Neubau (Wien)

7. Wiener Gemeindebezirk
(Weitergeleitet von 7. Bezirk)
Dies ist die gesichtete Version, die am 23. Oktober 2024 markiert wurde. Es existieren 2 ausstehende Änderungen, die noch gesichtet werden müssen.

Der Neubau ist seit 1850 Teil des Wiener Stadtgebiets und seit 1861 der 7. Gemeindebezirk.

Neubau
VII. Wiener Gemeindebezirk
Wappen Karte
Lage von Neubau (Wien) in Wien (anklickbare Karte)Innere StadtLeopoldstadtLandstraßeWiedenMargaretenMariahilfNeubauJosefstadtAlsergrundFavoritenSimmeringMeidlingHietzingPenzingRudolfsheim-FünfhausOttakringHernalsWähringDöblingBrigittenauFloridsdorfDonaustadtLiesing
Lage von Neubau (Wien) in Wien (anklickbare Karte)
Geographische Lage: 48° 12′ N, 16° 21′ OKoordinaten: 48° 12′ N, 16° 21′ O
Fläche: 1,61 km²
Einwohner: 31.513 (1. Jänner 2024)[1]
Bevölkerungsdichte: 19.573 Einw./km²
Postleitzahl: 1070
Adresse des
Bezirksamtes:
Hermanngasse 24–26
1070 Wien
Website: www.wien.gv.at
Politik
Bezirksvorsteher: Markus Reiter (Grüne)
Bezirksvertretungs-
wahl 2020
[2]
2
9
19
3
6
1
19 
Insgesamt 40 Sitze

Geographie

Bearbeiten

Der Neubau wird folgendermaßen begrenzt:

Der Neubau gehört zu den inneren Bezirken Wiens, zum erweiterten Stadtzentrum, und ist mit einer Fläche von 1,613 km² der drittkleinste Wiener Gemeindebezirk. Er nimmt 0,39 % der Fläche Wiens ein. Der Bezirk gehört zu den am dichtesten verbauten Bezirken Wiens. Nur 2,9 % der Bezirksfläche entfallen auf Grünland.

Topographie

Bearbeiten

Der Neubau liegt auf dem Gebiet zwischen der Senke des heute kanalisierten Ottakringer Bachs und dem Höhenrücken der Mariahilfer Straße. Der Ottakringer Bach verlief ursprünglich im Gebiet der heutigen Lerchenfelder Straße bzw. Neustiftgasse und diente der Vorstadt St. Ulrich zur Wasserversorgung und Abfallentsorgung. Die Meereshöhe fällt im Bezirk von Westen nach Osten ab und beträgt am Gürtel 212 m ü. A., beim Museumsquartier 182 m ü. A.[3]

Flächennutzung

Bearbeiten

Die Flächen des Neubaus werden fast ausschließlich als Baugebiet oder für Verkehrsflächen genutzt. 72,0 % des Bezirksgebietes werden von Bauflächen eingenommen, der höchste Wert eines Wiener Gemeindebezirkes. Der Großteil der Baufläche (82,5 %) entfällt dabei auf Wohngebiete, der Rest fast ausschließlich auf kulturelle, öffentliche und religiöse Einrichtungen (14,0 %). Als Betriebsgebiet gewidmete Flächen nehmen am Neubau hingegen einen geringen Anteil ein, nur 3,6 % der Baufläche entfallen auf diesen Nutzungstyp. Neben den Bauflächen nehmen die Verkehrsflächen mit 25,2 % den größten Flächenanteil ein. Der Neubau ist dadurch der Bezirk mit den drittwenigsten Grünflächen. Nur 2,9 % der Bezirksfläche entfallen auf diese Nutzungsart, wobei alle Grünflächen des Bezirks Parkanlagen sind.[4]

Flächennutzung in ha 2001[4]
Baufläche Grünfläche Verkehrsflächen
116 4,66 40,58
Wohnbau Betriebsgebiet öffentliche Einrichtungen Landwirtschaft Parks Wälder Wiesen Kleingärten Freizeit-Flächen
95,65 4,13 16,22 - 4,66 - - - -

Bezirksteile

Bearbeiten
 
Bezirksteile des Neubau
 
Flohmarkt in der Neubaugasse
 
Spittelberg

Der Bezirk Neubau wurde 1850 aus den vier Vorstädten Schottenfeld, Neubau, Sankt Ulrich und Spittelberg gebildet. Hinzu kamen kleinere Teile von Mariahilf, Laimgrube und Altlerchenfeld.

Schottenfeld

Der größte Bezirksteil ist Schottenfeld im Westen. Der Bezirksteil umfasst im Wesentlichen das Gebiet zwischen dem Gürtel und der Neubaugasse. Neben dem Magistratischen Bezirksamt (das auch für den 6. Bezirk zuständig ist) befinden sich das Finanzamt, die Hauptbücherei Wien, die Sankt-Laurenz-Kirche und das Kaiserliche Möbelmuseum Wien auf dem Schottenfeld.

Altlerchenfeld (Teil)

Im Nordwesten liegt um die Altlerchenfelder Pfarrkirche an der Lerchenfelder Straße ein kleiner Teil von Altlerchenfeld (der größere Teil gehört zum 8. Bezirk).

Neubau

Östlich des Schottenfelds liegt der relativ kleine ehemalige Ort Neubau zwischen Neubaugasse und Kirchengasse.

Sankt Ulrich

Im Nordosten ist der Bezirksteil Sankt Ulrich situiert. Hier befinden sich das Justizministerium (Palais Trautson), das Mechitaristenkloster und die Pfarrkirche Sankt Ulrich.

Spittelberg

Südlich schließt sich der historisch dichtest verbaute Spittelberg an, der sich als Lokalmeile etabliert hat. Auch das Volkstheater und das MuseumsQuartier befinden sich auf dem Areal des historischen Spittelbergs, werden aber heute nicht mehr mit ihm in Verbindung gebracht.

Laimgrube und Mariahilf (Teile)

Südlich des Spittelbergs liegen kleine Teile der ehemaligen Vorstädte Laimgrube (Stiftskaserne) und Mariahilf, die ansonsten zum 6. Bezirk zählen.

Eine Gliederung des Bezirksgebiets besteht ferner in den Zählbezirken der amtlichen Statistik, in denen die Zählsprengel des Gemeindebezirks zusammengefasst sind. Die fünf Zählbezirke in Neubau sind St. Ulrich, Stiftskaserne, Apollogasse, Schottenfeld und Neustiftgasse.

 
Bezirkswappen von Neubau

Das Bezirkswappen von Neubau setzt sich aus fünf Teilen zusammen, die für die fünf Bezirksteile stehen:

  • Der Herzschild in der Mitte symbolisiert den Bezirksteil Neubau. Es zeigt einen liegenden Mond und ein goldenes Kreuz. Vermutlich symbolisiert das Wappen den Sieg der Christen über die Wien belagernden Osmanen.
  • Im linken (heraldisch: rechten), oberen Wappenteil wird das Wappen von Altlerchenfeld dargestellt. Der rote Grund wird von einem silbernen Kreuz geteilt, in den vier Feldern stehen vier goldene Lerchen. Die Lerchen stellen neben den Bäumen eine Möglichkeit für die Entstehung des Namens dar.
  • Rechts daneben (heraldisch: links oben) befindet sich das Wappen des Bezirksteils Sankt Ulrich. Es zeigt den Heiligen Ulrich von Augsburg, den Kirchenpatron der Siedlung, auf blauem Hintergrund mit einer grünen Wiese. Er trägt Bischofskleidung und Insignien. In der linken Hand hält er einen silbernen Fisch. Dieser symbolisiert eine Legende, in der erzählt wird, dass Ulrich einem Boten ein Stück Gänsebraten schenkte, das sich in einen Fisch verwandelte.
  • Der linke (heraldisch: rechte), untere Wappenteil repräsentiert den Bezirksteil Schottenfeld. Es zeigt einen Schottenpriester (Benediktiner) vor silbernem Grund, der auf einer Wiese wandert, und symbolisiert damit die frühere Zugehörigkeit des Gebietes zum Schottenstift.
  • Der rechte (heraldisch: linke), untere Wappenteil symbolisiert als sprechendes Wappen den Bezirksteil Spittelberg („Spitalsberg“). Auf einem roten Hintergrund ist ein Felsenberg mit einem blauen Reichsapfel abgebildet, darüber schwebt der Heilige Geist in Gestalt einer silbernen Taube. Teile des Wappens sind dem Siegel des Bürgerspitals entnommen. (Auf einer Abbildung aus dem Jahr 1734 fehlte der Heilige Geist; der Reichsapfel schwebte auf der Bergspitze des Spitlbergs.)

Die Wappen der Bezirksteile Neubau, St. Ulrich und Spittelberg wurden 1734 in dem von Francisco (Franz) Dolfin (1697–1775) bei Johann Peter van Ghelen in Wien herausgebrachten Werk Lustra decem coronae Viennensis, seu suburbia Viennensia bei einer Vogelschau auf diese Wiener Vorstädte abgebildet. Über das tatsächliche Alter der Wappen der Bezirksteile liegen keine Informationen vor.

Geschichte

Bearbeiten
 
Neubau um 1830
 
Mariahilferstraße (1908)
 
Inserate für „Film-Cafés“ in der Neubaugasse 1923, damals Zentrum der österreichischen Filmbranche
Ältere Geschichte der Siedlungen

Die älteste Siedlung im Bereich des heutigen Bezirks war das Dorf Zeismannsbrunn. Seit 1302 heißt die Siedlung aber nach dem Patron der Kirche St. Ulrich. St. Ulrich war die wichtigste Hochburg des Protestantismus in Wien. 1693 wurde der westliche Teil von St. Ulrich von der Grundherrschaft als eigenständiger Ort Neubau abgetrennt. Etwas weiter westlich befand sich eine Siedlung im Besitz des Schottenstiftes, die Neustift genannt wurde. Ebenfalls etwas außerhalb befand sich das Schottenfeld (früher auch: oberes Neustift, Ober-Neustift, Neu-Schottenfeld), das wegen seiner Industrie und des daraus folgenden Reichtums auch als Brillantengrund bzw. Seidengrund bezeichnet wurde. (Die Seidengasse erinnert daran.)

Dagegen hatte der Spittelberg (früher: Spitalberg) einen denkbar schlechten Ruf. Die sehr enge Bebauung war der Gesundheit nicht förderlich, außerdem war die Siedlung eine Hochburg der Prostitution. Heute ist dieser Stadtteil Beispiel für eine Luxussanierung.

Eingemeindung

1848/1849 wurde die feudale Grundherrschaft in Österreich aufgelöst; 1849 wurde mit Kaiserlichem Patent vom 17. März 1849 ein provisorisches Gemeindegesetz für alle Länder der Monarchie, ausgenommen die ungarischen, erlassen, in dem bestimmt wurde: Vorstädte haben mit der eigentlichen Stadt immer eine einzige Ortsgemeinde zu bilden.[5] Daher wurden die heute den Bezirk Neubau bildenden Wiener Vorstädte nicht selbstständig, sondern 1849 als ehemals schutzunterthänige Vorstadtgemeinden dem Wiener Gemeinderat unterstellt[6] und 1850 als 6. Bezirk mit dem Namen Neubau formell nach Wien eingemeindet.[7] Nach der Teilung Wiedens im Jahr 1861 wurde Neubau zum 7. Bezirk, ein Jahr später wurden die Bezirksgrenzen neu gezogen, wodurch kleine Teile der ehemaligen Vorstädte Mariahilf, Laimgrube und Altlerchenfeld zum 7. Bezirk kamen.

Die westliche Grenze des Bezirks Neubau verlief von der Bernardgasse bis zur Stollgasse einen Häuserblock östlich (!) des in den 1870er bis 1890er Jahren angelegten Gürtels, somit durch Wimbergergasse und Kenyongasse.[8] Der Urban-Loritz-Platz zählte ebenfalls noch zum 15. Bezirk. Durch das Landesgesetz vom 28. Dezember 1904 wurde festgelegt, dass diese Bezirksgrenze an die Gürtelstraße verlegt sei.[9] In der dazugehörigen Kundmachung des niederösterreichischen Statthalters vom 7. Juni 1905[10] wurde konkretisiert, dass die neue westliche Grenze des 7. Bezirks an der „westlichen Grenze des Stadtbahnkörpers“ verlaufe (somit der innere Gürtel und die heutige U-Bahn-Trasse zum Bezirk gehöre) und ab 1. Juli 1905 gelte.

Die letzten beiden Änderungen der Bezirksgrenzen erfolgten 1995 im Bereich des Lerchenfelder Gürtels[11] und 1996 im Bereich des Europaplatzes vor dem Westbahnhof[12], um die Bezirkszugehörigkeit der dortigen Verkehrsanlagen zu vereinfachen.

Die Bebauung des Bezirkes stammt hauptsächlich aus der Zeit zwischen 1880 und 1910. Zu dieser Zeit gab es auch sehr viele Industriebetriebe, die später aufgelassen oder abgesiedelt wurden.

Filmviertel

Mit der Blüte des österreichischen Stummfilms zwischen 1918 und 1923 entwickelten sich die Neubaugasse und angrenzende Straßen zum Filmviertel, wo fast alle in Wien im Film tätigen Unternehmen ihren Sitz oder zumindest eine Niederlassung hatten. Kaum ein Haus, in dem nicht mindestens ein Filmverleih, Filmproduzent, Filmanwalt, eine Filmbuchhandlung, ein Filmcafé oder ein Filmzulieferer die Niederlassung hatte, je näher an der Mariahilfer Straße, umso eher. Auch Filmausstattungsunternehmen und andere Spezialisten der Branche waren damals in der Neubaugasse konzentriert.[13]

Auch nach dieser Phase blieb die Gegend das Filmviertel, und erst mit dem „Anschluss“ an Deutschland und der darauf folgenden starken Veränderung der zuvor mehrheitlich jüdisch dominierten Filmbranche dürfte die Geschichte des Filmviertels ein Ende genommen haben.

Heute befinden sich in der Neubaugasse und angrenzenden Straßen wie der Mariahilfer Straße und der Siebensterngasse nur noch wenige Niederlassungen von in der Filmbranche tätigen Unternehmen. Zudem ist die Branche insgesamt wesentlich stärker auf einige marktbeherrschende Unternehmen konzentriert, während sich vor 1938 Dutzende Filmverleiher und -produzenten den Markt untereinander aufteilten.

Zweiter Weltkrieg

1943/1944 wurden in Wien zur Fliegerabwehr mehrere Flaktürme errichtet, unter anderen der Gefechtsturm in der Stiftskaserne. Der Turm, der von der Altstadt aus hinter dem Museumsquartier gut zu sehen ist, befindet sich in der Obhut des Bundesheeres. Als historisches Monument steht er unter Denkmalschutz.

Museumsquartier
 
Das Museumsquartier an der „Zweierlinie“

Mit der 2001 erfolgten Eröffnung des Museumsquartiers erhielt der Bezirk eine über Österreich hinaus bekannte kulturelle Attraktion mit starker Publikumsfrequenz. Das MQ zählt zu den größten zehn Kulturarealen Europas. Die Etablierung des MQs in den ehemaligen kaiserlichen Hofstallungen, die später als Wiener Messepalast genutzt wurden und in ihrer Bausubstanz immer stärker vernachlässigt wirkten, war eine Gemeinschaftsleistung der Bundesregierung und der Wiener Stadtverwaltung.

Bevölkerung

Bearbeiten

Bevölkerungsentwicklung
Quelle: Statistik.at[14]

Bevölkerungsentwicklung

Bearbeiten

Der Neubau war bereits vor der Bezirksgründung 1850 sehr dicht besiedelt, weshalb im Bezirksgebiet 1869 80.043 Einwohner lebten, ein Wert, der nie wieder übertroffen wurde. Bis vor Beginn des Ersten Weltkriegs blieb die Bevölkerungszahl relativ stabil, danach begann ein sukzessiver Rückgang. Bedingt durch die steigenden Ansprüche auf Wohnraum verbunden mit Wohnungszusammenlegungen nahm die Einwohnerzahl am Neubau nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute um rund die Hälfte ab. Seit den 1980er Jahren hat sich die Bevölkerungszahl stabilisiert und liegt 2015 bei 31.222 Einwohnern.

Bevölkerungsstruktur

Bearbeiten

Die Altersstruktur der Neubauer Bevölkerung wich 2013 in mehreren Teilbereichen vom Wiener Durchschnitt ab. So lag der Anteil der Bewohner unter 15 Jahren bei 10,5 %, während dieser Wert in Wien mit 14,3 % deutlich höher war. Dem gegenüber lag der Anteil der Bevölkerung im Alter von 20 bis 39 Jahren am Neubau mit 38,3 % stark über dem Wiener Durchschnitt von 30,9 %, ein Beleg für den Ruf des Neubaus als Anziehungspunkt für junge Wirtschaftstreibende, Künstler und Kreative. Der Anteil der Bevölkerung im Alter von 65 oder mehr Jahren lag mit 14,3 % unter dem Wiener Wert von 16,9 %. Die Geschlechterverteilung im Bezirksgebiet entsprach mit einem Anteil von 47,5 % Männern und 52,5 % Frauen dem Wiener Durchschnitt. 2001 waren die Neubauer mit 35,7 % gegenüber 41,2 % weniger oft verheiratet als die Durchschnitts-Wiener.[15][16][17]

Herkunft und Sprache

Bearbeiten

Der Anteil der ausländischen Bezirkseinwohner lag 2016 bei 28,2 % (Wien: 27,4 %), und weist eine steigende Tendenz auf (2001: 20,2 %). Den höchsten Anteil der Ausländer stellten 2016 mit rund 5,8 % Anteil an der Bezirksbevölkerung Staatsbürger aus Deutschland. Weitere 2,9 % waren serbische, 1,2 % polnische und 1,1 % türkische Staatsbürger, der Rest sonstige Ausländer. Insgesamt waren 2016 36,2 % der Neubauer Bevölkerung nicht in Österreich geboren worden.[18][19]

Religion

Bearbeiten

Das Religionsbekenntnis der Bevölkerung von Neubau wich bei der Volkszählung 2001 gegenüber dem Durchschnitt Wiens vor allem im Bereich der Menschen mit römisch-katholischer Konfession ab. So gaben 2001 45,4 % der Bewohner an, der römisch-katholischen Kirche anzugehören (Wien: 49,2 %). Es gibt im Gemeindebezirk vier römisch-katholische Pfarren, die zum Stadtdekanat 6/7 gehören. 7,8 % der Bewohner waren islamischen Glaubens, 7,0 % gehörten der Orthodoxen Kirche an und 5,0 % waren evangelisch (Auferstehungskirche Lindengasse). 23,8 % der Bezirksbevölkerung gehörten keiner Religionsgemeinschaft an, 8,7 % hatten kein oder ein anderes Religionsbekenntnis angegeben.[15]

Bezirksvorsteher seit 1945
Josef Matz (KPÖ) 4/1945–7/1945
Wilhelm Dürnbacher (ÖVP) 1945–1950
Ferdinand König (ÖVP) 1950–1954
Franz Glamm (ÖVP) 1954–1959
Peter Platzer (ÖVP) 1959–1964
Franz Pospisil (ÖVP) 1964–1965
Otto Limanovsky (ÖVP) 1965–1978
Josef Karrer (ÖVP) 1978–1991
Herbert Tamchina (SPÖ) 1991–1998
Gabriele Zimmermann (SPÖ) 1998–2001
Thomas Blimlinger (Grüne) 2001 – 30. November 2017[20]
Markus Reiter[20] 30. November 2017 –

Im Bezirk Neubau war die ÖVP lange Zeit die stimmenstärkste Partei und stellte zwischen 1945 und 1991 den Bezirksvorsteher. 1991 gelang es der SPÖ die ÖVP zu überholen, wobei die Grünen mit 20,1 % die FPÖ überholt hatten. Die Wahlen 1996 ergaben durch das erstmalige Antreten des Liberalen Forums (LIF) Verluste bei SPÖ, ÖVP und Grünen. Nur die FPÖ konnte leicht zulegen und überholte die Grünen. Nachdem die Grünen in Neubau unter Thomas Blimlinger bei den Europawahlen 1999 erstmals stimmenstärkste Partei in einem österreichischen Bezirk geworden waren, gewannen die Grünen auch die Bezirksvertretungswahlen 2001. Mit einem Zugewinn von 13,8 % überholten die Grünen die SPÖ, wodurch Thomas Blimlinger zum ersten Grünen Bezirksvorsteher in Wien wurde. Auch leichte Zugewinne der SPÖ konnten dies nicht verhindern, während die ÖVP stark verlor und das LIF nur noch die Hälfte seiner früheren Stimmen erreichte. Bei den Wahlen 2005 setzte sich dieser Trend fort. Die Grünen legten neuerlich 10,7 % zu und erreichten das beste Ergebnis der Grünen in einem österreichischen Bezirk. Während die SPÖ leicht verlor und die ÖVP stagnierte, gab es massive Verluste für die FPÖ und das LIF, das auch aus der Bezirksvertretung flog. Bei den Wahlen 2010 konnten die Grünen – entgegen dem Gesamtwiener Trend – ihren Vorsprung weiter ausbauen. Im Gegensatz zu den meisten Bezirken stagnierte das LIF mit 1,1 % in Neubau, während das BZÖ sich um 0,3 % auf 1,1 % gegenüber 2005 verbesserte.

Im September 2017 gab Thomas Blimlinger seinen Rücktritt als Bezirksvorsteher von Neubau bekannt. Nachfolger wurde Markus Reiter, die offizielle Übergabe erfolgte im Rahmen einer Bezirksvertretungssitzung am 30. November 2017.[21]

Die Grünen bauten ihren Vorsprung 2020 weiter aus, während die SPÖ mehr als 4 Prozentpunkte verlor, konnte die ÖVP um 7 % zulegen. Die FPÖ stürzte ins Bodenlose.

2015Bezirksvertretungswahl 2020
Vorläufiges Ergebnis mit Briefwahlkarten[22]
 %
50
40
30
20
10
0
44,9
(+3,9)
20,6
(−4,1)
3,0
(−10,5)
13,7
(+3,5)
7,9
(−0,2)
4,8
(+3,2)
5,2
(+4,6)
2015

2020

Vorlage:Wahldiagramm/Wartung/Anmerkungen
Anmerkungen:
f 2015 als Wien anders (ANDAS) kandidiert
Bezirksvertretungswahlen 1991–2020[23]
Jahr Grüne SPÖ ÖVP FPÖ LIF/NEOS ANDAS/LINKS BZÖ Sonstige
1991 20,10 32,20 28,50 17,10 - - - 2,10
1996 18,80 27,20 21,40 19,70 10,20 - - 2,80
2001 32,60 29,40 17,90 14,40 4,70 - - 1,00
2005 43,30 27,50 18,10 7,30 1,20 - 0,80 1,90
2010 45,40 25,40 13,90 10,70 1,10 - 1,10 2,50
2015 41,00 24,70 10,20 13,50 8,10 1,9 - 0,6
2020 44,9 20,6 13,7 3,0 7,9 4,8 - 5,2

Der 7. Bezirk war 2001 der erste Bezirk Wiens und bis 2004 (Europawahl 2004) der einzige Bezirk Österreichs, in dem die Grünen bei Wahlen die relative Mehrheit erzielten.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten
 
Volkstheater
 
MuseumsQuartier
 
Von einem Graffiti-Künstlerkollektiv 2014 gestaltete Hausfassade in der Burggasse 98[24]

Sehenswürdigkeiten

Bearbeiten

Kunst und Kultur

Bearbeiten

Bekannte Theater im Bezirksgebiet sind das Volkstheater und das Renaissancetheater. Das östliche Drittel des Gemeindebezirks zählt zur Welterbestätte Historisches Zentrum von Wien. Dessen Außenzone wird vom Straßenzug aus Kellermanngasse und Kirchengasse begrenzt. Zur Kernzone zählen das MuseumsQuartier und das Volkstheater.

Durch die Einrichtung des MuseumsQuartiers am Rande des Bezirksgebietes hat sich Neubau zu einem der bedeutendsten Museumsstandorte Wiens entwickelt. Die bedeutendsten Museen des Geländes sind das Leopold Museum und das MUMOK (Museum Moderner Kunst). Das Leopold Museum verfügt über die weltweit größte Egon-Schiele-Sammlung und stellt daneben unter anderem auch Werke von Gustav Klimt, Oskar Kokoschka und Albin Egger-Lienz aus. Das MUMOK beinhaltet eine Sammlung von rund 9.000 Werken aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts (Gemälde, Skulpturen, Installationen, Zeichnungen etc.). Ebenfalls im Museumsquartier befindet sich das ZOOM Kindermuseum, das Architekturzentrum Wien und die Kunsthalle Wien, die internationale, zeitgenössische Kunst zeigt. Das Möbelmuseum Wien in der Andreasgasse ist eines der größten Möbelmuseen der Welt. Es verfügt über rund 160.000 Objekte mit Schwerpunkt auf der Habsburgermonarchie. Weitere Museen in Neubau sind das Museum Westlicht – Schauplatz für Fotografie, die Otto-Wagner-Wohnung in der Döblergasse, das Museum der Mechitharistenkongregation mit armenischer Kunst, das Museum der Gold- und Silberschmiede und das Bezirksmuseum Neubau.

Parkanlagen

Bearbeiten

Siehe Auch: Liste der Wiener Parks und Gartenanlagen/Neubau

Die größte Parkanlage im dicht verbauten 7. Gemeindebezirk ist der rund ein Hektar große Weghuberpark. Er befindet sich im äußersten Nordosten des Bezirksgebiets vor dem Palais Trautson. Der zweitgrößte Park ist großteils von Wohnhäusern umgebene Josef-Strauss-Park im Nordwesten. Die meisten Parkanlagen am Neubau entstanden in Baulücken. Dazu zählen der Andreaspark, in dem sich ein großer Kinderspielplatz befindet, sowie der Dorothea-Neff-Park, der Gutenbergpark, der Karl-Farkas-Park und der Siebensternpark. Auch direkt am Gürtel – am Urban-Loritz-Platz – gibt es eine Parkanlage.[25]

Wirtschaft und Infrastruktur

Bearbeiten

An den Bezirksrändern des Neubaus befinden sich Stationen dreier U-Bahn-Linien. An der östlichen Grenze zur Inneren Stadt befinden sich die U-Bahn-Stationen Volkstheater (U2 und U3) und Museumsquartier (U2). An der südlichen Grenze zu Mariahilf liegen die Stationen Neubaugasse und Zieglergasse (U3), an der westlichen Grenze zu Ottakring die Station Thaliastraße (U6) und zu Rudolfsheim-Fünfhaus die Stationen Burggasse-Stadthalle (U6) und Westbahnhof (U3, U6). Das Neubauer Bezirksgebiet queren zudem die Straßenbahnlinien 5, 46 und 49 sowie die Autobuslinien 13A und 48A.

Öffentliche Einrichtungen

Bearbeiten

Das Amtshaus für den 6. und 7. Bezirk befindet sich im 7. Bezirk in der Hermanngasse. (Bezirksvorstehung und -vertretung des 6. Bezirks amtieren aber im eigenen Bezirk.) Zu den wichtigsten öffentlichen Einrichtungen im 7. Bezirk zählen das Museumsquartier (siehe oben), das Volkstheater, die Hauptbücherei Wien am Neubaugürtel, das Renaissancetheater (Neubaugasse) und das Möbelmuseum Wien. Das Sozialmedizinische Zentrum Sophienspital umfasst ein Krankenhaus, ein Ludwig-Boltzmann-Institut, ein Geriatriezentrum und das Geriatrische Tageszentrum der Stadt Wien „Ingrid Leodolter“. Weiters ist die 4. Wiener Zentralberufsschule Zieglergasse zu nennen. Höhere Schulen sind das Gymnasium Kandlgasse und das Musikgymnasium Wien in der Neustiftgasse sowie das Privatgymnasium Kenyongasse.

Sicherheit

Bearbeiten

Auf dem Neubau befinden sich drei Polizeiinspektionen der Bundespolizei: in der Kandlgasse 4, in der Stiftgasse 2a und auf dem Urban-Loritz-Platz 7. Organisatorisch gehören sie dem Stadtpolizeikommando Josefstadt an, das für die Gemeindebezirke 7 bis 9, Neubau, Josefstadt und Alsergrund, zuständig ist und der Landespolizeidirektion Wien untersteht.

Persönlichkeiten

Bearbeiten

Siehe auch

Bearbeiten

Literatur

Bearbeiten
  • Leo Baumfeld, Gerti Brindlmayer, Martin Heintel: Partizipation in Wien7. In: Vierteljahreszeitschrift für Stadtgeschichte, Stadtsoziologie, Denkmalpflege und Stadtentwicklung, 43 Jg., Heft 3, S. 295–305. Stuttgart 2016: Forum Stadt Verlag.
  • Elfriede Faber: Neubau: Geschichte des 7. Wiener Gemeindebezirks und seiner alten Orte. Edition Wien, Wien 1995, ISBN 3-85058-065-2.
  • Martin Heintel, Gerhard Strohmeier, Günter Dastl, Stefanie Figl, Christine Gamper und Evelyn Klein: Nutzungsansprüche und Nutzungskonflikte im öffentlichen Raum am Beispiel der „Neubaugasse“ in Wien. In: Die Alte Stadt, 32. Jg., Heft 3, S. 227–245. Stuttgart 2005: Franz Steiner Verlag.
  • Manfred Lang: Ein neuer Neubau: Geschichte der Sozialdemokratie am Neubau. Verlag der SPÖ Wien, Wien 1989, DNB 911229744.
  • Carola Leitner (Hrsg.): Neubau: Wiens 7. Bezirk in alten Fotografien. Ueberreuter, Wien 2007, ISBN 978-3-8000-7306-1.
  • Wolfgang Mayer: Wiener Bezirkskulturführer: VII. Neubau. Jugend und Volk, Wien 1983, ISBN 3-224-16242-2.
  • Hans Rotter: Neubau: ein Heimatbuch des 7. Wiener Gemeindebezirkes (= Lehrerbücherei, Band 48). Deutscher Verlag für Jugend und Volk, Wien 1925, DNB 362195579.
  • Rudolf Schwarz, Irmi Novak (Hrsg.): Zum Schnepfenstrich am Spittelberg. Aufklärerisches der besonderen Art (= Stadtspaziergänge, Band 2), TextFactory, Wien 1998, ISBN 3-901892-02-8 (Zur Geschichte der Wiener Prostitution).
Bearbeiten
Commons: Neubau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Wien/Neubau – Reiseführer

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Statistik Austria – Bevölkerung zu Jahresbeginn nach administrativen Gebietseinheiten (Bundesländer, NUTS-Regionen, Bezirke, Gemeinden) 2002 bis 2024 (Gebietsstand 1.1.2024) (ODS)
  2. Bezirksvertretungswahlen 2020
  3. Faber: Neubau S. 12
  4. a b Magistratsabteilung 5 (MA5): Nutzungsarten nach Bezirken (Memento vom 5. März 2009 im Internet Archive)
  5. I. Abschnitt, § 2, RGBl. Nr. 170 / 1849 (= S. 203 ff.)
  6. LGBl. für NÖ. Nr. 33 / 1849 (= S. 48)
  7. LGBl. für NÖ. Nr. 21 / 1850 (= S. 94 f.)
  8. Neuester Plan von Wien. Alfred Hölder, k.u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler, Kartographische Anstalt von G. Freytag & Berndt, Wien (um 1900)
  9. Art. VII § 2 Abs. 2 lit. b Gesetz vom 28. Dezember 1904, Landes-Gesetz- und Verordnungsblatt für das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Wien, Nr. 1 / 1905
  10. Art. VII § 2 Abs. 2 lit. b Gesetz vom 28. Dezember 1904, Landes-Gesetz- und Verordnungsblatt für das Erzherzogtum Österreich unter der Enns, Wien, Nr. 104 / 1905
  11. Gesetz über eine Änderung der Grenzen zwischen dem 7., 15. und 16. Bezirk (LGBl. für Wien 15/1995), ausgegeben am 20. März 1995
  12. Gesetz über eine Änderung der Grenzen zwischen dem 6., 7. und 15. Bezirk (LGBl. für Wien 49/1996), ausgegeben am 25. September 1996
  13. vgl. Berichte und Anzeigen in österreichischen Filmzeitschriften der 1920er-Jahre (namentlich: Der Filmbote, Das Kino-Journal und Die Filmwelt)
  14. Volkszählung vom 15. Mai 2001. Endgültige Wohnbevölkerung und Bürgerzahl (mit der Bevölkerungsentwicklung seit 1869). Wiener Gemeindebezirk: Wien 7., Neubau, auf Statistik.at (PDF, 12 kB).
  15. a b Statistik Austria (Volkszählung 2001)[1] (PDF; 10 kB) [2] (PDF; 11 kB)
  16. Statistisches Jahresbuch Stadt Wien 2013 (Memento vom 13. August 2014 im Internet Archive)
  17. Bevölkerung nach Altersgruppen Wien 2013 (Memento des Originals vom 4. Januar 2022 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.wien.gv.at
  18. Ausländische Staatsangehörigkeit 2016 Statistik Austria (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.at
  19. Ausländische Herkunft 2014 Statistik Austria (Memento des Originals vom 6. Oktober 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.statistik.at
  20. a b Thomas Blimlinger gibt Abschied aus Bezirkspolitik bekannt. OTS-Meldung vom 27. September 2017, abgerufen am 28. September 2017.
  21. ORF-Meldung vom 30. November 2017
  22. Stadt Wien: [3].
  23. Stadt Wien – Wiener Gemeinderats- und Bezirksvertretungswahlen
  24. Modernes Sgraffito im Bobo-Bezirk. In: derStandard.at. 11. August 2014, abgerufen am 3. Dezember 2017.
  25. Parks und Gärten in Neubau. Website der Stadt Wien, abgerufen am 14. Juli 2011.