Akosmismus (von griech. a- (nicht) und kosmos (Welt)) (Lehre von der Weltlosigkeit) ist eine Lehre, die der Welt eine eigenständige Wirklichkeit abspricht.

Der Ausdruck wird in unterschiedlichen Bedeutungen verwendet, meist in dem Sinne, dass der Welt im Verhältnis zur göttlichen Wirklichkeit eine eigenständige Wirklichkeit abgesprochen wird. Dann wird der Akosmismus (Gott ohne Welt) als begrifflicher Gegensatz zum Atheismus (Welt ohne Gott) aufgefasst.[1]

In einer zweiten Bedeutung bezeichnet man einen reinen Spiritualismus, der die Realität zur Außenwelt ablehnt, als Akosmismus und meint damit vor allem Berkeley. Es wird angenommen, dass die indische Vedanta-Philosophie einen Akosmismus vertrat.[2] Einen Akosmismus sollen nach einigen Philosophiehistorikern auch die Eleaten vertreten haben.[3]

Philosophiegeschichtlich prominent ist die Qualifizierung der Philosophie Spinozas durch Hegel als Akosmismus: in der Interpretation von Hegel hat nach der Lehre Spinozas nur die eine, unendliche und unteilbare Substanz (Gott) Wirklichkeit.[4]

Fichte wehrte sich im Atheismusstreit gegen den Vorwurf des Atheismus damit, dass er keinen Atheismus, sondern einen Akosmismus vertrete.[5] Seine Philosophie leugne „die Realität des Zeitlichen und Vergänglichen ..., um die des Ewigen und Unvergänglichen in seine ganze Würde einzusetzen“.[6] Seine Philosophie sei kein Atheismus, allenfalls ein Akosmismus: „Nenne er mich etwa einen Akosmisten, nur nenne er mich nicht einen Atheisten: das, was ich leugne, liegt ganz woanders, als er denkt.“[7]

F. A. Staudenmaier qualifizierte in seiner Hegel-Kritik dessen „logischen Pantheismus“ als „Akosmismus“[8]. H. Krings spricht bei Hegel von einem „progressiven Akosmismus“, demgegenüber Spinoza einen „prinzipiellen Akosmismus“ vertreten habe[9].

A. Franz betrachtet das Problem des Akosmismus „nicht als erledigt“, wenn man mit Husserl und Heidegger dem Begriff „Welt“ in der Philosophie eine zentrale Bedeutung einräume[10].

Einzelnachweise

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  1. Lexikoneintrag zu Akosmismus in Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 232. zeno.org, abgerufen am 22. Juli 2011.
  2. Schischkoff, Philosophisches Wörterbuch, 22. Aufl. (1991): Akosmismus. - Ausführlich dazu die englische Seite von wikipedia.
  3. Akosmismus in: Wörterbuch der philosophischen Begriffe. Regenbogen/Meyer (Hrsg.). Hamburg 2005. '
  4. Akosmismus in: Philosophielexikon. Hrsg. Hügli/Lübcke. 5. Aufl. Reinbek b. Hamburg 2003.
  5. Akosmismus. In: Halder, Alois (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch. Freiburg, Br. u. a. 2008.
  6. Fichte, Appellation, 1799 zitiert nach Regenbogen/Meyer (Hrsg.): Wörterbuch der philosophischen Begriffe.Hamburg 2005: Akosmismus.
  7. Fichte, zitiert bei Albert Franz: Akosmismus. in: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. (LThK) - Freiburg i. Br.; Basel; Rom: Herder. - 3. Auflage. - Bd. 1. A - Barcelona., 1993, ISBN 3-451-22001-6, Sp. 293 (ohne Nachweis)
  8. Nach Albert Franz: Akosmismus. in: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. (LThK) - Freiburg i. Br.; Basel; Rom: Herder. - 3. Auflage. - Bd. 1. A - Barcelona., 1993, ISBN 3-451-22001-6, Sp. 293
  9. Hermann Krings: Akosmismus., in: Josef Höfer; Karl Rahner (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche (LThK). - Herder: Freiburg. Bd. 1. 2. Auflage 1957 (Sonderausgabe 1986), Sp. 245 (246): „Hegel suchte die ‚Konkretheit‘ Gottes wie der Welt durch die Aufhebung der Zweiheit v. Gott und Welt zu gewinnen. Die Einheit steht nicht wie bei Spinoza am Anfang, sondern am Ende des Systems. Das Ansichsein ist das aufzuhebende Moment in der Entwicklung des Geistes z. Absolutheit. Im Ggs. z. prinzipiellen A. Spinozas kann bei Hegel v. einem progressiven A. gesprochen werden.“
  10. Albert Franz: Akosmismus. in: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. (LThK) - Freiburg i. Br.; Basel; Rom: Herder. - 3. Auflage. - Bd. 1. A - Barcelona., 1993, ISBN 3-451-22001-6, Sp. 293 (294)

Literatur

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  • Albert Franz: Akosmismus. in: Walter Kasper (Hrsg.): Lexikon für Theologie und Kirche. (LThK) – Freiburg i. Br.; Basel; Rom: Herder. – 3. Auflage. – Bd. 1. A – Barcelona., 1993, ISBN 3-451-22001-6, Sp. 293–294. (Mit Literaturangaben.)
  • Daniel Elon: Die Philosophie Salomon Maimons zwischen Spinoza und Kant. Akosmismus und Intellektkonzeption. Hamburg: Meiner 2021 (= Paradeigmata, 42), ISBN 978-3-7873-3930-3.