Akris
Akris ist ein 1922 in St. Gallen von Alice Kriemler-Schoch gegründetes Schweizer Modehaus, das hochwertige Damenbekleidung und Accessoires anbietet. Erkennungszeichen der Marke sind aus dem «A» abgeleitete trapezförmige Gestaltungselemente, etwa bei den Schliessen von Taschen und Gürteln.
Akris AG
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
Gründung | 1922 |
Sitz | St. Gallen Schweiz |
Leitung | Albert Kriemler, Chefdesigner Peter Kriemler, CEO Marcel Krug, CCO[1] |
Mitarbeiterzahl | > 1000 (2017)[2] |
Umsatz | ca. 250–300 Mio. SFr (2011)[3] |
Branche | Bekleidung |
Website | www.akris.ch |
Stand: Mai 2023 |
Geschichte
BearbeitenIm Sommer 1922 liess Alice Kriemler-Schoch (1896–1972), von deren Initialen sich der Name des Unternehmens ableitet, die Einzelfirma A. Kriemer-Schoch ins Handelsregister eintragen.
Alice Schoch stammte aus einer Bauernfamilie aus Degersheim im Kanton St. Gallen. Ihre Grosseltern besassen in Degersheim eine Kleiderfertigung und Stickerei. Schoch erhielt ihre Ausbildung als Schürzennäherin in der Schürzen- und Blusenfabrik ihrer Tante Elise Küffer-Weber in Flawil, sowie in der Frauenarbeitsschule in St. Gallen. Da sich ihre Hoffnungen, das Unternehmen zu übernehmen, nicht erfüllten, verliess sie die Fabrik um 1920. 1921 heiratete sie Albert Kriemler (1884–1944) von Speicher, der nun als Vertreter nicht nur Schuhcreme, sondern auch Kriemler-Schochs Schürzen vertrieb. Die Nachfrage stieg, Kriemler-Schoch fertigte u. a. für Globus. 1946 eröffnete das Unternehmen eine Schürzennäherei in Kriessern. Die Gründerin erweiterte das Unternehmen zu einer Kleiderfabrik, ab den 1960er Jahren ging die Produktion von Arbeitsschürzen zurück.[5]
Ihre beiden Söhne Max (1922–2017)[2] und Ernst (* 1923) stiegen beide ins Unternehmen ein. Unter der Leitung von Max und dessen Frau Ute Kriemler-Winkhaus expandierte das Unternehmen endgültig in Richtung hochwertiger Kleider.[5] 1960 wurde die von Max erfundene Marke Akris ins Handelsregister eingetragen.[6]
1980 übernahm deren Sohn Albert Kriemler die kreative Leitung, sein jüngerer Bruder Peter (* 1962) Kriemler ist seit 1987 verantwortlich für die Geschäftsführung.[7]
2009 erwarb die Akris AG die hessische Taschenmanufaktur Comtesse, die sie jedoch 2014 wieder veräusserte.[8]
Unternehmen
BearbeitenAkris ist seit 1999 Mitglied der französischen Fédération de la haute couture et de la mode und präsentiert seit 2004 seine Prêt-à-porter-Kollektionen auf der Paris Fashion Week.[9][10]
Als privates Unternehmen veröffentlicht Akris keine konkreten Umsatz- und Ertragszahlen. 2011 soll der Umsatz zwischen 250 und 300 Millionen Franken gelegen haben.[3] Der Umsatz wurde in den 2010er Jahren zu je etwa 30 Prozent in Europa und Asien und zu 40 Prozent in den USA generiert.[11] 2005 wurde der Wert des Unternehmens auf 500 Millionen US-Dollar geschätzt.[12]
Das Unternehmen produziert die Doubleface-Stücke und die zehn Musterkollektionen in Mendrisio im Kanton Tessin, die übrigen Stücke, darunter die seit 1996 existierende Sportswear-Linie Akris Punto, in Rumänien.[13] Sie werden seit den 1980er und 1990er Jahren bei Bergdorf Goodman, Saks Fifth Avenue, Neiman Marcus und Nordstrom verkauft.[10][2] 1996 eröffneten die erste Akris-Boutiquen in Paris und Boston.[10]
Seit 2010 ist u. a. auch die Schweizer Designerin Claudia Caviezel für Akris tätig.
Verbreitung und Rezeption
BearbeitenAkris ist für seine Kleidungsstücke aus Doubleface-Gewebe sowie ungewöhnlichen Textilien wie St. Galler Stickerei und digitalen Fotoprints bekannt.[14][15] Das Unternehmen arbeitete für seine Kollektionen unter anderem mit Künstlern wie Thomas Ruff, Imi Knoebel, Geta Brătescu, Reinhard Voigt und Carmen Herrera zusammen.[2]
Produkte von Akris wurden u. a. von Jessica Chastain, Taraji P. Henson, Priyanka Chopra, Katie Holmes, Michelle Obama, Indra Nooyi, Yuja Wang, Jill Biden und Marissa Mayer getragen.[16][17]
Die für die Schweizer Wirtschaft zuständige Bundesrätin Doris Leuthard bezeichnete in ihrer Rede zum 90-jährigen Bestehen des Modehauses 2012 in Paris die Kollektionen von Albert Kriemler als «Botschafter weltweit für die Schweiz», sie stünden für «Kreativität und Innovation».[18]
Auszeichnungen
Bearbeiten- 2010: Star Award der Fashion Group International (FIG) an Albert Kriemler[19]
Ausstellungen
Bearbeiten- 2007: Akris – International beachtete Mode aus St. Gallen, Textilmuseum St. Gallen
- 2013: Taschen – Eine europäische Kulturgeschichte vom 16. bis 21. Jahrhundert, Bayerisches Nationalmuseum München, darin die Ai Bag aus Rosshaar[20]
- 2014/15: Women Fashion Power, Design Museum London, darin drei Akris-Kleider der Fürstin Charlène von Monaco[21][22]
- 2023: Akris. Mode. selbstverständlich, Museum für Gestaltung Zürich[23]
Literatur
Bearbeiten- Valerie Steele: Akris. Assouline, 2012, ISBN 978-1-61428-056-9.
- Jolanda Spirig: Die Schürzennäherinnen. Die Fabrikantin und die Kriessner «Mädchen» Chronos, Zürich 2012, ISBN 978-3-0340-1143-3.
- Christoph Doswald (Hrsg.): Akris. JRP Ringier, 2007, ISBN 978-3-905770-23-0.
Weblinks
Bearbeiten- Website der Akris AG
- Christina Hubbeling, Stiller Star aus St. Gallen, NZZ Zürich, 18. März 2012.
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ Elke Sieper: Akris bündelt Vertriebsbereiche unter Marcel Krug, textilwirtschaft.de, 27. Oktober 2016. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ a b c d Max Kriemler ist verstorben. In: St. Galler Tagblatt vom 28. November 2017.
- ↑ a b Alice Cavanagh: Swiss beat: Akris turns 100. In: Financial Times. 30. September 2022 (ft.com [abgerufen am 1. Mai 2023]).
- ↑ Andrej Abplanalp: Vorreiterin in Sachen Politik und Mode Im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums vom 2. Oktober 2017
- ↑ a b Johannes Rutz: Vor 100 Jahren hat Alice Schoch-Kriemler Akris gegründet. In: tagblatt.ch. 18. Januar 2022, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Adi Lippuner: Eine Bauerntochter mit eisernem Willen. In: Schweizer Bauer. 5. Juli 2013, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Valerie Steele: Akris. Assouline, 2012.
- ↑ Gebrüder Kriemler: Verkaufsabsichten. In: handelszeitung.ch. 10. Juni 2014, abgerufen am 1. Mai 2023 (Schweizer Hochdeutsch).
- ↑ AKRIS | FHCM. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ a b c Albert Kriemler Biography. In: informat.com. 5. April 2011, archiviert vom am 13. April 2011; abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Akris: Sponsoring von Politikern wäre zu heikel. Handelszeitung, ehemals im (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 26. Juni 2009. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
- ↑ Robin Givhan: Fashion Sense. washingtonpost.com, 31. Mai 2005, abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Christina Hubbeling: Stiller Star aus St. Gallen. In: nzz.ch. 18. März 2012, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Stellene Volandis: Cult Fashion House Akris. In: departures.com. 19. August 2010, abgerufen am 1. Mai 2023 (englisch).
- ↑ Défilé Akris Automne-hiver 2014-2015 Prêt-à-porter. In: madame.figaro.fr. 2. März 2014, abgerufen am 1. Mai 2023 (französisch).
- ↑ Akris News ( vom 7. April 2014 im Internet Archive). Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ VIP und Stars aus Politik, Film und Kunst die Akris tragen. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Wo die Fürstin glücklich ist. Schweizer Illustrierte, 8. Oktober 2012, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Renata Espinosa: Pierre Cardin, Nicolas Ghesquiere Receive Top Honors at FGI's 27th Annual Night of Stars ( vom 24. September 2015 im Internet Archive), fashionwiredaily.com. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Bolero Magazin. In: Tumblr. September 2013, abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Dan Howarth: Zaha Hadid „pretty much chose herself“ to design Women Fashion Power exhibition, dezeen magazine, 28. Oktober 2014. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Working Wardrobe: Akris x Design Museum Capsule Collection, Harper’s Bazaar UK, 16. März 2015. Abgerufen am 1. Mai 2023.
- ↑ Akris. Mode. selbstverständlich | Museum für Gestaltung Zürich. Abgerufen am 11. Mai 2023.