Abstract

Fachbegriff der Wissenschaftspropädeutik

Unter dem englischen Begriff Abstract versteht man eine prägnante Zusammenfassung bzw. Inhaltsangabe, einen Abriss ohne Interpretation und Wertung einer wissenschaftlichen Arbeit, der die zentralen Inhalte der eigentlichen Veröffentlichung hinsichtlich Thematik, Methodik und Ergebnissen skizziert. Die DIN 1426 führt in deutscher Sprache den Begriff Kurzreferat an;[1] ebenfalls üblich ist der Terminus Kurzfassung.[2] Im Englischen wird teils auch der Begriff Summary synonym verwendet.[3]

Man unterscheidet das ersetzende, das informative und das indikative Abstract, sowie Autoren- und Fremdreferate.[4]

Allgemeine Merkmale

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  • Objektivität: Es soll sich jeder persönlichen Wertung enthalten.
  • Kürze: Es soll so kurz wie möglich sein.
  • Verständlichkeit: Es weist eine klare, nachvollziehbare Sprache und Struktur auf.
  • Vollständigkeit: Alle wesentlichen Sachverhalte sollen enthalten sein.
  • Genauigkeit: Es soll genau die Inhalte und die Meinung der Originalarbeit wiedergeben.[5]
  • Redundanzfreiheit: Wiederholungen sind zu vermeiden.
  • Fehlerfreiheit: Formfehler und inhaltliche Fehler sind zu vermeiden.[6]

Definition

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Die Definition des American National Standards Institute (ANSI) lautet:[7]

“An abstract is defined as an abbreviated accurate representation of the contents of a document.”

„Ein Abstract ist definiert als eine gekürzte präzise Darstellung des Inhalts eines Dokuments.“

Verwendung

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Abstracts können in vieler Hinsicht verwendet werden – zum Beispiel zur Feststellung von Relevanz: Es soll schnell und exakt zu erkennen sein, ob das Dokument für die Fragestellung relevant ist und der Leser das Originaldokument noch lesen muss. Weiterhin dient es zur Informationsgewinnung: Das Abstract soll die wesentlichen Informationen liefern, auch ohne dass das Originaldokument gelesen werden muss. Auch für Forschungsberichte und Ähnliches sind Abstracts nützlich: Sie können teilweise der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, falls dies beim Originaldokument nicht möglich ist.[8]

Soweit Abstracts im Volltext suchbar sind, erfüllen sie auch eine Zugangsfunktion. Abstracts enthalten meist wichtige Suchbegriffe und Schlüsselwörter, die dazu beitragen, dass das Dokument bei der Suche mit diesen Begriffen gefunden wird.[9]

Üblicherweise müssen wissenschaftliche Artikel ein Abstract enthalten, typischerweise von 100 bis 150 Wörtern, ohne Bilder und Literaturzitate und in einem Absatz. Bei Konferenzen wird in der Regel verlangt, ein Abstract einzureichen, damit das wissenschaftliche Organisationsteam entscheiden kann, welche der gewünschten Vorträge zugelassen werden. Diese Abstracts sind in der Regel etwas länger und können häufig Bilder, Literaturzitate auf bis zu zwei DIN-A4-Seiten enthalten.

Inhaltsbearbeitung

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  • Die Ausgangslage, Intentionen, Ziele, thematische Abgrenzung, (Hypo-)Thesen des Dokuments sind kurz zu benennen.
  • Gleiches gilt für die Ergebnisse und Schlussfolgerungen, wobei Vermutungen und Fakten klar getrennt sein müssen.
  • Der Bezug zu anderen Arbeiten sollte bibliografisch zitiert werden, wenn sie wichtiger Bestandteil sind (gilt nicht für Abstracts von wissenschaftlichen Artikeln).
  • Die Untersuchungsmethoden und -techniken sowie Betrachtungsweisen sind zu benennen, jedoch nur so, wie es für das Verständnis notwendig ist.

Darstellung

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Das Abstract sollte immer am Anfang des Originaldokuments stehen. Die bibliografischen Angaben zum Dokument sollten unmittelbar nach dem Abstract folgen. Die Länge sollte vom Inhalt und nicht von der Dokumentenlänge abhängen.

Grenzformen des Abstracts

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Das „ersetzende“ Referat soll das Lesen des Originaldokumentes ersparen und stellt eine Komprimierung des Originaldokumentes dar.

Das „kritische“ Referat ist eine explizite Stellungnahme und kann beispielsweise bei Informationsdiensten oder Nachrichtendiensten eingesetzt werden, die sich an bestimmte Personenkreise wenden.

Siehe auch

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Quellenangabe

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  • DIN, Deutsches Institut für Normung: Präsentationstechnik für Dissertationen und wissenschaftliche Arbeit, DIN-Norm. 2. Auflage. Beuth, Berlin/Wien/Zürich 2000, ISBN 3-410-14816-7.
  • Wolfgang G. Stock, Mechtild Stock: Wissensrepräsentation. Informationen auswerten und bereitstellen. Oldenbourg, München 2008, ISBN 978-3-486-58439-4.
  • Birgit Huemer, Markus Rheindorf, Helmut Gruber: Abstract, Exposé und Förderantrag: Eine Schreibanleitung für Studierende und junge Forschende. (= Uni-Taschenbücher. UTB Band 3762). Böhlau/UTB, Wien/Köln/Weimar/Stuttgart 2012, ISBN 978-3-8252-3762-2.
  • John M. Swales, Christine B. Feak: Abstracts and the Writing of Abstracts. (= Michigan Series in English for Academic & Professional Purposes). University of Michigan Press, 2009, ISBN 978-0-472-03335-5.
  • Ana D. Cleveland, Donald B. Cleveland: Introduction to Indexing and Abstracting. 4. Auflage. Libraries Unlimited, 2013, ISBN 978-1-59884-976-9.
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Einzelnachweise

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  1. DIN 1426 (Fassung vom Oktober 1988). Abgerufen am 5. April 2020.
  2. Wolfgang Lück und Michael Henke, Technik des wissenschaftlichen Arbeitens, München: Oldenbourg Wissensch.Vlg, 2014. ISBN 978-3-486-85006-2
  3. Gary Blake und Robert W. Bly, The Elements of Technical Writing, pg. 117. New York: Macmillan Publishers, 1993. ISBN 0-02-013085-6
  4. Jutta Bertram: Einführung in die inhaltliche Erschließung. Ergon, Würzburg, S. 54–55.
  5. Wolfgang G. Stock und Mechtild Stock: Wissensrepräsentation: Informationen auswerten und bereitstellen. Hrsg.: Walter de Gruyter. 2008, ISBN 978-3-486-58439-4, S. 382.
  6. Jutta Bertram: Einführung in die inhaltliche Erschließung. Ergon, Würzburg 2005, S. 52.
  7. IEEE: American National standard for writing abstracts. In: IEEE Transactions on Professional Communication. IEEE, 1. Dezember 1977, abgerufen am 11. August 2020 (englisch).
  8. Universität Hohenheim: Abstract: Humboldt reloaded. Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 20. Mai 2020.@1@2Vorlage:Toter Link/humboldt-reloaded.uni-hohenheim.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Jutta Bertram: Einführung in die inhaltliche Erschließung. Ergon, Würzburg 2005, S. 53.