Agraffe (Ornament)
Agraffe (vom französisch agrafe) bezeichnet in der Architektur den ornamental besonders hervorgehobenen Schlussstein in einem Bogen.
Beschreibung und Verwendung
BearbeitenAgraffen als Bogen-Schlusssteine sind oft größer sowie auffälliger gestaltet als die übrigen Keilsteine und bilden im engeren Sinne eine Überleitung und gestalterisch ‚tragende‘ Verbindung des Bogens zum darüberlaufenden Fassadengesims.[1] Im weiteren Sinne wird der Begriff Agraffe in der Architektur für alle besonders verzierten Schlusssteine verwendet.
Die klassische Agraffe zeigt eine konsolartige Volute, es gibt jedoch auch Medaillons oder Reliefs mit figürlichem Schmuck. Gerne sind auch Familienwappen oder Jahreszahlen eingearbeitet worden. Agraffen waren in der Renaissance und Barockzeit sehr beliebt und zeigten dann plastisch herausgearbeitete Reliefs und Figuren. Auch im Interieur findet man Agraffen z. B. an Bilderrahmen, Spiegeln oder Kamineinfassungen.[2]
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Schlichte Agraffe am Torbogen der Waalse Kerk in Maastricht, 1732
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Reliefierte Agraffe an einem Torbogen in Rethymno
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Sandtstein-Agraffe an einem Mauerziegel-Torbogen (Virginia)
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Voluten-Agraffe an einem Rundbogenfenster, erbaut 1891 (Göttingen, Wendenstraße 8A)
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Drei stilisierte Voluten-Agraffen an Rundbogenfenstern, ohne aufliegendes Gesims (Göttingen, Hanssenstraße 6)
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Plastisch verzierte Agraffe am Torbogen eines Bankgebäudes in Madrid
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Agraffe mit Bildschmuck an einem Fensterbogen des Rathauses in Little Falls
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Prächtig ausgestaltete Agraffe an einem Fenster der neubarocken Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, 1893
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Plastisch verzierte Agraffe am Torbogen von Haus Rohlandseck in Bremen, 1914
Historische Beschreibungen
BearbeitenIn J. G. Krünitz’ Oeconomischer Encyclopädie von 1782 liest man: „Agrafe, Agraffe, heißt bey den Bildhauern ein Zierath an dem Schlusse eines Bogens, eines Fensterrahmens, einer Thüre, eines Spiegels, eines Bilderrahmens, u. d. gl.“[3]
Nach Otto Luegers Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften von 1904 handelt es sich um eine „sich in Hakenform um die Bogenglieder schlingende Schlußsteinverzierung der Spätrenaissance in Form eines Medaillons, Schildes u. s. w.“[4]
Weblinks
BearbeitenEinzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Hans Koepf, Günther Binding: Bildwörterbuch der Architektur. Mit englischem, französischem, italienischem und spanischem Fachglossar (= Kröners Taschenausgabe. Bd. 194). 4., überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2005, ISBN 3-520-19404-X (Digitalisat auf moodle.unifr.ch, abgerufen am 16. Februar 2024), S. 8.
- ↑ Sehen und erkennen – Was ist eine Agraffe? in: Monumente, Juni 2018, S. 41.
- ↑ Agrafe. In: Johann Georg Krünitz: Oekonomische Encyklopädie oder allgemeines System der Staats-, Stadt-, Haus- und Landwirthschaft. Bd. 1: Aa–Am. 2. Auflage. Pauli, Berlin 1782, S. 451 (auf Krünitz Online) ( des vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .
- ↑ Agraffe. In: Otto Lueger: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften. 2., vollständig neu bearbeitete Auflage. Bd. 1: A–Biegung. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart/Leipzig 1904, S. 105.