Afghanische Diaspora

Diaspora
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Zur afghanischen Diaspora gehören afghanische Staatsbürger und deren Nachkommen, die außerhalb Afghanistans leben. Ein Großteil der afghanischen Diaspora besteht aus Flüchtlingen, die seit 1979 vor der sowjetischen Invasion, der Taliban-Herrschaft und dem andauernden Bürgerkrieg in Afghanistan geflohen sind. In Afghanistans Nachbarstaaten leben auch viele afghanische Arbeitsmigranten. Von den Afghanen im Ausland leben die meisten im Iran, in Pakistan, in den Golfstaaten und in Deutschland.

Afghanen nach Staat

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Tabelle mit ausgewählten Staaten

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Staat Afghanen (meist geschätzt) Einwohner Anteil Afghanen
Iran  Iran 951.142 (2016, registriert)[1]

2,5 Millionen (2015, geschätzt)[2][1]

81,6 Mio 1,17 %

3,06 %

Pakistan  Pakistan 1.435.445 (Registrierte)[3]

bis ca. 3 Millionen (inklusive Unregistrierter)[4][5]

200,6 Mio 0,72 %

1,50 %

Deutschland  Deutschland 476.000 (2023, Migrationshintergrund)[6] 84,4 Mio 0,56 %
Vereinigte Arabische Emirate  Vereinigte Arabische Emirate 300.000 (geschätzt)[7] 9,2 Mio 3,26 %
Vereinigte Staaten  Vereinigte Staaten 156.434 (Zensus 2019)[8] 325,0 Mio 0,05 %
Russland  Russland 150.000[9] 147,3 Mio 0,10 %
Turkei  Türkei 120.500 (geschätzt)[10] 81,3 Mio 0,15 %
Kanada  Kanada 83.995 (2016)[11] 37,2 Mio 0,23 %
Vereinigtes Konigreich  Vereinigtes Königreich 79.000 (2019)[12] 66,4 Mio 0,12 %
Schweden  Schweden 49.592 (2020)[13] 9,8 Mio 0,51 %
Australien  Australien 46.800 (in Afghanistan geboren; 2016)[14] 24,3 Mio 0,19 %
Osterreich  Österreich 45.259 (2018)[15] 8,5 Mio 0,53 %
Niederlande  Niederlande 44.000 (2015)[16] 16,9 Mio 0,26 %
Ukraine  Ukraine 20.000 (2001)[17] 42,3 Mio 0,05 %
Danemark  Dänemark 18.379 (2017) 5,6 Mio 0,33 %
Indien  Indien 18.000 1.371 Mio 0,00 %
Indonesien  Indonesien 13.600 (2019)[18] 265,2 Mio 0,01 %
Israel  Israel 10.000 (meist Juden aus Afghanistan)[19] 8,1 Mio 0,12 %
Finnland  Finnland 9.667 5,5 Mio 0,18 %
Tadschikistan  Tadschikistan 6.500[20] (Dunkelziffer viel höher) 8,6 Mio 0,08 %
Katar  Katar 3.500 2,2 Mio 0,16 %
Neuseeland  Neuseeland 3.414[21] 4,5 Mio 0,08 %
Japan  Japan 3.125[22] 126,5 Mio 0,00 %
Malaysia  Malaysia 1.100+[23] 32,5 Mio 0,00 %
Usbekistan  Usbekistan 1.000+ (keine genauen Angaben,

meist afghanische Usbeken)

32,9 Mio 0,00 %
Rumänien  Rumänien 500 19,3 Mio 0,00 %
Ecuador  Ecuador 300-2.500[24] 16,3 Mio 0,00 %
Turkmenistan  Turkmenistan 18,997

Der Iran ist neben Pakistan das Land mit den meisten Afghanen. Offiziell leben im Iran etwa 1 Million Afghanen, die Dunkelziffer reicht bis 3 Millionen.[1] Die meisten Afghanen sind nach den seit 1979 anhaltenden Bürgerkriegen im Iran geflohen, dazu kommen Arbeitsmigranten. Unter den Migranten sind Hazara überrepräsentiert,[25] da diese wie die iranische Mehrheitsbevölkerung Persisch sprechen und schiitisch sind, während die Paschtunen meist nach Pakistan geflohen sind. Afghanen leben mit großen Einschränkungen im Iran. Menschenrechtler und die Afghanen selber beklagen Menschenrechtsverletzungen[26] wie Ausbeutung,[27] Kinderarbeit,[25][27] Menschenhandel,[28][29] Diskriminierung,[25][27] Gewalt,[30] Zwangsrekrutierung (auch von Kindern),[31][32][27][33] Hinrichtungen und gewaltsamen Zwangsabschiebungen. Dies belastet die Beziehungen der beiden Staaten.[34]

Im Iran leben aber auch hunderttausende Paschtunen und Hazara, die nicht aus Afghanistan stammen, sondern als ethnische Minderheit immer schon im Iran lebten.[35]

Pakistan

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In Pakistan leben offiziell etwa 1,44 Millionen Afghanen,[3] die Dunkelziffer könnte deutlich höher liegen. Die meisten Afghanen leben in Pakistan als Flüchtlinge in slumartigen Lagern. Sie sind meist Paschtunen und leben meist in der paschtunisch geprägten Provinz Khyber Pakhtunkhwa. Persischsprachige Völker machen nur einen geringen Anteil aus, da sie meist im Iran geflohen sind. Dennoch leben zwischen 100.000 und 1 Million Hazara in Pakistan, die massiver Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt sind.[36][37]

Ein Großteil der pakistanischen Paschtunen und Hazara sind ethnische Minderheit und nicht eingewandert.

Zentralasien

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In Zentralasien ist die Anzahl der Afghanen schlecht einschätzbar. In den benachbarten Staaten Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan leben einige afghanische Flüchtlinge. Usbekische Afghanen leben eher in Usbekistan, turkmenische Afghanen in Turkmenistan. In Turkmenistan sind entlang der afghanischen Grenze einige Flüchtlingssiedlungen.[38]

Golfstaaten

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In den Golfstaaten leben meist höher qualifizierte Afghanen als Arbeitsmigranten, aber auch Flüchtlinge. Am meisten Afghanen leben in den Vereinigten Arabischen Emiraten, etwa 300.000.[7]

Viele Afghanen leben heute in Europa. In Deutschland lebten 2019 etwa 300.000 Menschen mit afghanischem Migrationshintergrund,[6] von denen 263.400 Ausländer waren.[39] Ihr Anteil hat sich in den letzten 10 Jahren verfünffacht.[39] Sie haben meist einen Flüchtlingsstatus in Deutschland. Hamburg ist die Stadt mit den meisten Afghanen in Deutschland.

Hinter Deutschland folgen mit großem Abstand Großbritannien, Schweden, Österreich, die Niederlande und Frankreich. Auch in den Flüchtlingslagern an den europäischen Grenzen leben tausende Flüchtlinge aus Afghanistan.

In Relation zur Gesamtbevölkerung nehmen innerhalb von Europa Österreich und Schweden die Spitzenplätze ein – in diesen beiden Ländern kommt jeweils auf rund 200 Einwohner eine Person afghanischer Herkunft. Diese Werte werden weltweit lediglich von den Emiraten, dem Iran und Pakistan übertroffen.

In Dänemark kommt – ähnlich wie in Deutschland – eine Person afghanischer Herkunft auf rund 300 Einwohner, in den Niederlanden – ähnlich wie in Kanada – eine auf rund 400 Einwohner.

Einzelnachweise

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  1. a b c United Nations High Commissioner for Refugees: Iran Fact Sheet. Abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  2. جدیدترین آمار تعداد مهاجران افغانی در ایران. Abgerufen am 13. März 2021 (persisch).
  3. a b Country - Pakistan (Islamic Republic of). Abgerufen am 13. März 2021.
  4. Ali Furqan: Pakistan Refuses to Host Additional Afghan Refugees. VOA, 13. Juli 2021
  5. Sanaa Alimia: Afghan Refugees in Pakistan. Bundeszentrale für politische Bildung, 5. Juni 2019
  6. a b Bevölkerung in Privathaushalten nach Migrationshintergrund im weiteren Sinn nach ausgewählten Geburtsstaaten. Abgerufen am 30. September 2024.
  7. a b Afghans take hope from UAE’s achievements. Abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  8. PEOPLE REPORTING ANCESTRY. In: United States Census. 2019, abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  9. Moscow's 'Little Kabul'. In: RadioFreeEurope. Abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  10. UNHCR Turkey: Afghan Persons of Concern | Afghan Refugees and Asylum Seekers registered with UNHCR (January 2017) - Turkey. Abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  11. Statistics Canada Government of Canada: Census Program. 15. Januar 2001, abgerufen am 13. März 2021.
  12. Overseas-born population in the United Kingdom, excluding some residents in communal establishments, by sex, by country of birth, January 2019 to December 2019". Office for National Statistics. 21. Mai 2020, abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  13. Schweden: Anzahl der Ausländer in Schweden aufgeschlüsselt nach den 20 häufigsten Staatsangehörigkeiten im Jahr 2020. Abgerufen am 31. August 2021.
  14. 2016 QuickStats Country of Birth. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 24. August 2021; abgerufen am 13. März 2021 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/quickstats.censusdata.abs.gov.au
  15. Bevölkerung nach Staatsangehörigkeit und Geburtsland. Abgerufen am 13. März 2021.
  16. Jurgen Tiekstra: Dit is het Nederland van 44.000 Afghanen. 15. Mai 2015, abgerufen am 13. März 2021 (niederländisch).
  17. Афганська громада України. Abgerufen am 13. März 2021 (ukrainisch).
  18. A Taliban escapee, an English baby - and the dramatic story that followed. In: BBC News. 13. November 2019 (bbc.com [abgerufen am 13. März 2021]).
  19. The story of the Afghan Jews is one of remarkable tolerance | Nushin Arbabzadah. 28. Februar 2012, abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  20. Massoud Ansar: At Least 90 Afghans in Tajikistan Jails: Envoy. In: TOLO News. 5. März 2021, abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  21. Stats NZ archive website (Zensusdaten von Neuseeland). Abgerufen am 13. März 2021.
  22. 【在留外国人統計(旧登録外国人統計)統計表】 | 出入国在留管理庁. Abgerufen am 13. März 2021.
  23. Afghan refugees in Malaysia find hope in Theatre of the Oppressed. Abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  24. Los afganos latinoamericanos. Abgerufen am 13. März 2021.
  25. a b c Afghanische Flüchtlinge im Iran: Menschen zweiter Klasse - Qantara.de. Abgerufen am 13. März 2021.
  26. Afghanische Flüchtling im Iran: Zu Fuß über die Grenze. In: Iran Journal. 5. Mai 2015, abgerufen am 24. Februar 2021 (deutsch).
  27. a b c d Systematische rassistische Ausbeutung und Entrechtung von geflüchteten Afghanen im Iran und in Deutschland | agisra e.V. Köln. Abgerufen am 23. Februar 2021 (deutsch).
  28. Bureau of Public Affairs Department Of State. The Office of Electronic Information: Country Narratives -- Countries H through R. 10. Juni 2008, abgerufen am 13. März 2021 (englisch).
  29. آمریکا: قاچاق انسان در ایران- گفتگو با حسین باقرزاده. 29. Juni 2017, abgerufen am 13. März 2021 (persisch).
  30. Teseo La Marca: #AfghanLivesMatter. In: Telepolis. Heise, 9. Juni 2020, abgerufen am 23. Februar 2021.
  31. أميركا تتهم إيران بإجبار اللاجئين الأفغان على القتال في سوريا والعراق. Abgerufen am 23. Februar 2021 (arabisch).
  32. Iranisches Regime rekrutiert afghanische Kinder für Kriegseinsätze im Ausland. In: NCR Iran. 5. Oktober 2017, abgerufen am 23. Februar 2021 (amerikanisches Englisch).
  33. Deutsche Welle (www.dw.com): Als afghanischer Jugendlicher im syrischen Krieg | DW | 05.05.2018. Abgerufen am 23. Februar 2021 (deutsch).
  34. Süddeutsche Zeitung: Spannungen zwischen Afghanistan und Iran wegen ertrunkener Migranten. Abgerufen am 13. März 2021.
  35. Iran. Université Laval Québec, abgerufen am 13. März 2021.
  36. Deutsche Welle (www.dw.com): Terror gegen Hazara-Minderheit in Quetta | DW | 26.06.2012. Abgerufen am 13. März 2021 (deutsch).
  37. Pakistan: Wachsende Kluft zwischen Sunniten und Schiiten - Qantara.de. Abgerufen am 13. März 2021.
  38. Diercke Weltatlas - Kartenansicht - Afghanistan - Konfliktherd mit internationaler Militärpräsenz. In: Diecke Weltatlas. Westermann, abgerufen am 13. März 2021.
  39. a b Ausländer aus Afghanistan in Deutschland bis 2019. In: Statista. Abgerufen am 13. März 2021.