Airen (Autor)

deutscher Schriftsteller

Airen (* 1981 in der DDR[1]) ist ein unter Pseudonym schreibender deutscher Blogger, Schriftsteller und Journalist. Seine Texte erschienen u. a. in Form zweier Romane. Darüber hinaus ist er Autor zahlreicher Beiträge für die Feuilletons von Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung und Welt.

Airen (2016)

Airen verbrachte seine ersten acht Lebensjahre mit seinen Eltern in der DDR und besuchte dort zuletzt die POS in Mittweida. Sein Vater war promovierter Ingenieur und Hochschulassistent, seine Mutter als Buchhalterin tätig.[2] Im Sommer 1989 flüchtete die Familie über Ungarn in die BRD und ließ sich in Rosenheim nieder. Dort machte Airen im Jahr 2001 Abitur und leistete anschließend Zivildienst.[3]

Zum Studium der Internationalen Betriebswirtschaftslehre zog er zunächst nach Frankfurt (Oder) und später nach Berlin. Im Jahr 2006 erhielt er den Grad des Bachelors und arbeitete bei einer Unternehmensberatung in Berlin. Anderthalb Jahre war er bei deren Niederlassung in Mexiko-Stadt tätig, wo er auch seine spätere Ehefrau kennenlernte.[4] Nach der Geburt des gemeinsamen Kindes lebte die Familie um 2010 zunächst in Berlin[5], zog jedoch anschließend wieder nach Mexiko[6].

Das Pseudonym Airen entstammt dem Mandarin (chinesisch 爱人) und bedeutet dort Ehepartner (wörtlich: „Liebesmensch“).[7] Im Rahmen seiner literarischen Tätigkeit tritt Airen ausschließlich unter diesem Pseudonym in Erscheinung. Im bürgerlichen Leben soll er „einen für Kinder der 1980er-Jahre ganz typischen zweisilbigen Vornamen“ tragen.[8]

Nachdem er seit 2003 Blogs anderer Autoren gelesen hatte, begann er 2004 seinen eigenen Blog unter dem Pseudonym Airen.[1] Themen und Plattform wechselten zunächst, auch aus Sorge, von Bekannten oder Kollegen wiedererkannt zu werden.[4] Mit der Zeit verlagerte sich der Fokus auf Drogen und Techno. Im Zentrum stand dabei der 2004 eröffnete Szene-Club Berghain. 2008 brachte er seine Blogeinträge kurz vor dem Umzug nach Mexiko in Buchform.[4] Im August 2009 erschien der überarbeitete Text[9] unter dem Titel Strobo bei dem Berliner Kleinverlag SuKuLTuR in einer Erstauflage von 1000 Exemplaren.[10] Das Buch blieb zunächst weitgehend unbeachtet von der Literaturszene und der größeren Öffentlichkeit. Eine Vertonung des Kapitels LabOraTory: In der Hölle durch den Blogger Deef Pirmasens als Podcast gewann den internationalen Best-of-Blog-Award der Deutschen Welle. Deef Pirmasens veranstaltete des Weiteren eine multimediale Lesung unter dem Titel STROBO – Airens Technoprosa aus dem Berghain in München.[11] Im Herbst 2010 erschien Strobo als Hörbuch, ebenfalls gelesen von Deef Pirmasens.

Airens zweiter Band I Am Airen Man, der auf Notizen aus seiner Zeit in Mexiko basiert, ist Ende März 2010 im Blumenbar Verlag erschienen. Kritiker halten das Buch für das literarisch stärkere.[8][12][13][14] Von Februar 2011 bis Mai 2012 führte Airen von Mexiko aus für den Musikexpress das Blog Attacke Azteka.

Mittlerweile schreibt Airen regelmäßig für Feuilleton und Reiseteil von Frankfurter Allgemeine Zeitung, Welt am Sonntag und des Spiegels, u. a. über seine Wahlheimat[15][16], Literatur[17][18], Zeitgeschichte[19] und Themen der Popkultur[20].

Hegemann-Plagiatsaffäre

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Deef Pirmasens wies am 5. Februar 2010[21] nach, dass die bis dahin von vielen Rezensenten gelobte 17-jährige Autorin Helene Hegemann in ihrem Debütroman Axolotl Roadkill Passagen aus Strobo ohne Quellenangabe übernommen hatte.[22] Hegemann selbst räumte dies umgehend ein und entschuldigte sich, verteidigte jedoch ihre literarische Vorgehensweise.[23] Hegemanns Verlag Ullstein bemühte sich eilig um eine nachträgliche Abdruckgenehmigung. Da Airen und sein Verlag Hegemanns Roman grundsätzlich schätzten und ihrer jungen Karriere nicht im Wege stehen wollten,[24] einigte man sich nach kurzen Verhandlungen ohne juristische Schritte auf eine Geldzahlung und Quellenangabe in zukünftigen Auflagen (in der damals aktuellen 2. Auflage von Axolotl Roadkill war Airen kurz vor Bekanntwerden der Plagiatsvorwürfe bereits zumindest in die Danksagungen aufgenommen worden). Außerdem kündigte der Ullstein Verlag an, Strobo selbst als Taschenbuch herauszubringen.[25] Der Band erschien im Oktober 2010.

Veröffentlichungen (Auswahl)

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Einzelnachweise

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  1. a b Airen: Strobo. Berlin: SuKuLTuR 2009, S. 2.
  2. Airen: Suche nach dem Loch im Zaun. Spiegel.de, 25. September 2019, abgerufen am 11. Juli 2021.
  3. Airen: Zeltlager mit Stasiterror inklusive. Spiegel.de, 3. Oktober 2019, abgerufen am 11. Juli 2021.
  4. a b c Tobias Rüther (Interview): Das habe ich erlebt, nicht Helene Hegemann. Faz.net, 12. Februar 2010, abgerufen am 11. Juli 2021.
  5. Tobias Rapp (Interview): „Ich dachte, Helene wäre so fertig wie ich“. Spiegel.de, 1. April 2010, abgerufen am 11. Juli 2021.
  6. Airen. Spiegel.de, abgerufen am 11. Juli 2021.
  7. Klaus Pokatzky (Interview): „Von Null auf Hundert“. Deutschlandfunk Kultur, 29. März 2010, abgerufen am 11. Juli 2021.
  8. a b Andreas Rosenfelder: So krass ist nur das ungelebte Leben. Welt am Sonntag, 28. März 2010.
  9. Franziska Felber im Gespräch mit Marc Degens: Strobo: Der Blog, das Buch, Airens erster Roman. Satt.org, 31. März 2010, abgerufen am 11. Juli 2021.
  10. Korrespondenz des Bloggers Steffen Dittmar mit dem Verlag. Cultureagency.wordpress.com, 20. Februar 2010, abgerufen am 11. Juli 2021.
  11. Video auf gefuehlskonserve.de (Memento vom 31. März 2010 im Internet Archive).
  12. Geburt eines Schriftstellers. Der Spiegel, Nr. 13/2010, 29. März 2010. Online: spiegel.de (Bezahlschranke).
  13. Andrea Hünniger: „Danke, Helene Hegemann“. Die Zeit, Nr. 16/2010, 15. April 2010.
  14. Out of Rosenheim. Süddeutsche Zeitung Nr. 87/2010, 16. April 2010.
  15. Airen: Mainau auf mexikanisch, so schön und so gefährlich. Welt.de, 24. Juni 2015.
  16. Airen: Denn sie fürchten den Tod nicht. Faz.net, 13. Juni 2021, abgerufen am 11. Juli 2021.
  17. Airen: Klagenfurt international. Faz.net, 31. März 2010.
  18. Airen: Dicht, Dichter, Bukowski. Spiegel.de, 16. August 2020, abgerufen am 11. Juli 2021.
  19. Airen: Die rastlosen Vorväter der Hippies. Spiegel.de, 6. Dezember 2018, abgerufen am 11. Juli 2021.
  20. Airen: „Manche haben dabei Sex“. Welt.de, 27. April 2021, abgerufen am 11. Juli 2021.
  21. Chronik der Ereignisse bei perlentaucher.de, 18. März 2010.
  22. Deef Pirmasens: Axolotl Roadkill: Alles nur geklaut? (Memento vom 7. April 2010 im Internet Archive). Gefuehlskonserve.de, 5. Februar 2010.
  23. „Axolotl Roadkill“: Helene Hegemann und Ullstein Verlegerin Dr. Siv Bublitz antworten auf Plagiatsvorwurf. Buchmarkt.de, 7. Februar 2010.
  24. Helene Hegemann und Airen – Interview mit „Strobo“-Verleger Frank Maleu. Spreeblick.de, 8. Februar 2010.
  25. Gerrit Bartels: Jugend klaut: Ullstein bringt „Strobo“ als Taschenbuch heraus. In: Tagesspiegel. 14. Februar 2010 (Online).