Die Ala I Thracum Victrix [civium Romanorum] (deutsch 1. Ala der Thraker die Siegreiche [der römischen Bürger]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome belegt.

Das Militärdiplom von 133 n. Chr. (CIL 16, 76)
Das Diplom von 149 n. Chr. (CIL 16, 97)

Namensbestandteile

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  • I: Die römische Zahl steht für die Ordnungszahl die erste (lateinisch prima). Daher wird der Name dieser Militäreinheit als Ala prima .. ausgesprochen.
  • Thracum: der Thraker. Die Soldaten der Ala wurden bei Aufstellung der Einheit aus dem Volk der Thraker auf dem Gebiet der römischen Provinz Thrakien rekrutiert.
  • victrix: die Siegreiche. Der Zusatz kommt bis auf eine Ausnahme in allen Militärdiplomen vor.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in den Militärdiplomen von 159 vor.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

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Die Ala war in den Provinzen Noricum und Pannonia superior (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 79 bis 163 n. Chr. aufgeführt.[2][3][4]

Die Einheit wurde vermutlich unter Claudius (41–54) aufgestellt.[A 2] Den Beinamen Victrix dürfte sie unter Claudius oder Vespasian (69–79) erworben haben, möglicherweise bei Aufständen in Germanien oder Nordgallien.[5] Der erste Nachweis der Einheit in Noricum beruht auf Diplomen, die auf 79 datiert sind. In den Diplomen wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Noricum) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 95 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Ala in die Provinz Pannonia superior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 126 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Pannonia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 133 bis 163 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Aus den Diplomen von 159 ist ersichtlich, dass 25 Jahre zuvor eine außergewöhnlich große Anzahl an Rekruten in die Ala aufgenommen wurde. Da im Zeitraum 132/134 aber keine Kampfhandlungen in Pannonien bekannt sind, wurde vermutlich eine Vexillation der Einheit in die Provinz Iudaea verlegt, um an der Niederschlagung des Bar-Kochba-Aufstands teilzunehmen.[6][A 3]

Standorte

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Standorte der Ala in Noricum waren möglicherweise:

Standorte der Ala in Pannonia waren möglicherweise:

Angehörige der Ala

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Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:

Kommandeure

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Sonstige

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  • Cotus, ein Soldat: ein Diplom von 79 (RMM 3) wurde für ihn ausgestellt.
  • Dese, ein Soldat: ein Diplom von 159 (RMD 5, 424) wurde für ihn ausgestellt.
  • Gusula,[5] ein Soldat: ein Diplom von 79 (ZPE-146-239) wurde für ihn ausgestellt.
  • Suris, ein Soldat: ein Diplom von 159 (RMD 5, 422) wurde für ihn ausgestellt.

Siehe auch

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Commons: Ala I Thracum Victrix – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

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  1. Laut Barbara Pferdehirt dürfte es sich bei dem Zusatz sag(ittaria) c(ivium) R(omanorum) in dem Diplom von 151 (RMM 32) um einen Fehler des Graveurs handeln, da in diesem Diplom noch weitere Fehler vorhanden sind. Auf dem Diplom war der Text mit Tinte vorgeschrieben und der Graveur dürfte statt eines vorgeschriebenen VICTR ein SACCR eingraviert haben. Das Diplom von 159 (AE 2004, 1905) ist das einzige von sechs Diplomen, in denen die Einheit für dieses Jahr aufgeführt ist, in dem sie den Zusatz sag(ittariorum) trägt.
  2. Der im Jahr 79 entlassene Soldat Gusula war mindestens 25 Jahre zuvor rekrutiert worden.
  3. Es wäre laut Werner Eck auch denkbar, dass Angehörige der Ala I Thracum victrix zu anderen Einheiten in Iudaea gesandt wurden, um dort entstandene Lücken möglichst schnell durch bereits ausgebildete Soldaten zu schließen. Das fehlende Personal in den eigenen Reihen wurde bei der Ala I Thracum victrix dann durch neue Rekruten ersetzt, die danach in Ruhe ausgebildet werden konnten.
  4. a b John Spaul ordnet Tiberius Claudius Aplo und Tiberius Claudius Vanamius der Ala I Thracum victrix zu. Die Lesung der Inschrift (CIL 3, 4244) bei der Epigraphik-Datenbank Clauss-Slaby ist Ala I H(ispanorum).
  5. Die Zuordnung des Soldaten zu der Einheit ist unsicher.

Einzelnachweise

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  1. Barbara Pferdehirt: Römische Militärdiplome und Entlassungsurkunden in der Sammlung des Römisch-Germanischen Zentralmuseums. (= Kataloge vor- und frühgeschichtlicher Altertümer 37), 2 Bände, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz 2004, ISBN 3-88467-086-7 Band 1, S. 94.
  2. John E. H. Spaul: Ala² The Auxiliary Cavalry Units of the Pre-Diocletianic Imperial Roman Army. Nectoreca Press, Andover 1994, ISBN 0-9525062-0-3, S. 226–227.
  3. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 162 Tabelle 6 (PDF S. 164).
  4. Militärdiplome der Jahre 79 (RMM 3, ZPE-146-239), 95 (AE 2009, 993), 126 (RMD 4, 236), 133 (CIL 16, 76, CIL 16, 77), 134 (RMD 4, 250), 138 (CIL 16, 84), 146 (CIL 16, 178), 148 (CIL 16, 96), 149 (CIL 16, 97), 151 (RMM 32), 154 (CIL 16, 104), 154/161 (RMD 3, 174), 155/156 (RMD 5, 416), 156/160 (RMM 42), 159 (AE 2004, 1904, AE 2004, 1905, RMD 5, 422, RMD 5, 423, RMD 5, 424, ZPE-181-194), 161 (RMD 3, 176, RMD 5, 430, RMD 5, 431) und 163 (RMD 1, 62).
  5. a b Peter Weiß: Zwei vollständige Konstitutionen für die Truppen in Noricum (8. Sept. 79) und Pannonia inferior (27. Sept. 154) In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik. Band 146 (2004), S. 239–254, hier S. 245–246.
  6. Werner Eck: Judäa – Syria Palästina Die Auseinandersetzung einer Provinz mit römischer Politik und Kultur, Mohr Siebeck, Tübingen 2014, ISBN 978-3-16-153026-5, S. 236–237.