-375 oder Kettenfahrzeuge AT-S und AT-L verwendet werden. Die maximal zulässige Zuggeschwindigkeit beträgt 60 km/h auf der Straße und 15 km/h im Gelände.[1][6]

Das Geschützrohr besteht aus hochfestem Stahl. Bei der Rohrwiege sind am Geschützrohr zwei hydropneumatische Rohrbremsen und Rohrvorholer montiert. Daneben befindet sich die Visiereinrichtung. Für indirektes Feuer wird die PG-1M-Visieranlage verwendet und mit dem OP-4M-Zielfernrohr können Ziele im Direktschuss bekämpft werden. Am Rohrende sind der halbautomatische, vertikale Keilverschluss sowie die Ladungskammer angebracht. Die D-20 verwendet ein Geschützrohr mit 34 Kaliberlängen (L/34) mit Zügen und am Geschütz ist ein Schussschild montiert.[1][7]

Um das Geschütz feuer- oder fahrbereit zu machen, benötigt die 10-köpfige Bedienmannschaft rund 3 Minuten. Um das Geschütz in der Stellung auszurichten, sind an den beiden Holmen zwei Hilfsräder montiert. Diese werden, nachdem das Geschütz in der richtigen Position ist, hochgeklappt. Beim Schießen sind die Haupträder angehoben und die D-20 stützt sich vorn auf eine von der Unterlafette abgesenkte Schießplattform. Am Ende der Holme sind zwei Erdsporne angebracht, die die Rückstoßkraft in das Erdreich ableiten. Zusätzlich wird der Rückstoß durch eine Zweikammer-Mündungsbremse gemindert.[1][5]

Das Geschütz wird von den Kanonieren manuell geladen. Kurzzeitig ist eine Schussfolge von 6 Schuss pro Minute möglich. Danach muss die Schussfolge, infolge der thermischen Beanspruchung des Geschützrohres, auf zwei bis vier Schuss pro Minute reduziert werden. Mit der D-20 können innerhalb einer Stunde 65 Schuss abgefeuert werden.[1][7]

Munition

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Die D-20 verwendet halbgetrennte Munition mit Kartuschen aus Messing. Die Kartuschen werden vor dem Ladevorgang mit bis zu sechs Treibladungsbeuteln (Zonenladungen) bestückt. Vor dem Ladevorgang wird die beladene Kartusche auf das Geschoss aufgesteckt. Der beim Abschuss maximal zulässige Gasdruck beträgt 2.350 bar. Nach der Schussabgabe wird die leere Kartusche ausgeworfen und kann neu beladen werden. Mit der D-20 wird folgende Munition verwendet:[8][9]

Name Geschosstyp Gewicht Füllung   Schussdistanz
OF-540 Sprenggranate 43,5 kg 6,3 kg TNT 655 m/s 17,4 km
3OF25 Sprenggranate 43,6 kg 6,8 kg A-IX-2 655 m/s 17,4 km
3WOF27 Sprenggranate mit Raketenantrieb 43,3 kg 4,9 kg TNT unbekannt 20,5 km
3WO13 Cargogeschoss 41,4 kg 8 O-13 oder O-16-Splitter-Bomblets 648 m/s 14,5 km
3WSh2 Schrapnellgranate 43,6 kg 8.500 Flechettes unbekannt unbekannt
3RB30 EloKa-Geschoss 43,6 kg 3,8 kg Störsender unbekannt 16,9 km
3OF38 Centimeter Präzisionsgelenkte Artilleriegranate 49,5 kg 8,5 kg TNT unbekannt 18 km
3OF39 Krasnopol Präzisionsgelenkte Artilleriegranate 50,8 kg 6,4 kg Composition B unbekannt 20 km

Neben den oben genannten Geschossen kann die D-20 auch die ältere Munition der Vorgängermodelle D-1 und ML-20 sowie des Nachfolgemodells 2A65 verschießen. Während des Kalten Kriegs standen für die D-20 auch Geschosse vom Typ 3X3 mit den Chemischen Kampfstoffen Sarin und Soman bereit. Ebenso stand für die D-20 auch das Geschoss RD4-01 mit Nukleargefechtskopf mit einer Sprengkraft von 2,5 kT zur Verfügung. Daneben kann die D-20 die Beton-Penetrations Granate G-530 sowie die Panzerbrechende Munition BR-540 (AP-T) verschießen. Des Weiteren werden für die D-20 Rauch/-Brandgranaten, Leuchtgranaten, Agitationsgeschosse mit Flugblättern sowie Exerzier- und Übungsgeschosse produziert.[10]

Gefechtsgliederung

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In der Sowjetarmee war jede mot. Schützendivision ein Artillerieregiment, bestehend aus drei Batterien mit je sechs D-20, zugeteilt. Daneben wurde die D-20 auch in der Divisionsartillerie bzw. in der Divisionsartilleriegruppe dieser Truppen eingesetzt.[11][12]

Nutzerstaaten

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Details der Waffe

Quellen:[13][14]

Literatur

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  • Charles Q. Cutshaw & Leland Ness: Jane’s: Ammunition Handbook 2004–2005. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2019, ISBN 0-7106-2615-0.
  • Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 2011–2012. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2011, ISBN 978-0-7106-2960-9.
  • Nikolay Spasskiy: Russia's Arms & Technologies The XXI Century Encyclopedia Vol. 12 - Ordnance and Munitions. A & T Publishing House / Oruzhie i tekhnologii, Russland, 2006, ISBN 978-5-93799-023-5.
  • Shelford Bidwell: Brassey’s Artillery of the World. Brassey’s, Vereinigtes Königreich 1981, ISBN 978-0-08-027035-7.
  • Steven J. Zaloga Andrew W. Hull, David R. Markov: Soviet/Russian Armor and Artillery Design Practices: 1945 to Present. Darlington Productions, Vereinigte Staaten, 1999, ISBN 978-1-892848-01-7.
  • T. J. O’Malley: Moderne Artilleriesysteme. Motorbuch Verlag, Stuttgart, Deutschland, 1996, ISBN 3-613-01758-X.
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Commons: 152-mm-Kanonenhaubitze M1955 (D-20) – Sammlung von Bildern und Videos

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 2011–2012. 2011, S. 972–973.
  2. Army-guide.com: D-20 KHITIN
  3. Armyrecognition.com: D-20 Canon obusier - Gun howitzer
  4. a b Weaponsystems.net: 152mm D-20
  5. a b Steven J. Zaloga Andrew W. Hull, David R. Markov: Soviet/Russian Armor and Artillery Design Practices: 1945 to Present. 1999, S. 515–516.
  6. Shelford Bidwell: Brassey’s Artillery of the World. 1981, S. 49.
  7. a b T. J. O’Malley: Moderne Artilleriesysteme. 1996, S. 28–29.
  8. Nikolay Spasskiy: Russia's Arms & Technologies The XXI Century Encyclopedia Vol. 12 - Ordnance and Munitions. 2006, S. 194–199.
  9. Charles Q. Cutshaw & Leland Ness: Jane’s: Ammunition Handbook 2004–2005. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 2019, S. 338–351.
  10. Soviet-ammo.ucoz.ru: Боеприпасы к 152,4-мм буксируемой пушке-гаубице Д-20 и самоходным гаубицам 2С3 «Акация», 2С3М, 2С3М1 (могут применяться для МЛ-20, МЛ-20М)
  11. Lester W. Grau: The Russian Way of War. Foreign Military Studies Office (FSMO) Fort Leavenworth, Vereinigte Staaten, 2017, ISBN 978-1-940370-19-4.
  12. Fas.org: FM 100-2-3 The Soviet Army - Troops, Organization, and Equipment
  13. SIPRI Arms Transfers Database. In: sipri.org. Stockholm International Peace Research Institute, abgerufen am 19. April 2023 (englisch).
  14. The International Institute for Strategic Studies (IISS): The Military Balance 2023. Routledge, Vereinigtes Königreich, 2023, ISBN 978-1-032-50895-5.