Absturz einer Cessna 425 in den Bodensee

Cessna 425 in den Bodensee stürtzte als sie St. Gallen-Altenrhein anflog

Beim Absturz einer Cessna 425 in den Bodensee am 24. Januar 1994 starben fünf Menschen. Die Chartermaschine stürzte beim Landeanflug auf St. Gallen-Altenrhein in den Bodensee. Der Absturz ist bemerkenswert durch die angebliche Verstrickung der Passagiere in den Waffenhandel.[1]

Absturz einer Cessna 425 in den Bodensee

Eine Cessna 425 ähnlich dem verunfallten Flugzeug

Unfall-Zusammenfassung
Unfallart Absturz
Ort Bodensee
Datum 24. Januar 1994
Todesopfer 5
Überlebende 0 (2 vermisst)
Luftfahrzeug
Luftfahrzeugtyp Cessna 425
Betreiber Aerowest Flug Center Braunschweig
Kennzeichen D-IEFW
Abflughafen Flughafen Prag-Ruzyně
Zielflughafen Flugplatz St. Gallen-Altenrhein
Passagiere 4
Besatzung 1
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen

Hintergrund

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An Bord der Cessna 425 waren der Pilot Rudi Wierschem, der Berliner Geschäftsmann Josef Rimmele, der ehemalige DTSB-Präsident Klaus Eichler[2], zwei Bardamen sowie ein Hund. Rimmele und Eichler charterten die Maschine für einen Flug von Prag nach Paris mit Zwischenstopp in Altenrhein. Gegen Rimmele lag in Deutschland ein Haftbefehl wegen Baubetrugs und Steuerdelikten vor. Beide Geschäftsmänner standen unter Beobachtung der Polizei aufgrund ihrer Verstrickung in den Handel mit Waffen und radioaktivem Material.[1][3]

 
Absturz einer Cessna 425 in den Bodensee (Kanton St. Gallen)
Absturzstelle
Flugplatz Altenrhein
St. Gallen
Bodensee
Österreich
Deutschland
Ungefähre Absturzstelle

Am 24. Januar befand sich das Flugzeug im Landeanflug auf den Flugplatz von Altenrhein. Nachdem die Maschine vom Radarschirm verschwunden war, wurde sofort eine Rettungsaktion veranlasst. Aufgrund der widrigen Wetterumstände konnte in den ersten beiden Tagen nur eingeschränkt nach der Maschine und den Insassen gesucht werden, an den beiden Folgetagen musste die Suche wegen starker Winde ganz eingestellt werden. Erst eine gute Woche nach dem Absturz wurde die Maschine geortet. Bei der Suche kam ein Tauchroboter zum Einsatz. Die Maschine wurde am 8. Februar 1994 von dem bemannten Forschungstauchboot Jago aus 159 Meter Tiefe geborgen.[3][4] Trotz intensiver Suche wurden nur die Leichen von drei der fünf Insassen gefunden: Der Pilot, eine der beiden Frauen und der Hund blieben verschollen. Gemäss den zuständigen Behörden hatten die Insassen im kalten Wasser keine Überlebenschancen.

Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass die Landeklappen vollständig eingefahren waren. Dies sei unüblich bei einer geplanten Landung oder bevorstehenden Notwasserung. Die Staatsanwaltschaft ging daher von einem Pilotenfehler aus.[5][6]

Die mit der Untersuchung betraute deutsche Flugunfalluntersuchungsstelle erstellte keinen Unfallbericht.[7]

Schmuggelverdacht

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Rimmele und Eichler standen bereits zuvor unter Beobachtung der Polizei in Deutschland und der Schweiz. Sie hatten Kontakte zu Waffenhändlern in Riga, Lettland und zu einem Zwischenhändler in Liechtenstein, der den Geheimdiensten bekannt war. Ende 1993 wurde Eichler von seinen litauischen Partnern aufgrund eines Zahlungsstreits gefangen gehalten. Rimmele organisierte mit ehemaligen Personenschützern der DDR-Führung eine Befreiungsaktion. In der Folge wurden Reisetätigkeiten zwischen Riga, Prag, der Schweiz, Paris und China beobachtet.[1][3]

Die Biografie der beiden Berliner Geschäftsleute veranlasste die Behörden zu dem Verdacht, dass die Maschine radioaktives Material befördert haben könnte. Nach der Bergung stellte sich dies als unzutreffend heraus. Jedoch bestand in der Öffentlichkeit Sorge, da der Bodensee ein Trinkwasserspeicher ist und der Rhein mehrere Millionen Menschen mit Trinkwasser versorgt. Es gab Berichte über eine Verbindung zwischen osteuropäischen Waffenlieferanten und chinesischen Käufern sowie über einen bevorstehenden Geschäftsabschluss.[8][9][10]

Medienecho

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Das Medienecho war ungewöhnlich für den Absturz eines Kleinflugzeugs und entsprach dem eines Grossereignisses. Nach Angaben der Schweizer Polizei waren über 100 Pressevertreter anwesend, um über die Suche, Bergung und Situation vor Ort zu berichten. Die deutsche Bild-Zeitung titelte «Atomhändler der Russenmafia» und spekulierte über «70 Kilo Atom im Bodensee?». Da die Beteiligten zuvor durch den Schmuggel des nicht radioaktiven Cäsium-133 bekannt geworden waren, hat eine mögliche Verwechselung mit dem strahlenden Cäsium-137 zu diesem Medienecho geführt.[11]

Es wurden weitere Vermutungen angestellt, dass die Beteiligten den Unfall absichtlich herbeigeführt hätten, um sich einer Strafverfolgung zu entziehen.[12] Der Fund von drei der fünf Insassen widerlegte diese Spekulationen.[5][6]

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Einzelnachweise

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  1. a b c Atomzünder an Bord? In: Focus Online. (focus.de [abgerufen am 9. Oktober 2017]).
  2. Redaktion neues deutschland: Klaus Eichlers Absturz (neues deutschland). Abgerufen am 6. Januar 2021.
  3. a b c Da geht jeder in die Knie. In: Der Spiegel. Band 6, 7. Februar 1994 (spiegel.de [abgerufen am 9. Oktober 2017]).
  4. Keine Verstrahlung. In: Neues Deutschland. (nd-aktuell.de [abgerufen am 12. Oktober 2017]).
  5. a b sda/lehs: 20 Jahre nach dem Cessna-Absturz: Ein einmaliger Bodensee-Krimi. In: Schweizer Radio und Fernsehen (SRF). (srf.ch [abgerufen am 9. Oktober 2017]).
  6. a b „So um Gottes willen nicht“. In: Der Spiegel. Band 7, 14. Februar 1994 (spiegel.de [abgerufen am 9. Oktober 2017]).
  7. Aktenzeichen 3x016-94
  8. Plane is lifted from lake, but mystery remains. In: DeseretNews.com. 14. Februar 1994 (deseretnews.com [abgerufen am 9. Oktober 2017]).
  9. „Caesium plane“ found in Swiss lake. In: The Independent. 3. Februar 1994 (independent.co.uk [abgerufen am 9. Oktober 2017]).
  10. Focus Online: Schräge Vögel. In: FOCUS Online. (focus.de [abgerufen am 12. Oktober 2017]).
  11. Nuclear fears add to plane mystery. In: The Independent. 11. Februar 1994 (independent.co.uk [abgerufen am 12. Oktober 2017]).
  12. Lutz Sehnedelbach: Identität der Flugzeug-Insassen nicht geklärt / Mysteriöser Anruf in der Redaktion Cessna-Pilot versuchte klassische «Notwasserung»: Erfolglose Suche nach den Passagieren. In: Berliner Zeitung. (berliner-zeitung.de [abgerufen am 12. Oktober 2017]).