180-mm Kanone S-23

Schwere sowjetische Feldhaubitze

Die S-23 ist eine Feldkanone mit Kaliber 180 mm aus sowjetischer Produktion.

180-mm Kanone S-23


S-23-Kanone im Artilleriemuseum in Sankt Petersburg

Allgemeine Angaben
Militärische Bezeichnung S-23, 52-P-572
Herstellerbezeichnung С-23
Entwickler/Hersteller NII-58 Wasili Grabin / Barrikade Werke
Entwicklungsjahr 1944
Produktionszeit 1955 bis 1971
Waffenkategorie Feldkanone
Mannschaft 14
Technische Daten
Gesamtlänge 10,49 m
Rohrlänge 8,649 m
Kaliber 180 mm
Kaliberlänge L/48
Anzahl Züge 40
Drall 25
Gewicht in
Feuerstellung
21.450 kg
Kadenz 0,5–1 Schuss/min
Höhenrichtbereich -2°–55 Winkelgrad
Seitenrichtbereich ±22°
Ausstattung
Verschlusstyp Schraubenverschluss
Ladeprinzip manuell
Munitionszufuhr manuell

Entwicklung

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Der Ursprung der S-23-Kanone liegt im Projekt „Triplex“ (russisch триплекса), aus dem Jahr 1944. Ziel dieses Projektes war die Entwicklung von vier Geschützen und Mörsern im Kaliber 180, 203, 210 sowie 280 mm mit der gleichen Lafette.[1] Im Rahmen dieses Projekts entstanden bis 1955 sieben S-23-Kanone, die von der Sowjetarmee eingeführt wurden.[2] Da in dieser Zeit das Interesse der Sowjetarmee eher bei der Raketenartillerie lag, wurden bis auf weiteres keine S-23-Kanonen beschafft.[3] Im Jahr 1967 wurde als Reaktion auf die zunehmende Verbreitung von weitreichenden Geschützen wie M107 und M110 mit der Serienproduktion der S-23 begonnen.[4] Ebenso erfolgten ab dieser Zeit die ersten Exporte an arabische Staaten. Die S-23-Kanone wurde aber nie in großen Stückzahlen gebaut.[3] In der Sowjetarmee wurde die S-23 ab Ende der 1970er-Jahre durch die Haubitzen 2A36 und 2S7 ersetzt.[5]

Westliche Nachrichtendienste glaubten lange Zeit, bei der S-23 handele sich um eine weitreichende 203-mm-Kanone. Als die Israelis jedoch im Jom-Kippur-Krieg einige Exemplare erbeuteten, wurde festgestellt, dass es sich um ein Geschütz des Kalibers 180 mm handelte.[5] Da 180 mm ein Standardkaliber der sowjetischen Marine ist, wurde angenommen, dass es sich um ein modifiziertes Marinegeschütz handelte.[6]

Geschütz

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Die S-23 ist eine äußerst schwere und große Waffe. Beim Transport wiegt das Geschütz 21.200 kg und in schussbereiter Stellung beträgt das Gewicht 21.450 kg. Die Länge der S-23 variiert zwischen 10,49 m in gezogener und 14,00 m in schussbereiter Stellung. Die Höhe (durch das Geschützrohr bedingt) beträgt 2,69 m in der gezogenen Stellung, die Bodenfreiheit beträgt 400 mm und die Breite auf der Fahrbahn beträgt 3,025 m.[4][7][8]

Das 7.225 kg schwere Geschützrohr ist auf einer einachsigen, doppelbereiften Lafette mit zwei Spreizholmen untergebracht. Bei der Rohrwiege sind am Geschützrohr zwei Rohrbremsen und Rückholeinrichtungen montiert. Daneben befindet sich die Visiereinrichtung. Zum Einsatz kommen Visiereinrichtungen vom Typ S-85, PG-1M und zum direkten Schießen das MWSchP-Visier.[2] Während die ersten sieben Geschütze mit einem horizontalen Keilverschluss ausgerüstet waren, verfügen die späteren Serienausführungen über einen horizontalen Schraubenverschluss.[4] Da die S-23 aufgrund ihrer großen Schussweite gewöhnlich keinem feindlichen Gegenfeuer ausgesetzt ist, wurde auf einen Schutzschild verzichtet. Beim Transport sind die Holme nach hinten geklappt und auf einer einachsigen Protze aufgelegt.[6] In Fahrstellung ist das Geschützrohr weit über die Holme zurückgezogen. Zum Transport dienen schwere Kettenfahrzeuge, wie der AT-T, ATS-59 und der MT-LB. Die maximal zulässige Zuggeschwindigkeit auf der Straße beträgt 35 km/h. Im Gelände kann mit maximal 12 km/h gefahren werden.[4][8]

Um das Geschütz feuer- oder fahrbereit zu machen, benötigt die 14-köpfige Bedienmannschaft mindestens 30 Minuten.[2] Beim Schießen sind die Haupträder angehoben und die S-23 stützt sich vorn auf eine von der Unterlafette abgesenkte Schießplattform.[5] Am Ende der Holme werden zwei massive Erdsporne angebracht, welche die Rückstoßkraft in das Erdreich ableiten. Zusätzlich wird der Rückstoß durch eine Vielloch-Mündungsbremse gemindert. Bei einer Rohrelevation von 0 bis 30° beträgt der Rohrrücklauf 1.350 mm und bei einer Rohrelevation von 30 bis 55° 700 mm.[7]

Der komplett manuelle Ladevorgang mit den bis zu über 97 kg schweren Granaten ergibt eine maximale Schussfolge von einem Schuss alle zwei Minuten.[4] Kurzzeitig soll auch eine Feuerfolge von einem Schuss pro Minute möglich sein.[6]

Munition

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Die S-23 verwendet getrennte Munition mit variablen Treibladungsbeuteln; das heißt, das Geschoss und die Treibladung werden nacheinander geladen.[4]

Bezeichnung Funktion/Typ Gewicht Granate Gewicht Sprengstoff Mündungsgeschwindigkeit Schussdistanz
53-ВФ-572 (53-VF-572) Sprenggranate 88,0 kg 10,7 kg 865 m/s 30,4 km
53-ВГ-572 (53-VG-572) Bunkerbrechende Granate 97,5 kg 7,4 kg 805 m/s 27,4 km
3ВОФ28 (3VOF28) Sprenggranate mit Raketenantrieb 84,0 kg 5,6 kg 840 m/s 43,7 km
unbek. Nukleargranate mit 0,2 kT TNT-Äquivalent unbek. unbek. unbek. unbek.

Daten aus[4][7][5][9]

Gefechtsgliederung

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In der Sowjetarmee bestand eine S-23-Abteilung aus zwei Batterien mit jeweils sechs Geschützen sowie Unterstützungs- und Versorgungsfahrzeugen.[2] Die S-23 kam innerhalb der Sowjetarmee wegen ihrer Fähigkeit zum Einsatz von Nukleragranaten bei der schweren Artillerie auf Stufe Division und Korps zum Einsatz.[3][7] Daneben fand sie auch bei der Küstenverteidigung Verwendung.[5]

Kriegseinsätze

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Die S-23-Kanone kam während des Jom-Kippur-Kriegs und des Libanesischen Bürgerkriegs zum Einsatz.[3] Daneben wird sie im Bürgerkrieg in Syrien verwendet.[4]

Nutzerstaaten

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Literatur

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  • Christopher F. Foss: Towed Artillery. Jane's Pocket Book 18. 1. Auflage. Mac Donald and Janes' Publishers Ltd, London 1977, S. 136.
  • D. Miller, Christopher F. Foss: Moderne Gefechtswaffen. Stocker-Schmid Verlags AG, Dietikon 1998, ISBN 3-7276-7092-4.
  • Christopher F. Foss: Artillery of the World. Ian Allan Ltd., Vereinigtes Königreich, 1974, ISBN 0-7110-0505-2.
  • Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 1994–1995. Jane’s Information Group, Vereinigtes Königreich, 1994, ISBN 0-7106-1154-4.
  • Shelford Bidwell: Brassey’s Artillery of the World. Brassey’s, Vereinigtes Königreich 1981, ISBN 978-0-08-027035-7.
  • T. J. O'Malley: Moderne Artilleriesysteme. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 3-613-01758-X.
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Commons: S-23-Geschütz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Валерий Васильев: ТЕХНИКА И ВООРУЖЕНИЕ ВЧЕРА, СЕГОДНЯ, ЗАВТРА, БОЛЬШОЙ ТРИПЛЕКС НИИ-58 (С-23, С-33, С-43). In: Научно-популярный журнал Август. rulit.me, abgerufen am 11. Januar 2017 (russisch).
  2. a b c d Валерий Васильев: ТЕХНИКА И ВООРУЖЕНИЕ ВЧЕРА, СЕГОДНЯ, ЗАВТРА, Устройство 180-мм пушки С-23. In: Научно-популярный журнал Август. rulit.me, abgerufen am 11. Januar 2017 (russisch).
  3. a b c d Stalins hidden order. In: survincity.com. Encyclopedia of safety, 25. Dezember 2011, abgerufen am 11. Januar 2017 (englisch).
  4. a b c d e f g h i Soviet 180 mm S-23 artillery guns in Syria. In: armamentresearch.com. Armament Research Services, 22. August 2016, abgerufen am 11. Januar 2017 (englisch).
  5. a b c d e D. Miller, Ch. F. Foss: Moderne Gefechtswaffen. 1998, S. 143.
  6. a b c d e T. J. O'Malley: Moderne Artilleriesysteme. 1996, S. 34–35.
  7. a b c d Christopher F. Foss: Jane’s Armour and Artillery 1994-1995. 1994, S. 591.
  8. a b Shelford Bidwell: Brassey’s Artillery of the World. 1981, S. 57.
  9. Боеприпасы к 180-мм нарезной буксируемой пушке С-23. soviet-ammo.ucoz.ru, abgerufen am 11. Januar 2017 (russisch).
  10. a b c Trade Register auf sipri.org, abgerufen am 11. Januar 2017.