Ala praetoria singularium

Römische Auxiliareinheit

Die Ala Flavia Praetoria Singularium (deutsch Ala die Flavische Praetoria der Gardesoldaten) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome und eine Inschrift[1] belegt. In den Militärdiplomen von 93 bis 100 und der Inschrift wird sie als Ala Praetoria bezeichnet, in den meisten anderen Diplomen als Ala Praetoria Singularium.

Namensbestandteile

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  • Flavia: die Flavische. Die Ehrenbezeichnung bezieht sich auf die flavischen Kaiser Vespasian, Titus oder Domitian. Der Zusatz kommt in zwei Militärdiplomen[2] vor.
  • Praetoria: Die Bezeichnung leitet sich vom Praetorium ab, dem Hauptquartier eines Feldherrn.[A 1]
  • Singularium: der Gardesoldaten.[A 1]

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Ala quingenaria. Die Sollstärke der Ala lag bei 480 Mann, bestehend aus 16 Turmae mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

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Die Ala war in den Provinzen Syria und Moesia superior stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 88 bis 153 n. Chr. aufgeführt.[3][4][5][6][7][A 2]

Möglicherweise war die Einheit bereits um 62/63 in Syria stationiert.[8] Der erste Nachweis in Syria beruht auf Diplomen, die auf 88 datiert sind. In den Diplomen wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Syria) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Ein weiteres Diplom, das auf 91 datiert ist, belegt die Einheit in derselben Provinz.

Zwischen 91 und 93 wurde die Ala nach Moesia superior verlegt, wo sie erstmals durch ein Diplom nachgewiesen ist, das auf 93 datiert ist. In dem Diplom wird die Ala als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Moesia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 94 bis 115 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz. Aufgrund eines Diploms[A 3] wird vermutet, dass die Ala an den Dakerkriegen Trajans teilgenommen hat.[6][9]

Auf dem Diplom von 115 wird die Ala unter den Einheiten aufgeführt, die für den Partherkrieg Trajans abkommandiert wurden (translatis in expeditione). Möglicherweise wurden diese Einheiten ausgewählt, weil sie sich bereits in den Dakerkriegen bewährt hatten.[10] Nach dem Partherkrieg verblieb die Ala in Syria,[5][6][11] wo sie durch weitere Diplome belegt ist, die auf 144 bis 153 datiert sind.

Eine Vexillation der Ala nahm am Partherkrieg des Lucius Verus (161–166) teil. Sie wird in einer Inschrift[1] als Teil der Einheiten aufgelistet, die unter der Leitung von Marcus Valerius Lollianus standen. In der Inschrift steht, dass Lollianus Kommandeur in Mesopotamia über Abteilungen ausgewählter Reiter der Alen […] und der Kohorten gewesen ist.[11][12]

Standorte

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Standorte der Ala sind nicht bekannt.

Angehörige der Ala

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Folgende Angehörige der Ala sind bekannt:[3][6]

Kommandeure

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  • Aulus Furius Saturninus: er wird auf drei Diplomen von 88 als Kommandeur genannt.
  • [] Sestius Panthera:[5][9] er wird auf dem Diplom von 115 als Kommandeur genannt.

Sonstige

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  • [?]: ein Diplom von 88 (RMD 5, 331) wurde für ihn ausgestellt.
  • Biertha,[13] ein Soldat: ein Diplom von 144 (ZPE-188-255) wurde für ihn ausgestellt.
  • Bithus, ein Soldat: ein Diplom von 88 (RMD 5, 330) wurde für ihn ausgestellt.
  • Gisusetes,[8] ein Soldat: ein Diplom von 88 (ZPE-143-229) wurde für ihn ausgestellt.
  • [L(ucius)] Iulius Claudianus,[5][9][A 4] ein Soldat: das Diplom von 115 wurde für ihn ausgestellt.

Siehe auch

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Literatur

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Anmerkungen

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  1. a b Laut John E. H. Spaul bildeten die Soldaten der Ala ursprünglich wohl die berittene Leibwache eines römischen Feldherren; Michael P. Speidel nimmt an, dass es sich bei dem Feldherrn um Germanicus gehandelt hat, da dieser Gaius Fabricius Tuscus, den Präfekten der Ala Praetoria auszeichnete.
  2. Das hier angegebene Szenario geht von zwei verschiedenen Einheiten aus: der Ala I Praetoria, die in den Provinzen Germania inferior, Pannonia und Pannonia inferior stationiert war und der Ala Flavia Praetoria Singularium, die in den Provinzen Syria und Moesia superior stationiert war. Laut Werner Eck und Andreas Pangerl (2005) entstanden die beiden Einheiten möglicherweise durch Teilung einer bereits bestehenden Ala Praetoria.
  3. In dem Diplom von 101/102 wird einigen Angehörigen der Ala, die sich vermutlich im ersten Dakerkrieg ausgezeichnet hatten, das römische Bürgerrecht noch vor dem Ende ihrer Dienstzeit verliehen.
  4. Laut Werner Eck, Andreas Pangerl (2005) war der Reiter Lucius Iulius Claudianus, dem Namen nach zu urteilen, wohl schon römischer Bürger. Er benötigte aber das Militärdiplom für die Erlangung des conubiums. Außerdem erhielten seine Kinder erst durch die Verleihung des Diploms die civitas Romana.

Einzelnachweise

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  1. a b Inschrift (CIL 3, 600)
  2. Militärdiplome mit Flavia (RMD 1, 4, ZPE-188-255).
  3. a b John E. H. Spaul, Ala², S. 137–139, 187–188.
  4. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 164, 172 Tabellen 8, 14 (PDF).
  5. a b c d Werner Eck, Andreas Pangerl: Traians Heer im Partherkrieg. Zu einem neuen Diplom aus dem Jahr 115. In: Chiron, Band 35 (2005), S. 49–66, hier S. 56–58, 63–64 (Online).
  6. a b c d Florian Matei-Popescu, Ovidiu Țentea, Auxilia, S. 27–28, 128–131.
  7. Militärdiplome der Jahre 88 (RMD 1, 3, RMD 5, 329, RMD 5, 330, RMD 5, 331), 91 (RMD 1, 4), 93 (CIL 16, 39), 94 (RMD 5, 335), 96 (RMD 1, 6), 100 (Chiron-2008-326, CIL 16, 46, ZPE-192-218), 101/102 (Chiron-2008-348), 102/114 (Chiron-2008-354), 103/105 (ZPE-194-223), 103/107 (CIL 16, 54), 109 (ZPE-194-226), 115 (Chiron-2008-363, ZPE-194-229), 144 (ZPE-188-255, ZPE-193-253) und 153 (Chiron-2006-267).
  8. a b Werner Eck: Eine weitere Kopie der domitianischen Bürgerrechtskonstitution für die Truppen Syriens vom 7. Nov. 88 In: Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik (ZPE), Band 143 (2003), S. 229–233, hier S. 232–233 (Online).
  9. a b c Werner Eck, Andreas Pangerl: Moesia und seine Truppen. Neue Diplome für Moesia und Moesia superior In: Chiron, Band 38 (2008), S. 317–387, hier S. 326, 345–346, 348, 361 (Online).
  10. Florian Matei-Popescu, Ovidiu Țentea: Participation of the Auxiliary Troops from Moesia Superior in Trajan's Dacian Wars In: Revue d'Archeologie et d'Histoire Ancienne Bucarest, 2006, S. 127–140, hier S. 135 (Online).
  11. a b Peter Weiß: Die Auxilien des syrischen Heeres von Domitian bis Antoninus Pius. Eine Zwischenbilanz nach den neuen Militärdiplomen In: Chiron, Band 36 (2006), S. 249–298, hier S. 273–274, 280.
  12. Rudolf Haensch, Peter Weiß: Ein schwieriger Weg. Die Straßenbauinschrift des M. Valerius Lollianus aus Byllis. In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts. Römische Abteilung. Band 118, 2012, S. 435–454, hier S. 441–442 und S. 448–449 (Online).
  13. Werner Eck, Andreas Pangerl: Eine Konstitution des Antoninus Pius für die Auxilien in Syrien aus dem Jahr 144 In: ZPE, Band 188 (2014), S. 255–260, hier S. 259 (Online).