Klassifikation nach ICD-10
D56.0 Alpha-Thalassämie
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das ATR-16 Syndrom ist eine seltene angeborene Erkrankung mit einer Kombination von Alpha-Thalassämie mit zu kleinem Kopfumfang (Mikrozephalie) und Geistiger Retardierung.[1]

Synonyme sind: Alpha-Thalassämie/Geistige Retardierung-Syndrom, Deletion-Typ; Deletionssyndrom 16p; ATR, Deletions-Typ; Chromosom 16 p Deletionssyndrom; englisch Hemoglobin H-related Mental Retardation (HBHR)

Im Gegensatz zum ATR-X-Syndrom als Non-Deletion-Typ liegt beim ATR-16-Syndrom eine Gendeletion vor.

Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1981 durch D. J. Weatherall und Mitarbeiter.[2]

Vorkommen

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Die Häufigkeit wird mit unter 1 zu 1.000.000 angegeben, bislang wurde über etwa 20 Betroffen berichtet. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[1]

Der Erkrankung liegt ursächlich eine Deletion am kurzen Arm des Chromosomes 16 auf dem telomernahen Bereich der Chromosomenbande (pter) p13.3zugrunde, welche die Gene HBA1 und HBA2 betrifft und ursächlich für die Alpha-Thalassämie sind, ferner ein Defekt im SOX8-Gen als ursächlich für die geistige Retardierung.[3]

Klinische Erscheinungen

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Krankheitsbeginn ist bereits im Neugeborenen- oder Kleinkindesalter. Der Ausprägungsgrad kann sehr unterschiedlich sein. Klinisch findet sich neben den Zeichen der Alpha-Thalassämie wie Ikterus, Hepato- und Splenomegalie eine Mikrozephalie und geistige Retardierung. Hinzu können Zeichen einer Gesichtsdysmorphie treten wie Hypertelorismus, betonte Nasenwurzel, kleine Ohrmuscheln sowie Kleinwuchs, Klumpfuß, Hypospadie oder Kryptorchismus.[1]

Diagnostik

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Die Diagnose ergibt sich aus der Kombination klinischer Befunde und kann durch Humangenetische Untersuchung bestätigt werden. Im Blutserum findet sich eine Mikrozytose, Hypochromie bei normalem oder leicht erniedrigtem Hämoglobin.[1]

Differentialdiagnose

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Abzugrenzen ist das ATR-X-Syndrom aufgrund der unterschiedlichen genetischen Veränderungen sowie gleichzeitiges Auftreten von Alpha-Thalassämie und Geistiger Behinderung anderer Ursache.[1]

Literatur

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  • C. Babbs, J. Brown, S. W. Horsley, J. Slater, E. Maifoshie, S. Kumar, P. Ooijevaar, M. Kriek, A. Dixon-McIver, C. L. Harteveld, J. Traeger-Synodinos, A. O. Wilkie, D. R. Higgs, V. J. Buckle: ATR-16 syndrome: mechanisms linking monosomy to phenotype. In: Journal of Medical Genetics. Band 57, Nummer 6, 06 2020, S. 414–421, doi:10.1136/jmedgenet-2019-106528, PMID 32005695, PMC 7279195 (freier Volltext).
  • E. Holinski-Feder, E. Reyniers, S. Uhrig, A. Golla, J. Wauters, P. Kroisel, P. Bossuyt, I. Rost, K. Jedele, H. Zierler, S. Schwab, D. Wildenauer, M. R. Speicher, P. J. Willems, T. Meitinger, R. F. Kooy: Familial mental retardation syndrome ATR-16 due to an inherited cryptic subtelomeric translocation, t(3;16)(q29;p13.3). In: American Journal of Human Genetics. Band 66, Nummer 1, Januar 2000, S. 16–25, ISSN 0002-9297. doi:10.1086/302703. PMID 10631133. PMC 1288322 (freier Volltext).
  • D. Pfeifer, F. Poulat, E. Holinski-Feder, F. Kooy, G. Scherer: The SOX8 gene is located within 700 kb of the tip of chromosome 16p and is deleted in a patient with ATR-16 syndrome. In: Genomics. Band 63, Nummer 1, Januar 2000, S. 108–116, ISSN 0888-7543. doi:10.1006/geno.1999.6060. PMID 10662550.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Eintrag zu Alpha-Thalassämie-Intelligenzminderung-Syndrom, gekoppelt an Chr. 16. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten), abgerufen am 28. Juli 2024.
  2. D. J. Weatherall, D. R. Higgs, C. Bunch, J. M. Old, D. M. Hunt, L. Pressley, J. B. Clegg, N. C. Bethlenfalvay, S. Sjolin, R. D. Koler, E. Magenis, J. L. Francis, D. Bebbington: Hemoglobin H disease and mental retardation: a new syndrome or a remarkable coincidence? In: The New England Journal of Medicine. Band 305, Nummer 11, September 1981, S. 607–612, doi:10.1056/NEJM198109103051103, PMID 6267462.
  3. ATR-16 Syndrome. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
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