2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“
Das 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ war das älteste Infanterieregiment der kurfürstlich, später königlich Sächsischen Armee. Es wurde am 30. April 1670 als Leibregiment zu Fuß während der Regierungszeit von Kurfürst und Erzmarschall Johann Georg II. gegründet und im Zuge des Verlustes der sächsischen Militärautonomie nach dem Ersten Weltkrieg und einer fast 250-jährigen militärischen Tradition am 31. März 1919 aufgelöst.
2. Grenadier-Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ | |
---|---|
Aktiv | 30. April 1670 bis 1919 |
Staat | Königreich Sachsen |
Streitkräfte | Sächsische Armee |
Truppengattung | Infanterie |
Typ | Regiment |
Gliederung | siehe Regimentsnamen |
Unterstellung | 23. Division (1. Königlich Sächsische) XII. (I. Königlich Sächsisches) Armee-Korps |
Standort | siehe Standorte |
Leitung | |
Kommandeure | Siehe Kommandeure |
Aufstellung
BearbeitenErfolgte nach der Musterung im Reithaus in Dresden (ehem. gelegen zwischen Hoftheater und Zwinger) durch den ersten Kommandeur Oberst Kuffer. Die Kompaniestärke betrug zwischen 101 und 151 Mann. 60 davon bewaffnet mit Piken und der Rest mit Musketen und Schweinsfedern.
Regimentsnamen
BearbeitenKurfürstliches Leibregiment, Leib-Regiment zu Fuß, Sächsisches Gardegrenadierregiment, 2. Leibregiment, Leibgarde zu Fuß, Garde zu Fuß, Sächsische Garde, Deutsche Garde, Regiment Kurfürst, Regiment König, Bataillon König, Garde-Bataillon, Leibgrenadier- (Leibinfanterie-) Regiment, Leibbrigade, ab 1. April 1867 mit Einführung der allg. Wehrpflicht in Sachsen: 2. Grenadier-Regiment Nr. 101, ab September 1868 Verleihung (Namensführung) des Regimentes an Wilhelm I. „König von Preußen“, ab 18. Januar 1871 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen“ zur Gründung des Deutschen Kaiserreiches
Standorte
BearbeitenSeit Gründung des Regimentes erfolgte die Unterbringung kompanieweise in kleinen Garnisonen u. a. in Meißen, Bischofswerda, Senftenberg, Großenhain, Oschatz, Torgau, Pirna, Lommatzsch, Zittau, Döbeln, Freiberg und Dresden oder zusammen in Übungslagern vor Beginn von Feldzügen, welchen eine oft jahrelange Abwesenheit aus der Heimat folgte. Im März 1877 konnte durch das Regiment die neu gebaute Grenadier-Kaserne (später Kaiser-Grenadier-Kaserne) in der Albertstadt im Dresdner Norden bezogen werden.
Kommandeure
Bearbeiten- 1670 Oberst Hans Heinrich Kuffer
- 1681 Oberst v. Escher
- 1683 Oberst v. Schönfeld(t)
- 1685 Oberstleutnant v. Schmeiß
- 1688 Oberstleutnant v. Schweinitz
- 1690 Oberst v. Schmeiß
- 1692 Oberst v. Bornstädt
- 1694 Oberst v. Ben(c)kendorf(f)
- 1695 Oberst Friedrich von Brause
- 1697 Oberst Siegmund von Brause
- 1697 Oberst v. der Drost
- 1699 Oberst Hanns Herrmann Wustromirsky v. Rakittnigk
- 1700 Oberst Baron v. Degenfeld
- 1703 Oberst Baron v. Bose
I. Garde:
- 1707 Oberst v. Stojentin
- 1718 Oberst Baron v. Schmettau
- 1719 Oberst v. Fitzner
- 1728 Oberst v. Weißenbach
- 1740 Oberst v. Stutterheim
- 1745 Oberst Noè de Crousaz
II. Garde:
- 1707 Generalmajor Baron v. Bose
- 1714 Oberst Freiherr v. Friesen
- 1719 Oberst v. Pflugk
- 1725 Oberst v. Iasmund
- 1734 Oberst v. Natzmer
- 1734 Oberst v. Münch
- 1745 Oberst Noè de Crousaz
- 1752 Oberst Christian Friedrich von Winckelmann
- 1757 Oberstleutnant v. Goetz
- 1764 Oberst v. Pirch
- 1778 Oberst v. Gersdorff
- 1778 Oberst Wolf Reinhard von Hartitzsch
- 1788 Oberst de Leger
- 1791 Oberst v. Stammer
- 1795 Oberst v. Low
- 1795 Oberst v. Stieglitz
- 1796 Oberst v. Biela
- 1800 Oberst v. Hayn
- 1801 Oberst v. Gertenberg
- 1807 Oberst Donat
- 1809 Generalmajor Friedrich Georg von Hartitzsch
- 1809 Generalmajor Heinrich Wilhelm von Zeschau
- 1810 Oberst v. Göphardt
- 1814 Oberst Prinz Bernhard von Sachsen-Weimar
- 1815 Oberst v. Radeloff
- 1819 Oberst Thomas von Wolan
- 1828 Oberst v. Koppenfels
- 1836 Oberst v. Einsiedel
- 1845 Oberst v. Schuch
- 1848 Oberst v. Sichart
- 1853 Oberst Karl Rudolph v. Haußen
- 1860 Oberst Freiherr v. Falkenstein
- 1861 Oberst Clemens Heinrich Lothar von Hausen
- 1866 Oberst v. Bünau
- 1867 Oberst Alban von Montbé
- 1869 Oberst Friedrich von Seydlitz-Gerstenberg
- 1872 Oberst Hans Otto von Schimpff
- 1875 Oberst Johann O’Byrn
- 1883 Oberst Gottlob von Hodenberg
- 1887 Oberst Arndt von Egidy
- 1890 Oberst Max von Hausen
- 1892 Oberst Paul von Hingst
- 1896 Oberst Richard Sachse
- 1899 Oberst Paul Vitzthum von Eckstädt
- 1901 Oberst Arndt von Hausen
- 1903 Oberst Egon von Schlieben
- 1907 Oberst Otto von Tettenborn
- 1911 Oberst Klemens Ullrich
- 1912 Oberst Johann Meister
- 1915 Oberst Werner von Seydlitz-Gerstenberg
- 1917 Oberst Oskar Schulz
- 1918 Oberst Arndt von Schmalz (gefallen)
- 1918 Major Hodo von Hodenberg
- 1919 Major von Löben
Kriegsverbrechen im Ersten Weltkrieg
BearbeitenSoldaten des Regiments waren am 23. August 1914 am Massaker von Dinant in Belgien beteiligt.[1] Dieses Kriegsverbrechen wurde erst im Jahr 2001 durch die Bundesrepublik Deutschland anerkannt.
Tradition
BearbeitenNach Gründung der Reichswehr führte die 3. Kompanie des 10. (Sächsisches) Infanterie-Regiments, später Infanterie-Regiment Dresden bzw. Infanterie-Regiment 10, die Tradition des Regiments fort. Der dem Regiment zugewiesene Parademarsch „Glück auf!“ (1865 von Carl Faust komponiert) ist heute Bestandteil der Armeemarschsammlung (AM II, Nr. 157) der deutschen Bundeswehr.
Denkmal
BearbeitenDas Denkmal zu Ehren gefallener Regimentsangehöriger des Ersten Weltkrieges befindet sich auf dem Ehrenhain des Dresdner Nordfriedhofes. Es wurde am 30. April 1920 zum 250-jährigen Gründungstag von ehemaligen Kameraden gewidmet.
Bildergalerie
Bearbeiten-
Uniformen 1670 bis 1810
-
Uniformen 1815 bis 1867
-
Kaiser-Grenadier-Kaserne um 1880
-
Die 101er rücken aus
-
Regimentskommandeur Oberst v. Seydlitz-Gerstenberg (Bildmitte) an der Westfront 1915
-
21. Korporalschaft des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 im Kriegsjahr 1916
-
Karte der Grenadier-Kasernen mit Kaiser-Grenadier-Kaserne (rechts) um 1917
-
Regimentsdenkmal auf dem Ehrenhain des Dresdner Nordfriedhofes
Siehe auch
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- O’Byrn, von Seydlitz-Gerstenberg, von Zeschau, Jungnickel: Zur Erinnerung an die 250jährige Gründung der Sächsischen Grenadier-Brigade. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1920.
- Alfred Meyer, Georg Reyher: 2. Grenadier-Regiment Nr. 101 nach amtl. Kriegstagebüchern. (= Erinnerungsblätter deutscher Regimenter. Sächsische Armee, Heft 14), Buchdruckerei der Wilhelm u. Bertha von Baentsch Stiftung, Dresden 1924.
- Hans-Otto von Schimpff: Geschichte der beiden Königlich Sächsischen Grenadier-Regimenter, Erstes (Leib-) Grenadier-Regiment Nr. 100 und Zweites Grenadier-Regiment Nr. 101, Kaiser Wilhelm, König von Preußen. 2. Auflage, Verlag Carl Höckner, Dresden 1877.
- Claus von Bredow, Ernst von Wedel: Historische Rang- und Stammliste des deutschen Heeres. III. Teil, Biblio Verlag, Osnabrück 1972, ISBN=3-7648-0847-0, S. 1398.
- Jürgen Kraus: Handbuch der Verbände und Truppen des deutschen Heeres 1914–1918. Teil VI: Infanterie. Band 1: Infanterie-Regimenter. Verlag Militaria, Wien 2007, ISBN 978-3-902526-14-4, S. 220.
- John Horne, Alan Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914. Die umstrittene Wahrheit. Aus dem Engl. von Udo Rennert. Hamburger Edition, Hamburg 2004, ISBN 3-930908-94-8, S. Im Original als.
- John N. Horne, Alan Kramer: German atrocities, 1914: a history of denial. Yale University Press,, New Haven, CT 2001, ISBN 978-0-300-08975-2.
- Günter Wegmann: Die Stellenbesetzung der aktiven Infanterie-Regimenter sowie Jäger- und MG-Bataillone, Wehrbezirkskommandos und Ausbildungsleiter von der Stiftung bzw. Aufstellung bis 1939. In: Formationsgeschichte und Stellenbesetzung der deutschen Streitkräfte 1815–1990. Band 2. Biblio, Osnabrück 1992, ISBN 3-7648-1782-8.
- Histories of Two Hundred and Fifty-One Divisions of the German Army Which Participated in the War (1914–1918). United States War Office as War Department Dokument Nr. 905, Office of the Adjutant, 1920, S. 388–391 und 606–686. (Verfügbar im Project Gutenberg)
- Günther Voigt.: Die Infanterie-Regimenter 128 - 182 der preussischen, sächsischen, badischen, hessischen und württembergischen Armee, sowie die Jäger-Bataillone 1 - 15 und I. - III. Seebataillon. In: Deutschlands Heere bis 1918. Ursprung und Entwicklung der einzelnen Formationen. Band 5. Biblio-Verlag, Osnabrück 1983, ISBN 978-3-7648-1288-1.
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ John Horne, Alan Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914. S. 76–78. Die deutsche Übersetzung der Karte (S. 77) zum Angriff auf Dinant zeigt keine Beteiligung des Infanterieregiments 100, sondern zwei Abstiegsrouten des Infanterieregiments 101. Es handelt sich hier wahrscheinlich um einen Übersetzungsfehler der Karte aus dem englischsprachigen Original. Laut Literatur – einschließlich John Horne, Alan Kramer: Deutsche Kriegsgreuel 1914 – war das 100. Infanterieregiment an der Eroberung von Dinant beteiligt.