Abenadar

Figur in der Passionsgeschichte des Jesus Christus

Abenadar (auch: Abenader) ist der Name eines römischen Hauptmannes, der gemäß den Betrachtungsvisionen der Augustinernonne und Mystikerin Anna Katharina Emmerick (1774–1824) eine Rolle in der Passion Christi gespielt haben soll. Seine historische Existenz ist nicht gesichert, in den kanonischen Evangelien wird er namentlich nicht erwähnt. Gleichwohl taucht sein Name in der neueren Kunst und bei Passionsspielen des Öfteren auf, so dass er den Status einer apokryphen außerbiblischen Gestalt erhalten hat.

Die Visionen Emmericks

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In den von Clemens Brentano niedergeschriebenen Betrachtungsvisionen der Anna Katharina Emmerick gehört Abenadar neben Cassius Longinus zu den beiden namentlich erwähnten römischen Soldaten. Abenadar sei von Geburt ein Araber gewesen, später, als Bekehrter, sei er dann auf den Namen Ctesiphon getauft worden. Der Trupp des Hauptmanns Abenadar löst während der Kreuzigung einen anderen Trupp ab. Abenadar verhindert, dass man den „guten“ Schächer Dismas, der die Spötter Jesu unter den gaffenden Zuschauern gemaßregelt hat, steinigt. Später gibt Abenadar Jesus zu trinken, indem er ihm einen mit Essig getränkten Schwamm reicht, der auf einem Isoprohr steckt (vgl. Joh 19,29). Beim Tod Jesu, als die Erde zu beben beginnt, kommt Abenadar zum Glauben und erkennt Jesus als Gottes Sohn an (vgl. Mt 27,54; Mk 15,39; Lk 23,47). Sogleich gibt er den Oberbefehl an seinen Unteroffizier Cassius Longinus ab. Später berichtet Abenadar dem Statthalter Pontius Pilatus vom Tod Jesu (vgl. Mk 15,44) und dem Erdbeben. Auch bei der Kreuzabnahme Jesu ist Abenadar zugegen.[1]

Literatur und Film

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Nicht selten haben Autoren und Filmemacher die Figur des Abenadar aus den Visionen Emmericks für ihre Werke übernommen. So spielt in Mel Gibsons Film The Passion of the Christ aus dem Jahr 2004 der italienische Schauspieler Fabio Sartor die Rolle des Abenadar. Er beaufsichtigt als Hauptmann die Kreuzigung Christi und wird gezeichnet als ein Offizier, der die Grausamkeit seiner Untergebenen missbilligt und von der Person Jesu tief beeindruckt ist. In seinem 1955 erschienenen Roman „Longinus der Zeuge“ nennt der Schriftsteller Louis de Wohl einen der agierenden Offiziere Abenadar. Ebenso wie Longinus bekehrt sich dieser nach den Ereignissen der Kreuzigung.[2] Die fiktive Lebensgeschichte des Abenadar schildert der britische Autor L.D. Alford in seiner 2008 erschienenen Novelle „Centurion“.

Abenadar und Stephaton

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In der christlichen Ikonografie hat der Schwammträger für gewöhnlich den Namen Stephaton.[3] Auffallend ist die Klangähnlichkeit der Namen Stephaton und Ctesiphon (Abenadars Name nach seiner Taufe), die beide aus dem Griechischen kommen. In den Legenden der christlichen Tradition verschmelzen manchmal die Gestalten des Hauptmannes und des Longinus.

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Einzelnachweise

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  1. Clemens Brentano: Die Passion – Nach den Betrachtungen der Anna Katharina Emmerick, Kevelaer 1951
  2. Louis de Wohl: Longinus der Zeuge, Walter, Olten 1955
  3. Leopold Kretzenbacher: Zum kaum noch bekannten Namen des Kreuzigungszeugen Stephaton. In: Österreichische Zeitschrift für Volkskunde. - N.S. Bd. 55 = 104 (2001), S. 1–22