Algentoxine

organische Verbindungen, heterogene Klasse von Stoffwechselprodukten verschiedener Algen

Algentoxine sind eine von den chemischen Strukturen wie von ihren Wirkungen her unterschiedliche Klasse giftiger Stoffwechselprodukte verschiedener Algen.

Geschichte

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Algenblüte im Atlantischen Ozean vor der Bretagne im Atlantischen Ozean

Das Wissen um einen Zusammenhang von Wasserblüten als Ausdruck einer Massenvermehrung von Algen und dem Massensterben von Tieren ist altbekannt. So finden sich beispielsweise in der Bibel Berichte über derartige Zusammenhänge (die erste der Zehn Plagen, Exodus 7,20-21). Die ersten regelmäßigen schriftlichen Zeugnisse über Wasserblüten in Verbindung mit Lebensmittelvergiftungen finden sich in den Logbüchern der Schifffahrt des 19. Jahrhunderts.

Vorkommen und Bedeutung

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Algen stehen als Phytoplankton am Beginn (mariner) Nahrungsketten. Von diesen zahlreichen, verschiedenen Algenarten produziert nur ein verschwindend geringer Teil, etwa 50 Arten, Giftstoffe. Unter „normalen“ Bedingungen sind diese giftigen Algen und folglich auch ihre Toxine in vernachlässigbarer Konzentration im Meereswasser vorhanden. Jedoch reichern sich die Algentoxine in den marinen Nahrungsketten an: Über Speisefische, Schalentiere oder Muscheln gelangen diese Gifte u. U. in wirksamen Dosierungen an das Ende der Nahrungskette, wo sie schwere Lebensmittelvergiftungen verursachen können. Neben hohen Anforderungen an die Lebensmittelüberwachung - die Analytik der Algentoxine ist kein einfaches Unterfangen - sind hiermit auch handfeste ökonomische Interessen verknüpft.

Die Massenvermehrung giftiger Algen, die sogenannte toxische Algenblüte (harmful algal bloom HAB),[1] kann zu Massensterben von Fischen führen. Ortsfeste Aquakulturen sind durch solche Algenblüten ebenso gefährdet – ein weiterer, wichtiger ökonomischer Aspekt. Der Verzehr derart verendeter Fische durch Vögel und Meeressäuger kann wiederum deren Tod herbeiführen.

Algentoxine haben für viele Meeresbewohner jedoch auch positive Auswirkungen. So dient beispielsweise die Anreicherung solcher Gifte in verschiedenen Geweben oder den gesamten Organismus als passiver, effektiver Schutz vor Fressfeinden.

Einteilung

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Algentoxine lassen sich einerseits nach den Symptomen der durch sie verursachten Vergiftung einteilen,[2] andererseits durch ihre chemische Struktur. Die nachstehende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die wichtigsten Algentoxin-Vergiftungen und die verantwortlichen Wirkstoffe.

Strukturformeln einiger Algentoxine
 
Ciguatoxin CTX1B
 
Brevetoxin A
 
Palytoxin
Vergiftung Symptome Toxine produzierende Algen
amnesic shellfish poisoning ASP Pseudo-nitzschia,
(Bacillariophyceae)

ciguatera fish poisoning CFP
(Ciguatera)

  • Parästhesien,
  • Muskelschmerzen,
  • Taubheit in den Extremitäten,
  • Störungen des Heiß-/Kaltempfindens
Gambierdiscus toxicus,
(Dinophyceae)

diarrhetic shellfish poisoning DSP

Dinophysis, Prorocentrum,
(Dinophyceae)

neurologic shellfish poisoning NSP

  • Parästhesien,
  • Erbrechen,
  • Durchfall
Karenia (Dinophyceae)
Chatonella (Raphidophyceae)

paralytic shellfish poisoning PSP

  • Parästhesien,
  • Taubheit in den Extremitäten,
  • Lähmungen
Anabaena , Lyngbya, Oscillatoria,…
(Cyanobacteria)

Palytoxinvergiftung

Ostreopsis
(Dinophyceae)

Prymnesinvergiftung

Prymnesium parvum
(Haptophyta)
  1. G. F. Hallegraeff: Harmful algal blooms: a global overview. In: G. M. Hallegraeff, D. M.Anderson, A. D. Cembella (Hrsg.): Manual on harmful marine microalgae. UNESCO Publ., Paris 2003, ISBN 92-3-103871-0.
  2. C. Bürk, E. Usleber, E. Märtlbauer: Vergiftungen durch Toxine mariner Algen – eine Übersicht. In: Arch. Lebensmittelhyg. 49, 1, (1998).