Advanzia Bank

Direktbank aus Luxemburg

Die Advanzia Bank mit Hauptsitz in Munsbach ist eine europäische Direktbank. Das Unternehmen ist seit seiner Gründung im Jahr 2005 in Luxemburg ansässig und unterliegt der dortigen Bankenaufsicht.[2] Die Advanzia Bank betreut Privat- und Geschäftskunden.[3] Das Unternehmen zählt zu den größten Marktteilnehmern im Kreditkartenbereich.[4]

  Advanzia Bank S.A.
Logo
Staat Luxemburg Luxemburg
Sitz Munsbach
Rechtsform Société Anonyme
BIC ADVZLULLXXX[1]
Gründung 2005
Website www.advanzia.com
Geschäftsdaten 2020
Bilanzsumme 2,6 Mrd. Euro
Mitarbeiter 204
Leitung
Unternehmensleitung Nishant Fafalia (CEO)
Kaj Larsen
Patrick Thilges
Sitz der Bank in Munsbach

Geschichte

Bearbeiten

Gründung und Wachstum

Bearbeiten

Die Advanzia Bank wurde 2005 in Luxemburg gegründet und erhielt im selben Jahre eine Banklizenz von der Finanzaufsicht Luxemburgs.[5] Erst 2006 nahm sie ihren operativen Geschäftsbetrieb auf. Im selben Jahr trat die Advanzia Bank in den deutschen Markt ein.[6][7] Dies wurde als weiteres Beispiel für den zunehmenden Wettbewerb in- und ausländischer Kreditinstitute gewertet.[8]

Die Advanzia Bank arbeitete von Beginn an als Direktbank ohne Filialen. Sie konzentrierte sich dabei auf zwei Produkte:[9] eine gebührenfreie Kreditkarte und ein Tagesgeldkonto zur Geldanlage mit vergleichsweise hoher Verzinsung.[10][11] Beide Angebote erfuhren eine breite Rezeption in den Medien. Die globale Finanzkrise ab 2007 überstand die Bank ohne größere Probleme. Für das Geschäftsjahr 2009 wies die Advanzia Bank erstmals einen Gewinn aus.[12]

Internationalisierung

Bearbeiten

In den 2010er Jahren forcierte die Advanzia Bank die weitere Internationalisierung ihres Geschäfts auf Grundlage der europäischen Fernabsatzfinanzdienstleistungsrichtlinie, also ohne Niederlassung in den Zielmärkten.[13] 2012 wurde sie in Frankreich aktiv, 2015 auch in Österreich und 2019 zusätzlich in Spanien. 2018/2019 übernahm die Advanzia Bank die Kreditkartenlösungen der schwedischen Catella Bank.[14] Gemessen an der Anzahl ausgegebener Kreditkarten und dem verwalteten Anlagevermögen befindet sich der Schwerpunkt bis heute im deutschsprachigen Raum.[3]

Aktuellere Entwicklungen

Bearbeiten

Seit 2020 unterstützt die gebührenfreie Kreditkarte der Advanzia Bank das mobile Bezahlen, unter anderem über Google Pay.[15] Mittlerweile gibt die Bank nicht nur Kreditkarten von Mastercard heraus, sondern besitzt auch eine entsprechende Lizenz des Konkurrenten Visa.[16]

Unternehmensstruktur

Bearbeiten

Rechtsform, Zweck

Bearbeiten

Die Advanzia Bank firmiert als Société Anonyme (S.A.), eine Aktiengesellschaft nach luxemburgischem Recht. Der Unternehmensgegenstand erstreckt sich auf die Ausübung von Bankgeschäften, insbesondere die Ausgabe von Kreditkarten, die Gewährung von Darlehen an Inhaber von Kreditkarten sowie die Entgegennahme von Bareinlagen.[17]

Regulierung

Bearbeiten

Das Unternehmen wird von der luxemburgischen Aufsichtskommission des Finanzsektors (Commission de Surveillance du Secteur Financier, CSSF) beaufsichtigt. Die Advanzia Bank ist Mitglied des luxemburgischen Einlagensicherungssystems (Fonds de Garantie des Dépôts Luxembourg, FGDL), der Einlagen von Privatkunden bis zur Höhe von 100.000 Euro garantiert.[18]

Aktionäre

Bearbeiten

Die Advanzia Bank befindet sich im Eigentum privater Investoren. Die norwegische Kistefos Group besitzt seit 2006 rund 60 % und damit die Mehrheit der Anteile. Sie konsolidiert das Unternehmen in ihrer Bilanz.[19] Bengt Arve Rem, Chief Executive Officer der Kistefos Group, ist Vorsitzender des Verwaltungsrats der Advanzia Bank.[17]

Geschäftsleitung

Bearbeiten

Die Geschäftsleitung der Advanzia Bank besteht aus Nishant Fafalia (Chief Executive Officer, CEO), Kaj Larsen (General Counsel) und Patrick Thilges (Chief Financial Officer, CFO).[20]

Die Advanzia Bank steht aufgrund überhöhter Zinsen ihrer als gebührenfrei beworbenen Kreditkarte in der Kritik.[21] Diese Zinsen fallen bei Verfügungen außerhalb des kostenfreien Zahlungsziels an.[22][23] Der Teilkredit selbst ist aber optional.[24] Verbraucherschützer warnen generell vor der „Revolving Credit Card nach US-Vorbild“, da sie einen Weg in die Schuldenfalle darstellen kann.[25]

Außerdem kritisieren deutsche Verbraucherschützer die Vertriebsmethoden des Unternehmens. Mitunter erhielten Kunden Kreditkarten, die sie nicht bestellt hatten. Die Advanzia Bank verweist darauf, dass es sich hierbei um Identitätsdiebstahl handelt.[26]

Bearbeiten

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Eintrag im BIC Directory beim SWIFT
  2. Impressum. Advanzia Bank, abgerufen am 12. April 2021.
  3. a b Annual Report 2020. Advanzia Bank, abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  4. Top 150 Credit Card Portfolios Worldwide. Nielson Report, November 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Februar 2023; abgerufen am 12. Juli 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/nilsonreport.com
  5. Informationen zur Advanzia Bank S.A. In: modern-banking. Abgerufen am 7. Oktober 2023.
  6. Advanzia mit vielen Fragezeichen. In: Wiesbadener Kurier. 17. August 2006.
  7. Horst Biallo, Marcus Preu: Konkurrenz aus dem Ausland. Hohe Renditen mit trügerischer Sicherheit. In: Welt am Sonntag. 20. August 2006, S. 45.
  8. Sarah Speicher-Utsch: Ausländische Institute blasen zum Angriff – Sparkassen nach wie vor Marktführer. In: Börsen-Zeitung. 26. Juni 2008, S. 5.
  9. Horst Biallo: Ein Riese und ein Zwerg auf Kundenfang. In: Bonner General-Anzeiger. 2. September 2006, S. 31.
  10. Steffen Preißler: Kreditkarten: Kostenlos oder gegen Gebühr – und wo die Tücken liegen. In: Hamburger Abendblatt. 16. Juni 2007, S. 20.
  11. Horst Biallo, Helga Riedel: Sparer freuen sich über steigende Zinsen. In: Frankfurter Neue Presse. 27. Juli 2006, S. 1.
  12. Helmut Wyrwich: Advanzia Bank schreibt bestes Jahr ihrer Geschichte. In: Luxemburger Tageblatt. 20. Juli 2010.
  13. Annabell Grupp: Die Fernabsatzfinanzdienstleistungsrichtlinie 2002/65/EG – Status quo und Reformbedarf. Peter Lang, Frankfurt am Main 2009, ISBN 978-3-631-59469-8, S. 162.
  14. Advanzia Buys Credit Card Portfolio Worth up to €35 Million From Catella. In: Luxembourg Times. 18. Dezember 2018, abgerufen am 12. Juli 2021 (englisch).
  15. Markus Weidner: Gebuhrenfrei.com: Advanzia startet bei Google Pay. In: teltarif. 23. April 2020, abgerufen am 12. Juli 2021.
  16. Claude Leguilloux: Advanzia Bank annonce son nouveau statut de membre principal de Visa pour l'émission de cartes de crédit. In: Boursier. 16. September 2019, abgerufen am 12. Juli 2021 (französisch).
  17. a b Advanzia Bank S.A. Registre de Commerce et des Sociétés, abgerufen am 12. April 2021 (französisch).
  18. Financial Report 2020. Advanzia Bank, abgerufen am 12. April 2021 (englisch).
  19. Financial Statements 2020. Kistefos Group, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2021; abgerufen am 12. April 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.kistefos.no
  20. Management. Advanzia Bank, abgerufen am 28. Januar 2024.
  21. Kreditkarten ohne Jahresgebühr: Achtung, Kostenfalle! Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 16. Juli 2021; abgerufen am 12. Juli 2021.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.verbraucherzentrale.nrw
  22. Horst Biallo: „Überziehen“ wird arg teuer. Die Advanzia-Mastercard im PNP-Finanzcheck. In: Passauer Neue Presse. 2. Februar 2008.
  23. Thomas Schickling: Zahlungsmittel: Was Karten kosten. In: Focus Money. 28. Februar 2007, S. 62–65.
  24. Niedrige Gebühren und Extras: Die besten Kreditkarten ohne Kontobindung. ntv, 10. März 2021, abgerufen am 12. Juli 2021.
  25. Karsten Seibel: Neue Kreditkarten-Art wird zur Kostenfalle. In: Welt am Sonntag. 27. April 2008, S. 58.
  26. Kostenfalle Kreditkarte: Ungefragt flattert ein goldenes Plastikkärtchen ins Haus. Westfälische Nachrichten, 28. Juni 2019, abgerufen am 12. April 2021.

Koordinaten: 49° 38′ 21,3″ N, 6° 16′ 12″ O