Das ActIv-Projekt (Activate Individuals)[1] ist ein fach- und einrichtungsübergreifendes Verbundforschungsprojekt von (Reha-)Kliniken, (Arzt-)Praxen, Unternehmen und Forschungseinrichtungen unter Leitung der Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie der Deutschen Sporthochschule Köln. Im Mittelpunkt stehen Motive, Attraktoren und Barrieren für einen gesunden Lebensstil.

Hintergrund

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Weit verbreitete gesundheitsschädliche Lebensgewohnheiten, wie Bewegungsmangel, Suchtverhalten und unausgewogene Ernährung, beeinträchtigen Wohlbefinden, Belastbarkeit sowie Leistungsfähigkeit und sind Hauptrisikofaktoren für nicht übertragbare Krankheiten[2][3] Präventionsmaßnahmen, die Betroffene dazu motivieren und befähigen, einen gesunden Lebensstil zu etablieren bzw. aufrechtzuerhalten (Adhärenz), gewinnen daher zunehmend an Bedeutung.[4][5][6]

Projektbeschreibung

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Im ActIv-Projekt werden gesunderhaltende und krankmachende Faktoren (Salutogenese und Pathogenese) im Kontext unterschiedlicher Lebenssituationen, Alltagsgewohnheiten und Einstellungen untersucht. Datengrundlage des als Quer- und Längsschnittstudie angelegten Projekts sind eine modularisierte Online-Befragung, zielgruppenspezifische Befragungen, u. a. in (Rehabilitations-)Kliniken, (Arzt-)Praxen, Sportverbänden und Unternehmen sowie objektive Messungen, z. B. von medizinischen und anthropometrischen Merkmalen. Auf diese Weise können Prädiktoren für die Empfänglichkeit verschiedener Zielgruppen für gesundheitsfördernde und leistungssteigernde Präventionsmaßnahmen ermittelt werden. Die Teilnehmenden erhalten eine Rückmeldung über ihre individuellen Gesundheitsressourcen und -risikofaktoren um sie für die Bedeutung des eigenen Lebensstils zu sensibilisieren.[1][7] Zusätzlich werden weiterführende Informationen zu gesundheitsrelevanten Themen und zu regionaler ärztlicher Versorgung zur Verfügung gestellt.

Historie

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Die Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie der Deutschen Sporthochschule Köln untersucht seit 2004 die Zusammenhänge zwischen Alter, Geschlecht, Lebensstilfaktoren, Gesundheit und körperlicher Leistungsfähigkeit. Für die überwiegend querschnittlichen Analysen werden Daten aus Fitness-/ Gesundheits-Checks, Leistungsdiagnostiken, Tätigkeitsanalysen und Befragungen miteinander verknüpft.

Fit-fürs-Leben-Studie

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In der 2004 gestarteten „Fit-fürs-Leben“-Studie wurden Befragungsdaten sowie anthropometrische und leistungsphysiologische Daten von über 20.000 Personen im Alter von 6 bis 25 Jahren erhoben.[8][9][10] Die 24-25-jährigen Studienteilnehmer befanden sich auf dem körperlichen Leistungsniveau der 14-15-Jährigen.[11] Zwei Drittel der untersuchten Erwachsenen wiesen mindestens einen der betrachteten Risikofaktoren (Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen) für kardiovaskuläre Erkrankungen auf.[12]

Bleib-gesund-und-werde-fit-Studie

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In der Folgestudie „Bleib-gesund-und-werde-fit“ wurden gesundheits- und leistungsrelevante Daten von sportlich Aktiven im Rahmen einer Online-Befragung (> 200.000 Teilnahmen) erhoben, die eine persönliche Gesundheitsrückmeldung umfasste. Aus dieser Studie, die gemeinsam mit German Road Races e.V. durchgeführt wurde, ging u. a. hervor, dass Sport-Neueinsteiger oder -Wiedereinsteiger sportärztliche Vorsorgeuntersuchungen deutlich seltener nutzen als dauerhaft sportlich Aktive.[13][14][15][16]

PACE (Performance - Age - Competition – Exercise)-Studie

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Im Rahmen der 2010 veröffentlichten PACE-Studie wurden mehr als 900.000 Laufzeiten sowie Befragungsdaten von Marathon- bzw. Halbmarathonteilnehmern im Alter von 20 bis 79 Jahren analysiert. Vor dem 55. Lebensjahr zeigten sich keine signifikanten Leistungseinbußen in der ausdauertrainierten Stichprobe.[17][18][19][20][21]

Aus den drei zuvor genannten Studien wurde das ActIv-Projekt weiterentwickelt.[22] Dies umfasst u. a. die Untersuchung von sportlich aktiven und inaktiven Bevölkerungsgruppen, die Anwendung eines quer- und längsschnittlichen Studiendesigns und die Modularisierung des Befragungssystems.

Kern des ActIv-Projekts ist eine bundesweite Online-Befragung. Darüber hinaus ermöglicht das modulare Befragungssystem setting-spezifische Erhebungen. Dafür liegen Befragungsvarianten für Gesundheitseinrichtungen (z. B. Rehabilitationskliniken, Arztpraxen), Städte und Gemeinden, Unternehmen sowie Vereine und Verbände (z. B. im Bereich Sport) vor. Je nach Setting, werden die subjektiven Befragungsdaten zusätzlich mit objektiven Messdaten, z. B. zu medizinischen oder anthropometrischen Merkmalen, verknüpft. Die Teilnehmenden können wiederholt untersucht werden, so dass eine Längsschnittbetrachtung der erfassten Variablen möglich ist. Ziel des Projekts ist die Bestimmung von Prädiktoren für die Etablierung bzw. Aufrechterhaltung eines gesunden Lebensstils. Im Rahmen der setting-spezifischen Befragungen werden außerdem Wirksamkeitsanalysen, z. B. zu Rehabilitationsmaßnahmen oder zu Maßnahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements, durchgeführt.[1][23][24] Mit dem Projektast „ActIv-Uni“ werden Angaben zur Gesundheit, Lebensstil und Belastungen an deutschen Hochschulen von Studierenden und Mitarbeitenden erhoben.[25][26]

Literatur

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  • D. Leyk, O. M. Erley, D. Ridder u. a.: Age-related changes in marathon and half-marathon performances. In: Int J Sports Med. Band 28, Nr. 6, 2007, S. 513–7. doi:10.1055/s-2006-924658
  • D. Leyk, M. Wunderlich, H. Rösch, S. Lackmann, A. Sievert, T. Rüther: Der Marathon als leistungsphysiologisches und präventivmedizinisches Untersuchungsmodell: 10-Jahres-Analysen des Ford-Köln-Marathon - ein Beitrag aus der PACE-Studie. In: Präv Gesundheitsf. Band 3, Nr. 4, 2008, S. 253–258. doi:10.1007/s11553-008-0138-9
  • D. Leyk, T. Rüther, M. Wunderlich u. a.: Leistungsfähigkeit im mittleren und höheren Lebensalter: Gute Nachrichten für eine inaktive und alternde Gesellschaft. In: Dtsch Ärztebl. Band 107, Nr. 46, 2010, S. 809–816. doi:10.3238/arztebl.2010.0809
  • D. Leyk, T. Rüther, A. Witzki u. a.: Körperliche Leistung, Gewichtsstatus, Raucherquote und Sporthäufigkeit von jungen Erwachsenen. In: Dtsch Ärztebl. Band 109, Nr. 44, 2012, S. 737–745. doi:10.3238/arztebl.2012.0737
  • D. Leyk, A. Sievert: The effect of training on performance and health in middle age. In: Herz. Band 37, Nr. 5, 2012, S. 493–498. doi:10.1007/s00059-012-3634-9.
  • T. Rüther, A. Mödl, A. Sievert, D. Leyk: Jung, gesund und Fit-fürs-Leben? Lifestyle und Leistungsfähigkeit im Kontext von Bildung und Beruf. In: IMPULSE-Das Wissenschaftsmagazin der Deutschen Sporthochschule Köln. Band 2013, Nr. 1, 2013, S. 19–23.
  • D. Leyk, T. Rüther, M. Wunderlich u. a.: Sportaktivität, Übergewichtsprävalenz und Risikofaktoren. Querschnittstudie mit mehr als 12.500 Teilnehmern im Alter von 16 bis 25 Jahren. In: Dtsch Ärztebl. Band 105, Nr. 46, 2008, S. 793–800. doi:10.3238/arztebl.2008.0793
  • D. Leyk, T. Rüther, A. Witzki, R. Schomaker, H. Löllgen: Training and motives of 50–65 year old male sport newcomers: Results of a nationwide survey of endurance runners. In: J Sci Med Sport. Band 20, Supplement 2, 2017, S. S33. doi:10.1016/j.jsams.2017.09.072
  • D. Leyk, N. Hartmann, K. Nestler u. a.: Physical activity, health perception, barriers to exercise in adult non-athletes and athletes-Influence of sport during youth. In: European College of Sport Science (ECSS) (Hrsg.): 24th Annual Congress of the European College of Sport Science. Book of Abstracts. European College of Sport Science, Prag 2019, S. 62–63.
  • T. Rüther, N. Hartmann, A. Sievert, R. Schomaker, H. Löllgen, D. Leyk: Running training habits and body weight – epidemiologic survey of sport newcomers aged 30 to 60 years. In: European College of Sport Science (ECSS) (Hrsg.): Book of Abstracts of the 25th Annual Congress of the European College of Sport Science – 28th – 30th October 2020. Sportools, Köln 2020, ISBN 978-3-9818414-3-5, 362.
  • D. Leyk: Ausgewählte Fakten zur öffentlichen Anhörung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages am 27.01.2021 Thema „Schmerzmittelkonsum im Sport und in der Gesellschaft“. Berlin. bundestag.de (PDF; 2,6 MB) abgerufen am 4. Februar 2021.
  • T. Rüther, N. Hartmann, A. Sievert, R. Schomaker, H. Löllgen, D. Leyk: The ActIv-Project: Self-rated exercise intensity of 86.514 female and male runners aged 18-64 yrs. In: European College of Sport Science (ECSS) (Hrsg.): ECSS Virtual Congress 2021: Book of Abstracts of the 26th Annual Congress of the European College of Sport Science 2021; S. 227. (Poster (PDF; 0,4 MB) Abstract (PDF; 0,3 MB) abgerufen am 6. Oktober 2021)
  • D. Leyk: Activate Individuals: Nicht-Sportler erreichen und Sportler motivieren. Vortrag im Rahmen der FIBO 2022 07.-10. April 2022 in Köln. (Pressebericht)
  • K. Küper, A. Dahmen, P. Becker, S. Schramm, T. Rüther, D. Leyk: Patientenerwartungen in der orthopädischen Rehabilitation: Einfluss von psychischen, lebensstilbezogenen und erkrankungsabhängigen Merkmalen bei 50-60-jährigen Frauen. In: Deutsche Gesellschaft für Rehabilitationswissenschaften e. V. (Hrsg.): 31. Reha-Kolloquium 2022. Rehabilitation: Neue Wege, neue Chance, Münster, 2022.

Einzelnachweise

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  1. a b c Das ActIv-Projekt. Forschungsgruppe Leistungsepidemiologie, Deutsche Sporthochschule Köln, abgerufen am 12. Februar 2021.
  2. Weltgesundheitsorganisation (Hrsg.): Aktionsplan zur Umsetzung der Europäischen Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten (2012–2016). WHO, Kopenhagen 2012, ISBN 978-92-890-0271-4.
  3. WHO gibt neue Aktivitätsempfehlungen heraus – „für die Gesundheit zählt jede Bewegung“. In: Deutsches Ärzteblatt. 26. November 2020, abgerufen am 16. Februar 2021.
  4. Gesund bleiben: Prävention und Gesundheitsförderung. Abgerufen am 16. Februar 2021.
  5. Nichtübertragbare Krankheiten: Prävention könnte einfach sein. In: Deutsches Ärzteblatt. 3. Mai 2019, abgerufen am 16. Februar 2021.
  6. Nichtübertragbare Krankheiten: Der Stellenwert der Prävention in der Politik. In: Deutsches Ärzteblatt. 22. September 2017, abgerufen am 16. Februar 2021.
  7. C. C. DiClemente, A. S. Marinilli, M. Singh, L. E. Bellino: The role of feedback in the process of health behavior change. In: American Journal of Health Behavior. Band 25, Nr. 3, Mai 2001, ISSN 1087-3244, S. 217–227, doi:10.5993/ajhb.25.3.8, PMID 11322620.
  8. Dick und unbeweglich. In: n-tv. Abgerufen am 16. Februar 2021.
  9. Junge Berufseinsteiger: dick, unbeweglich und wenig belastbar / Politik & Gesellschaft / News / sanobene - Gesundheit fühlen! Ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 16. Februar 2021.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sanobene.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Yuriko Wahl: Studie: Viele Berufseinsteiger sind dick und unbeweglich. 16. Dezember 2008, abgerufen am 16. Februar 2021.
  11. Dieter Leyk, Thomas Rüther, Alexander Witzki, Alexander Sievert, Anne Moedl: Physical Fitness, Weight, Smoking, and Exercise Patterns in Young Adults. In: Deutsches Aerzteblatt Online. 2. November 2012, ISSN 1866-0452, doi:10.3238/arztebl.2012.0737, PMID 23189107.
  12. RKI - Themenschwerpunkt Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Abgerufen am 16. Februar 2021.
  13. Thomas Rüther, Alexander Witzki, Ralf Schomaker, Herbert Lällgen, Ulrich Rohde, Dieter Leyk: Konsum von NEM und Schmerzmitteln bei Läufern – Ergebnisse des „Bleib-gesund-und-werde-fit“-Surveys. Abstract zum Deutschen Olympischen Sportärztekongress Nr. 238 Sitzung AV-11 (26.05.2018; 13.15- 14.45 Uhr). In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. Band 69, Nr. 5, 2018, S. 179.
  14. Schmerzmittel: Missbrauch auch im Breitensport. In: Deutsches Ärzteblatt. 20. Juli 2020, abgerufen am 16. Februar 2021.
  15. Nadine Hartmann, Alexander Witzki, Ulrich Rohde, Thomas Rüther, Eva Keller, Dieter Leyk: Bewegung, Einstellung und Gesundheitsempfinden von Erwachsenen – Bedeutung von Sport in der Jugend. In: Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin. Band 69, Nr. 5, 2018, S. 160.
  16. Nadine Hartmann, Alexander Witzki, Kai Nestler, Ulrich Rohde, Dieter Leyk: Sport biography, exercise and subjective health status of middle agers. In: Journal of Science and Medicine in Sport. Band 20, November 2017, S. S35, doi:10.1016/j.jsams.2017.09.105 (elsevier.com [abgerufen am 16. Februar 2021]).
  17. Ulf Ringer: Ab 30 geht’s nur noch bergab. Hrsg.: Laufzeit. 2011, S. 8–13.
  18. Christie Aschwanden: Age matters. In: Runners World USA. Band 2009, Nr. 2, 2009, S. 65–102.
  19. Frank Schäfer: Nicht Alter, sondern Training zählt. In: Neue Apotheken Illustrierte. Band 2011, Nr. 4, 1. April 2011, S. 30–31.
  20. Lucia Schmidt: -?-. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Band 2016, Nr. 41, 16. Oktober 2016, S. 22.
  21. Henning Lenertz: Wer schneller läuft, wird langsamer alt. In: Men’s Health. Band 2015, Nr. 09, 2015, S. 36–46.
  22. Lukas Stern: Deutscher Bundestag - Schmerzmittelkonsum: Experten setzen auf Aufklärung und Präventio... Abgerufen am 16. Februar 2021.
  23. Exercise is Medicine Days: FIBO setzt sich gegen Bewegungsmangel ein. Abgerufen am 22. Juni 2022.
  24. Dieter Leyk: Health, performance ratings and approachability of middle-aged sedentary adults (Activ-Study): Key insights for health economy and exercise promotion. In: Media. Medica, 16. November 2022, abgerufen am 12. Januar 2023 (englisch).
  25. Universität Koblenz beteiligt sich an bundesweiter Gesundheitserhebung. In: Universität Koblenz Landau. Universität Koblenz Landau, 29. Juni 2022, abgerufen am 12. Januar 2023.
  26. Bewegung und Sport: Elixier des Lebens. Abgerufen am 22. Januar 2023.