Accidenzmaschine
Als Accidenzmaschine bezeichnet man verschiedene Arten von Pressen, die für den Druck von Accidenzen in der Buchdruckerei oder Zeitungsdruckerei verwendet wird. Mit ihr wurden vor allem Einzeldrucksachen, Gelegenheitsdrucksachen und Geschäftsdrucksachen erstellt, die sogenannte Accidenzschriften verwenden und nur in kleiner Auflage benötigt werden.[1] Die Accidenzmaschinen waren besonders klein und lösten die Handpressen ab.[2][3] Sie wurden auch als Schnellpresse bezeichnet.[4] Für den Accidenzdruck gab es speziell ausgebildete Accidenzdrucker oder Accidenzenschriftsetzer. Für die einfache und billige Herstellung von Accidenzen wurde später die leistungsfähige amerikanische Tiegeldruckschnellpresse eingeführt.[5] Der Offsetdruck löste die Verwendung von Accidenzmaschinen ab.[1]
Verwendung und Funktionsweise
BearbeitenAccidenzmaschinen wurden weniger im Buch- oder Zeitungsdruck selbst verwendet, sondern hauptsächlich für Druck für Industrie, Handel und das gesellschaftliche Leben eingesetzt. Hierbei wurden vor allem Wertpapiere, Aktien, Rechnungsformulare, Tabellen, Preiskurante, Zirkulare, Programme und auch Etiketten mit allerlei Zierschriften gedruckt.[6] Mit den schnellen und kleinen Accidenzmaschinen sollte der Kleinbetrieb gefördert und die langsamen Handpressen abgelöst werden.[7]
Die Funktionsweise ist mit der der Schnellpresse identisch. Die Accidenztypos wurden für jeden Druck extra einzeln hergestellt und in sogenannte Accidenzzimmer gesetzt.[8]
Für Accidenzen ist der Druck mit unangefeuchtetem Papier üblich. Man spricht dabei auch vom Trockendruck.[9] Es wird schnell trocknende Farbe verwendet.
Hersteller und Modelle
Bearbeiten- Zylindertretschnellpresse: Der zur Seite stehende Bogeneinleger bewegt sich gleichzeitig mit dem dort angebrachten Tritthebel.[10]
- Die Gally: nach dem Erfinder benannte Accidenzmaschine[11]
- Der Invictus: Name einer Art Accidenzmaschine[11]
- Die Jobberpresse [dschob^]: eine Art Accidenzmaschine[11]
- Die Liberty [li'b'rti]: Name einer Art Accidenzmaschine mit schwingendem Tiegel (1857 in Amerika erfunden von dem am 23. März 1815 in Hannover geborenen Fr. Otto Degener).[11]
- Die Uliput: Name einer Art Accidenzmaschine[11]
- Die Perlpresse: eine Art Accidenzmaschine. Die Perl ist eine Schrift auf einem Kegel von 2 Viertelpetit.[11]
- Die Bood’sche Accidenzmaschine, „Little Favourite“ genannt[12]
- Die Wood’sche Accidenzmaschine[13]
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ a b Wolfgang Beinert www.typolexikon.de, 8. Januar 2015, abgerufen am 17. März 2015
- ↑ RetroBib – Nachschlagewerke zum Ende des 19. Jh.: Meyers Konversationslexikon, Band 13 S. 332, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, vierte Auflage, 1885–1892
- ↑ RetroBib – Nachschlagewerke zum Ende des 19. Jh.: Meyers Konversationslexikon, Band 14 S. 585, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, vierte Auflage, 1885–1892
- ↑ RetroBib – Nachschlagewerke zum Ende des 19. Jh.: Brockhaus‘ Konversationslexikon, Band 1 S. 91, F.A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896
- ↑ RetroBib – Nachschlagewerke zum Ende des 19. Jh.: Brockhaus‘ Konversationslexikon, Band 14 S. 564, F.A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896
- ↑ RetroBib – Nachschlagewerke zum Ende des 19. Jh.: Meyers Konversationslexikon, Band 1 S. 78, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, vierte Auflage, 1885–1892
- ↑ Schnellpressen ( vom 2. April 2015 im Internet Archive), abgerufen am 17. März 2015
- ↑ Accidenz Wörterbuch der Buchdrucker und Schriftgiesser, von Linus Irmisch, Braunschweig 1901, Selbstverlag des Verfassers, Im Buchhandel bei George Westermann, digitalisiert von Google 3. Juli 2007 vom Original der Universität von Michigan
- ↑ Trockenboden Wörterbuch der Buchdrucker und Schriftgiesser, von Linus Irmisch, Braunschweig 1901, Selbstverlag des Verfassers, Im Buchhandel bei George Westermann, digitalisiert von Google 3. Juli 2007 vom Original der Universität von Michigan
- ↑ RetroBib – Nachschlagewerke zum Ende des 19. Jh.: Brockhaus‘ Konversationslexikon, Band 14 S. 564, F.A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894–1896
- ↑ a b c d e f Wörterbuch der Buchdrucker und Schriftgiesser, von Linus Irmisch, Braunschweig 1901, Selbstverlag des Verfassers, Im Buchhandel bei George Westermann, digitalisiert von Google 3. Juli 2007 vom Original der Universität von Michigan
- ↑ Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik, S. 151 A. Waldow (eingeschränkte Vorschau)
- ↑ Archiv für Buchgewerbe und Gebrauchsgraphik, S. 150 A. Waldow (eingeschränkte Vorschau)