Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft

liberale Denkfabrik zur Förderung der Sozialen Marktwirtschaft

Die Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e. V. (ASM) ist ein 1953 gegründeter gemeinnütziger Verein mit Sitz in Tübingen. Aufgabe der ASM ist laut Eigendarstellung, die Soziale Marktwirtschaft zu fördern. Mit ihrer Arbeit wendet sich die Aktionsgemeinschaft an die Wissenschaft, aber auch an die interessierte Öffentlichkeit.[1]

Logo der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e.V.
Logo der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft e. V.

Die Aktionsgemeinschaft hat es sich laut eigenen Angaben zum Ziel gesetzt, zur Weiterbildung in Fragen wirtschafts- und gesellschaftspolitischer Zusammenhänge beizutragen. Ein besonderer Schwerpunkt der Arbeit sei die ökonomische Bildung. Die Aktionsgemeinschaft kooperiert mit anderen ordnungsökonomisch ausgerichteten Denkfabriken, so mit der Ludwig-Erhard-Stiftung, der Hanns Martin Schleyer-Stiftung, dem Walter Eucken Institut und mit NOUS – Netzwerk für Ordnungsökonomik und Sozialphilosophie.[2] Laut dem Sozialwissenschaftler Ralf Ptak wurde die Aktionsgemeinschaft unter der Leitung von Alexander Rüstow eine wichtige Institution für den Transfer ordoliberaler Ideen in den politischen Raum, um so eine breitere Öffentlichkeit auch über den rein wissenschaftlichen Bereich hinaus zu erreichen und zu beeinflussen.[3] Der Politikwissenschaftler Elmar Altvater sah darin ein Instrument zur Propagierung der Marktwirtschaft.[4] Allerdings zielte die Institution mit ihrem elitär-intellektuellen Habitus eher auf bürgerlich-akademisches Publikum, als dass sie eine Strategie wirksamer Massenbeeinflussung erreichte.[5] Die Sozialforscher Dieter Plehwe und Bernhard Walpen sehen die Aktionsgemeinschaft als Denkfabrik in direkter Beziehung zu der Mont Pèlerin Society.[6]

Geschichte

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Der Verein wurde am 23. Januar 1953 von dem Ökonomen Otto Lautenbach in Heidelberg gegründet.[7] Lautenbach war zuvor Leiter des Freiwirtschaftsbundes, kam jedoch nach dem Krieg zu der Überzeugung, dass nicht der Zins das Hauptproblem sei, wie dies vom Sozialreformer Silvio Gesell gesehen wurde, sondern dass eine immer stärker ausufernde Staatstätigkeit im Kollektivismus und einem totalen Staat enden müsse. Daher überwarf er sich mit den Freiwirtschaftlern und trat zusammen mit mehreren Anhängern aus dem Freiwirtschaftsbund aus.[8] Die Frankfurter Allgemeine Zeitung verglich die Funktion der ASM 1953 mit der eines Wachhundes, der dann anfangen soll laut zu bellen, wenn es „wirtschaftlich vielleicht einmal zu langsam vorwärts – oder in eine nicht ganz unbedenkliche Richtung“ geht.[9] Die ASM galt als „inoffizielles Sprachrohr“ der Wirtschaftspolitik der Bundesregierung und engagierte sich vor allem in Zeiten des Wahlkampfes für die Politik Ludwig Erhards.[10] Eine zentrale Plattform in diesen Jahren waren die Arbeitstagungen, an denen Denker und Praktiker der Sozialen Marktwirtschaft wie Ludwig Erhard, Wilhelm Röpke, Alfred Müller-Armack, Franz Böhm, Günter Schmölders und Karl Schiller teilnahmen.[11][12] Wolfgang Frickhöffer übernahm 1961 das Amt des Vorsitzenden der Aktionsgemeinschaft von Alexander Rüstow, der zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde. Joachim Starbatty wurde im November 1991 zum neuen Vorsitzenden gewählt. Die Geschäftsstelle wurde 1993 von Heidelberg nach Tübingen verlegt. Im November 2014 schied Joachim Starbatty aus dem Vorstand der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft aus, Nils Goldschmidt wurde sein Nachfolger. Auch vor dem Hintergrund des politischen Engagements von Starbatty für die AfD richtete sich die Aktionsgemeinschaft inhaltlich und personell neu aus. Starbatty gab 2018 die ihm durch den Verein verliehene Alexander-Rüstow-Plakette zurück und trat aus der Aktionsgemeinschaft aus. Er wollte damit seiner Abneigung gegen Angela Merkel Ausdruck verleihen, die in demselben Jahr die Auszeichnung erhalten hatte.[13] Neben der Alexander-Rüstow-Plakette vergibt die Aktionsgemeinschaft die Alfred-Müller-Armack Verdienstmedaille.

Organisation

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Vorsitzender des Vorstands ist Nils Goldschmidt. Weitere Mitglieder des Vorstands sind Claus Dierksmeier, Rolf Hasse, Karen Horn, Thomas Köster und Winfried Kreis. Die Geschäftsführerin ist Ute Friederich. Dem wissenschaftlichen Beirat gehören u. a. Lars Feld, Otmar Issing, Jan-Otmar Hesse, Stefan Kolev, Martin Nettesheim, Jürgen Stark und Christian Waldhoff an.[14]

Alexander-Rüstow-Plakette

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Der Verein verleiht seit 1964 die Alexander-Rüstow-Plakette an Persönlichkeiten, die sich um die Stärkung und Weiterentwicklung der sozialen Marktwirtschaft verdient gemacht haben. Zu den Preisträgern zählen:[15]

Alfred Müller-Armack Verdienstmedaille

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Seit 2016 verleiht die Aktionsgemeinschaft eine Verdienstmedaille in Erinnerung an Alfred Müller-Armack. Zu den Preisträgern zählen:[16]

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Einzelnachweise

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  1. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft – Wirtschaft für den Menschen. In: Homepage der ASM. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  2. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft – Wirtschaft für den Menschen. In: Homepage der ASM. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  3. Ralf Ptak: Vom Ordoliberalismus zur Sozialen Marktwirtschaft – Stationen des Neoliberalismus in Deutschland. Leske + Budrich, Opladen 2004, S. 260.
  4. Elmar Altvater: Globalisierter Neoliberalismus. In: Christoph Butterwegge et al.: Neoliberalismus. Analysen und Alternativen. VS-Verlag, Wiesbaden 2008, S. 50–68, hier: S. 51.
  5. Ralf Ptak: Vom Ordoliberalismus zur Sozialen Marktwirtschaft – Stationen des Neoliberalismus in Deutschland. Leske + Budrich, Opladen 2004, S. 280.
  6. Dieter Plehwe, Bernhard Walpen: „Buena Vista Neoliberal?“, in: Klaus-Gerd Giesen: Ideologien in der Weltpolitik, Wiesbaden: VS-Verlag, 2004, S. 49–88, hier: S. 83.
  7. Stephan Lindner: Neoliberale Think-Tanks in Deutschland. In: Werner Rügemer (Hrsg.): Die Berater. Ihr Wirken in Staat und Gesellschaft. Bielefeld 2004, ISBN 3-89942-259-7, S. 47–60.
  8. Stephan Lindner, Neoliberale Think-Tanks in Deutschland, in Werner Rügemer (Herausgeber), Die Berater: ihr Wirken in Staat und Gesellschaft, transcript Verlag, 2004, ISBN 3-89942-259-7, S. 53
  9. Hans Herbert Götz: Jetzt mit dem Pfunde wuchern. In: FAZ. Band 23.11.1953, S. 9.
  10. Vgl. Dieter Haselbach: Autoritärer Liberalismus und soziale Marktwirtschaft – Gesellschaft und Politik im Ordoliberalismus, Baden-Baden, Nomos, 1991, S. 213–214.
  11. Julian Dörr and Maximilian Kutzner: „Außerparlamentarischer Wachhund“? Die Entstehungsgeschichte der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft und deren Aktivitäten zur Vermittlung der Wirtschaftsordnung in Deutschland / "Extraparlamentary Watchdog"? The History of Origin of the Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft and its Activities to Mediate the Economic System in Germany. In: VSWG: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Band 104, Nr. 4, 2017, S. 487–524, JSTOR:26591290.
  12. ASM: Broschüre 65 Jahre Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft. In: Homepage der ASM. ASM, 2018, abgerufen am 1. Dezember 2023.
  13. Johannes Pennekamp: Früherer AfD-Politiker gibt Auszeichnung wegen Merkel zurück. In: FAZ.NET. 29. Juni 2018, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 21. Juli 2023]).
  14. Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft – Wirtschaft für den Menschen. In: Homepage der ASM. Abgerufen am 1. Dezember 2023.
  15. Preisträger der Alexander-Rüstow-Plakette, Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, abgerufen am 1. September 2021.
  16. Preisträger der Alfred Müller-Armack Verdienstmedaille, Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, abgerufen am 24. November 2023.