Alfred Kittner

deutschsprachiger Schriftsteller

Alfred Kittner (geboren 24. November 1906 in Czernowitz, Österreich-Ungarn; gestorben 14. August 1991 in Düsseldorf) war ein deutscher Schriftsteller.

Kittner flüchtete 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges vor der russischen Front von Czernowitz nach Wien und kehrte 1918 zurück. Seine Heimat wurde 1918 Teil des Königreichs Rumänien und er leistete zwei Jahre lang Militärdienst in der rumänischen Armee. Zum Germanistikstudium ging er nach Breslau, brach dieses jedoch 1931 ab und kehrte nach Czernowitz zurück. Von 1932 bis 1935 arbeitete er als Redakteur für die Zeitung Der Tag. 1940 wurde die Bukowina an die Sowjetunion abgetreten, 1941 durch rumänische und deutsche Truppen erobert. Er wurde ghettoisiert und 1942 in das rumänische Besatzungsgebiet Transnistrien deportiert. Seine Zwangsarbeit in einem Steinbruch und Aufenthalt in Lagern endete 1944 mit der Befreiung durch die Rote Armee, wonach er wieder nach Czernowitz zurückkehren konnte, das nun wieder sowjetisch wurde. 1945 zog er nach Bukarest um.

1958 wurde Kittner als Mitarbeiter des rumänischen Geheimdiensts Securitate angeworben, für den er Einzelheiten über die Schriftsteller Alfred Margul-Sperber (1898–1967) und Oscar Walter Cisek (1897–1966), später auch über Paul Schuster, Dieter Schlesak[A 1] und Petre Stoica (1931–2009) in Erfahrung bringen sollte. Damals unterzeichnete Kittner eine Verpflichtungserklärung und erhielt den Decknamen Ludwig Leopold[1] (später auch Lalu, Karol oder Andrei Karol).

Kittner versuchte in den folgenden Jahren vergeblich sich aus der Abhängigkeit der Securitate zu lösen. 1977 verzichtete sie zeitweilig auf seine Mitarbeit, ohne ihm dies jedoch mitzuteilen. Im gleichen Jahr wurde er von dem Oberst der Securitate Gheorghe Preoteasa als Mitarbeiter reaktiviert. 1979 drohte Kittner in einem Brief sich das Leben zu nehmen, falls der Geheimdienst nicht von ihm ablassen würde. In einem internen Bericht der Securitate vom 31. Januar 1979 wurde festgehalten, dass man auf seine Mitarbeit verzichtet habe.[2]

Nach dem Tod seiner Frau 1980 übersiedelte Kittner in die Bundesrepublik Deutschland. Er ließ sich in Düsseldorf nieder und starb auch dort.

Veröffentlichungen

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  • Der Wolkenreiter: Gedichte 1928–1938, Cernǎuti, Literaria, 1938.
  • Hungermarsch und Stacheldraht: Verse von Trotz und Zuversicht, Bukarest, ESPLA, 1956.
  • Flaschenpost: Ausgewählte Gedichte, Bukarest, Kriterion, 1970.
  • Gedichte, Bukarest, Albatros, 1973.
  • Schattenschrift: Gedichte 1925–1987, Aachen, Rimbaud, 1988. ISBN 3-89086-966-1
  • Erinnerungen 1906–1991, Aachen, Rimbaud, 1996. ISBN 3-89086-873-8
  • Der Wolkenreiter: Gedichte 1925–1945, Aachen, Rimbaud, 2004. ISBN 3-89086-699-9
  • Wahrheitsspiel: Gedichte 1945–1991, Aachen, Rimbaud, 2005. ISBN 3-89086-819-3
  • Helmut Braun (Hrsg.): „My dear Roisele!“ Itzig MangerElieser Steinbarg. Jiddische Dichter der Bukowina. Illustrationen Arthur Kolnik. Schriftenreihe der Rose Ausländer-Gesellschaft, Band 6, Üxheim, 1996. ISBN 978-3-86575-255-0[3]
Briefe

Literatur

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  • Beatrice Greif: Alfred Kittner. Leben und Werk. Hartung-Gorre, 2022, ISBN 978-3-866-28772-3.
  • Edith Silbermann: Kittner, Alfred. In: Andreas B. Kilcher (Hrsg.): Metzler Lexikon der deutsch-jüdischen Literatur. Jüdische Autorinnen und Autoren deutscher Sprache von der Aufklärung bis zur Gegenwart. 2., aktualisierte und erweiterte Auflage. Metzler, Stuttgart/Weimar 2012, ISBN 978-3-476-02457-2, S. 279–281.
  • Claus Stephani: Nimm hin mein Lied. Zur Dokumentarschau deutsch-jüdischer Dichter aus der Bukowina. In: David. Jüdische Kulturzeitschrift (Wien), 23/88, Apr. 2011, S. 28–31.
  • Horst Fassel: Stephani, Claus, „Grüne Mutter Bukowina (…)“. In: Estudios Filológicos Alemanes. Revista del Grupo de Investigación Filología Alemana. Vol. 21, Sevilla, 2010, p. 390–391.
  • Claus Stephani: Kaffeestunde bei Alfred Kittner. Nach einer Begegnung mit Immanuel Weißglas. In: A. Corbea-Hoișie, G. Marcu, J. Jordan (Hrsg.): Immanuel Weißglas (1920–1979). Studien zum Leben und Werk. Editura Universităţii „Alexandru Ioan Cuza“ Iaşi, Hartung-Gorre Verlag, Konstanz: 2010, S. 179–182. ISBN 978-3-86628-326-8
  • Claus Stephani: „Grüne Mutter Bukowina“. Deutsch-jüdische Schriftsteller der Bukowina. Eine Dokumentation in Handschriften, Büchern und Bildern. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom 22. April zum 25. Juni 2010. Haus des Deutschen Ostens: München, 2010. 48 S., 9 Abb. ISBN 978-3-927977-27-3
  • Walter Engel: „Behaust nur im Wort.“ Der Bukowiner Dichter Alfred Kittner 1906–1991: in: Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und des Widerstands. 17. Jg., #3; Theodor Kramer Gesellschaft Wien, November 2000; S. 40–44 ISSN 1606-4321
  • Helga Abret: Begegnungen mit Alfred Kittner. In: Südostdeutsche Vierteljahresblätter, Folge l/1987, S. 18–26.
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Einzelnachweise

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  1. Ernest Wichner: Dichtung und Verrat. Das Gleiche ist nicht Dasselbe. In: Der Tagesspiegel, 7. März 2011
  2. William Totok: Drama scriitorului Alfred Kittner. In: Deutsche Welle, 16. Dezember 2010, in rumänischer Sprache
  3. Ausstellungskatalog. Der Titel stammt aus einem Brief Kolniks an Ausländer. Weitere Autoren Kittner, Rose Ausländer, Alfred Margul-Sperber, Edith Silbermann, Helios Hecht und andere. Weitere ISBNs: ISBN 3-932670-05-1, ISBN 3-931826-07-4

Anmerkungen

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  1. Ende 2010 entdeckte der Schriftsteller Dieter Schlesak beim Studium seiner Akte beim Nationalen Rat für das Studium der Archive der Securitate mehrere von Kittner und Oskar Pastior unterzeichnete Berichte. (Quelle: Dieter Schlesak: Die Schule der Schizophrenie., In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 16. November 2010, S. 33)